Drei Hammerschläge: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die drei Schläge ==
 
 
 
 
 
:Zurückgekehrt aus meines Tempels Hallen,
 
:Das Herz begeistert von der Weisheit Spruch,
 
:War noch mein Geist bei den Symbolen allen
 
:Der hohen Kunst — ich sah das heil'ge Buch,
 
:Den Zirkel, sah das Winkelmaas —
 
:sie glänzten im hellen Lichte —
 
:in der Kette stand Ich noch, der festgeschlossnen, unbegrenzten
 
:Und fühlte noch den Druck der Bruderhand.
 
 
 
:Und manch' Geheimniß sucht' ich zu ergründen,
 
:Als ich so einsam träumend, sinnend lag,
 
:Der heil'gen Dreizahl Deutung aufzufinden,
 
:Vor allem in des Meisters Hammerschlag —
 
:Zwei Schläge, die rasch auf einander tönen
 
:Und dann des Hammers dritter, schwerer Fall,
 
:Der nach sich läßt ein bebend kurzes Dröhnen,
 
:Geheimnißvollen, dumpfen Wiederhall!
 
 
 
:Und so in ernsten, sinnenden Gedanken
 
:Entschlummert' ich. — Allein der Geist blieb wach
 
:Und sehnte sich aus seines Körpers Schranken
 
:Und strebte heimathlichem Lichte nach.
 
:Und stark und stärker dehnt er seine Schwingen
 
:Und riss die Fessel, die ihn band, entzwei,
 
:Ließ Leib und Seele mit der Trägheit ringen,
 
:Und schwang empor sich bodenlos und frei.
 
 
 
:Und freute sich des Lichts der ew'gen Sonnen
 
:Und schwelgte wieder in den Melodien Des Himmels,
 
:deren unnennbare Wonnen Beseligend in jenen Räumen zieh'n,
 
:Und sah die Schaaren der verklärten Geister,
 
:Sah wieder auch, der sel'gen Ehrfurcht voll,
 
:Ihn Selbst, den hocherhab'nen Weltenmeister,
 
:Aus dessen Thron das ew'ge Urlicht quoll.
 
 
 
:Doch auch zur Erde wandt' aus jenen Höhen
 
:Sich dann sein Blick. Denn wie sie auch sich klein
 
:Und düster nur von dort herab läßt sehen:
 
:Doch richtet auch auf ihren matten Schein
 
:Das Auge sich der Sel'gen. Unbeachtet
 
:Bleibt auch der kleinste Theil der Schöpfung nicht,
 
:Und sei er noch so fern und tief umnachtet:
 
:Hindurch zu ihm dringt doch der Gottheit Licht.
 
 
 
:Des Geistes Blick durchdrang der Schatten Düster,
 
:Die lagerten auf unsrer Erdenflur,
 
:Mit geist'gem Ohr vernahm er das Geflüster
 
:Des Odemzugs der schlummernden Natur.
 
:Und Manches, was sich unbedeutend zeigte
 
:Sonst hier und da wohl auf dem Erdenrund,
 
:Das that sich, wie sein Blick es jetzt erreichte,
 
:Ihm deutungsvoll und hocherhaben kund.
 
 
 
:Da hört' in eines Maurertempels Hallen,
 
:Wo treuer Brüder Kreis vereint noch war,
 
:Den Schlag des Hammers plötzlich er erschallen
 
:In heil'ger Dreizahl — aber — wunderbar! —
 
:Des dritten, schweren Hammerschlages Dröhnen
 
:Verhallte nicht, wie sonst — es stieg empor
 
:Gen Osten, ward zum hocherhabnen Tönen
 
:Und floß melodisch in der Sel'gen Chor. :
 
 
 
:Und plötzlich hatte er den Sinn gefunden
 
:In den drei Schlägen und es ward ihm klar,
 
:Was ihm so oft in sinnend ernsten Stunden
 
:Nur noch geheimnissvolle Ahnung war.
 
:Zwei Schläge, die rasch auf einander tönen,
 
:Sie deuten an das irdische Entsteh'n
 
:Und Sein. Der letzte Schlag mit schwerem Dröhnen
 
:Er ist des Daseins Ende, das Vergeh'n.
 
 
 
:Rasch, wie Momente, eilt des Menschen Leben,
 
:Erschütternd naht der letzte Augenblick.
 
:Doch seines schweren Schlages dröhnend Beben
 
:— Dem Geiste hallt harmonisch es zurück.
 
:Dem reinen Sinn ist nicht der Klang verborgen,
 
:Der aus dem Dröhnen wundersam empor,
 
:Empor steigt zu dem ew'gen, lichten Morgen:
 
:Doch nur den Schlag vernimmt ein ird'sches Ohr.
 
 
 
[[Kategorie:Literatur|Gedichte]]
 

Aktuelle Version vom 11. September 2018, 14:24 Uhr

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