Loge zur Erkenntnis: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Als eine der zwei in Harburg ansässigen Logen setzt die Bauhütte „Zur Erkenntnis“ im dritten Logenhaus unserer Stadt wertvolle Akzente und ist zudem ein geachteter Leuchtturm unseres Bundes insgesamt. | ||
+ | Der kenntnisreiche, historische Rückblick über die Geschichte der guten Bauhütte | ||
+ | „Zur Erkenntnis“ gebührt Euch Erkenntnis-Brüdern und damit dieser Festschrift. | ||
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+ | Im Hintergrund Eurer besonderen Geschichte verbindet Ihr Traditionsbewusstsein mit Eurer Arbeit in der Gegenwart und in Eurer Lokalität. Vielfachen Dank gebührt Euch dafür, zumal Ihr zusätzlich auch die wunderbaren Facetten freimaurerischen Liedgutes in unser aller Interesse seit Jahren pflegt. Damit steht Ihr in der bewundernswerten Tradition engagierter Brüder, die sich ebenfalls enorm verdient gemacht haben. | ||
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+ | Herausragend und damit würdigungswert sind auch die von Euch ins Leben gerufenen rituellen, freimaurerischen Arbeiten. So zieht es seit dem Jahre 2000 Freimaurer von nah und fern regelmäßig im Sommer an, wenn in die attraktive Kunststätte BOSSARD und den dortigen Klostergarten bzw. Kunsttempel eingeladen wird. | ||
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+ | Nicht unerwähnt bleiben darf anlässlich des großen Festes auch, dass Ihr Euch dabei rituelle Eigenständigkeit bewahren wolltet und konntet. So seid Ihr die einzige Loge in Deutschland, die nach dem Ritual der ehemaligen „Symbolischen Großloge von Deutschland“ arbeitet. | ||
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+ | Die Tage des 100. Stiftungsfestes vom 1. bis 4. Mai 2014 mögen die gerechtfertigte Freude über ein ganzes Jahrhundert Logenarbeit in Harburg sein und zugleich anregende Ermutigung für die kommenden Jahrzente; und dies ganz im Sinne des erweiterten Satzes des US-amerikanischen Nationalsportlers Dan Quisenberry: | ||
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===Vorwort zur Geschichte der Loge „Zur Erkenntnis“=== | ===Vorwort zur Geschichte der Loge „Zur Erkenntnis“=== | ||
Version vom 25. Oktober 2014, 17:58 Uhr
100 Jahre
"Zur Erkenntnis"
Im Orient
Hamburg - Harburg
Eißendorfer Straße 27
Inhaltsverzeichnis
- 1 Geleitworte des Meisters vom Stuhl der Loge „Zur Erkenntnis“
- 2 Geleitworte des Distriktsmeisters Hamburg
- 3 Liebe Brüder der Johannisloge „Zur Erkenntnis“,
- 4 Übersicht der Stuhlmeister seit 1914
- 5 Abschließende Gedanken des Meisters vom Stuhl und die Logenmitglieder im Jubiläumsjahr 2014
- 6 Literaturverzeichnis
Geleitworte des Meisters vom Stuhl der Loge „Zur Erkenntnis“
Im Mai 2014 begehen wir feierlich das 100-jährige Bestehen unserer Johannisloge
„Zur Erkenntnis“ im Orient Hamburg-Harburg. Drei bis vier Generationen Brüder und insgesamt 14 Stuhlmeister haben in diesem Zeitraum die Bauhütte gegründet, gefördert und tatkräftig mitgestaltet. Die unermüdliche Arbeit dieser Mitglieder am rauen Stein getreu unseren Wertevorstellungen von Freiheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität versetzen uns heute in die Lage, mit Dank auf das Geleistete und Erreichte zurückzublicken.
Das zurückliegende Jahrhundert war von großen politischen, sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen geprägt. Die Bürger unseres Landes haben in dieser Zeit zwei Weltkriege, eine Monarchie, zwei Diktaturen und zwei Demokratien durchlebt. Dazu gehörten der katastrophale Niedergang und der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso, wie das sich anschließende Leben in zwei getrennten deutschen Staaten bis zur glücklichen Wiedervereinigung vor 25 Jahren.
Eines hatte in den zurückliegenden Jahren trotz aller Umstände bestand – die Freimaurerei. Auch wenn ihre Ausübung im Nationalsozialismus und in der damaligen DDR verboten war, so haben ihre Rituale und ihr philosophisches Gedankengut diese Zeiten überdauert. Demzufolge verbindet uns die Königliche Kunst bis heute mit den 22 Harburger Brüdern, welche vor 100 Jahren die Loge „Zur Erkenntnis“ installierten. Es erfüllt uns mit großer Dankbarkeit und einem gewissen Stolz, in diesen Tagen gemeinsam mit unseren Gästen dieses besondere Stiftungsfest feiern zu können und damit auch die uns in den Ewigen Osten vorangegangenen Brüder der „Erkenntnis“ zu ehren.
Die heutigen großen Herausforderungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft werden sich nur gemeinschaftlich bewältigen lassen. Klimaveränderung, Globalisierung, Digitalisierung, demographischer Wandel, Integration und sozialer Zusammenhalt sind nur einige Aspekte, die uns derzeit beschäftigen. Hierfür werden Menschen gebraucht, welche sich mit den Problemen unserer Zeit kritisch auseinandersetzen und bereit sind, verantwortungsbewusst Aufgaben zu übernehmen. Die vergleichsweise junge Bruderschaft unserer Bauhütte ist dafür gut aufgestellt. Sie engagiert sich ehrenamtlich in zahlreichen Vereinen, Stiftungen, Parteien und sonstigen Organisationen. Unsere regelmäßigen Gesprächsrunden zu den aktuellen Themen zeugen hierdurch von Vielfalt und Kompetenz. Ich wünsche der Loge, dass sie diesen freimaurerischen Weg in der Zukunft weiterhin zuversichtlich und erfolgreich fortsetzt.
Die vorliegende Festschrift liefert einen detaillierten Einblick in die Geschichte unserer Loge. Für die umfangreichen Recherchen und die Ausarbeitung danke ich unserem zugeordneten Meister vom Stuhl, Br. Wolf-Jürgen Hutt, an dieser Stelle im Namen aller Mitglieder ausdrücklich. Es liegt damit ein zeitgeschichtliches Dokument vor, welches es nachfolgenden Generationen von Brüdern ermöglicht, sich eingehende Kenntnisse über die Entwicklung unserer Bauhütte bis zum Jahre 2014 zu verschaffen. Ferner danke ich der gesamten Bruderschaft für die umfangreiche Planung, Vorbereitung und Ausgestaltung unseres Stiftungsfestes.
Abschließend heiße ich unsere Gäste sehr herzlich willkommen und danke für ihren Besuch und die damit verbundenen teils weiten Anreisen nach Hamburg. Ich wünsche uns allen einen schönen und würdigen Verlauf der Jubiläumsveranstaltung, welche uns stets in guter Erinnerung bleiben möge.
Es geschehe also!
Hamburg, den 3. Mai 2014
Jürgen Lüken
Meister vom Stuhl
Geleitworte des Distriktsmeisters Hamburg
Liebe Brüder der Johannisloge „Zur Erkenntnis“,
100 Jahre Freimaurertum in Harburg! Dies ist nicht nur ein rundes, sondern zugleich ein großes und würdiges Jubiläum. Denn vor einem Jahrhundert, als Harburg noch eine selbständige Stadt war, gründeten Freimaurer in Harburg eine neue Loge und gaben ihr den bedeutungsvollen Namen „Zur Erkenntnis“. Dieser Tage haben wir daher einen sehr guten Anlass, das Jubiläum im gewählten, würdigen Rahmen zu begehen.
Als eine der zwei in Harburg ansässigen Logen setzt die Bauhütte „Zur Erkenntnis“ im dritten Logenhaus unserer Stadt wertvolle Akzente und ist zudem ein geachteter Leuchtturm unseres Bundes insgesamt. Der kenntnisreiche, historische Rückblick über die Geschichte der guten Bauhütte „Zur Erkenntnis“ gebührt Euch Erkenntnis-Brüdern und damit dieser Festschrift.
Im Hintergrund Eurer besonderen Geschichte verbindet Ihr Traditionsbewusstsein mit Eurer Arbeit in der Gegenwart und in Eurer Lokalität. Vielfachen Dank gebührt Euch dafür, zumal Ihr zusätzlich auch die wunderbaren Facetten freimaurerischen Liedgutes in unser aller Interesse seit Jahren pflegt. Damit steht Ihr in der bewundernswerten Tradition engagierter Brüder, die sich ebenfalls enorm verdient gemacht haben.
Herausragend und damit würdigungswert sind auch die von Euch ins Leben gerufenen rituellen, freimaurerischen Arbeiten. So zieht es seit dem Jahre 2000 Freimaurer von nah und fern regelmäßig im Sommer an, wenn in die attraktive Kunststätte BOSSARD und den dortigen Klostergarten bzw. Kunsttempel eingeladen wird.
Nicht unerwähnt bleiben darf anlässlich des großen Festes auch, dass Ihr Euch dabei rituelle Eigenständigkeit bewahren wolltet und konntet. So seid Ihr die einzige Loge in Deutschland, die nach dem Ritual der ehemaligen „Symbolischen Großloge von Deutschland“ arbeitet.
Die Tage des 100. Stiftungsfestes vom 1. bis 4. Mai 2014 mögen die gerechtfertigte Freude über ein ganzes Jahrhundert Logenarbeit in Harburg sein und zugleich anregende Ermutigung für die kommenden Jahrzente; und dies ganz im Sinne des erweiterten Satzes des US-amerikanischen Nationalsportlers Dan Quisenberry:
„Die Zukunft ist wie die Vergangenheit und Gegenwart – nur etwas länger!“
Das wünsche ich Euch und gratuliere von Herzen in Namen aller Brüder unserer Distriktloge.
Hamburg im Mai 2014
Br. Thomas Stuwe
Distriktmeister Hamburg
Vorwort zur Geschichte der Loge „Zur Erkenntnis“
Viele deutsche Freimaurerlogen haben ihre Wurzeln im 18. Jahrhundert, beispielsweise die Loge „Absalon zu den Drei Nesseln“, gestiftet am 6. Dezember 1737. Geprägt waren diese Logen durch die Ideale der Aufklärung.
Viele deutsche Freimauererlogen sind wiederum im 19. Jahrhundert entstanden, beispielsweise die Loge „Ernst August zum Goldenen Anker“, gestiftet am 14. April 1858. Im Rahmen der fortschreitenden Industrialisierung sowie bedeutender Erfindungen fanden zunehmend Ingenieure, Techniker und Industrielle den Weg in die Freimaurerlogen.
Die deutsche Freimaurerloge „Zur Erkenntnis“, gestiftet am 3. Mai 1914, ist dagegen ein Kind des 20. Jahrhunderts, geprägt durch den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit Deutschlands. Geprägt wurde sie aber auch als Mitgliedsloge von sechs deutschen Großlogen. Im Einzelnen:
- 1914 Freimaurerbund zur Aufgehenden Sonne (FZAS)
- 1930 Symbolische Großloge von Deutschland (SGLvD)
- 1933 Symbolische Großloge von Deutschland im Exil Palästina (SGLvDiE)
- 1946 Große Loge von Hamburg
- 1949 Vereinigte Großloge der Freimaurer von Deutschland
- 1958 Großloge der Alten Freien u. Angenommenen Maurer von Deutschland (GL AFuAMvD) unter dem Dachverband der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD)
Erzählt wird die komplexe Logengeschichte in drei Zeitabschnitten, nämlich von 1914 bis 1924, 1924 bis 1954 sowie von 1954 bis 2014. Ein Schwerpunkt bildet dabei die Stuhlmeisterzeit von Br. Adolf Bünger, der unsere Bauhütte von 1924 bis 1954 durch schwierige Zeiten führte. Auf seine persönlichen Aufzeichnungen wurde zurückgegriffen.
Näher eingegangen wird auch auf die historisch gewachsene Beziehung unserer Loge zu Israel, wobei uns unser Ehrenmitglied, Br. Rob Heiden Heimer, von der Loge „Libanon“ im Orient Haifa (Israel) wertvolles Informationsmaterial zur Verfügung stellte.
Zeitabschnitt 1914 bis 1924
Im Jahre 1907 wurde die unabhängige Großloge des FZAS gegründet, und zwar bewusst ohne Lichteinbringung durch eine andere Großloge. Sie bezeichnete sich selbst als „Reformfreimaurerei“ und arbeitete nach frei gewählten und trotzdem schönen Ritualen in den drei Graden I bis III, und zwar unter Streichung des „A.B.A.W.“ in ihrem Ritual, mit dem Verzicht der Bibel und stattdessen unter Auflegung des „Weißen Offenen Buches“.
Der FZAS hatte ein eigenes Bundesorgan, „Sonnenstrahlen“ genannt, das den Verkehr der Brüder und Logen untereinander vermittelte. Dieser neue Bund wollte ein Bündnis von Freimaurer-Reformlogen für freie Männer von gutem Rufe sein, die die Anerkennung dogmatischer Begriffe ablehnen und der Unduldsamkeit die Gefolgschaft verweigern wollten. Toleranz und Gerechtigkeit sollten gepflegt und geübt werden.
Die erste Loge des FZAS in Hamburg was die Loge „Hansa“, die die Mutterloge der nachfolgenden Hamburger und Harburger FZAS-Logen war. Diese Loge arbeitete in Ermangelung eigener Räume in einem Raum des Wartesaales Erster Klasse im Hamburger Hauptbahnhof.
Der erste Harburger, der Mitglied der Loge „Hansa“ in Hamburg wurde, war Br. Bernhard Heinecke, der am 8. März 1909 das freimaurerische Licht erhielt. In der Folgezeit konnten weitere Harburger Brüder gewonnenen werden. Im Jahre 1911 gab es dann bereits ein Harburger Freimaurerkränzchen mit insgesamt 22 Brüdern, wobei die Zusammenkünfte im Restaurant „Kap Horn“ am Seehafen und später im „Central Hotel“ stattfanden. Die Gründung der Freimaurerloge „Zur Erkenntnis“ im Orient Harburg war beschlossen, wobei als Gründungstag der 3. Mai 1914 festgesetzt worden war. Inzwischen war auch eine ständige Unterkunft im „Weißen Schwan“ am Kanalplatz gefunden worden.
Nach Einsetzung des Beamtenrates der neuen Harburger Freimaurerloge „Zur Erkenntnis“ und Verpflichtung des ersten Stuhlmeisters, Mittelschullehrer Br. Herrmann Müller, fand eine Festarbeit im Ersten Grade statt, wobei drei Brüder aufgenommen wurden.
Mit nun 25 Brüdern wurden die Arbeiten weitergeführt. Angenehm, harmonisch und anregend gestalteten sich die Zusammenkünfte. Doch trübten sich die Wolken über Deutschland und der Welt immer mehr. So wurde schließlich mit Beginn des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 das mit Begeisterung aufgebaute Logenwerk empfindlich gestört. Viele Brüder mussten der Einberufung zum Heeresdienst Folge leisten. Nur eine kleine Gruppe von Brüdern konnte das freimaurerische Licht brennend halten. Mit den zur Truppe eingezogenen Brüdern blieben die wenigen zurückgebliebenen Brüder in ständiger Verbindung. Zwei Brüder kehrten nicht zurück. Sie gingen als Opfer des Krieges in den Ewigen Osten ein. Ein weiterer Bruder verstarb während des Krieges.
Naturgemäß war durch den langen Krieg ein Stillstand in der Entwicklung der Loge eingetreten. Im Jahre 1918 wurde nur ein Suchender aufgenommen. Trotz der trüben und verworrenen Nachkriegszeit blieb die vorwärtstreibende Kraft der Loge erhalten. Schon 1919 setzte ein reges Logenleben ein, wobei fünf Suchende in die Bruderkette aufgenommen wurden. Es war zugleich die letzte Einführung, die von dem ersten Stuhlmeister der Loge, Br. Herrmann Müller, vorgenommen wurde. Mit Ende des Maurerjahres 1919 gab er sein Amt ab. Sein Nachfolger im Stuhlmeisteramt wurde Stadtamtmann Br. Wilhelm Haarstrich. Nach den Logenferien des Jahres 1919 trat er sein Amt an. Bereits zu Beginn seiner Stuhlmeisterzeit erhielten 21 Brüder allein im Jahre 1920 das freimaurerische Licht.
Nach diesem erfreulichen Zuwachs an Mitgliedern machte sich die Enge der gemieteten Räume störend bemerkbar. Der Stuhlmeister, Br. Haarstrich, war vor die vorrangige Aufgabe gestellt, eine Lösung zu finden. Sein Streben nach dem Erwerb eines Eigenheimes wurde im Herbst 1920 zur Wirklichkeit. Mit dem Erwerb des Gesellschaftshauses „Meyers Casino“ in der damaligen Brückenstraße (heute großer Schippsee) war diese Frage gelöst (Abb. 1).
Br. Haarstrich, selbst bautechnischer Beamter, entwarf die Pläne für die Umgestaltung des Hauses. Es waren erhebliche Umbauarbeiten zu leisten. So sollten außer Tempel und Beratungszimmer auch Klub- und Gesellschaftsräume erstellt werden.
Nicht ganz drei Monate zwischen Erwerb und Bezug des Eigenheimes waren vergangen, als am 21. November 1920 die erste Festarbeit im neuen Tempel stattfand, wobei gleichzeitig 10 Suchende aufgenommen wurden. Der Mitgliederbestand Ende 1920 betrug 54 Brüder.
Auch die folgenden Jahre brachten einen großen Zustrom von Brüdern. Nach wenigen Abgängen durch Tod und infolge Ausscheidens gab es 1924 bereits einen Bestand von 97 Mitgliedern.
Unter Ernennung zum Ehrenmeister der Loge „Zur Erkenntnis“ gab Br. Haarstrich 1924 sein Stuhlmeisteramt ab. Eine starke Bruderkette hinterließ er seinem Nachfolger.
Als Nachfolger im Amt des Stuhlmeisters der Loge wurde der bisherige Schriftführer, Br. Adolf Bünger, gewählt, der bis 1954 Stuhlmeister unserer Bauhütte blieb.
Zeitabschnitt 1924 bis 1954
Bevor nun näher auf die große freimaurerische Leistung von Br. Adolf Bünger eingegangen wird, ist es zum besseren Verständnis erforderlich, dass nun etwas näher die Situation der deutschen Freimaurerei während der Weimarer Republik bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 geschildert wird.
Von einer einheitlichen deutschen Freimaurerei konnte in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts keine Rede sein. Etwas mehr als 80.000 Freimaurer waren in einer der zahlreichen Großlogen organisiert.
Etwa 70 % der deutschen Freimaurer waren Mitglieder einer der drei altpreußischen Großlogen, wobei ein Bekenntnis zu christlichem Glauben und deutschem Brauchtum Voraussetzung für die Mitgliedschaft war.
Darüber hinaus gab es noch fünf humanitäre Großlogen, bei denen die Aufnahme von Nichtchristen nicht satzungsgemäß ausgeschlossen war. Etwa 25 % der deutschen Freimaurer waren dort organisiert.
Eine Minderheit von etwa 3.000 Brüdern waren Mitglieder des pazifistischen und linksliberalen FZAS, dem auch die beiden unbequemen Brüder Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky angehörten. Auch die Loge „Zur Erkenntnis“ war zu diesem Zeitpunkt noch eine Mitgliedsloge des FZAS. Auf den FZAS sowie wenige kleinere großlogenähnliche Gruppierungen entfielen etwa 5 % der deutschen Freimaurer.
Im Jahre 1926 erlebte die deutsche Freimaurerei einen erfreulichen Höhepunkt in ihrer Geschichte, die jedoch die Problematik der fehlenden Einheit verschleierte. Der Freimaurer, Br. Gustav Stresemann, erhielt für sein Engagement für die Völkerverständigung den Friedensnobelpreis. Sein besonderes Anliegen war die Aussöhnung mit dem Erzfeind Frankreich, und zwar in brüderlicher Zusammenarbeit mit der französischen Freimaurerei unter der Federführung von Br. Aristide Briand, der ebenfalls 1926 den Friedensnobelpreis erhielt. Br. Stresemann genoss bei allen deutschen Großlogen hohes Ansehen und hatte deshalb die Bedeutung einer Integrationsfigur. Im Jahre 1929 starb jedoch Br. Stresemann. Mit seinem Tode geriet das heterogene deutsche „Freimaurerschiff“ ohne Kapitän in stürmische See. An Bord waren Großlogenoffiziere, die hinsichtlich des sinkenden Schiffes unterschiedliche Rettungsmaßnahmen anordneten.
Bei der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 arbeiteten die drei altpreußischen Großlogen in der Form von national-christlichen Orden unter gleichzeitiger Eliminierung des Begriffes „Freimaurer“ weiter, wobei nicht wenige Brüder Parteimitglieder der NSDAP waren. Diese Art der Freimaurerei als nationale Kraft stand zunächst unter dem persönlichen Schutz des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess. Infolge des Verbotes der Freimaurerei im Jahre 1935 endete auch ihre Tätigkeit.
Die fünf humanitären Großlogen, in der auch das deutsche Judentum vertreten war, stellten 1933 ihre Logentätigkeiten ein oder wurden zur Auflösung gezwungen.
Wie verhielten sich nun der FZAS und somit auch die Loge „Zur Erkenntnis“? Um hierauf eine Antwort zu finden, ist es erforderlich, in das Jahr 1924 zurückzukehren, als Br. Bünger Stuhlmeister unserer Harburger Bauhütte wurde.
Waren auch die Neuaufnahmen während der Amtszeit von Br. Bünger nicht mehr so zahlreich, so war doch die Innenarbeit, die dem freimaurerischen Getriebe die Richtung geben sollte, umso intensiver.
Neben der freimaurerischen Arbeit wurde auch der gesellschaftliche Teil unter Heranziehung der Schwestern gepflegt. Im Folgenden wird jedoch auf die wesentliche Aufgabe des FZAS und somit auch der Loge „Zur Erkenntnis“ näher eingegangen.
Der Umstand, dass der FZAS als Reform-Großloge von allen anderen deutschen Großlogen nicht anerkannt wurde, bewirkte auch, dass die ihm angehörenden Logen nicht anerkannt wurden. Regularität und Anerkennung bildeten daher von 1924 an immer ein Verhandlungsthema auf den Großlogentagen. In die Verhandlungen wurde dadurch eine gewisse Unruhe getragen, weil verschiedene Logen und Brüder den Standpunkt der Großloge nicht mehr teilten. Der Drang nach Regularität und Anerkennung machte sich immer stärker bemerkbar.
Der FZAS und seine Logen, die in herzlicher brüderlicher Freundschaft und freimaurerischer Arbeit mit dem Grand Orient de France und der Grande Loge de France trotzdem zusammenhielten, veranstalteten im Zeitraum 1928 bis 1930 drei internationale Freimaurerveranstaltungen in Verdun, Mannheim und Besancon. Die Loge „Zur Erkenntnis“ war auf diesen Veranstaltungen durch ihren Stuhlmeister, Br. Bünger, der zugleich Großschatzmeister des FZAS war, offiziell vertreten. Das Ziel all dieser Auslandsbesuche war die offizielle Anerkennung des FZAS und seiner Logen als „Vollkommende und Gerechte Freimaurerlogen“.
Immer war der Hintergrund die Anerkennung des „A.B.A.W“ durch den FZAS, da damit auch das Auflegen der Bibel anstelle des vom FZAS eingeführten „Weißen Offenen Buches“ verbunden war. Da dieser sich nicht zum Auflegen der Bibel entschließen konnte, wurde die Kluft zwischen den Anhängern des Regularitätsprinzips und denen der gegenteiligen Richtung immer größer.
Anlässlich des Großlogentages in Halle an der Saale 1930 kam nach Jahren unfruchtbaren Streites im FZAS schließlich die Spaltung, wobei 18 Logen ausschieden, darunter die Loge „Zur Erkenntnis“. Hinsichtlich des Ausscheidens dieser Logen muss zum besseren Verständnis folgendes festgehalten werden.
Am Anfang des Jahres 1930 wurde der Alte und Angenommene Schottische Ritus (Hochgradfreimaurerei) in Berlin etabliert und der Oberste Rat von Deutschland (ORvD), die höchste Instanz dieses Ritus, durch den Obersten Rat von Holland und der Schweiz eingesetzt.
Schon vor dem Großlogentag 1930 in Halle an der Saale hatte sich der Altstuhlmeister, Br. Haarstrich, für die Hochgradfreimaurerei eingesetzt und zunehmend gleichgesinnte Brüder gefunden. Jedoch nicht alle Brüder der Loge „Zur Erkenntnis“ teilten die Vorstellungen des Altstuhlmeisters, auch nicht Br. Bünger. Der Stuhlmeister war zwar ein Befürworter der Regularität, allerdings nicht um jeden Preis. Eine ernste Krise drohte der Loge. Die Einigkeit war gestört und die Spaltung der Loge „Zur Erkenntnis“ erschien unvermeidlich. Um diese unfruchtbaren Verhandlungen abzubrechen, die Bruderschaft nicht auseinander zu sprengen und die Ruhe und Einigkeit in der Loge wieder herzustellen, erklärte Br. Bünger, aus dem FZAS auszutreten und die Verhandlungen mit der in Vorbereitung befindlichen SGLvD aufzunehmen.
Im Juli 1930 wurden ununterbrochen Verhandlungen mit den Mitgliedern des ORvD geführt. Schließlich erhielt die Loge „Zur Erkenntnis“ gemeinsam mit sieben anderen Logen vom ORvD das freimaurerische Licht und Patent, und zwar unter der Konstitution der am 26/27. Juli 1930 ins Leben gerufenen SGLvD mit dem Sitz in Hamburg e.V. Großmeister dieser neuen Großloge wurde Br. Leo Müffelmann.
Stuhlmeister der Loge „Zur Erkenntnis“ blieb Br. Bünger, der zudem gemeinsam mit dem Altstuhlmeister, Br. Haarstrich, Mitglied des Großbeamtenrates der SGLvD war (Abb. 2).
Mit Ausnahme des Auflegens der Bibel anstelle des „Weißen Offenen Buches“ und der Aufnahme des „A.B.A.W.“ wurden Veränderungen in der Arbeitsweise bzw. der Rituale nicht vorgenommen.
Nach freimaurerischem Recht waren die Loge „Zur Erkenntnis“ wie auch die anderen Logen der SGLvD vom ORvD als „Vollkommene und Gerechte Freimaurerlogen“ eingesetzt. Die französischen Großlogen und die Großloge von Wien hatten darüber hinaus Freundschaftsgarantien mit der SGLvD ausgetauscht. Sämtliche deutschen Großlogen erkannten aber den ORvD nicht an und sprachen ihm
– wenn auch ungerechtfertigt – die Berechtigung zum Einsetzen von Freimaurerlogen ab. Sie anerkannten auch die Gründerlogen und die später konstituierten Logen der SGLvD nicht als „Vollkommene und Gerechte Logen“. Das, was Br. Bünger befürchtet hatte, trat ein. Die neuen Logen der SGLvD wurden von den deutschen Großlogen abgelehnt und ihnen Besuchsrecht nicht eingeräumt. Das war aber das Ziel, das die Suchenden nach Regularität zur deutschen und in der Weltbruderkette erstrebt hatten. Der Anerkennungskampf ging also weiter. Die Regularität war von der Schweiz, Frankreich, Wien und Holland bestätigt worden. Die deutschen Großlogen verneinten sie.
Am 31. März 1931 wurde unter der Patenschaft der Loge „Zur Erkenntnis“ im Orient. Jerusalem eine weitere Loge der SGLvD mit dem Namen „Zur Quelle Siloah“ gestiftet, wobei die Lichteinbringung vom Großmeister Br. Müffelmann erfolgte. Mit geradezu prophetisch klarem Blick sah Br. Müffelmann bereits damals die politische Entwicklung in Deutschland voraus.
Im gleichen Jahr setzten die Angriffe, Verleumdungen und Verunglimpfungen der NSDAP gegen die Freimaurerei ein. Auch die Loge „Zur Erkenntnis“ war davon betroffen. Ein Jahr später verstärkten sich die Angriffe der NSDAP, wobei die Freimaurer als Judenfreunde und Volksverräter angeprangert wurden. Trotz all dieser Angriffe war die Loge „Zur Erkenntnis“ bei einer Mitgliederzahl von 120 noch arbeitsfähig, wobei jedoch Belästigungen der Brüder beim Aufsuchen der Loge zunahmen.
Ungeachtet dieser zunehmenden Schwierigkeiten gründete die SGLvD am 3. Januar 1933 die hebräisch sprechende Loge „Ari“ im Orient Jerusalem.
Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 und der hiermit verbundenen Machtergreifung der Nationalsozialisten begann das finsterste Kapitel deutscher Geschichte. Für die deutsche Freimaurerei brachte diese Zeit Licht und Schatten zugleich.
Am 28. März 1933 wurde die SGLvD eingeschläfert und im Vereinsregister zu Hamburg auf eigenen Antrag gelöscht. Die Tradition der SGLvD wurde nach Palästina in die Tochterloge „Zur Quelle Siloah“ im Orient Jerusalem verlegt. Es war dabei ein glücklicher Umstand, das Licht der SGLvD in Jerusalem zu entzünden, denn bei der Einschläferung der SGLvD in 1933 weigerte sich die Loge „Zur Quelle Siloah“, dem Beschluss zu folgen. Dies führte schließlich zur Bildung der SGLvDiE Palästina. Dort wurden in der Folgezeit durch diese Exil-Großloge weitere Logen in Palästina gegründet. Mit dem Verbot der Freimaurerei in Deutschland im Jahre 1935 bewahrte die SGLvDiE zudem symbolisch das freimaurerische Licht während der nationalsozialistischen Dunkelheit in Deutschland. Mit der Entstehung des Staates Israel im Jahre 1948 wurden die Logen der SGLvDiE in die im Jahre 1953 gegründete Großloge des Staates Israel AF&AM integriert. Auf diesbezügliche Details wird noch an einer späteren Stelle ausführlicher eingegangen.
Br. Bünger und Br. Haarstrich wurden von der NSDAP gemaßregelt, aus ihren beruflichen Ämtern entlassen und überwacht. Die beiden Vorgenannten und einige andere Brüder wurden zudem mit Hausdurchsuchungen bedacht. Ihre Bibliotheken wurden durchstöbert und alle freimaurischen Werke durch die Gestapo konfisziert. Schließlich wurde in 1933 auch das Eigenheim der Loge „Zur Erkenntnis“ in der Harburger Brückenstraße durch die Gestapo untersucht, allerdings in Bezug auf die Einrichtung der Loge ergebnislos, weil die Bibliothek, Akten, Rituale sowie andere Unterlagen vorher vernichtet wurden. Wertvolles Material ging dadurch unwiederbringlich verloren. Das Eigenheim wurde zudem zwangsweise zum
SA-Verkehrslokal bestimmt. Nacheinander waren dann diese Verbände und später der Sicherheitsdienst in das Heim einquartiert. Welche Wandlung und Kulturschändung!
Still wurde es im Logenleben. Einige Brüder kamen in Hamburg an Stammtischen zusammen, einige in ihren Häusern, um die Freundschaft und Brüderlichkeit auch in dieser schweren Zeit weiter zu pflegen.
Traurige Jahre folgten. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 erlebte dann die Menschheit das finsterste Kapitel ihrer Geschichte. Weltweit gab es über 110 Millionen Tote. Deutschland wurde durch das menschenverachtende Hitler-Regime durch einen grausamen Vernichtungsfeldzug gegen die Völker Osteuropas sowie durch den Holocaust mit etwa 6 Millionen ermordeten Juden gekennzeichnet. Erst mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. Deutschland war jedoch zerstört, und die meisten deutschen Städte waren bedingt durch die gewaltigen britischen und amerikanischen Luftangriffe eine Trümmerlandschaft. Hinzu kam ein Flüchtlingsstrom aus den ehemaligen und nun von der Sowjetarmee besetzten Ostgebieten. Deutschland wurde seitens der Siegermächte schließlich in vier Besatzungszonen aufgeteilt, nämlich in eine amerikanische, britische, französische und sowjetische Besatzungszone. Das weitere Schicksal Deutschlands wie auch der deutschen Freimaurerei war ungewiss.
Im Jahre 1949 entstanden durch die Teilung Deutschlands zwei deutsche Staaten, nämlich die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Die freiheitlich demokratische BRD fußte dabei auf den drei Besatzungszonen der westlichen und demokratischen Siegermächte Frankreich, Großbritannien und der USA. Die kommunistische DDR entstand dagegen auf dem Boden der sowjetischen Besatzungszone unter dem politischen Einfluss der kommunistischen Weltmacht UdSSR. Dabei erfasste diese Teilung Deutschlands auch Berlin, das dann zu einem Krisenherd werden sollte. Dass die BRD recht schnell wieder auf die Beine kam, hatte sie dem Marshallplan der USA zu verdanken. Dieser war eine große Hilfsaktion für bedürftige Staaten Europas und umfasste den Zeitraum 1948 bis 1952.
Im Hintergrund des Verbotes der Freimaurerei durch die Nationalsozialisten im Jahre 1935 war es das Bestreben der die Dunkelheit überlebenden deutschen Freimaurerei, diese nach dem Kriegsende erneut mit freimaurerischem Geiste zu beleben. Dies gelang jedoch nur innerhalb der drei westlichen Besatzungszonen und der aus ihr hervorgegangenen BRD. Besonders hilfreich waren dabei britische, US-amerikanische und kanadische Freimaurer, die im besetzten Deutschland ihren Dienst wahrnahmen. Unterstützt wurde dieses Vorhaben auch durch den Präsidenten der USA (1945 bis 1953), Br. Harry Truman , sowie dessen Außenminister (1947 bis 1949), Br. Georg C. Marshall, nach dem auch der bereits erwähnte Marshallplan benannt ist und der wegen seines völkerverständigenden Engagements 1953 den Friedensnobelpreis erhielt.
Innerhalb der sowjetischen Besatzungszone und der aus ihr hervorgegangenen DDR sowie des gesamten von der UdSSR kontrollierten kommunistischen Machtbereiches sollte dagegen noch für eine lange Zeit über die nationalsozialistische Verbotszeit hinaus die Freimaurerei untersagt und verfolgt bleiben. Erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 entwickelte sich in der ehemaligen DDR freimaurerisches Leben.
Die Brüder der Loge „Zur Erkenntnis“, die die nationalsozialistische Schreckensherrschaft und den Zweiten Weltkrieg überlebten, machten sich ebenfalls daran, das einst so aktive Logenleben zu organisieren und neue Aufbruchsstimmung zu verbreiten. Begünstigt wurde dies insbesondere durch zwei glückliche Umstände. So überlebte der Stuhlmeister, Br. Adolf Bünger, mit viel Glück die NS-Diktatur, so dass in der Nachkriegszeit auf sein umfangreiches Wissen über die komplexe Vorgeschichte der Loge „Zur Erkenntnis“ sowie über den Inhalt von Ritualen und Unterlagen, die vor 1933 vernichtet wurden, zurückgegriffen werden konnte. Von besonderer Bedeutung war auch der Umstand, dass die Loge „Zur Erkenntnis“ im Jahre 1946 in der Großen Loge von Hamburg eine neue Heimat fand, zumal das weitere Schicksal der SGLvDiE in Palästina im Hintergrund der dortigen Ereignisse, wobei die Entstehung des Staates Israel im Jahre 1948 besonders zu erwähnen ist, ungewiss war. Der Beschluss (Abb. 3) des Großbeamtenrates der Großen Loge von Hamburg vom 15. Januar 1946, die Loge „Zur Erkenntnis“ aufzunehmen, verbunden mit einer feierlichen Lichteinbringung (Abb. 4), war von herausragender Bedeutung.
Wegen der verheerenden Bombenangriffe auf Hamburg während der letzten Kriegsjahre war auch der Industriestandort Harburg von der Zerstörung stark betroffen. Auch das Logenhaus der „Erkenntnis“ in der ehemaligen Brückenstraße war ein Trümmerhaufen. Für einen Neuaufbau fehlten die finanziellen Mittel. Eine dauerhafte Bleibe fand daher die Loge
„Zur Erkenntnis“ im Logenhaus in der Eißendorfer Straße 27, wo die Freimaurerloge „Ernst August zum goldenen Anker“ wirkte.
Dieses Logenhaus (Abb. 5 - Gemälde) blieb glücklicherweise von größeren Zerstörungen verschont. Hinsichtlich der weiteren baulichen Entwicklung dieses Logenhauses wird noch an späterer Stelle ausführlich eingegangen.
In der BRD wurde am 19. Juni 1949 in der Frankfurter Paulskirche aus einem Großteil der Logen der früheren deutschen Großlogen die Vereinigte Großloge der Freimaurer von Deutschland gegründet, wobei der erste Großmeister Br. Theodor Vogel war. Diese neue Großloge, der nun auch die Loge „Zur Erkenntnis“ angehörte, ist die heutige GL AFuAMvD. Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, die den christlichen Freimaurerorden vertrat, sowie die von Friederich dem Großen gegründete Große Nationale Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ setzten dagegen unabhängig ihre frühere Tradition fort.
Dieses Einigungswerk war der Zeitpunkt und Anlass, das in Israel in der SGLvDiE hellleuchtend bewahrte Licht nach Deutschland zurückzuführen. Br. Bünger erhielt durch die Bruderschaft in Israel die Zustimmung, das exilierte Licht anlässlich der Feierstunde in der Paulskirche Br. Theodor Vogel zur Eröffnung der Arbeit zu übergeben.
Unter Beibehaltung und Pflege des Rituals der ehemaligen SGLvD entwickelte sich die Loge „Zur Erkenntnis“ in den folgenden Jahren sehr gut, wobei zahlreiche Neuaufnahmen verzeichnet werden konnten. Mit Ende des Maurerjahres 1953/ 1954 übergab schließlich Br. Adolf Bünger wegen einer Erkrankung und seines hohen Alters den Ersten Hammer der Loge an seinen Nachfolger Br. Walter Häder.
Br. Adolf Bünger (Abb. 6 - Gemälde), der 30 Jahre lang Stuhlmeister der Loge „Zur Erkenntnis“ war und diese durch schwere Zeiten führte, legte am 16.September 1956 die irdischen Werkzeuge aus der Hand. Seine Aufzeichnungen über all die Ereignisse seiner Zeit waren von unschätzbarem Wert für die Nachwelt. Mit Sicherheit war es die größte Stunde in seinem freimaurerischen Leben, als Stuhlmeister der Loge „Zur Erkenntnis“ 1949 das Licht der SGLvDiE der nun geeinigten Bruderschaft zur weiteren Arbeit überreichen zu können. Nach ihm benannte die Loge „Zur Erkenntnis“ ferner die Adolf-Bünger-Stiftung, die für in Not geratene Brüder eingerichtet wurde.
Zeitabschnitt 1954 bis 2014
Während der Stuhlmeisterzeit von Br. Häder wurden am 27. April 1958 die Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) gegründet, der folgende fünf Großlogen angehörten:
- Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (GL AFuAMvD)
- Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD)- Große Nationale Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (GNML 3WK)
- American Canadian Grand Lodge AF&AM (ACGL)
- Grand Lodge of British Freemasons in Germany (GL BFG)
Bei dieser bis heute endgültigen Großlogenkonstellation wurden auch die Logengründungen während der amerikanischen und britischen Besatzungszeit berücksichtigt. Struktur und Verfassung der VGLvD werden durch den Vertrag der Mitgliedslogen geregelt, nämlich der MAGNA CHARTA der deutschen Freimaurer von Deutschland von 1958.
Die Loge „Zur Erkenntnis“ mit der Matrikelnummer 756 (Abb. 7) war nun eine Mitgliedsloge der GL AFuAMvD unter dem Dachverband der VGLvD. Nach einer Odyssee von Großlogen hatte sie nun endlich eine dauerhafte Großlogenheimat gefunden.
Unter dem Stuhlmeister, Br. Häder, erlebte die Loge „Zur Erkenntnis“ einen starken Mitgliederzuwachs, der 1959 einen Nachkriegshöchststand von 125 Brüdern erreichte, der zugleich knapp über dem bisherigen Höchststand von 120 Brüdern vor 1933 lag.
Die Arbeitsstätte der beiden Harburger Freimaurerlogen „Ernst August zum goldenen Anker“ und „Zur Erkenntnis“ war bis 1969 das alte Logenhaus in der Eißendorfer Straße 27 (Abb. 8). Nach Abriss dieses Logenhauses entstand dann an gleicher Stelle ein mehrstöckiges Haus mit integriertem Logenhaus (Abb. 9), wobei im Kellerbereich der Tempel mit Bibliothek und im Erdgeschoss der Tagungsraum mit Gastronomie untergebracht war. In diesem Neubau schlossen sich ab dem ersten Stock mehrere Wohnungen an. Der Unterhalt von ausschließlich genutzten Logenhäusern war in Deutschland zumeist nicht mehr wirtschaftlich.
Bereits Mitte der Sechzigerjahre begann in fast allen deutschen Freimaurerlogen ein Mitgliederschwund einzutreten. Tod und Austritte von Brüdern konnten nicht mehr durch Neuaufnahmen kompensiert werden. Von dieser Entwicklung war auch die Loge
„Zur Erkenntnis“ in einem starken Maße betroffen. So verzeichnete unsere Bauhütte im Jahre 2009, also 50 Jahre nach dem Rekordjahr 1959 mit 125 Brüdern, nur noch ganze 23 Mitglieder. Bedeutende freimaurerische Mitgliederentwicklung verzeichneten im Wesentlichen nur die neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung Deutschlands am
3. Oktober 1990. Die Gründe für die unerfreuliche Mitgliederentwicklung der Freimaurerlogen in den alten Bundesländern sind vielfältig. Zu nennen sind hier insbesondere das Überangebot an Freizeitmöglichkeiten, die mangelnde Bereitschaft, sich einem brüderlichen Lebensbund anzuschließen, sowie die zum Teil noch mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit der deutschen Freimaurerlogen.
In den letzten fünf Jahren wurden seitens unserer Bauhütte Anstrengungen unternommen, diese unerfreuliche Entwicklung zu ändern. Durch gezielte Einladungen interessierter Männer, Internetdarstellung unserer Bauhütte sowie „Tag der Offenen Tür“, die gemeinsam mit der Loge „Ernst August zum goldenen Anker“ zumindest alle zwei Jahre durchgeführt wird, ist es gelungen, einen deutlichen Mitgliederzuwachs, insbesondere von jungen Männern, zu erzielen. Hinsichtlich Details der Bruderschaft unserer Bauhütte zum Zeitpunkt unseres 100-jährigen Stiftungsfestes wird auf den abschließenden Beitrag des Meisters vom Stuhl verwiesen.
Ein Höhepunkt des Maurerjahres unserer Loge ist eine rituelle freimaurerische Arbeit, die seit 2000 jeweils im Juni in der Kunststätte BOSSARD bei Jesteburg durchgeführt wird, und zwar jeweils nach Wetterlage im dortigen Klostergarten oder im Kunsttempel. Hierzu besuchen uns mit zunehmender Resonanz Brüder aus ganz Deutschland. Wegen der Bedeutung dieser freimaurerischen Arbeit, die zwischenzeitlich auch mit der Aufnahme eines Suchenden verbunden ist, wird im Folgenden auf das Leben und Wirken von Johann Bossard etwas näher eingegangen.
Johann Bossard wurde am 16. Dezember 1874 in der Schweiz geboren. Seine Ausbildung zum Bildhauer und Maler führte ihn über Berlin und München schließlich nach Rom, wo er 1905 die italienische Kunst studierte, die ihn sehr inspirierte.
In den Jahren 1906/1907 wurden die Fachklassen der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Hamburg infolge einer Umorganisation neu besetzt. Um den künstlerischen Ruf der Anstalt zu heben, hielt man es notwendig, auswärtige Lehrkräfte heranzuziehen. Berufen wurde dabei u.a. Johann Bossard.
Zu seinen Schülern gehörte auch Jutta Krull aus Buxtehude, die er dann später trotz großen Altersunterschiedes heiratete. Jutta Bossard hatte an der Verwirklichung der Kunstidee ihres Mannes maßgeblichen Anteil. Seine Idee war die Schaffung eines Gesamtkunstwerkes, in dessen Rahmen die verschiedenen Künste wie Architektur, Plastik, Malerei, Kunsthandwerk mit einbezogen wurde. Dies alles wurde realisiert auf einem 30.000 qm großen Heidegrundstück in der Nähe von Jesteburg, wobei der Baubeginn 1912 war.
Die Kunststätte BOSSARD umfasst ein Wohn- und Atelierhaus, einen Kunsttempel mit mystischen Wandmalereien und eine Gartenanlage. Die Gartenanlage wiederum ist sehr vielfältig gestaltet. Zu erwähnen sind hier insbesondere eine Skulpturenreihe, eine Monolithenallee, Baumreihen und einen Baumkreis, einen Obst- und Gemüsegarten, eine Heidelandschaft sowie einen von Mauern umgebenen Klostergarten. Alle Anlagenteile tragen zur Ruhe und Besinnung bei, wobei der Klostergarten für eine freimaurerische Arbeit besonders geeignet ist. Hierauf wird auch noch nähereingegangen. Besonders erwähnt werden muss, dass sich Johann Bossard auch sehr intensiv mit den verschiedenen Weltreligionen und der nordischen, griechischen und ägyptischen Mythologie befasste. Dieses Gesamtkunstwerk voller Symbolkraft ist im Kunsttempel besonders verwirklicht.
Am 27. März 1950 verstarb Johann Bossard. Er wurde auf seinem Grundstück beerdigt.
Nach dem Tode ihres Mannes setzte Jutta Bossard ihre ganze Energie für den Erhalt der Anlage mit schätzungsweise weit über 7.000 Kunstwerken ein. Ihr ist es zu verdanken, dass das Gesamtkunstwerk bis in die heutige Zeit in nahezu unveränderter Form erhalten blieb. Mit der Gründung der Stiftung „Kunststätte Johann und Jutta Bossard“ im Jahre 1995 wurde der Erhalt des Werkes über ihren Tod am 13 Oktober 1996 hinaus sichergestellt.
In seinem Leben ist Johann Bossard im Rahmen seiner Planungen und Durchführungen mit Werkzeugen in Verbindung gekommen, die im Wesentlichen identisch sind mit denen der operativen Freimaurerei der gotischen Dombauhütten und denen der spekulativen Freimaurerei, in der die Werkzeuge symbolhaften Charakter haben. Auch muss im Zusammenhang mit Bossard´s Kunstidee betont werden, dass die Freimaurerei ebenfalls ein Gesamtkunstwerk ist, und war unter Würdigung aller Religionen, Rassen, Nationen und Ständen.
Die Kunstgeschichte hat sich lange Zeit kaum mit dem Werk von Johann Bossard beschäftigt. Dies mag nicht zuletzt auch an dem sehr introvertierten Menschen Bossard gelegen haben, der kaum etwas tat, damit seine Kunst bei den Zeitgenossen ins Gespräch kam. Trotzdem kommen heute jährlich etwa 6.000 Besucher – mit steigender Tendenz – an die Kunststätte, so dass das Werk von Bossard auf dem Wege ist, immer bekannter zu werden. Damit bewahrheitet sich, was Johann Bossard einst zu seiner Frau sagte:
„Die Meinen werden mich schon mal finden!“
Anlässlich des Sommerausflugs mit Schwestern und Gästen im Jahre 2000 hatte die Loge „Zur Erkenntnis“ Bossard und sein außergewöhnliches Gesamtkunstwerk gefunden. So tragen unsere Bauhütte und ihre vielen besuchenden Brüder seit 2000 bei den Arbeiten im Kunsttempel sowie im Klostergarten mit dazu bei, dass Bossard´s Lebenswerk voller freimaurerischer Symbolkraft noch bekannter wird. Und auch für die Freimaurer gilt der Grundsatz:
„Suchet, so werdet ihr finden!“
Unter diesem Gesichtspunkt ist die freimaurerische Arbeit im Klostergarten (Abb. 10) der Kunststätte BOSSARD mit seinem natürlichen Ambiente und den drei Dimensionen der geöffneten Loge von Westen nach Osten, von Norden nach Süden und vom Erdmittelpunkt bis zum Firmament ein besonderes Erlebnis im Maurerjahr, vor allem dann, wenn ein Suchender in die Bruderkette aufgenommen wird. Da die Arbeit um 20.00 Uhr beginnt, wird die Schließung der Loge durch den Sonnenuntergang und die hereinbrechende Dunkelheit in eine besondere Stimmung versetzt. Die manchmal lästige Schnakenplage wird dabei von allen teilnehmenden Brüdern gerne in Kauf genommen.
Um gerade bei derartigen Anlässen unser Ritual auch gut zelebrieren zu können, wurden in den letzten Jahren seitens unserer Loge die Werklehren und die Ritualkunde in allen drei Graden verstärkt umgesetzt.
Auf weitere neue Veranstaltungen der Loge „Zur Erkenntnis“, die sich in der jüngeren Vergangenheit etabliert hatten, geht der Meister vom Stuhl in seinem abschließenden Beitrag zusammenfassend noch näher ein.
Als Abschluss des Zeitabschnittes 1954 bis 2014 bleibt lediglich noch zu erwähnen, dass unsere Bauhütte gemeinsam mit der Schwesterloge „Ernst August zum goldenen Anker“ das jährliche Johannisfest und die Trauerloge ausrichten, und zwar unter wechselnder Hammerführung wie auch Darbietung des jeweiligen Rituals.
Ernst August zum goldenen Anker
Ritual nach „Friedrich Ludwig Schröder“
Zur Erkenntnis
Ritual nach der ehemaligen „Symbolische Großloge von Deutschland“
An dieser Stelle wollen die Brüder der Loge „Zur Erkenntnis“ unserer Schwesterloge „Ernst August zum goldenen Anker“ Dank sagen, dass sie nach dem Zweiten Weltkrieg unserer Bauhütte nach der Zerstörung unseres Logenhauses in der ehemaligen Brückenstraße eine neue Arbeitsstätte geboten hat.
Die historische Beziehung zu Israel und ihre Pflege
Kehren wir an dieser Stelle nochmals zurück in das Jahr 1930, als infolge der Spaltung des FZAS am 26/27. Juli 1930 die SGLvD mit dem Sitz in Hamburg e.V. gegründet wurde. Großmeister dieser neuen deutschen Großloge wurde Br. Leo Müffelmann. Eine Mitgliedsloge der SGLvD wurde auch die Harburger Loge „Zur Erkenntnis“, wobei Br. Adolf Bünger weiterhin den Ersten Hammer führte.
Im Gegensatz zum FZAS wurde im Ritual der SGLvD anstelle des „Weißen Offenen Buches“ die Bibel aufgelegt und außerdem der freimaurerische Gottesbegriff „A.B.A.W.“ aufgenommen. Nach freimaurerischem Recht und den Regularitätsprinzipien wurden sämtliche Mitgliedslogen der SGLvD vom Obersten Rat von Deutschland (ORvD) als „Vollkommene und Gerechte Freimaurerlogen“ anerkannt. Sämtliche deutschen Großlogen erkannten allerdings den ORvD nicht an und somit auch nicht die SGLvD. Der Anerkennungskampf der SGLvD und somit auch unserer Bauhütte ging unter zunehmend schwieriger werdenden Zeiten weiter.
Am 31. März 1931 wurde unter der Patenschaft der Loge „Zur Erkenntnis“ eine weitere Loge der SGLvD mit dem Namen „Zur Quelle Siloah“ im Orient Jerusalem, die deutsch sprechend war, gestiftet, wobei die Lichteinbringung vom Großmeister Br. Müffelmann erfolgte. Dabei überbrachte der Großmeister nach seiner Rückkehr Br. Bünger dessen Ehrenmitgliedschaft der neu gestifteten und feierlich geweihten Bauhütte. Die Loge „Zur Erkenntnis“ wiederum ernannte den ersten Stuhlmeister der Jerusalemer Loge, Br. Emanuel Ropper, zu ihrem Ehrenmitglied.
Noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten erfolgte am 3. Januar 1933 seitens der SGLvD die Gründung der hebräisch sprechenden Loge „Ari“ im Orient Jerusalem.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 war seitens der SGLvD zunächst vorgesehen, den ausschließlichen Weg ihrer Einschläferung und Löschung im Vereinsregister zu beschreiten, was bislang eine häufige Maßnahme der Freimaurer in Zeiten einer Diktatur war, verbunden mit einer neuen Aktivierung zu gegebener Zeit. Gegen diesen Weg der ausschließlichen Einschläferung und Löschung im Vereinsregister leistete jedoch die Tochterloge „Zur Quelle Siloah“ im Orient Jerusalem Widerstand. So wurde zwar die SGLvD am 28. März 1933 in Deutschland eingeschläfert und im Vereinsregister auf eigenen Antrag gelöscht, ihre Tradition jedoch in die Jerusalemer Tochterloge verlegt, womit auch die Bildung der SGLvDiE Palästina mit Sitz in Jerusalem verbunden war. Zu diesem Zweck reiste der Großmeister Br. Müffelmann nach Jerusalem, wobei am 5. Juli 1933 die Gründung dieser deutschen Exil-Großloge beschlossen wurde. Nach Genehmigung und Eintragung bei der palästinensischen Mandatsregierung konstituierte sich die SGLvDiE und nahm am 15. November 1933 die Wahl der Großbeamten vor. Am 17. November 1933 weihten die Logen der SGLvDiE ihren neuen Tempel ein und begannen mit der Arbeit. In der deutschen Logengeschichte war dies ein bis zu diesem Zeitpunkt ein einmaliger Vorgang, insbesondere auch unter dem Aspekt, dass mit dem Verbot der Freimaurerei in Deutschland im Jahre 1935 die SGLvDiE symbolisch das freimaurerische Licht während der nationalsozialistischen Dunkelheit in Deutschland hellleuchtend bewahrte. Die SGLvDiE war somit die einzige deutsche freimaurerische Großloge, die es nach dem Verbot der Freimaurerei durch die Nationalsozialisten gab.
Im Jahre 1933 begann in Palästina die deutsche Einwanderungswelle, die bald durch eine immer stärker werdende Einwanderung aus den bereits besetzten bzw. vor der Besetzung stehenden Ländern Mittel- und Osteuropas verstärkt wurde. Dadurch kamen auch viele Brüder nach Palästina, die eine neue freimaurerische Heimstätte suchten.
Die folgenden Zeilen sind dem Großmeister der SGLvD und der SGLvDiE, Br. Leo Müffelmann, der Christ war, gewidmet.
Am 25. September 1933 wurde er von der Gestapo verhaftet und nach einem Verhör ins KZ Sonnenburg gebracht. Am 26. November 1933 wurde er infolge von Schlägen und den Haftbedingungen schwer krank und mit bleibenden Schäden aus dem Konzentrationslager entlassen. Trotz gesundheitlicher Probleme kam Br. Müffelmann im April 1934 zum zweiten Mal zu Besuch nach Jerusalem. Er selbst war es, der am 24. April 1934 das Licht in eine neue Loge der SGLvDiE einbrachte. Es war die Loge „Libanon“, die damals im Orient Jerusalem in ungarischer Sprache arbeitete. Gegen den Rat seiner Brüder kehrte Br. Müffelmann nach Deutschland zurück. Er wurde zum zweiten Mal von der Gestapo verhaftet. Am 29. August 1934 starb Br. Leo Müffelmann an den Folgen der durch die erneute KZ-Haft erlittenen gesundheitlichen Schäden. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Schöneberger Friedhof in Berlin.
Die Loge „Libanon“ im Orient Jerusalem, die letzte Gründung des zur höheren Arbeit abberufenen Großmeisters der SGLvD und SGLvDiE, beschloss, zum Andenken an
Br. Leo Müffelmann ihr Bijou von nun an einem schwarzen Band zu tragen.
Ihm zu Ehren wurde ferner die Loge „Müffelmann zur Treue“ im Orient Tel Aviv benannt, die als eine weitere Loge der SGLvDiE gestiftet wurde. Die feierliche Lichteinbringung erfolgte am 5. Mai 1935. Im Jahre 1935 kam es seitens der SGLvDiE ferner zur Gründung der Loge „Zum Kubischen Stein“ im Orient Jerusalem.
In dem Zeitraum 1931 bis 1935 wurden also seitens der SGLvD bzw. SGLvDiE insgesamt fünf Logen in Palästina gegründet. Die Arbeit in allen Logen entwickelte sich harmonisch und bald hatten sich diese fünf Logen einen besonderen Ruf in Bezug auf brüderlichen Zusammenhalt und geistige Regsamkeit erworben. Im Jahre 1936 verließen nicht wenige Brüder die ungarisch sprechende Loge „Libanon“ im Orient Jerusalem, da sie Berufungen im Ausland erhielten. Aus diesem Grunde stand die Loge „Libanon“ bald vor ihrer Einschläferung. Inzwischen hatte sich jedoch in Haifa ein kleiner Kreis deutsch sprechender Brüder zusammengefunden, die einmal wöchentlich zu einem freimaurerischen Klubabend zusammentrafen. Aus dem Kreise der Haifaer Brüder wurden zugeordnete Beamte gewählt, die als Wanderloge Arbeiten der Loge „Müffelmann zur Treue“ in Haifa abhielten. Neuaufnahmen mussten jedoch in der Loge in Tel Aviv durchgeführt werden.
Im Zuge dieser Entwicklung wurde auf der Großlogentagung der SGLvDiE in Jerusalem beschlossen, den Sitz der Loge „Libanon“ von Jerusalem nach Haifa zu verlegen und dabei gleichzeitig die Arbeitssprache von ungarisch auf Deutsch abzuändern. Die erste Arbeit der Loge „Libanon“ im Orient Haifa fand am 25. Juni 1938 statt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 in Europa, verbunden mit der Zerstörung Deutschlands sowie Aufteilung in vier Besatzungszonen, war das weitere Schicksal der deutschen Freimaurerei ungewiss, insbesondere unter dem Aspekt der Neuorganisation. Auch die unübersichtliche Entwicklung in Palästina unter Zuwanderung überlebender europäischen Juden wie auch die angespannte Situation im gesamten Nahen Osten konnte zunächst keine Antwort über das weitere Schicksal der SGLvDiE geben.
Direkt nach Kriegsende und noch vor der Gründung des Staates Israel war ein Teil der Brüder von Logen der SGLvDiE bestrebt, sich von dieser deutschen Exil-Großloge zu trennen und sich der National Grand Lodge of Palestine anzuschließen, die bereits vor der Gründung der SGLvDiE in Palästina existierte. Besonders betroffen war die mitgliederstärkste Loge „Müffelmann zur Treue“ im Orient Tel Aviv. Ein großer Teil der Brüder trat aus dieser Loge aus, die vorübergehend ihre Arbeit einstellte, und gründeten die Loge „Ner Tamid“ im Orient Tel Aviv unter der National Grand Lodge of Palestine. Die Loge „Muffelmann zur Treue“ wurde zeitweilig nach Jerusalem verlegt.
Ein anderer Teil der Brüder hielt es für ihre freimaurerische Pflicht, die SGLvDiE aufrecht zu erhalten. Völkerrechtlich legitimiert durch eine Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen von 1947 wurde der Staat Israel nach Ende des britischen Mandats über Palästina am 15. Mai 1948 als parlamentarische Republik mit der Hauptstadt und Regierungssitz Jerusalem gegründet. Er entwickelte sich zu dem einzigen Staat der Welt, in dem Juden eine Bevölkerungsmehrheit bilden.
Nach der Gründung des Staates Israel wurde die National Grand Lodge of Palestine in die Grand Lodge of the State of Israel überführt.
Trotz erheblicher und verständlicher Schwierigkeiten im Hintergrund der Verbrechen der NS-Diktatur an den Juden konnte die SGLvDiE den ihr von Br. Leo Müffelmann erteilten Auftrag erfüllen. So wurde das während der nationalsozialistischen Dunkelheit seitens der SGLvDiE mit Sitz in Jerusalem hellleuchtend bewahrte freimaurerische Licht anlässlich der Gründung der Vereinigten Großloge der Freimaurer von Deutschland am 19. Juni 1949 in der Frankfurter Paulskirche (Abb. 11) symbolisch nach Deutschland zurückgeführt, wobei Br. Adolf Bünger der Überbringer war.
Nur wenige noch arbeitsfähige Logen der ehemaligen SGLvD wurden in die neue Vereinigte Großloge, aus der 1958 die GL AFuAMvD hervorgehen sollte, aufgenommen. Berücksichtigt wurde die Loge „Zur Erkenntnis“, die sich bereits 1946 der Großen Loge von Hamburg anschloss. In unserer Bauhütte wurde schon sehr bald nach dem Zweiten Weltkrieg die Problematik erkannt, in der sich die SGLvDiE befand.
Am 20. Oktober 1953 wurde in Jerusalem die Großloge des Staates Israel AF&AM geweiht, und zwar unter Zusammenschluss aller in Israel arbeitenden Logen. Auch die fünf Logen der SGLvDiE schlossen sich nach einer Beschlussfassung dieser neuen Großloge an. Diesen fünf Logen wurde dabei das Recht zur Beibehaltung ihres Rituals verbürgt.
In der Folgezeit arbeiteten die zahlreichen Logen in Israel in den verschiedensten Sprachen, nämlich in Hebräisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Arabisch und Rumänisch, wobei in der Folgezeit die Arbeiten in den Logen auf Deutsch zunehmend an Bedeutung verloren.
Mit der neuen Organisation der Freimaurerei im Nachkriegsdeutschland sowie in Israel konnte jedoch die Belastung im deutsch-israelischen Verhältnis nicht verdeckt werden. Denn neben sehr viel Licht musste die deutsche Freimaurerei auch so manche Schattenseiten verzeichnen. So arbeiteten die altpreußischen Großlogen mit Bekenntnis zum Christentum auch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten weiter. Erst mit dem Verbot der Freimaurerei in Deutschland endete dann gezwungener Maße auch ihre Tätigkeit. Auch ist es der deutschen Freimaurerei bis heute nicht gelungen, eine lückenlose Aufklärung der Zeit von 1933 bis 1945 zu bieten, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Beteiligung von deutschen Freimaurern an den NS-Verbrechen.
Im Hintergrund ihrer Geschichte pflegte daher die Loge „Zur Erkenntnis“ in der Folgezeit einen intensiven Gedankenaustausch mit den Brüdern in Israel, insbesondere mit ihrer Tochterloge „Zur Quelle Siloah“ im Orient Jerusalem. Zahlreiche Brüder unserer Bauhütte besuchten die Logen in Israel, um auf diese Weise die historisch gewachsene Verbundenheit auszudrücken.
In seiner Stuhlmeisterzeit von 1971 bis 1983 widmete sich Br. Heinz Klasen zudem intensiv mit der „Legende Chile“. Im Hintergrund der guten Kontakte der ehemaligen Großen Loge von Hamburg zu den Freimaurern in Chile trat er vehement den Behauptungen entgegen, dass nach dem nationalsozialistischen Verbot der Freimaurerei 1935 das Licht zusätzlich symbolisch in Valparaiso (Chile) bewahrt wurde. Allein die umfassenden Aktivitäten der SGLvD und insbesondere der SGLvDiE widerlegen diese historisch nicht belegten Vorstellungen.
In den letzten 20 Jahren ist infolge des Todes vieler Brüder unserer Loge, die oft die Logen in Israel besuchten und dabei Grüße unserer Bauhütte übermittelten, nahezu ein Stillstand im Gedankenaustausch und der Beziehungspflege eingetreten. Dies ist jedoch im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Loge „Zur Erkenntnis“ wie in vielen anderen Logen einen gewaltigen Mitgliederschwund zu verkraften hatte und sich daher vorrangig um den Fortbestand der Loge kümmern musste. Bei internen Vortragsabenden wurden den neu aufgenommenen Brüdern und Gästen jedoch immer wieder die besondere Geschichte unserer Bauhütte und ihre historische Beziehung zu Israel vor Augen geführt.
Seit 2011 gibt es jedoch erfreulicherweise einen sehr engen Kontakt zu Br. Rob Heiden Heimer von der Loge „Libanon“ im Orient Haifa, der auch schon Stuhlmeister seine Loge war. Er besuchte uns schon öfters anlässlich einer rituellen Arbeit. Auch an unseren Arbeiten in der Kunststätte BOSSARD hatte er schon teilgenommen und dabei Grüße seiner Loge übermittelt. Bei diesen Arbeiten nimmt er Platz im Osten, wobei auch der Wimpel unserer Tochterloge "Zur Quelle Siloah" im Orient Jerusalem anwesend ist. (Abb. 12).
Bei seinen Besuchen gewährte er auch Einblicke in das Leben seiner in den Niederlanden lebenden Familie während der NS-Diktatur, die auch für ihn und seine Familie viel Leid mit sich brachte. Wenn er aus seinem Leben erzählt, hängen die Brüder der Loge „Zur Erkenntnis“, die überwiegend die NS-Diktatur nicht erlebten, regelrecht an seinen Lippen. Es ist bei diesem Bruder aus Israel keinerlei Verbitterung zu verspüren. Vielmehr betonte er, dass sein Weg in die Freimaurerei in den Fünfzigerjahren ihm ein neues Blickfeld ermöglichte.
Als in 1930 die SGLvD ins Leben gerufen wurde, arbeiteten alle Mitgliedslogen dieser neuen Großloge nach deren Ritual. Heute ist die Loge „Zur Erkenntnis“ die einzige Loge in Deutschland, die nach dem Ritual der ehemaligen SGLvD arbeitet und auch zukünftig pflegen wird.
Nach der Bildung der Großloge von Israel im Jahre 1953 waren es die beiden Logen „Zur Quelle Siloah“ im Orient Jerusalem und „Libanon“ im Orient Haifa, die nach dem Ritual der ehemaligen SGLvD arbeiteten. Für Br. Rob Heiden Heimer ist dies daher bei seinen Besuchen unserer Arbeiten stets ein besonderes Erlebnis, auch wenn es rituelle Unterschiede gibt, die sich im Hintergrund der komplexen Geschichte der SGLvD und SGLvDiE bildeten. An dieser Stelle wollen wir Br. Rob Heiden Heimer einen besonderen Dank aussprechen, dass er uns wertvolles Informationsmaterial zur Verfügung gestellt hatte, die einen umfassenden Einblick in die Geschichte der SGLvDiE gewährt.
Aufgrund seines brückenbildenden Engagement sowie der Bereitstellung von Unterlagen zur Geschichte der SGLvDiE und seiner Loge „Libanon“, die selbst vielen historisch bewanderten Brüdern unserer Loge so nicht bekannt waren, wurde bei der Hauptversammlung am 23. Mai 2013 beschlossen, Br. Rob Heiden Heimer zum Ehrenmitglied unserer Bauhütte zu ernennen, der auch einstimmig angenommen wurde.
Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Gunter Glücklich, der die Urheberrechte einer sehr schönen Photographie von Br. Rob Heiden Heimer aus dem Jahre 2009 besitzt, sind wir in der Lage, dieses für unsere Loge so bedeutende Kapitel auch optisch zu beenden (Abb. 13).
Übersicht der Stuhlmeister seit 1914
Die insgesamt 14 Stuhlmeister der Loge „Zur Erkenntnis“, die in den 100 Jahren die Bauhütte gegründet, gefördert, tatkräftig unterstützt und auch durch schwierige Zeiten geführt haben, sind in folgender Übersicht zusammengefasst:
- 1914 bis 1919 Müller, Hermann
- 1919 bis 1924 Haarstrich, Wilhelm
- 1924 bis 1954 Bünger, Adolf
- 1954 bis 1960 Häder, Dr. Walter
- 1960 bis 1968 Vogt, Arthur
- 1968 bis 1969, Genutt, Hans
- 1969 bis 1970, Friedmann, Kurt
- 1970 bis 1971, Vogt, Arthur
- 1971 bis 1983, Klasen, Heinz
- 1983 bis 1985, Brachvogel, K. H. Wolfgang
- 1985 bis 1989, Kreft, Gerhard
- 1989 bis 1997 Warnke, Hermann
- 1997 bis 2007 Lübbert, Hans-Dieter
- 2007 bis 2014 Lüken, Jürgen
Über das 100-jährige Stiftungsfest am 3. Mai 2014 hinaus wird Br. Jürgen Lüken auf der Basis der Beamtenwahl bei der Hauptversammlung am 23. Mai 2013 den Ersten Hammer der Loge „Zur Erkenntnis“ bis zum Ende des Maurerjahres 2014/2015 führen. Sollte er danach für weitere zwei Jahre nicht mehr zur Verfügung stehen, können vor allem junge Brüder, die in den letzten fünf Jahren das freimaurerische Licht erblickten, an eine derartige und nicht ganz einfache Aufgabe herangeführt werden.
Abschließende Gedanken des Meisters vom Stuhl und die Logenmitglieder im Jubiläumsjahr 2014
Unsere Loge ist mit 31 Mitgliedern in an das Jubiläumsjahr 2014 gegangen und wird voraussichtlich noch vor dem Stiftungsfest eine Aufnahme durchführen. Die Mitglieder umfassen die Berufsgruppen Kaufleute, Beamte, Ingenieure, Naturwissenschaftler, Rechtsanwälte, Historiker, IT-Fachleute und Handwerksmeister. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 57 Jahren. Damit verfügen wir über Brüder aus allen Altersstufen zwischen 30 und 90 Jahren. Das jüngste Mitglied, Br. Markus Stevens, ist 31 Jahre und das älteste,
Br. Arthur Faber, 90 Jahre alt.
Nachdem sich die Mitgliederzahl längere Zeit um 22 bis 24 Brüder bewegte, ist sie in den vergangenen fünf Jahren um rund ein Drittel deutlich gestiegen. Es sind sowohl junge als ältere Brüder, welche unsere Abende zuvor mehrere Monate besucht und schließlich ihre Auf- oder Annahme beantragt haben. Die Loge profiliert dadurch von vielen neuen Ideen, Anregungen und Denkanstößen. Allerdings haben in dieser Zeit ebenso einige Brüder aus privaten, beruflichen oder auch finanziellen Gründen ihren Austritt erklären müssen.
Es fällt auf, dass derzeit vor allem jüngere Herren zwischen 30 und 40 reges Interesse an der Freimaurerei haben und um eine Einladung zu unseren Gästeabenden bitten. Sie sind überwiegend im Süderelberaum ansässig und nehmen zumeist den Erstkontakt über unsere Internetseite auf. Sie sind oftmals auf der Suche nach einem Gesprächskreis, in dem man sich über die Themen und Fragen unserer Zeit austauschen kann. Den kann unsere Loge Ihnen bieten. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass auch weiterhin interessierte Männer den Weg zu uns finden und aufgenommen werden.
Die Atmosphäre und das geistige Leben in der Loge sind harmonisch und brüderlich. Der für uns Freimaurer so wichtige Austausch über historische und aktuelle Themen ist in der Loge lebhaft, vielschichtig, durchaus kritisch, aber stets von Toleranz geprägt.
Die in den vergangenen Jahren auf- und angenommenen Brüder haben sich gut bei uns eingelebt. Einige von Ihnen zeigen großes Engagement und Eigeninitiative bei der Ausrichtung von Veranstaltungen. Andere füllen übernommene Ämter und Aufgaben mit Ideen und Weitblick aus. Wieder andere legen im Tempel Zeichnungen mit neuen Denkansätzen auf, halten an unseren Gästeabenden Vorträge und sorgen damit für interessante Diskussionen.
Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle aber auch die langjährigen Mitglieder der Loge, von denen einige Bürgschaften übernommen haben und den jungen Brüdern mit ihrer Erfahrung und manch gutem Rat zur Seite stehen. Durch diese wertvolle Zusammenarbeit, und zwar jeder an seinem Platz, sind wir in der glücklichen Lage, unsere Abende attraktiv und abwechslungsreich zu gestalten. Das fügt und hält die Bruderschaft zusammen. Hierdurch empfangen wir bei unseren Zusammenkünften unseren Lohn. Hierfür danke ich allen Brüdern der Loge aufrichtig!
Die wöchentlichen Treffen am Donnerstag im Logenhaus Hamburg-Harburg in der Eißendorfer Straße 27 werden von unseren Brüdern überwiegend gut besucht. Mindestens einmal im Monat finden eine Tempelarbeit im Ersten Grad und ein Gästeabend statt. Die weiteren Abende sind mit Beförderungs- und Erhebungsarbeiten, Werklehren, brüderlichen Gesprächen, Beamtenratssitzungen, vereinsrechtlichen Versammlungen oder öffentlichen Veranstaltungen ausgefüllt. Die große Bereitschaft und Initiative der Brüder, die Treffen zu organisieren und mit Zeichnungen und Vorträgen zu gestalten, ist dabei erfreulich.
Eine besondere Feierlichkeit stellt im Juni unsere Tempelarbeit in der Kunststätte BOSSARD in Jesteburg dar, die wir dort seit dem Jahr 2000 durchführen. Bei den Arbeiten je nach Wetterlage im Klostergarten oder in dem Kunsttempel können wir zwischenzeitlich zahlreiche Gäste aller Obödienzen aus Norddeutschland begrüßen, so dass die Kolonnen mit bis zu 80 Brüdern stets gut gefüllt sind. In den letzten Jahren haben wir bei diesem Anlass auch einige Aufnahmen von Suchenden in die Loge durchgeführt. Hinsichtlich Details dieser beindruckenden Anlage sowie auf das besondere Ambiente des Klostergartens im Rahmen einer freimaurerischen Arbeit wurde bereits näher eingegangen.
Eine weitere von uns im Jahr 2005 ins Leben gerufene Abendveranstaltung ist das freimaurerische Liedersingen. Dieses findet alle zwei Jahre im Logenhaus statt, wozu wir gemeinsam mit unserer Harburger Schwesterloge „Ernst August zum goldenen Anker“ einladen. Unter der kompetenten Anleitung der musizierenden Brüder Josef Wendelin Schäfer und Klaus Weidmann werden mit 40 bis 60 Teilnehmern 3 x 3 unserer schönsten Freimaurerlieder eingeübt oder aufgefrischt (Abb. 14). Für Speis´ und Trank wird von unserem Hausgastronom, Herrn Smailbegovic, stets gesorgt. Insbesondere auch den jungen Brüdern bieten die Abende Gelegenheit, unser Liedgut kennenzulernen.
Das Meistergespräch am Kamin im Oktoberjeden Jahres ist seit 2007 fester Bestandteil unseres Arbeitsplanes. Die Idee kam mir, weil nach meinem Eindruck den Brüdern Meistern nach ihrer Erhebung in den Logen zu wenig geboten wird, ihr freimaurerisches Wissen in Gesprächsrunden zu vertiefen. Wir laden zu diesen Abenden deshalb gern auch interessierte Brüder anderer Bauhütten ein. Die Kerzengespräche beginnen mit einem Vortrag zu einem historischen oder zeitgenössischen, meist philosophischen Thema, welches in der Einladung bekannt gegeben wird. Mancher Teilnehmer bereitet sich zuhause bereits gut darauf vor und bereichert dann mit ergänzenden Beiträgen die sich anschließende Diskussion. Die jährlichen Treffen finden bei den Brüdern Meistern Zustimmung und sollen fortgesetzt werden.
Seit 2008 hat auch der Literaturabend einen festen Platz im Arbeitsplan gefunden, wobei unsere beiden Brüder Walter Fisseler und Jonny Schacht gemeinsam mit den beiden Brüdern Georg Bergmann und Bernd Strehlow von der Loge „Ernst August zum goldenen Anker“ Werke aus verschieden Literaturepochen vortragen.
Zu den regelmäßigen Familienveranstaltungen unserer Loge mit Ehepartnern, Kindern und Gästen gehören die Weihnachtsfeier im Logenhaus, das gemütliche Stintessen im Frühjahr in einer Gaststätte in Wohlesbostel und das sommerliche Grillen im Garten einzelner Brüder. Neu in das Jahresprogramm aufgenommen wurden vor zwei Jahren der Tag der Lehrlinge und Gesellen, bei dem die jüngsten Brüder der Loge einen Tagesausflug mit Familien und Gästen eigenständig organisieren. Auch diese Veranstaltung wird seitdem gut angenommen. Weniger Zuspruch hat in der Vergangenheit hingegen das Schwesternfest der Loge gefunden. Die Teilnehmerzahl unserer Schwestern hat stets abgenommen, weshalb wir es vor einigen Jahren bis auf weiteres ausgesetzt haben. Anlässlich unseres 100-jährigen Stiftungsfestes Anfang Mai wird nach längerer Zeit jedoch wieder ein Schwesternfest stattfinden. Es bleibt dann abzuwarten, ob wir dieses künftig erneut in den Arbeitsplan aufnehmen.
Die karitativen Aktivitäten der Loge waren in den vergangenen Jahren darauf ausgerichtet, für eine größere vierstellige Spende zu sammeln, welche wir anlässlich unseres 100-jährigen Stiftungsfestes mit Beteiligung des Freimaurerischen Hilfswerkes leisten wollen. Über den Spendenzweck wird die Bruderschaft in Kürze entscheiden. Möge er einer guten Sache dienlich sein.
Der weit überwiegende Teil der Bruderschaft unserer Loge zeigt sich inzwischen gegenüber Außenstehenden bei Fragen zur Freimaurerei deutlich offener und auskunftsbereiter, als es noch vor wenigen Jahrzenten der Fall war. Das Interesse der Öffentlichkeit an uns und unseren Wertevorstellungen ist zweifellos vorhanden. Das zeigen regelmäßig die Besucherzahlen an den „Tagen der Offenen Tür“, welche seit einiger Zeit im Harburger Logenhaus gemeinsam mit der Loge „Ernst August zum goldenen Anker“ durchgeführt werden. Es gilt dabei, alte überlieferte Vorurteile und Geheimnisse über die Freimaurerei auszuräumen und uns als weltoffene, pflichtbewusste und gesetzestreue Bürger unseres Landes zu präsentieren, die heute nichts mehr zu verbergen haben. Die Resonanz und der Zuspruch unserer Gäste sind fast immer positiv. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass wir mit diesem zeitgemäßen und aufgeschlossenen Umgang mit der Freimaurerei den richtigen Weg beschritten haben. Unsere steigenden Mitgliederzahlen sprechen jedenfalls dafür.
Bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass unsere gute Loge „Zur Erkenntnis“ im Orient Hamburg-Harburg in den kommenden Jahrzehnten weiter wächst und gedeiht.
Es geschehe also!
Hamburg im März 2014
Jürgen Lüken
Meister vom Stuhl
Anlässlich der TA I am 16. Januar 2014 wurde ein Gruppenbild (Abb. 15) angefertigt. Leider war es nicht möglich, alle Mitglieder unserer Bauhütte zu erfassen. Krankheitsbedingte, familiäre und berufliche Gründe wie auch weite Anreisen zweier Brüder aus der Harz-Region und Mannheim machten dies unmöglich.
Literaturverzeichnis
- Johannes Drechsler, Die Brüder vom FZAS, Blaue Reihe (Heft 17), Bauhütten Verlag, 1971
- Johannes Drechsler, Das neue Freimaurertum, Zeitschrift, 1950 bis 1952
- Adolf Bünger, Originalschrift seiner Aufzeichnungen
- Festschrift 60 Jahre „Zur Erkenntnis“
- Festschrift 75 Jahre „Zur Erkenntnis“
- Thomas Koebner, Weimars Ende, Suhrkamp Taschenbuch, 1982
- Helmut Neuberger, Freimaurerei und Nationalsozialismus, Bauhütten Verlag, 1980
- Jürgen Holtorf, Die Logen der Freimaurer, Nikol Verlagsgesellschaft mbH
- Michel Diericks S.J., Freimaurerei, Bauhütten Verlag, 1968
- Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Internationales Freimaurerlexikon, Amalthea Verlag, 1932
- Alec Mellor, Logen, Rituale, Hochgrade, Verlag Styria, 1967
- Johann Michael Bossard, Einführung in Leben und Werk, Broschüre von Oliver Fok, 2004
- Jutta Bossard, Ein Leben voller Kunst, Broschüre von Oliver Fok, 2003
Berücksichtigt wurden auch die umfassenden Arbeiten von Br. Heinz Klasen zu dem Thema „Legende Chile“.
Berücksichtigt wurde ferner auch zahlreiches Informationsmaterial, das von Br. Rob Heiden Heimer von der Loge „Libanon“ im Orient Haifa (Israel) zur Verfügung gestellt wurde. Dies betrifft insbesondere:
- Die Symbolische Großloge von Deutschland im Exil Palästina
- Autobiographie Leo Müffelmann`s während seiner Inhaftierung
- Zeichnung Rudolf Bohlmann 1932
- Zeichnungen zum 30- und 40-jährigen Stiftungsfestes der Loge „Libanon“ im Orient Haifa
Stand: 13. Januar 2014