Ungarn

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Ungarn

Quelle: Freimaurerzeitung Nr. 16, 19. April 1890

Aus einer Rede.

Zwanzig Jahre sind verflossen, seit die Maurerei in Ungarn sich konstituiert, und wenn ich die praktischen Resultate, die so genannten grossen Schöpfungen erwäge, so finde ich im Buche unserer Geschichte die folgenden bedeutenden Schöpfungen verzeichnet:


  • den Klub für Volksunterricht,
  • das Unternehmen für sittliche Plachenliteratur (?),
  • den Sträflings-Unterstützungsverein,
  • der Verein für Hausindustrie,
  • die Asyle für Obdachlose,
  • die Mehrzahl der Rettungshäuser,
  • die Krankenhäuser für arme Kinder,
  • die Vereine fÜr Kinderbekleidung,
  • den Verein für Ferialkolonien (?),
  • den Verein "Kinderfreund" zur Verpflegung armer Schulkinder,
  • den Kinderschutz-Verein,
  • die freiwillige Rettungs-Gesellschaft,
  • die "Idiotenanstalt" (Anmerkung: heute nicht mehr gebräuchlich),
  • die Suppenanstalten,
  • die Volksküchen,
  • die Wärmestuben,
  • die Kindergärten,
  • die Creches,
  • Spitäler und Spitalstiftungen,
  • die Belohnung treuer Dienstboten und Ammen,
  • die Weihnachtsbescheerungen für arme Kinder,
  • die Unterstützung verschämter Armen,
  • die Hilfeleistung für Taubstumme, Findlinge und Spitalkranke, . .
  • die unentgeltliche Ordinationsanstalt für arme Kranke,
  • Asyle für Wöchnerinnen,
  • die nützliche Beschäftigung von Vagabunden
  • Korrektionsanstalten

und zahlreiche andere humanitäre Institute, deren Aufzählung zu weit führen würde.

Wenn man nun fragt, ob dieses Resultat für zwei Jahrzehnte ein befriedigendes sei, so können wir erhobenen Hauptes antworten: ja, es ist befriedigend von Seite einer Körperschaft, welche einmal wöchentlich sich versammelt, und die wenigen Stunden ihrer Arbeitszeit auf administrative Agenden verwenden muss. Denn nicht aufs Geratewohl haben wir Institutionen geschaffen, sondern wir haben Lücken ausgefüllt, und durch das glückliche und taktvolle Ausfüllen dieser Lücken der Organisation der Wohlkeit in unserem Vaterlande die Richtung angegeben.

Auch fand unsere Direktive allenthalb im Lande Nachahmung und führt zu heilsamen Resultaten. Unsere Initiative, unsere Arbeit, unsere Schöpfungen füllen die glänzendsten Seiten aus in der Geschichte des humanitären Wirkens in Ungarn.

Aber auf den Ruhm dieser Arbeit, der uns nach Recht gebührte, haben wir verzichtet zu Gunsten jener zumeist profanen Individuen, die wir an die Spitze unserer Schöpfungen stellten. Während der grossen Festlichkeiten, auf welchen unsere Schöpfungen verherrlicht wurden, hielten wir uns bescheiden im Hindergrunde und freuten uns der allgemeinen Anerkennung, weil dieser die wirksamere Unterstützung seitens des Publikums auf dem Fusse folgte.

Und doch sind es nicht diese vielen bedeutsamen bahnbrechenden und richtunggebenden Schöpfungen, worauf die ungarische Freimaurerei am meisten Stolz sein darf.

Unser größter Stolz muss sein, dass die liberalen Ideen, welche sich zur Geltung durchgerungen, dass die Männer, welche die Wortführer dieser Ideen waren, aus unseren Reihen hervorgegangen sind. Unser Stolz muss es sein, dass die maurerischen Ideen und Sitten jene Männer veredelt haben, welche uns angehören, und welche als unsere Apostel hinausgezogen sind in die profane Welt, um das Gute, Edle und das rein Menschliche zu verkünden und diese Ideen in alle Funktionen des öffentlichen Lebens und in alles behördliche Wirken zu verpflanzen.

Wohl weis ich, dass dies eine kühne Behauptung, doch ist sie wahr. Glaubst du es nicht - wandte ich mich an unseren unzufriedenen Bruder, - so frage hier bei Jedem von uns an, welchen Einfluss die Maurerei auf ihn und auf seine profanen Handlungen ausgeübt?