Rudi Pohl und die ‚Blauen Blätter’: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:BBL-Vorgänger1973-Ausschnitt.jpg|thumb|350px|1972 bis 1980: Der hektographierte Vorgänger der ‚Blauen Blätter’. Eine Technik, die im 21. Jahrhundert vorsintflutlich anmutet: mit der mechanischen Schreibmaschine eine Matrize beschreiben, diese in ein Hektographiergerät einspannen und dann das Endprodukt händisch Blatt für Blatt herunterkurbeln. Ehemals beliebt für Flugblätter, daher waren diese Apparate in Diktaturen wie der DDR als Privatbesitz verboten.]]
 
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Rudi Pohls Wunsch nach einem langen Fortleben der ‚Blauen Blätter’ ging nicht in Erfüllung. Das Konzept hatte sich überlebt. Von 2009 bis 2014 folgte [[Zeit & Maß|ZEIT&MASS]], jetzt als Organ der Großloge und noch einmal auf Papier. Und 2016 stellte die ‚Großloge von Österreich’ mit dem Magazin [[LogenLeben]] auf das Internet um: ‚LogenLeben’ wird nicht mehr gedruckt und versandt, sondern als ePaper passwortgeschützt über die Webseite der Großloge verteilt.
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Rudi Pohls Wunsch nach einem langen Fortleben der ‚Blauen Blätter’ ging nicht in Erfüllung. Das Konzept hatte sich überlebt. Von 2009 bis 2014 folgte [[Zeit & Maß|ZEIT&MASS]], jetzt als Organ der Großloge und noch einmal auf Papier. Dann folgte eine Nachdenkpause, und 2016 stellte die ‚Großloge von Österreich’ mit dem Magazin [[LogenLeben]] auf das Internet um: ‚LogenLeben’ wird nicht mehr gedruckt und versandt, sondern als ePaper passwortgeschützt über die Webseite der Großloge verteilt.
  
 
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Version vom 20. Oktober 2016, 07:30 Uhr

Rudi Pohl und die ‚Blauen Blätter’

Die ‚Blauen Blätter’ waren in der Großloge von Österreich 28 Jahre lang eine interne Freimaurer-Zeitung:
von 1980 bis 2008. Von Rudi Rabe.

Wenn ich schreibe IN der Großloge, dann ist das kein sprachliches Versehen: Die ‚Blauen Blätter’ waren kein Organ DER Großloge, sie wurden vom österreichischen Freimaurer Rudi Pohl (1920-2009) herausgegeben. Er hat das monatlich erscheinende Blatt im Alleingang produziert. Nur Brüder der ‚Großloge von Österreich’ konnten es abonnieren.

Im Dezember 2008 kamen die ‚Blauen Blätter zum letzten Mal heraus. Rudi Pohl war inzwischen 88 Jahre alt geworden und kränklich. Wenige Monate später starb er: am 1. April 2009.

Über Rudi Pohl

1972 bis 1980: Der hektographierte Vorgänger der ‚Blauen Blätter’. Eine Technik, die im 21. Jahrhundert vorsintflutlich anmutet: mit der mechanischen Schreibmaschine eine Matrize beschreiben, diese in ein Hektographiergerät einspannen und dann das Endprodukt händisch Blatt für Blatt herunterkurbeln. Ehemals beliebt für Flugblätter, daher waren diese Apparate in Diktaturen wie der DDR als Privatbesitz verboten.
Die letzte Nummer 371 im Dezember 2008:
Layout 28 Jahre unverändert.

Bis zu seiner Pensionierung war er Beamter im Pressedienst des österreichischen Außenministeriums. Als junger Mann war er nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich (1938) in Hitlers Wehrmacht eingezogen worden und dann im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) in sowjetische Gefangenschaft geraten. Seine Heimat sah er erst zehn Jahre nach Ende des Kriegs wieder: Als die Besatzungsmächte 1955 aus Österreich abzogen, wurde er mit den letzten österreichischen Kriegsgefangenen in die Heimat überstellt.

1971 wurde Rudi Pohl in die Wiener Loge Humanitas aufgenommen. Im Laufe seiner fast vierzigjährigen Mitgliedschaft affilierte er noch in vier weitere Logen; zweimal war er auch Gründungsmitglied. Außerdem war er Mitglied der Forschungsloge ‚Quatuor Coronati’ und 27 Jahre lang Chef oder stellvertretender Chef der Großlogen-Bibliothek: in der österreichischen Freimaurer-Sprache ‚Großbibliothekar’.

Die ‚Blauen Blätter’

Da Rudi Pohl im Pressedienst seines Ministeriums arbeitete, war es naheliegend, dass er sich auch in seiner Loge für eine Verbesserung der internen Information interessierte. Und so gab er schon ein Jahr nach seiner Aufnahme einen hektographierten Info-Brief zunächst nur für seine eigene Loge heraus: am Anfang nur eine Seite, bald sechs und schon nach wenigen Monaten zwölf Seiten auf sechs Blättern.

Die Großloge von Österreich hatte damals keine eigene interne Zeitung, und so interessierten sich auch immer mehr Brüder anderer Logen für Pohls Logen-Brief. Also beendete er diesen 1980 mit der Nummer 82 und gab ab diesem Jahr für alle Brüder der Großloge die jetzt nicht mehr hektographierten sondern gedruckten ‚Blauen Blätter’ heraus: eine interne Zeitung, die jeder Bruder um 300 Schilling abonnieren konnte (22 Euro); der Betrag änderte sich von 1985 bis zum Ende der Zeitung im Jahr 2008 nicht. Als Abonnent war man zugleich Mitglied des Herausgebervereins ‚Freunde esoterischer Texte’, eine Konstruktion aus rechtlichen Gründen.

Die ‚Blauen Blätter’ auf gelbem Papier mit blauem Druck zeigten eine erstaunliche Konstanz: Sie behielten ihr Layout die ganzen 28 Jahre unverändert bei. Ebenso ihren Umfang mit zwölf Seiten und ihre innere Struktur: viel Text, einige wenige Bilder erst ab 1989; vorher und auch noch danach gab es fallweise auch separate Bildbeilagen.

Rudi Pohl war Eigentümer, Herausgeber, Gestalter und Redakteur der ‚Blauen Blätter’. Die Produktion war ein klassischer Ein-Mann-Betrieb: Redaktion, Umbruch, Administration, Manipulation, Versand, Korrespondenz, Finanzgebarung und so weiter – alles Rudi Pohl. Seine Arbeit war ehrenamtlich, also ohne Honorar; abgerechnet wurde alles über den Herausgeberverein.

Mangels einer offiziellen Zeitung der ‚Großloge von Österreich’ wurden die ‚Blauen Blätter’ auch von vielen ausländischen Großlogen als Organ der österreichischen Großloge bezogen und archiviert. Das wurde von der Führung der Großloge durchaus akzeptiert, Rudi Pohl hielt sich ja an deren Regeln. Und so unterstützte sie ihn nach einiger Zeit auch mit einer kleinen Subvention für die Belieferung von zuletzt 65 ausländischen Großlogen.

In der letzten Nummer im Dezember 2008 verabschiedete sich der inzwischen achtundachtzigjährige Rudi Pohl mit berührenden Worten. Seine Kräfte hatten deutlich nachgelassen, und er fühlte wohl, dass ihm nicht mehr viel Zeit bliebe. Hier zwei Ausschnitte aus seinem letzten „In eigener Sache“:


BBL Dez2008 Abschied2.jpg
BBL Dez2008 Abschied3.jpg


Rudi Pohls Wunsch nach einem langen Fortleben der ‚Blauen Blätter’ ging nicht in Erfüllung. Das Konzept hatte sich überlebt. Von 2009 bis 2014 folgte ZEIT&MASS, jetzt als Organ der Großloge und noch einmal auf Papier. Dann folgte eine Nachdenkpause, und 2016 stellte die ‚Großloge von Österreich’ mit dem Magazin LogenLeben auf das Internet um: ‚LogenLeben’ wird nicht mehr gedruckt und versandt, sondern als ePaper passwortgeschützt über die Webseite der Großloge verteilt.

ÖFlag.jpg


Siehe auch