Religion: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 16. Januar 2022, 10:24 Uhr
Auszug aus dem Buch: Buch: Spiritualität, Glaube, Religion, Mystik von Br. [Markus G. Schlegel]
Inhaltsverzeichnis
THESE
Religion ist eine Sprache für den Glauben.
Auszug aus dem Buch
Am Anfang des Buches hatte ich betont, dass der Aufbau nicht zufällig gewählt ist. Auf der Suche nach einer Definition und Einordnung der Religion wird jedem bereits jetzt klar geworden sein, dass wir nicht einer Religion angehören nur weil wir Gebete sprechen, am Gottesdienst teilnehmen oder weil wir einer Kirche Spenden oder Beiträge überweisen.
Durch die Entscheidung zum Glauben, durch die Sinnsuche aufgrund eines spirituell transzendenten Gefühls, kommen wir an den Punkt, uns mit Religion auseinander zu setzen.
Die Realität ist zumeist eine andere. Üblicherweise wird man in eine Religion hineingeboren. Selten hat man die Möglichkeit, aus Überzeugung sich für eine bestimmte Religion zu entscheiden.
Ist das alles ein Problem?
Was, wenn man in die falsche Religion hineingeboren wird? Gibt es überhaupt eine falsche Religion?
Fangen wir am Anfang an und überlegen uns, was Religion überhaupt ist. Wenn wir uns das Kapitel über die Spiritualität in Gedächtnis zurückrufen, haben wir dort Folgendes festgestellt:
Spiritualität ist das Gefühl für eine transzendente [nicht sinnliche, mehr geistige oder seelische] Wahrnehmung von etwas Höherem [Nichtweltlichem, Unbeschreiblichem].
Dieses Gefühl findet in uns statt und es ist nicht beschreibbar. So wie unserer Geschmack von frischen Erdbeeren oder der Geruch von heißem Kaffee nicht für jemand anderen beschreibbar ist.
Im letzten Kapitel hat sich der Theist für dieses Gefühl als Glaubenswahrheit entschieden.
Doch was bedeutet das?
Wie muss er sich nun verhalten?
Wie kann er mit dem anderen über seinen Glauben sprechen?
Nun kommt die Religion ins Spiel!
Die Religion begründet nicht den Glauben. Sie schafft vielmehr Geschichten, Allegorien, Symbole, Sinnbilder und Regeln, um den Glauben gemein-sam erleben zu können.
These:
Religion ist eine Sprache für den Glauben.
Die archetypischen Geschichten der Götterfamilien, der Heldenreisen durch Wüsten oder die Heilsgeschichten des Neuen Testaments ermöglichen es dem religiösen Menschen mit einem anderen religiösen Menschen, seinen Glauben und die gemeinsame Religion zu teilen.
Das zeigt sich auch daran, dass es keine allgemeine theistische Religionslehre gibt. Es gibt nur theologische Lehren in den jeweiligen Religionen oder eine vergleichende Religionslehre.
Erst durch Religion wird Gemeinschaft im Glauben möglich.
Das spirituelle Gefühl möchte uns etwas mitteilen:
Einen göttlichen Willen.
Doch aus dem Gefühl allein, können wir den Willen nicht eindeutig bestimmen. Daher haben sich über Jahrtausende Mythen und Göttergeschichten entwickelt, die uns den Willen Gottes mitteilen möchten.
In monotheistischen Religionen finden wir meist ein Idealbild, dem man nacheifern soll. In polytheistischen Religionen finden sich die jeweiligen guten und schlechten Eigenschaften hierarchisch in den jeweiligen Göttern wieder und sie führen einen ewigen Kampf, um den Gläubigen ein gutes oder ein schlechtes Verhaltensbeispiel zu geben.
Wie es auch in uns Tag für Tag passiert.
In diesem Sinne ist eine andere Religion eher als eine andere Sprache zu verstehen, nicht aber als ein anderer Glaube. Jeder Mensch hat einen anderen Glauben, der nicht sinnlich wahrnehmbar ist.
So ist auch die Wahl einer Religion eine Entscheidung.
In manchen Fällen ist es leider keine Selbstbestimmte Entscheidung bzw. Wahl. Das ist im Grunde aber auch kein Problem, da die meisten Religionen derart ähnlich sind, dass es im Grunde auf die Wahl der Religion nicht vorrangig ankommt.
Das hört sich jetzt sicherlich zu verallgemeinernd an. Schließlich haben sich in den letzten Jahrtausenden und leider bis heute Millionen Menschen auf Grund von unterschiedlichen Religionen gegenseitig getötet. Trotzdem, ich bin der Auffassung, dass die Entscheidung für den Glauben ausschlaggebend ist und nicht die für eine Religion.
Die Religion sollte in erster Linie zum meinem persönlichen Glaubensauffassungen passen.
Damit stellt sich automatisch die Frage nach der Notwendigkeit einer Religion.
Geht es auch ohne Religion?
Aus meiner persönlichen Sicht, geht das nicht.
Ab einem gewissen Punkt kommen wir mit unserem Glauben allein, nicht weiter. Es braucht die Gemeinschaft. Es braucht GleichgeSINNte, um Übergangsrituale durchführen, den [Glaube]n erforschen und Gemeinschaftserlebnisse erleben zu können.
Und wie kann ich mich über meinen Glauben unterhalten, wenn ich keine Religion habe? Ohne das kollektive, jahrtausendealte Wissen der Gemeinschaft wird es sehr schwer, nur aus einem Gefühl und für sich allein, den transzendenten Willen zu erforschen.
Kurz gesagt, ohne Entscheidung für eine Religion geht es, wie bereits zuvor beim Glauben, an einer gewissen Stelle nicht weiter. [...]