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Das Kriterium der formal-logischen Wahrheit besteht im Sinne Kants in der Übereinstimmung einer Erkenntnis mit den allgemeinen und formalen Gesetzen des Verstandes und der Vernunft; die Logik kann aber niemals über die Wahrheit des konkreten Inhalts etwas Relevantes aussagen.  
  
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Version vom 19. April 2016, 15:14 Uhr

Wahrheit

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

ist einer der schwierigsten, umstrittensten Begriffe der Philosophie, jedes System hat gleichsam einen eigenen Wahrheitsbegriff und ein eigenes Wahrheitskriterium.

Formale Wahrheit

Das Kriterium der formal-logischen Wahrheit besteht im Sinne Kants in der Übereinstimmung einer Erkenntnis mit den allgemeinen und formalen Gesetzen des Verstandes und der Vernunft; die Logik kann aber niemals über die Wahrheit des konkreten Inhalts etwas Relevantes aussagen.

Die formale Wahrheit ist nur von den apriorischen Axiomen, die als eine Art transzendentaler Wahrheit aufgefaßt werden, abhängig. Die formal-logische Wahrheit und die transzendentale Wahrheit sind absolut gültig, da sie keine Beziehung zur Wirklichkeit haben und Zweifel folglich sinnlos waren.

Materielle Wahrheit ist Übereinstimmung zwischen Denken und Sein, im empirisch-objektiven Sinne, ein dem Sein konformes Urteil, daß, die Erfahrung verarbeitend, zur objektiven Gültigkeit gelangen kann, so wie es den erfahrungsgemäßen Gesetzen entspricht, im metaphysischen Sinne ist die materielle Wahrheit übereinstimmung des Denkens mit dem überempirischen, mit der Wirklichkeit im absoluten Sinne.

Relative Wahrheit

Diese Wahrheit ist immer relativ, nur auf daß Subjekt bezogen gültig. Die moderne Philosophie neigt im allgemeinen zum Relativismus (s. d.). Die Wahrheit ist im Sinne der pragmatischen Philosophie (s. Pragmatismus) nur "ein Denkmittel, daß uns am besten führt". Ein Gedanke ist insofern wahr, "als er uns behilflich ist, uns in zweckenteprechende Beziehungen zu änderen Teilen der Erfahrung zu setzen" (James). Kriterium der Wahrheit ist die "praktische Konsequenz" (Schiller, Oxford). Jede Wahrheit muß verifiziert werden, die absolute Wahrheit ist nur ein Grenzwert, die apriorischen Urteile sind nur ein Postulat eine unentbehrliche Voraussetzung des Denkens.

Dynamischer Prozess

Wahrheit ist im Grunde der dynamische Prozeß des Wahrwerdens, dessen Quelle der subjektive persönliche Wille zur Wahrheit ist. Absolute Wahrheit würde den Weg des Fortschrittes verrammeln. Die intellektuelle Arbeit des Verstandes ist nicht wertvoller, als die dem guten Gefuhl und Willen entspringenden Intuitionen und Neigungen es sind. Es gibt demgemaß Gefühlswahrheiten, wie die Religionen. die aber mittels ihrer Wirkung ebenfalls verifiziert werden müssen.

Liebe zur Wahrheit, Streben nach Wahrheit kennzeichnet die Freimaurerei. Sie sucht Wahrheit, im Gegensatz zur Autorität (Wolfstieg, "Die Philosophie der Freimaurerei"). Dies geht eindeutig aus ihrem Gebrauchtum ihren Symbolen, ihrer Literatur hervor, doch ist ihr Wahrheitsbegriff nirgends klar definiert und könnte auch schwer umrissen werden, da die Königliche Kunst jenseits aller philosophischen Systeme steht. Ihre Auffassung ist aber aus den Symbolen, Ritualen usw. induktiv ableitbar und steht der Auffassung der neueren Philosophie nahe.

Ihre Grundeinstellung ist relativistisch (siehe Relativismus). Dies hat Lessing wohl gemeint, wenn er sagt, daß es für den Menschen niemals eine volle Wahrheit geben kann, daß er aber dessenungeachtet nach Wahrheit streben muß. Die Wahrheit im freimaurerischen Sinne entsteht in einem synthetischen Prozess, in dem jede Teilwahrheit Daseinsberechtigung hat. Die stärke Betonung der Liebe zur Wahrheit, der Pflicht zur Erforschung der Wahrheit will besagen, daß die Freimaurerei gegen Aberglauben und starren Autoritätswahn Stellung nimmt, von der Überzeugung ausgehend, daß auf dem Gebiete des Wissens einzig und allein die empirische, und in diesem Sinne objektive Wahrheit das des Wissens einzig und allein die empirische, und in diesem Sinne objektive Wahrheit das entscheidende Wort haben darf, daß aber Wahrheiten anderer Art, die sich Unbedingtheit anmaßen, die Forschung in ihrer Freiheit niemals behindern dürfen.

Streben der Freimaurerei nach Harmonie

Das Streben der Freimaurerei nach Harmonie führt sie zur Anschauung, daß es, im Sinne der neueren Philosophie, auch Gefühlswahrheiten gibt, daß innere, von äußeren Anlässen unabhängige Erlebnisse real sein können, und daß folglich die Religion in diesem Sinne ebenfalls eine Wahrheit ist, deren Betätigung allerdings auf ein bestimmtes Lebensgebiet beschränkt bleiben muß. Die materielle Wahrheit, die Wissenschaft, beschreibt mechanisch die Wirklichkeit und ihre Gesetze, kann aber dem Menschen keine höheren Ziele weisen. Die Maurerei glaubt daher, bei höchster Wertung der Wissenschaft, an die im Gründe überempirische Wahrheit einer sitllichen Weltordnung, die den Weg zur Vervollkommnung offen läßt und dadurch dem Leben einen Sinn verleiht. Quelle jeglicher Wahrheit im objektiven Sinne ist aber die Wahrhaftigkeit, die die Freimaurerei von allen ihren Gliedern fordert. Sie achtet den aufrichtigen Glauben, verwirft aber dessen heuchlerische Form die sich lediglich im Manifestieren leerer Formalitäten erschöpft.

Siehe auch