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Version vom 1. Juli 2022, 17:03 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Laudatio beim Johannisfest der Loge Roland 2022
von Br Dieter Stephan
Es ist vorstellbar – nicht erwiesen, dass am 23. Dezember 1946 ein kleiner Mensch vor seiner Geburt unruhig war, vermutlich strampelte und zappelte er. Der Große Baumeister aller Welten muss es bemerkt haben und gab von den Attributen und Tugenden diesem kleinen Individuum eine extra große Portion Gelassenheit zur Beruhigung.
Davon war genug übriggeblieben - in jener Zeit.
In der Größe seiner Weisheit bestimmte er außerdem die Geburt dieses Wesens auf den nächsten Tag zu verlegen, weil das ja auf der Erde ein bedeutender Tag seit Jahrtausenden geworden ist.
Nun kennen nicht nur Deine Eltern, sondern alle Brüder, Verwandte und Freunde das Datum Deiner Geburt und werden es nicht wieder vergessen.
Heute möchte ich jeden von den Anwesenden einladen zu einer symbolischen Fahrt durch das Leben von Br. Bernd in den letzten 50 Jahren. Da er selber kein Auto besitzt, habe ich mich nicht für einen Mercedes oder Bentley entschieden, sondern für ein neues Fahrzeug auf Hamburgs Straßen, die E-Bike Ritscha.
Vor dem Lenker eines Fahrrades ist eine Art Couch mit Sitzen für 2 Personen montiert und dahinter strampelt eine Person mit der Unterstützung des E-Motors. Das wird Dir gefallen, lieber Bernd, Du als Besitzer eines Fahrrades musst jetzt nicht strampeln, aber wirst trotzdem durch die Landschaft der Erinnerung gefahren. Ich werde hinter Dir sitzen und meine Gedanken äußern. Nimm Du schon Platz, jeder von den Brüdern hier kann symbolisch neben Dir sitzen.
Laßt mich beginnen als eine Art Fährtensucher, der die Spuren seines Lebens sucht und sie für euch in Erinnerung bringen bzw. vorlesen wird. Sie sind deutlich erkennbar und nicht vom Winde verweht.
… mit 26 Jahren fing er als Lehrling in der Loge Roland an, begleitet von seinem Bürgen Br. Werner Herzog. Als junger Meister bin ich Zeuge seiner Aufnahme gewesen, der Einzige, der noch lebt. Br. Siegfried Treichel war damals noch beruflich in den USA tätig und bedauert sehr, dass er heute aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein kann. Br. Helmut Fischer war damals als Kapitän unterwegs, sitzt heute unter uns.
Wir beide haben 1973 als junge Brüder das 50jährige Freimaurerjubiläum von Br. Alfred Buss erlebt, der die Freimaurerei nach Ende des 2. Weltkrieges in Hamburg wieder in Schwung gebracht hat. Wir hatten ihn bewundert, aber damals daran sehr gezweifelt, ob wir das selber erleben werden.
Es folgte noch im gleichen Jahr Br. Johannes Drechsler und viel später auch noch Br. Werner Herzog, Dein Bürge. Mit Dir sind wir jetzt 4 lebende „Gold-Fuffziger“.
In Deiner ersten Zeichnung hast Du Deine frühen Erfahrungen im Logenleben geschildert. Du konntest gut beobachten und hast deshalb gleich reformatorischen Vorschläge vorgetragen, sehr zur Verwunderung der älteren Brüder. Als Redakteur der Roland – Chronik hast Du Kritik und Verärgerung geschickt vermeiden wollen und erfandest eine Comic Figur, den imaginären Br. Karl-Otto, der Deine Gedanken humorvoll ausdrücke, was Du verändern wolltest.
Deinen Humor hast Du Dir bis heute erhalten und würzt damit Deine Argumente in Gesprächen.
Deine Aktivität in der Loge Roland ist eine Aufzählung der verschiedenen Ämter, die Du nacheinander ausgeübt hat. Sekretär, Werkmeister, Vorbereitender Bruder, Redner und 1. Aufseher.
Nach dem Mauerfall hast Du zusätzlich mit Deinem Einsatz der Loge „Eintracht in Freiheit“ im I.Or. Schwerin als Zweitmitglied beim Aufbau vorbildlich geholfen. 1998 wählten die Roland Brüder Dich zum Meister vom Stuhl. Noch heute ist Deine Amtsführung in guter Erinnerung, mit der es Dir gelang menschliche Probleme zu lösen, Harmonie zu erzielen und den Kurs zu bestimmen. Du hast die Leistungen anderer im Team anerkannt, warst ein besserer Zuhörer als Selbstdarsteller und konntest Deine Meinung überzeugend klar darstellen.
Übrigens hast Du auch das bis heute nicht verlernt – Du bist besonnen geblieben.
Besonders hervorheben möchte die Beteiligung der Loge Roland an einem sozialen Projekt, das durch Deine Aufforderung die Brüder anregte, sich individuell mit finanziellen Spenden an dem Bertini-Preis zu beteiligen. Viele Jahre war es Bestandteil unseres jährlichen Arbeitsplans an der Verleihung dieses Preises im Ernst-Deutsch Theater am 27. Januar teilzunehmen. Du bist einer der Hamburger Prominenten geworden, die mit kurzen Ansprachen die Preise an die ausgesuchten Schüler übergeben haben. Deine Begegnungen und Gespräche mit dem Schriftsteller des Buches „Die Bertinis“ Ralph Giordano, waren eine außerordentliche Bereicherung in Deinem Leben.
Am Ende Deiner Amtszeit als unser Meister vom Stuhl hast Du den Mitgliedern Deines Beamtenrates für ihre geleistete Arbeit und für ihre Loyalität gedankt mit einem fröhlichen Festessen im Hotel Meridian an der Alster. Und mir hast Du als Deinem Nachfolger den ersten Hammer unserer Loge übergeben.
Noch im gleichen Jahr begann mit der Wahl zum Distriktsmeister für Dich ein neuer Abschnitt auf Deinem freimaurerischen Weg mit neuen Aufgaben. Du hast alle 21 Hamburger Logen unserer Großloge AF&AM besucht und warst häufig Gast auch bei Logen anderer Lehrarten.
Gemeinsam mit dem damaligen Provinzialmeister Br. Bernhard Möller wurden alte Vorurteile abgebaut und gegenseitige Auffassungen respektiert, die zu einer harmonischen Zusammenarbeit führten. Höhepunkte Deiner Amtszeit waren die 275 Jahr-Feierlichkeiten in Hamburg, an deren Vorbereitungen und Ausführungen Du maßgeblich beteiligt warst.
Auch die Gestaltung der Europa-Abende mit bekannten Referenten sind erwähnenswert, mit denen die Freimaurerei eingereiht wurde in das offizielle Programm des Senats. Öffentlich wirksam waren auch die internationalen Freundschaftsessen, zu denen Hamburger Brüder je einen ausländischen Gast einluden.
Nicht zu vergessen ist die große Freimaurerausstellung im Jenisch Haus, die etliche Besucher anlockte und in den Medien große Resonanz fand.
Als Distriktsmeister hast Du den Logen Anregungen für kreative Arbeit gegeben, hast Dich um den Nachwuchs bei dem Collegium Masonicum gekümmert, öffentliche Veranstaltungen besucht und unterstützt und noch vieles mehr. Du bist nicht als freimaurerischer Hilfsheriff aufgetreten und hast es vermieden als Oberlehrer bei jeder Gelegenheit etwas korrigieren zu müssen.
Du bist kein James Bond für Freimaurer, sondern ein Bruder. Du kannst teilen, nicht austeilen, sondern mitteilen.
Anregender Gedankenaustausch, richtige Einteilung Deiner kostbaren Zeit, Heiterkeit und körperliche Bewegung sind Dir immer wichtiger gewesen. Nach 2 Amtsperioden wurde Dein Stellvertreter Br. Thomas Stuwe von den Stuhlmeistern der Hamburger Logen zu Deinem Nachfolger als Distriktsmeister gewählt. Bei der Übergabe des Hammers wollten mehr ungefähr 150 Brüder aus nah und fern an dem Johannisfest teilnehmen. Das war sensationell. Die Plätze im Tempel reichten trotz einer Economy-Sitzordnung nicht aus. Durch die Öffnung der Tür zum Vorraum des Tempels konnten etliche Brüder wenigstens akustisch den Ablauf des Festes verfolgen. So etwas hat es vorher noch nie gegeben, machte aber Deine große Anerkennung auf der Scala der Beliebtheit deutlich. Mehr ging nicht.
Mit dem Titel „Der Mensch unter Brüdern“ schrieb mir Br. Thomas Stuwe, wie beeindruckt er von Deiner Geduld und Deiner Zuverlässigkeit bei den langfristigen Planungen und bei der akribischen Vorbereitung des Aktuellen war. Und er hob besonders Dein ausgleichendes Wesen bei Meinungsverschiedenheiten und Deine große Loyalität hervor.
Die nächste Stufe Deiner beispiellosen Karriere war die Ernennung zum Mitglied des Senats der VGLvD 2014. Ein Jahr später wurdest Du vorgeschlagen für die Position des stellvertretenden Großmeisters der Vereinigten Großlogen von Deutschland.
Ich hatte zwar kein Mandat von unserer Loge, aber Harald Neuhaus und ich waren als einziger Bruder unserer Loge Roland, der dabei war, als Du mit deutlicher Mehrheit von der Versammlung gewählt wurdest.
Es würde die Dauer unserer Fahrt gewaltig verlängern, wenn ich jetzt Deine Aufgaben eines Stellvertreters beschreiben würde. Das überlasse Dir in Gesprächen mit den Brüdern.
Aus Deinem Bericht am Ende Deiner Amtszeit, vor ca 500 deutschen und internationalen Brüder Freimaurern habe ich entnommen, dass Du in 28 Auslandsreisen und mehrere Reisen und Terminen im Inland den Großmeister vertreten hat.
Ein Absatz aus diesem Bericht ist mir besonders aufgefallen, den ich zitieren möchte : „In dem wir der Versuchung widerstehen, uns allzu genau festzulegen, was Freimaurerei sein soll und wozu sie da ist, bleiben wir flexibel und können leichter mit der Zeit gehen. Gleichwohl wir das Tradierte (Überlieferte) erleben und bewahren. Alles Definierte und Festgelegte weckt Widerspruch und führt leicht zu Streit. Uns bleibt ein Bund, der angetreten ist, um gegensätzliche Ansichten jeglicher Art in unserer Gesellschaft ein gemeinsames Dach anzubieten, unter dem man Toleranz üben und zugleich genießen kann, um als Mensch miteinander auszukommen, auch ohne einer Meinung zu sein.“
Er schließt mit dem Satz : „Mehr als Pläne, die wir uns vorher machen, sind es die Gelegenheiten, die wir erkennen und tatkräftig nutzen, welche schließlich den Erfolg in Ämtern ausmachen, die uns auf Zeit übertragen werden.“
Ein bedeutungsvoller Satz, der zum Nach – denken anregt, besonders für die Jüngeren unter uns, die jetzt ein Amt in der Freimaurerei ausüben oder es anstreben.
Eigentlich hatte ich bis vor Eintritt in den Tempel gehofft, dass der Alt-Großmeister Br. Christoph Bosbach zu Deinem Jubiläum kommen wird. Aber er befindet sich im Urlaub und hat mir das vorher mitgeteilt.
Besonders viel Freude scheint Dir ein Projekt von unserem Roland Bruder Jens Rusch gemacht zu haben, das Freimaurer-Wiki. Es hatte eine Größe angenommen, mit rund 6000 Inhaltsseiten und weit über 120 Millionen Seitenzugriffen und ist damit inzwischen zur größten europäische Online-Enzyklopädie gewachsen und benötigte klarere Konturen und Strukturen. Du hast eine Satzung für den gegründeten Verein entwickelt, der mit einem Förderkreis eine stabile Zukunftssicherheit gewährleistet.
Wichtig ist die völlige Unabhängigkeit von Großlogen, denn das Freimaurer-Wiki hat sich selbst eher journalistischen Kriterien unterworfen, als Fragen der Regularität. Das hat laut Br. Jens in Einzelfällen zu Spannungen geführt, aber mit Deiner de-eskalierenden, menschlichen Art hast Du es geschafft, den inneren Frieden eines ungewöhnlich kreativen Teams von Schwestern und Brüdern zusammenzuhalten und zu lenken.
Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass der Zirkel für Dich eine große Bedeutung hat, dieses Symbol des Meisters. Du hast den einen Schenkel deines Zirkels fest in Finkenwerder verankert und mit dem anderen hast Du kleinere und größere Kreise gezogen. Zum Beispiel Deine Reisen mit den Brüdern Deiner Loge, Schiffsreisen zu Deinem Sohn in Brasilien und auf der QE 2 über den Atlantik nach Nordamerika, oder mit dem Fahrrad nach Dresden, aber immer mit Deiner Brigitte.
Du bist nicht in Finkenwerder geboren, Du wurdest anfangs als Zugezogener bezeichnet. Aber nach den vielen Jahren Deiner aktiven Tätigkeiten für diese Insel bist Du mit Brigitte und Deinen Kindern hochgeschätzte und bekannte beliebte Bürger geworden. Im Kulturkreis Finkenwerder bist Du bekannt durch Deine Interviews mit prominenten Persönlichkeiten, die in unregelmäßigen Artikeln veröffentlicht wurden. Du warst Mitglied des Ortsausschusses als Kommunalpolitiker in Finkenwerder und bist gegenwärtig aktives Mitglied der Freunde des Hochseekutters „Landrath Küster“ mit Heimathafen Finkenweder. Du fährst nicht nur gelegentlich mit als Mitglied der Crew, sondern machst auch Werbung für Gruppenfahrten und organisiert diese auch. Es sei mir die Frage erlaubt: wann machen wir Roland Brüder mit neu aufgenommenen Brüdern wieder eine Fahrt nach Glückstadt, zum Matjes-Essen? Oder eine Fahrt mit Brüdern anderer Logen ? Es gäbe noch Vieles zu erwähnen, Deine Vertretungen der Großlogen in Nord-und Südamerika, Dein Einsatz bei dem Freimaurerischen Hilfwerk, Deine Auszeichnungen und und und…
Aber auch Eckermann hat nicht alles von und über Goethe berichtet. Daher bitte ich um Nachsicht für das nicht Erwähnte und verspreche eine Fortsetzung o d e r einen 2. und 3.Teil in der Zukunft
Wenn ich alle Deine Tätigkeiten betrachte, für die Freimaurerei, für Deine Familie für Deine Umgebung, für Deine Freizeit komme ich zur Erkenntnis, dass Du den 24 Stunden Takt auf 36 Stunden verlängert haben musst !
„Suche nicht nach dem Sinn des Lebens, gib ihm einen“, sagte einst der berühmte Charlie Chaplin. Du hast es verwirklicht, mit leichten Tendenzen von einem Hedonisten, der nicht nur köstliche Schokolade bevorzugt, sondern Zeit zu haben Mit Deiner großen Portion Gelassenheit und Deiner positiven Einstellung zum Leben hast Du die verschiedenen Abschnitte seines Lebens meisterhaft gestaltet. Du bist zum Vorbild geworden als Freimaurer und als Mensch. Deine Deine kluge Handhabung des 24 zölligen Maßstabes ist bewundernswert. Du genießt e s Deine Zeit mit Weisheit einzuteilen und bist nicht abhängig von einem Smartphone, dass Du gar nicht besitzt.
Für Dich gilt: Du lebst uns vor, was es bedeutet: In der Ruhe liegt die Kraft. Das macht Dich einzigartig. Nicht nur die Brüder Deiner Loge Roland, sondern auch alle anderen Brüder können stolz sein mit Dir in einer Zeit zu leben.
Heute auf unserem Johannisfest 2022 wollen wir, die hier versammelten Brüder, mit Dir Dein freimaurerisches Jubiläum feiern für 50 Jahre Mitgliedschaft in unserem Bund. Wir wünschen Dir und Deiner Brigitte noch viele Jahre Gesundheit und danken Dir für deine umfangreiche Tätigkeiten in der Freimaurerei. Mögen wir uns alle so wiedersehen bei Deinem nächsten Jubiläum. Der Radiosender NDR 90,3 in Hamburg würde Dir den Titel Hamburger des Tages verleihen, für mich bist Du „der Freimaurer des Tages“.
Hamburg, 26.6.2022 Dieter Stephan
Bernd Brauer
Quelle: Hamburger Abendblatt vom 12. Februar 2008, Artikel: "Meister der Freimaurer" von Caroline Rudelt
"Mich hat der Zusammenhalt zwischen unterschiedlichsten Menschen fasziniert", erinnert er sich.
Als Distriktmeister verwaltet er die Geschicke von 19 Hamburger Logen, leitet die regelmäßigen Zusammenkünfte in dem Haus an der Welckerstraße.
Biographie
Schon als Kind haben ihn Aufklärung, Toleranz und Humanität interessiert. "Ich habe viel Lessing gelesen."
1972 Aufnahme in die Loge "Roland" i. Or. Hamburg
Links
- Loge Roland http://www.loge-roland.de/rolandindenmedien.php
- Hamburger Abendblatt http://www.abendblatt.de/hamburg/article107373451/Meister-der-Freimaurer.html