August Horneffer
Horneffer, August, Dr.
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
Kulturphilosoph, *1875, von Nietzsche und der Antike ausgehend.
("Nietzsche als Moralist und Schriftsteller" 1906; "Das klassische Ideal", 1906; Übersetzungen klassischer Autoren: Plato [der Staat], Theophrast, Tacitus, Herodot, Demosthenes, Cicero, Thukydides u. a. m.).
In dem Streben nach neuer Religiosität, die persönliche Wahrhaftigkeit mit sozial aufbauender Kraft verbinden soll, indem sie einen einheitlichen Glauben an den Sinn des Lebens und die Aufgaben des Menschen pflanzt, gelangte A. Horneffer in einer durch die Konsequenz der geistigen Linienführung bemerkenswerten Entwicklung zur Freimaurerei.
Sein bedeutungsvollstes Werk ist die "Symbolik der Mysterienbünde", München 1916.
Gemeinsam mit seinem Bruder gab er die Monatsschrift zur Sammlung der Geister "Der unsichtbare Tempel", fortgesetzt unter dem Titel "Deutscher Pfeiler", heraus (1916-1923).
Für seine Großloge sowie dem Verein Deutscher Freimaurer bearbeitete er eine Reihe grundlegender Belehrungsschriften, so die Neubearbeitung der Katechismen von Fischer, eine freimaurerische Anthologie, freimaurerisches Lesebuch (Berlin 1920) u. a. m. Zurzeit (ca 1930 Anm. d.R.) ist Horneffer Großschriftführer der Großloge von Preußen, genannt "Zur Freundschaft" in Berlin und leitet deren Bundesblatt "Am rauhen Stein". Besonders verwiesen sei auf seine ausgezeichnete Darstellung: "Der Bund der Freimaurer" (Jena 1913).
Nachtrag von Rudi Rabe im Jahr 2014
Der Artikel über August Horneffer stammt aus dem Internationalen Freimaurer-Lexikon 1932. Seit damals sind viele Jahrzehnte vergangen, aber vor allem konnte das Lexikon die Nazizeit 1933 bis 1945 nicht berücksichtigen. Und das ist in diesem Fall erheblich, hat sich doch August Horneffer im Gleichschritt mit großen Teilen der deutschen Bevölkerung Hitler angenähert und dabei freimaurerische Grundsätze über Bord geworfen. Und er hat das nach dem Zusammenbruch Nazideutschlands ebenfalls wie viele andere geleugnet oder bagatellisiert.
August Horneffer steht damit innerhalb der deutschen Freimaurerei der Vorkriegszeit und der Jahre nach dem Krieg keineswegs allein. Er ist jedoch in letzter Zeit zu einer Symbolfigur für die masonischen Verfehlungen in der Nazi-Zeit und für das mangelnde Geschichtsbewusstsein vieler deutscher Freimaurer bis heute geworden. Mangelndes Geschichtsbewusstsein heißt, sich nur als Opfer Hitlers darzustellen, was höchstens eine Teilwahrheit ist, und die ideologische Mittäterschaft auszublenden.
Wiewohl: Das Problem wird kleiner. In den letzten Jahren haben führende deutsche Freimaurer das kollektiven Versagen in Sachen Vergangenheitsbewältigung nach 1945 mit Bedauern bestätigt. Und mehrere Autoren haben darüber Bücher verfasst. In zweien wird auch explizit auf August Horneffer eingegangen:
- Arnold Grunwald: Freimaurer auf dem Weg zum Nationalsozialismus: Dieses Buch befasst sich auf der Basis authentischer Texte August Horneffers nur mit ihm.
- Hans-Hermann Höhmann: Identität und Gedächtnis: Dieses Buch beleuchtet das Gesamtproblem und widmet August Horneffer ein ganzes Kapitel.
August Horneffer starb 1955. Nach der Nazizeit hatte er 1946 in Berlin die 'Große Loge Royal York zur Freundschaft' wiedergegründet. Er wurde deren Großmeister, doch brachte er ihre vier Logen schließlich in die Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland ein.
Siehe auch
- Ernst Horneffer
- August Horneffer - Die Freimaurerei
- Rezension: Helmut Neuberger - Winkelmaß und Hakenkreuz: Dieses Buch zeichnet einen großen Bogen der deutschen freimaurerischen Entwicklung vom 19. Jahrhunderts bis zur Anbiederung an die Nazis, wofür vor allem die altpreußische Mehrheitsmaurerei stand. Wobei es nicht darum geht abzurechnen sondern nachzuvollziehen und einzugestehen.