Zur Deutschen Burg: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 1. November 2018, 11:43 Uhr

Johannisloge:

"Zur Deutschen Burg"

Orient: Duisburg
Matr.-Nr.: 179
Gründungsdatum:
arbeitete bis:
erneut ab:
1. Oktober 1820
Juni 1935
Juni 1948
Großloge: AFuAMvD

Zur Deutschen Burg

Festschrift anlässlich "Freimaurer Ruhr 2010"

Quelle: Website der Freimaurer Ruhr 2010

Loge Zur deutschen Burg, Duisburg - Karl Daniel

Geschrieben am 23.02.2010 16:16:00

Loge Zur deutschen Burg, Duisburg: Freimaurer übernehmen Verantwortung in der aufstrebenden bürgerlichen Zivilgesellschaft
Karl Daniel

Die Anfänge

Bereits am 14. Juli 1767 wurde in Duisburg ein Studentenorden gegründet, der freimaurerähnliche Grundsätze, Gradeinteilungen und geheime Erkennungszeichen hatte. Er nannte sich Loge der Beständigkeit des Ordens invioable. Der Sitz der Ordensleitung war Halle an der Saale.

Die ersten echten Logenvereine bildeten sich später: Die Loge Zur Hoffnung und die Johannisloge De twee getallen (Die zwei Zahlen), wobei der Namen der zweitgenannten bereits die enge Verbindung zu niederländischen Mitbürgern verrät.

Die Gründung der Duisburger Logen erweckte bei vielen örtlichen Institutionen Widerstand. So erhob der Senat der in dieser Zeit sehr orthodoxen Duisburger Universität gegen die Gründung der Loge Zur Hoffnung Protest beim preußischen König Friedrich II.:

Allerdurchl. u.s.w.
Ew. Kgl. Maj. geruhen aus dem in Abschrift anliegenden Bericht der Universität zu Duisburg vom 2ten c. die Besorgnisse derselben, dass daselbst eine Freymäurer-Loge werde errichtet werden, mit mehrerem allergnädigst zu ersehen. Ob nun gleich aus denen zugleich mit beygefügten Protocollen noch nicht mit Gewissheit abzunehmen ist, dass die darin bemeldete Versammlungen eine zu errichtende Freymäurer-Loge zur Absicht haben: So haben Wir doch zur Bescheidung der bemeldeten Universität uns hierüber zuvörderst von Ew. Kgl. Maj. Verhaltungs-Befehle hierdurch p. ausbitten wollen und beharren p.
Cleve. Ew. Kgl. Maj.
den 16ten Julii 1784.
Clevische Regierung.

Bereits am 2. August desselben Jahres erfolgte die Königliche Entscheidung:

Friedrich, König p. p. p. Äuf Euren Bericht vom 16ten dieses ertheilen Wir Euch zur Resolution dass, da die Freymeuerey eine im Staat gedultete Gesellschaft ist, Ihr Euch die Anlegung einer Loge müsset gefallen lassen. Die vom Senat angegebenen allgemeinen Gründe sind durch die Erfahrung widerlegt, und die speciellen zu weit hergeholt. Sollte jedoch die hier angegebene Zusammenkunft in eine Ordens- oder Art von Landsmannschaft-Verbindung wie solches auf einige Universitäten einzuschleichen pflegt, ausarten, wovon die Mitglieder sich den Namen von Unitisten, und Constantisten geben, so müsset Ihr selbige nicht dulden.

Das letzte Sitzungsprotokoll der Loge Zur Hoffnung stammt vom 15. Januar 1788. Meister vom Stuhl, also der Vorsitzende, wurde der spätere Bürgermeister Leonhard Wintgens.

Die Loge De twee getallen entstand 1786 im damals noch eigenständigen Ruhrort. Offiziell hatte sie ihren Sitz in Venlo, da sie der niederländischen Großloge angehörte, wie auch andere niederrheinische Logen zu dieser Zeit, etwa die Loge von Emmerich. 1787 verlegte De twee getallen ihre Zusammenkünfte in das Haus von Peter Noot in Ruhrort. Der Loge gehörten Ruhrorter und niederländische Kaufleute sowie preußische Beamte aus Duisburg und Ruhrort an. Sie zählte zwischenzeitlich über vierzig Mitglieder, was auf ein reges freimaurerisches Leben in jenen Jahren schließen lässt. Mit dem Beginn des 1. Koalitionskrieges gegen das revolutionäre Frankreich (1792) stellte sie aber ihre Tätigkeit ein. Ansonsten ist über sie und die Loge Zur Hoffnung ist wenig bekannt. Sie bestanden nur wenige Jahre.

Die Universität schloss 1818 ihre Pforten. Die Herren Senatoren mussten nicht mehr miterleben, dass sich zwei Jahre später wieder eine Bauhütte in Duisburg gründete: Die Loge Zur deutschen Burg.

Man mietete das Flory’sche Haus an der Oberstraße, das in einer älteren Chronik als „dumpfer Raum“ bezeichnet wurde, und am 24. Januar 1821 wurde die Loge dort eröffnet und eingeweiht (übrigens dem Geburtstag Friedrichs des Großen). Da das Konstitutionspatent der Großen National- und Mutterloge in den preußischen Staaten, Zu den drei Weltkugeln in Berlin, vom 1. Oktober 1820 datiert ist, gilt dieser Tag als Stiftungstag der Deutschen Burg. Seither wird das Stiftungsfest Anfang Oktober gefeiert.

Am 24. April 1822 bezog die Loge, die bereits 39 Mitglieder zählte, das Haus Elisabethenburg in der Beginengasse, das sie käuflich erworben hatte.

1820, als die Freimaurerloge Zur Deutschen Burg von der preußischen National-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln ihr Patent erhielt, herrschte in Duisburg eine wirtschaftliche Aufbruchsstimmung. Es zählte damals gerade 6.400 Einwohner. Im gleichen Jahr wurde im Nachbarort (und heutigen Stadtteil) Ruhrort der Ausbau des Hafens begonnen, der bis 1825 anhielt. Viele wohlhabende Kaufleute und Fabrikanten hatten in der Stadt mit der hervorragenden verkehrlichen Anbindung Fuß gefasst und eine ganze Reihe von Mitgliedern dieser prominenten Familien der aufstrebenden Kommune findet man in den ersten Matrikeln der Loge.

Eine Übersicht über die Gründungsmitglieder, die aus 13 auswärtigen Logen, zum Teil aus der näheren Umgebung kamen, befindet sich im Anhang zu diesem Beitrag.

Innere Konsolidierung und gesellschaftliches Wirken

Der Sozialwissenschaftler Dr. Volker Gedrath: „Die Duisburger Freimaurer entstammten als Mitglieder des protestantisch-calvinistischen Wirtschaftsbürgertums der führenden Oberschicht in der Stadt. Sie waren, überwiegend als Fabrikanten und Großkaufleute, am wachsenden Aufschwung Duisburgs als Wirtschaftszentrum des 19. Jh. beteiligt. Sie gründeten und leiteten Seifensiedereien, Zuckerraffinerien, Tabakfabriken, Tuch- und Seidenmanufakturen und waren als Unternehmer sehr erfolgreich.“

Aus diesem Kreis erwuchs auch die Initiative zur Gründung der Duisburger Handelskammer im Jahre 1831. Sogar im Presbyterium der beiden evangelischen Gemeinden oder im Gemeinderat der katholischen Gemeinde waren Freimaurer vertreten.

Als Honoratioren legten die Freimaurer viel Wert auf Kultur- und Geselligkeitspflege. Neben den Räumen der am 2. November 1774 gegründeten Societät bildete das Logenhaus einen zentralen Punkt des gesellschaftlichen Lebens, in dem auch Nicht-Brüder Gast- und Verkehrsrecht hatten. Die Freimaurer hielten sich hier in ihrer Freizeit auf und verbrachten diese neben den genannten „...erlaubten Spielen und Ergötzlichkeiten“ mit Rauchen und Kartenspielen, um „...auf eine Art des Lebens froh zu sein, wie es gesitteten Bürgern wohl ansteht.“

In einem Manuskript, das zu einer umfangreichen Doktorarbeit führen sollte, befasste sich der bereits genannte der Sozial- und Geschichtswissenschaftler Dr. Gedrath auch mit dem Thema „Freimaurerei in Preußen und soziales Engagement – Logen in Duisburg“. Er nimmt darin Stellung über die Wurzeln des gesellschaftlichen und sozialen Engagements der Freimaurer: „Die Freimaurer des 19. Jahrhunderts folgten einem liberalen Bürgerverständnis mit republikanischen Anteilen. Diese werden deutlich in der ethischen Überfrachtung des Gesellschaftsverständnisses. Gesellschaftspolitik wurde, ähnlich heute in den USA, als Reflexionsform des sittlichen Lebenszusammenhangs begriffen. Zudem neigten die prinzipiell liberalen Freimaurer tendenziell zu einer Auffassung von einer objektiven Rechtsordnung. Darin unterschieden sie sich von den Wirtschaftsliberalen, welche die Basis der Rechtsordnung im Individuellen sahen. Während der liberale Demokratieprozess allein in der Form des Interessenkompromisses besteht, sahen die Freimaurer den demokratischen Prozess als ethische Verständigungsform an.“

Trotz der wahrnehmbaren sozialen Probleme in der Zeit nach napoleonischer Okkupation und Befreiungskriegen (1803-1815) und dem Anbruch des industriellen Zeitalters in Deutschland seit 1815 (Verelendung breiterer Bevölkerungsschichten sowie Massenarbeitslosigkeit) vermieden die Freimaurer aber Stellungnahmen oder theoretische Auseinandersetzung mit sozialen Fragen. Aber sie nahmen als progressive bürgerliche Kräfte staatliche Anregungen zur Sozialreform auf. Durch diese pragmatische Umsetzung beförderten sie, häufig schneller als die Theoretiker der Sozialen Frage und Gesellschaftskritiker, die Veränderung der sozialen Wirklichkeit.

Sonntagsschule für Handwerker und Fabrikarbeiter

1831 wurde von den Duisburger Brüdern beschlossen, eine Sonntagsschule für Handwerker und Fabrikarbeiter einzurichten. Eine Kommission aus den Logenmitgliedern Johann vom Rath, Nees von Essenbeck, Bahrdt, Feldmann de Haen und Küp wurde mit den Vorbereitungen beauftragt. Die Stadt stellte als Schullokal die städtische Halle an der Schwanenstraße zur Verfügung. Am 15. Januar 1832 fand die feierliche Einweihung statt. Die Loge hatte, wie aus alten Unterlagen hervorgeht, folgendes angeschafft:

  • 50 Exempl. Kohlrausch „Deutsche Geschichte“,
  • 50 Exempl. Diesterweg „Rechenbuch“,
  • 1 Karte von Deutschland,
  • 60 Schiefertafeln mit Griffeln, Tintenfässern und Bleifedern,
  • Tische mit Bänken,
  • 5 Zeichentische,
  • 2 Wandtafeln,
  • 25 Zeichenbretter,
  • 26 Reißschienen,
  • 1 hölzerner Zirkel,
  • 12 Einsatzzirkel,
  • Hunderte von Heften, Vorschriften, Zeichenvorlagen, Lichter, Lichtputzer, Tusche, Tuschnäpfchen usw.

Unterrichtet wurde zunächst von Logenmitgliedern in den Fächern Deutsch, Rechnen, Geometrie, Schönschreiben und Zeichnen. Der Unterricht war kostenlos.

Das Sonntagsschulkonzept galt zwar Zöglingen, die aufgrund der bestehenden sozialen Verhältnisse der pädagogischen Einwirkung und Förderung durch Andere bedurften, aber sie zielte entsprechend dem aktiven maurerischen Menschenbild auf die Selbstbildung und Selbstbestimmung. Dies war der endliche Zweck der pädagogischen Einflussnahme: Anregung der Selbstbildung, des Selbstdenkens und der sittlichen Selbstvervollkommnung des Menschen. Dieser Ansatz entspricht dem zeitgenössischen Pädagogen Karl Benjamin Preusker in dem Sinne, dass alle pädagogische Einflussnahme letztendlich die Funktion hatte, Verstand und Herz so in Einklang miteinander zu bringen, „...dass die Jugend sich selbst weiter zu erziehen vermag.“ Erziehung muss in Selbsterziehung, Bildung in Selbstbildung münden. Diesem pädagogischen Problem räumte Preusker eine zentrale Bedeutung in seinem Konzept ein. Die reformpädagogische Feststellung, dass der Erzieher sich überflüssig machen müsse, hat hierin einen historischen Vorläufer. Schon 1835, im zweiten Band seiner Bausteine, hat er diesen Fragen ein eigenes Kapitel gewidmet. Diesem stellte er – es könnte eine freimaurerische Perspektive sein – die Inschrift des Apollontempels in Dephi voran:

Fragst Du, was führt wohl hin zu dem Ziele, sich selber zu bilden, Schau‘ den Tempel der Weisheit und dran in goldenen Lettern, Hoch am Portale, den Rat: Jüngling, erkenne Dich selbst!

Das Bestreben der Selbsterkenntnis ist eine grundsätzliche freimaurerische Tugend.

Bei Eröffnung der Schule hatten sich 70 Schüler zum Unterricht angemeldet. 1834 wünschte die Loge, diese Schule „zu einem Gemeingut der Bürgerschaft“ zu machen. Es wurde ein bürgerlicher Verein unter Leitung der evangelischen Pastöre Herrmann, Lange und Mohn gegründet, der die Sonntagsschule übernahm. Die Sonntagsschule war der Grundstein zu der heute noch bestehenden städtischen Berufsschule.

Wachstum der Loge im Umfeld der 1848er Revolution

1833 verkaufte die Loge das Haus an der Beginengasse, da der Plan bestand, ein neues Haus zu bauen. Es dauerte allerdings noch sieben Jahre, bis ein geeignetes Grundstück gefunden wurde. In der Zwischenzeit von 1833 bis 1838 tagte die Loge in der Wirtschaft Becker auf der Beekstraße und von 1838 bis 1841 bei Küpper auf der Burg. 1841 war dann endlich das aus eigenen Mitteln errichtete Logenhaus am Kuhlenwall bezogen worden, das bis zur Auflösung der Loge durch die Nationalsozialisten Mittelpunkt des freimaurerischen Lebens in Duisburg war. Mit der Zeit erwarb man den zum Haus gehörenden Garten, es entstanden ein großer Weinkeller, ein Tanzparkett, eine umfangreiche Bibliothek und eine Kegelbahn. 1914 erhielt das Logenhaus elektrisches Licht. Zu den Festivitäten – etwa dem traditionellen Johannisfest – kamen häufig die Mitglieder befreundeter Logen aus der Umgebung.

In den unruhigen Tagen des Revolutionsjahres 1848 waren die Logen unermüdlich tätig, die draußen in schwere Kämpfe verwickelten Geister zur ruhigen Sammlung in ihren Tempeln zu ermahnen. Nicht wenige Freimaurer waren unter den 568 Abgeordneten des Frankfurter National-Parlaments, etwa Heinrich von Gagern, der Präsident der Nationalversammlung, Robert Blum und Andreas Fürst Lichnowski. Die Zeit hatte die Geister erfasst. Robert Blum fiel im Kampf. Lichnowski starb mit dem preußischen General v. Auerswald unter den Händen des Pöbels auf der Bornheimer Landstraße, als Verfechter der Legitimität und als glaubenseifriger Katholik. Aber die Logen sahen ihre Aufgabe darin, nachzusinnen aus brüderlichem Geist und den politischen Affekt zu besänftigen. Wobei der im Maurertum verpflichtende Grundsatz der politischen Enthaltsamkeit innerhalb der Logenmauern dazu führte, dass sich die Brüder vielfach nicht einmal begegnen mochten – 1848/49 kam das Logenleben zeitweise ganz zum Stillstand.

Erst nach 1852 bekamen die Duisburger Freimaurer wieder Auftrieb. Seit 1845 war die Idee eines gemeinsamen Frühlingsfestes mit benachbarten westdeutschen Bauhütten entstanden, 1853 fand es zum erstenmal in Duisburg statt, die Logen von Düsseldorf, Elberfeld, Hamm, Mönchen-Gladbach und Bielefeld kamen hinzu. Die Wohltätigkeit der Brüder richtet sich zu einem großen Teil auf „bedürftige Veteranen der Freiheitskriege aus Duisburg und Umgegend“, aber auch das „Liebeswerk des Pastors Fliedner“ in Kaiserswerth wird unterstützt, wie ein Chronist 1920 notiert. Schon im Jahre 1821 war eine Witwen- und Waisenkasse von der Deutschen Burg gegründet worden, die 1860 in eine Stiftung umgewandelt wurde; die ersten Pensionszahlungen fanden am 1. Januar 1867 statt.

Die Bedeutung und der gewachsene Wohlstand der Freimaurerei in diesen Jahren lässt sich auch an der Entwicklung derLoge Zur deutschen Burg ablesen. Die Mitgliederzahlen stiegen dort stetig und erreichten 1862 einen Stand von 97 aktiven Mitgliedern.

Mit der Gesellschaft Casino war für die Mitbenutzung der Räume im Logenhaus ein Vertrag abgeschlossen worden, der bis zum 31. Dezember 1871 bestand. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Gebäude mehrmals erweitert und modernisiert, u. a. erhielt es eine neue Fassade, einen großen Festsaal mit freiliegender Terrasse und Ausblick auf den Garten. Mit seiner kostbaren Innenausstattung zählte das Logenhaus zu den repräsentativsten Klubhäusern in Duisburg.

Freimaurerische Arbeit nach Innen und gesellschaftlich wirksames Clubleben nach Außen waren die eine Seite der Deutschen Burg in jenen Jahren. Doch blieb sie ihrer Selbstverpflichtung zum Engagement im Bildungswesen stets treu. Auch die Einrichtung der Duisburger Knabenmittelschule im Jahre 1869 – der ersten im preußischen Westen – wurde von einem Mitglied der Loge, Wilhelm Armstroff, initiiert. Im Mai 1900 trat die Deutsche Burg schließlich dem in Düsseldorf von 28 Ortslogen gegründeten und getragenen Verein Kinderfürsorge bei. Dazu kamen außerordentliche Spendensammlungen, so etwa 1883 für die Opfer des Rheinhochwassers.

Neue Herausforderungen und Verwerfungen

Eine wichtige Frage wurde 1868 in der vom Bundesdirektorium einberufenen Maikonferenz in Berlin behandelt: die Aufnahme von Juden in die Logen. Viele Bauhütten hatten beantragt, den diskriminierenden Paragrafen der Bundestatuten zu streichen, doch die Mehrheit dachte damals anders: Mit 74 gegen 20 Stimmen wurde das Ansinnen, das allen Freimaurern eigentlich selbstverständlich hätte sein müssen, abgelehnt. Aus den alten Unterlagen ist nicht zu ersehen, wie dahin gehend die Stimmung unter den Duisburger Brüdern gewesen war. Wohl aber wurde acht Jahre später ganz klar, dass es der Kaiser selbst war, dem das Festhalten an der Ablehnung von Menschen mosaischen Glaubens wichtig war. Er empfing im Schloss Benrath die Vertreter von siebzehn Logen der Region. „Das Aufgeben des christlichen Fundamentes“ bezeichnete er als einen Fehler, „vor dem der Bund sich hüten müsse“. Ansonsten versicherte er die Freimaurer seiner herzlichsten Verbundenheit. Die blieben weiterhin staatstragend und bezeichneten gerne einmal die aufkommende Sozialdemokratie als „verderblichen Zeitgeist“.

Man war ja weitgehend national gesonnen, kein Wunder bei einer preußischen Mutterloge und einem veritablen König als Mitglied und Protektor. Die freimaurerfreundlichen Monarchen des Hauses Hohenzollern wurden bei allen Gelegenheit stets enthusiastisch befeiert. Für 1870 stellt die Chronik von 1920 fest: „Da musste auch die Deutsche Burg ihre Vertreter in den Kampf für Freiheit, Ehre und Recht schicken.“ Gemeint war der Krieg von 1870 gegen Frankreich, der mit einem preußischen Sieg, der Gründung des Kaiserreiches und einem Freimaurer als Kaiser endete. Immerhin: „Still ging währenddessen die Logenarbeit vonstatten, während sich draußen die Geschicke von Nationen erfüllten,“ wird 50 Jahre später formuliert. „Die Loge blieb sich darin stets ihrer Aufgabe bewusst, die das politische und religiöse Gebiet nicht umfasst“. Was den Chronisten nicht davon abhält, von einer „Freude über die Wiedervereinigung der durch welsche Habgier geraubten Gaue mit dem Stammlande“ zu fabulieren. (Im gleichen Jahr (1920) besteht die Loge ein Jahrhundert. Krieg und eine Pockenepidemie führen dazu, dass erst im darauffolgenden Jahr richtig gefeiert wird.)

Bei allem nationalen Überschwang, hat man, wie gesehen, die freimaurerische Arbeit nicht ganz aus den Augen verloren, und auch die Wohltätigkeit kommt nicht zu kurz. Damals bürgerte sich die schöne Weihnachtssitte ein: die Bescherung armer Kinder beim Schwesternfest. Hierzu hatten vor allem die Ehefrauen und Familienmitglieder beigetragen, die während der Kriegszeit Soldaten und Verwundete betreut hatten; sie gründeten ein Nähkränzchen, das sich mehr und mehr der armen Jugend der Stadt widmete.

Der Aufbau der freimaurerischen Strukturen dauerten an: 1876 wurde der Engere Logenverband gegründet, zu dem die Logen Bochum, Essen, Emmerich, Wesel, Mülheim und Duisburg gehörten. Die engeren Beziehungen führten auch zu einer sehr schönen Stiftung, nämlich der eines Stipendiums von jährlich 600 Mark zur Ausbildung junger Leute in einem wissenschaftlichen oder gewerblichen Beruf.

Und 1882 gedachten die Duisburger Brüder des 50-jährigen Bestehens der Handwerker-Fortbildungsschule, die aus dem zarten Pflänzchen Sonntagsschule hervorgegangen war und spendierten 2500 Mark, deren Zinsen zur Unterstützung eines „strebsamen Schülers“ verwendet werden sollten. Kurz darauf spendete man 3.000 Mark an Duisburger Familien, die durch eine gewaltige Rheinüberschwemmung in Not geraten waren. 1898 trat die Loge auch der Bonner König-Wilhelm-Stiftung zur Unterstützung mitteloser Studenten bei.

Bis dahin war die Mitgliederzahl bei einigem Auf und Ab weiterhin gestiegen, die Räumlichkeiten der Loge hatten schon fast etwas Luxuriöses an sich, die gesellschaftlichen Aktivitäten und Vernetzungen waren breit gefächert. Die Heiterkeit dieser Jahre, die sich unter anderem auch in einem logeneigenen Liederbuch niederschlug, wurde vom Ersten Weltkrieg hinweggefegt.

Als immer mehr Verwundete in die Heimat gebracht wurden, waren die Krankenhäuser und Lazarette bald überfüllt. Die Loge Zur Deutschen Burg stellte sofort ihr Haus zur Verfügung – doch die Lazarettverwaltung nahm das Angebot nicht an. Anscheinend waren die anderweitigen Raumangebote ausreichend. Am Weihnachtsfest 1914 sendeten die Brüder Liebesgaben an die Männer im Felde, außerdem wurden dem Vaterländischen Verein 50 Weihnachtspakete zur Verfügung gestellt. Vom Jahre 1915 an befassten die Brüder sich intensiv mit Hilfsmaßnahmen. Die in den vier Duisburger Lazaretten untergebrachten Schwerverwundeten wurden allmonatlich mit Gaben bedacht „vornehmlich mit Zigarren und Esswaren“, wie die Chronik von 1920 notiert, nach Bedürftigkeit aber auch mit wärmender Unterkleidung und dergleichen. Anstelle des Weihnachtsfestes wurde in den Jahren 1915 bis 1918 in den Logenräumen unter Mitwirkung der Ehefrauen eine Bescherung von je 100 Verwundeten veranstaltet. Die Versorgung von Lazaretten ging noch über das letzte Kriegsjahr hinaus, doch machten sich mehr und mehr Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Lebensmitteln bemerkbar.

Eines fiel den Brüdern 1920 auf: Während der siegreiche Krieg 1870/71 dem Leben der Bauhütte nicht den erhofften Aufschwung gebracht hatte, war dies nach dem verlorenen Weltkrieg ganz anders. „Viele, die früher achtlos an der Freimaurerei vorbeigesehen, sie vielleicht mit einem spottenden Worte abgetan, haben ihr Wirken draußen und in der Heimat kennen gelernt und werden nun durch die Sehnsucht nach einem Orte, der ihnen im Treiben der Welt Ruhe gewährend kann und will, unserem Bunde zugeführt,“ heißt es in der Chronik. 28 Suchende wurden von 1918 bis 1920 registriert.

Insgesamt 166 Brüder bilden in den 20er Jahren den Höchststand der Mitgliederzahl. Dabei sank das Durchschnittsalter der Brüder deutlich auf 46 Jahre.

Während der Weimarer Republik nahmen aber nicht nur das Interesse an der Freimaurerei zu, sondern ebenso die Hetzkampagnen ihrer Gegner, allen voran Erich Ludendorff. In sieben Thesen phantasierte er von der großen Weltverschwörung der Juden. … und die Freimaurerei hatte sich zwischenzeitlich für die Juden geöffnet. Die Freimaurerei, so Ludendorff, sei deren Organisation. Da Juden die Weltherrschaft nicht an sich reißen könnten, versuchten sie das insgeheim über die Weltbruderkette. Die siebte These lautete dann: "Die Verbindungen der Freimaurer sind staatsgefährlich, vielleicht geradezu landes- und hochverräterisch." Zum Beweis verbreitete Ludendorff die Mär von der Ermordung Friedrich Schillers durch die Freimaurer, unter Mitwissen von Dichterfürst Goethe. Lessing soll den „Logentod" gestorben sein, und Wolfgang Amadeus Mozart, Komponist der Freimaurer-Oper Die Zauberflöte, wurde angeblich von seinen Brüdern vergiftet, weil er in der Inszenierung das Aufnahmeritual eines Lehrlings verraten habe. Ludendorff und später Alfred Rosenberg, Herausgeber des Völkischen Beobachters, legten das Fundament für die nationalsozialistische Verfolgung von Freimaurern. Nach der Machtübernahme gingen in deutschen Logen die Lichter aus, deren Besitz wurde konfisziert.

Trotz der widrigen Umstände kam die Bauhütte Zur Deutschen Burg bis 1935 zur höchsten Blüte. Im Juni 1935, unter dem Druck der Gestapo, lösten sich schließlich auch die preußischen Großlogen selbst auf. Damit kam auch das Ende für die Duisburger Loge Zur Deutschen Burg, die zum Schluss lediglich 13, nach anderen Quellen sogar 45 Mitglieder zählte. Grundstück und Gebäude am Kuhlenwall wurden weit unter ihrem Wert zwangsverkauft. Der ganze Besitz – Bibliothek, Archiv, Ritualgegenstände, historische Urkunden uvm. – wurden konfisziert. 1936 wurde das Logenhaus abgerissen.

Schon bald nach dem Ende von Krieg und Nazidiktatur fanden sich die in Duisburg verbliebenen Freimaurer wieder zusammen. Unter anderem auch 11 Mitglieder, die auf Druck der Nationalsozialisten aus der Loge austreten mussten.

Bereits am 3. Juli 1945 stellten die noch in Duisburg wohnenden ehemaligen Mitglieder (es waren noch 44) einen Antrag an die alliierte Militärregierung, Zusammenkünfte abhalten zu dürfen, der allerdings zunächst abgelehnt wurde. Mitte 1946 wurde die Loge dann doch als offene freimaurerische Vereinigung unter dem Namen Zur Dreitürme Burg genehmigt. Eine Deutsche Burg war der britischen Militärregierung zu diesem Zeitpunkt noch suspekt gewesen. Erst im Juni 1948 konnte die Loge wieder ihren alten Namen annehmen. Bis 1950 trafen sich die Duisburger Freimaurer in einem Bürogebäude am Schinkelplatz. Dann erhielt die Loge als Entschädigung für die Zwangsliquidation der Jahre 1935/36 ein Haus an der Mülheimer Straße. 1965 wurde das neu errichtete Logenhaus an der Königsberger Allee bezogen, das bis heute das Domizil der Deutschen Burg ist. Seit der Wiedererstehung ist die Duisburger Loge nicht mehr Mitglied der Großloge Zu den Drei Weltkugeln, sondern der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland / AFAM. In dieser Großloge werden eher humanitäre als christliche Inhalte betont.

1970 wurde das 150. Stiftungsfest der Deutschen Burg mit großem Aufwand würde- und stilvoll gefeiert. Der öffentliche Festakt fand im großen Saal der Mercatorhalle statt, für eine Sonderaufführung von Mozarts freimaurerisch inspirierter Oper Die Zauberflöte wurde die Deutsche Oper am Rhein engagiert.

Gesellschaftliches Engagement bis heute

Die Loge war in ihrer wechselvollen Geschichte alles mögliche: bürgerlicher Verein, idealistische Schule der Humanität, Weisheitstempel, Diskussionsforum, aber auch Hilfswerk. Im Jahre 1969 gründeten die Duisburger Brüder ein eigenes Hilfswerk, den gemeinnützigen Verein Humanitas, um damit die Tradition der 1935 beschlagnahmten Stiftungen wieder aufzunehmen. Mit einem stattlichen Kapital ausgestattet, behält sie auch das erste Kind freimaurerischen Wirkens in Duisburg im Auge: die selbst gegründete Sonntagsschule, aus der inzwischen ein beeindruckendes Berufskolleg geworden ist, das unter dem Namen Friedrich Albert Langes heute über 2.200 Schülerinnen und Schüler hat. Die Verbindung ist eng und herzlich. In jedem Jahr erhalten drei besonders begabte Absolventen eine Unterstützung für die Aufnahme eines Studiums. Daneben finden auch die städtischen Kunst- und Musikschule Förderung sowie weitere wechselnde Projekte eine Förderung.

Gründungsmitglieder der Loge Zur Deutschen Burg:

  • Jul. Heinrich von Buggenhagen, Geh. Kriegs- und Landrath zu Bäsenkamp,
  • Karl Bierdemann, Dr. jur. und Professor, Justiz-Commissar zu Duisburg,
  • Samuel Friedrich Scheurwasser, Hauptmann der Artillerie und Director der Königl. Gewehrfabrik zu Saarn,
  • Joh Jacob. vom Rath, Kaufmann zu Duisburg,
  • Karl Wilh. Cramer, Hauptmann v. d. Armee und Haupt-Zoll-Amts-Revisor zu Duisburg,
  • Gerhard Heinrich Gottfried von Forell, Steuer-Einnehmer zu Mülheim a/d. Ruhr,
  • Moritz Benoit, Schatzmeister, Ober-Lotterie-Einnehmer zu Duisburg,
  • Joh. Bapt. Coupienne, Lederfabrikant zu Mülheim a/d. Ruhr,
  • Christoph Clemens, Haupt-Zoll-Controleur zu Duisburg,
  • Joh. Wilh. Davidis, Kaufmann zu Duisburg,
  • Jac. Heinrich Reichard, Stadt-Wundarzt zu Ruhrort,
  • Carl Böninger, Kaufmann zu Duisburg,
  • Wilh. Berghaus, Weinhändler zu Orsoy,
  • Friedr. Osterroth, Tuchfabrikant zu Kettwig,
  • M. Fr. Carstanjen, Kaufmann zu Duisburg,
  • J. Wilh. vom Rath, Kaufmann zu Duisburg,
  • Theod. Friedr. Roß, Kaufmann zu Duisburg,
  • Hrch. F. Sanderus, Rhein-Schiffahrts-Octroi-Vorsteher zu Ruhrort,
  • Friedr. Wiskott, Kaufmann zu Mülheim a/d. Ruhr,
  • Hrch. Cornel. Reinhaus, Schiffbau-Unternehmer zu Mülheim a/d. Ruhr,
  • Rudolph Lobbenhofer, Postmeister zu Duisburg,
  • Alexander Tendering, Justiz-Commissar und Notar zu Duisburg,
  • Ludwig Daber, Kaufmann zu Mülheim a/d. Ruhr
  • Joh. Casp. Troost, Fabrikbesitzer zu Mülheim a/d. Ruhr,
  • Wilh. Brand, Kaufmann zu Ruhrort,
  • Arnold Friedr. Carstanjen, Kaufmann zu Duisburg,
  • Johann Benninghofen, Gutsbesitzer zu Alstaden bei Mülheim a/d. Ruhr,
  • Wilh. Friedr. Maaßen, Ober-Zoll und Steuer-Inspector zu Duisb

Kontakt

Loge Zur Deutschen Burg
Königsberger Alle 49a
47058 Duisburg

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