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+ | Wer sich nur unter die Freimaurer aufnehmen lässt um das Geheimnis der Loge zu ergründen, der hat sehr zu befürchten, dass er unter der Kelle alt werden wird, ohne jemals in das Geheimnis dieser Bruderschaft einzudringen. Das Geheimnis der Freimaurerei ist durch seine eigene Natur unverletzlich. Wer das Geheimnis der Freimaurerei errät - denn man erfährt est nur, wenn man es selbst errät, der gelangt zu dieser Kenntnis nur durch häufigen Besuch der Logen, durch beobachten, überlegen und Schlüsse ziehen. | ||
+ | Hat er das Geheimnis erraten, so hütet er es streng und vertraut es selbst seinem besten Freund in der Freimaurerei nicht an, denn er weiß, dass es keinen Zweck haben würde, es ihm ins Ohr zu flüstern, | ||
+ | weil jener doch nicht das Talent haben würde Vorteil daraus zu ziehen, wenn er es von einem anderen zugeflüstert bekäme. Er schweigt und das Geheimnis bleibt stets Geheimnis. | ||
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+ | Alles, was in der Loge geschieht, muss geheim sein. Diejenigen aber, die mit einer unehrenhaften Indiskretion sich kein Gewissen daraus gemacht haben, die Vorgänge in den Logen zu enthüllen - die haben das Wesentlichste nicht enthüllt. Sie kannten es nicht. Denn wenn sie es gekannt hätten, so würden sie sicherlich das Zeremoniell nicht verraten haben.“ | ||
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+ | Giacomo Casanova „Geschichte meines Lebens“ 3. Band S. 128 | ||
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Version vom 18. September 2012, 13:48 Uhr
Casanova, Jakob
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
* 1725 in Venedig, † 1789 in Dux in Böhmen, selbstgeadelt als Chevalier de Seingalt, der große Lebens- und Liebeskünstler des 18. Jahrhunderts, war Freimaurer.
Er erwähnt in seinen Memoiren seine Aufnahme in eine Loge in Lyon. Kulturhistorisch wichtig ist, daß ihn der Rat der Zehn in Venedig im Jahre 1755 "wegen freimaurerischer Umtriebe und Gotteslästerung" verhaften ließ. Bei der Hausdurchsuchung, die bei ihm und einigen Freunden vorgenommen wurde, ließ der Rat in erster Linie auf freimaurerische Beweisstücken fahnden. Casanova entfloh nach fünfzehnmonatiger Haft aus den Bleikammern - wie aus den Akten der Inquisition in Venedig hervorgeht, nicht so sehr in der von ihm wiederholt erzählten abenteuerlichen Weise, sondern mit Hilfe des bestochenen Gefängniswärters, womit er seinen internationalen Ruf als Abenteurer begründete. Weitere Beziehungen zur Freimaurerei lassen sich nicht nachweisen.
„Geschichte meines Lebens“
„…Er muss allerdings in der Wahl der Loge sehr sorgfältig sein, denn obgleich in der Loge schlechte Gesellschaft keinen Einfluss ausüben kann, so kann sie doch dort anzutreffen sein, und der Kandidat muss sich vor gefährlichen Verbindungen hüten.
Wer sich nur unter die Freimaurer aufnehmen lässt um das Geheimnis der Loge zu ergründen, der hat sehr zu befürchten, dass er unter der Kelle alt werden wird, ohne jemals in das Geheimnis dieser Bruderschaft einzudringen. Das Geheimnis der Freimaurerei ist durch seine eigene Natur unverletzlich. Wer das Geheimnis der Freimaurerei errät - denn man erfährt est nur, wenn man es selbst errät, der gelangt zu dieser Kenntnis nur durch häufigen Besuch der Logen, durch beobachten, überlegen und Schlüsse ziehen. Hat er das Geheimnis erraten, so hütet er es streng und vertraut es selbst seinem besten Freund in der Freimaurerei nicht an, denn er weiß, dass es keinen Zweck haben würde, es ihm ins Ohr zu flüstern, weil jener doch nicht das Talent haben würde Vorteil daraus zu ziehen, wenn er es von einem anderen zugeflüstert bekäme. Er schweigt und das Geheimnis bleibt stets Geheimnis.
Alles, was in der Loge geschieht, muss geheim sein. Diejenigen aber, die mit einer unehrenhaften Indiskretion sich kein Gewissen daraus gemacht haben, die Vorgänge in den Logen zu enthüllen - die haben das Wesentlichste nicht enthüllt. Sie kannten es nicht. Denn wenn sie es gekannt hätten, so würden sie sicherlich das Zeremoniell nicht verraten haben.“
Giacomo Casanova „Geschichte meines Lebens“ 3. Band S. 128