Christian Carl Friedrich Wilhelm Freiherr von Nettelbladt
Christian Carl Friedrich Wilhelm, Freiherr von
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
*1779, †1843, Oberappellationenrat in Parchim, aufgenommen 1803 in der Loge "Tempel der Wahrheit" in Rostock. Er gründete in Parchim die Loge "Friderica Ludovica zur Treue" und erreichte rasch die höchsten Stufen der Berliner Großen Landesloge. Auf ihn geht die Errichtung eines Krankenhauses für Mittellose in Heiligendamm sowie die Stiftung von Sonntagsschulen für Handwerkslehrlinge und Gesellen zurück.
Als die vorpommerischen Gebietsteile von Schweden auf Preußen übergingen (1815), vermittelte er den Anschluß der Logen in Greifswald und Stralsund an die Große Landesloge. Er brachte auch die gestörten Beziehungen zwischen der Großen Landesloge und der Großen Landesloge von Schweden wieder in Ordnung und bearbeitete die Ergänzungen zu den Eckleffschen Akten sowie die Rituale der Hochgrade der Großen Landesloge, die heute noch in seiner Fassung im Gebrauche sind.
Sein reiches freimaurerisches Wissen ermöglichte es ihm, ein Sammelwerk über die Freimaurerei zu verfassen, das er selbst "Historische Instructionen" nannte, und das lange nach seinem Tode als "Geschichte der freimaurerischen Systeme in England, Frankreich und Deutschland" (1879) erschien. Zahlreiche andere Arbeiten aus seiner Feder sind erhalten und geben Beweis von seinem rastlosen Eifer und seiner kritischen, dabei immer zur Vermittlung neigenden Stellung.
Nettelbladt als Freimaurer
Quelle: Wikipedia
Bereits Nettelbladts Vater Karl Friedrich Wilhelm (*4. Mai 1747 in Rostock † 30. Juni 1818 ebd.) war 1766 in die Freimaurerloge Zu den drey Löwen in Marburg aufgenommen und später Mitglied der Großen Landesloge geworden.
Christian Nettelbladt trat am 1. März 1803 der Loge Zum Tempel der Wahrheit in Rostock bei, wurde dort am 1. November des gleichen Jahres zum Gesellen befördert und am 2. Januar 1804 in den Meistergrad erhoben. Ebenfalls noch 1804 folgte die Aufnahme in die Andreasloge Quattuor Elementa in Stralsund, wo er 1805 in den sechsten Grad des Schwedischen Systems befördert wurde.
Am 9. Februar 1810 wurde er in das Kapitel Zum Phönix in St. Petersburg aufgenommen, das nicht zur Großen Landesloge gehörte, aber ebenfalls nach dem Schwedischen System arbeitete. Am 24. März 1812 wurde er im Ordenskapitel in Berlin in diesem Grad angenommen.
Von 1807 bis 1811 war er Abgeordneter Logenmeister der Johannisloge Zum Tempel der Wahrheit und wurde im Anschluss deren Logenmeister. Nach seiner Versetzung nach Parchim gründete er mit anderen die Johannisloge Friderica Ludovica, der er 22 Jahre vorstand. 1812 war er Mitgründer der Andreasloge Lucens in Rostock.
Die Große Landesloge schickte ihn 1817 nach Stralsund, um die dortigen schwedischen Logen nach Absprache mit dem Schwedischen Freimaurerorden in die Große Landesloge zu überführen. 1818 leitete er eine Gesandtschaft der GLL nach Schweden, um die deutschen Rituale des Schwedischen Systems, die bisher noch unvollständig waren, zu ergänzen. Aus beruflichen Gründen konnte er nicht selber mit der Gesandtschaft reisen, aber er bereitete sie vor und nutzte anschließend die mitgebrachten Unterlagen für eine Umfangreiche Ritualreform, die bis 1836 dauerte. Seine Arbeiten wurden fast vollständig von der Großen Landesloge genehmigt und übernommen und gelten als die bedeutendste Reform des Schwedischen Systems in Deutschland.
Wie der ersten 50jährigen Periode v. Zinnendorf die Signatur gegeben, so gab der zweiten 50jährigen Periode v. Nettelbladt ihre Signatur, der hochverdiente Rostocker Capitelmeister, ein großes maurerisches Genie, ein Mann von weit umfassenden historischen Kenntnissen, erfüllt von einem lebendigen und in die Tiefe dringenden Christenthum, doch auch er war nicht ganz frei von jenem oben charakterisirten Zuge nach dem Geheimnißvollen.
Für die Leitung der erfolgreichen Delegation nach Schweden wurde Nettelbladt am 30. Juli 1818 zum Zweiten Architekten des Freimaurerordens berufen.
Aus einigen Briefen mit anderen Freimaurern geht hervor, dass Nettelbladt wahrscheinlich unter dem Ordensnamen Carolus a nexu longinquo Mitglied des Klerikalen Systems des August Wilhelm Starck war.
Viele Unterlagen Nettelbladts sind unwiederbringlich verloren gegangen, da seine Tochter nach seinem Tode Teile seiner Bibliothek zum Heizen verwendet hatte.