Innsbruck
Schon im 18. Jahrhundert gab es Logen im ‚Land im Gebirge’. Aber dann war eineinhalb Jahrhunderte Funkstille. Von Rudi Rabe.
Status 2015: Drei Logen der ‚Großloge von Österreich’ (GLvÖ) und eine des österreichischen ‚Droit Humain’.
1777: In Innsbruck Gründung der Loge ‚Zum Berg Moria’, benannt nach dem Tempelberg in Jerusalem, auf dem heute der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee stehen aber vor gut zweieinhalbtausend Jahren der Salomonische Tempel stand. 1778 benannte sie sich in ‚Zu den drei Bergen’ um. Dies geschah auf Wunsch der preußischen Großen Landesloge, unter deren Schutz sich die neue Loge stellte. 1783 gründete ein Teil ihrer Brüder in Innsbruck die Loge ‚Zum Symbolischen Zylinder’. Diese unterstellte sich dem Eklektischen Bund in Frankfurt/Main; die ‚Drei Berge’ folgten nach.
Es gab damals noch keine Großloge von Österreich. Als diese schließlich 1784 unter der Bezeichnung ‚Große Landesloge von Österreich’ gegründet wurde, schlossen sich ihr auch die beiden Innsbrucker Logen an.
1786: Als Folge des Freimaurerpatents Kaiser Josephs II. fusionierten die beiden Innsbrucker Logen und nannten sich jetzt ‚Zu den Symbolischen drei Bergen’.
Ab 1795: Eineinhalb Jahrhunderte masonische Dunkelheit
1794/95: Aus Furcht vor politischen Veränderungen verbot der Habsburgerkaiser Franz II./I. die Freimaurerei für sein Reich. Und so ging das masonische Licht auch in der ‚Gefürsteten Grafschaft Tirol’ wieder aus: In Österreich dauerte das bis 1918, in Tirol bis in die 1950iger Jahre.
1950: Unter der Patronanz der Wiener Loge ‚Zukunft’ wurde in Tirol ein ‚Freimaurer-Kränzchen’ gebildet. Außer den Wienern setzten sich dafür vor allem Immigranten ein, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus der jetzt kommunistischen Tschechoslowakei nach Tirol zugewandert waren. Sie waren vor dem Krieg Mitglieder von Logen der deutschsprachigen tschechoslowakischen Großloge ‚Lessing zu den drei Ringen’. Diese gab es jetzt nicht mehr.
1951: Wiedergründung der ‚Zu den drei Bergen’
In den ersten drei Jahren war es noch eine Deputationsloge unter der Aufsicht der Loge ‚Zukunft’ in Wien. Sie war nach der ‚Paracelsus’ in Kärnten und der ‚Zu den sieben Weisen’ in Linz die dritte Bundesländergründung nach dem Krieg.
In diesen allerersten Jahren hatte die Loge noch so wenige Brüder, dass es manchmal nicht für eine formelle maurerische Arbeit sondern nur für ein geselliges Beisammensein reichte. 1954 wurde die ‚Zu den drei Bergen’ endgültig selbständig.
Nachkriegs-Kuriosa aus den Aufzeichnungen des Gründungsmitglieds und späteren Stuhlmeisters Paul Lanyi-Plötz (1899 bis 1987; er war vor dem Zweiten Weltkrieg Mitglied einer Loge im slowakischen Pressburg/Bratislava): Als er 1949 mit der Eisenbahn zum ersten Mal von Innsbruck nach Wien fuhr, um mit der Großloge Kontakt aufzunehmen, war er „mit einer Identitätskarte und dreizehn Stempeln der russischen Besatzungsmacht ausgestattet. Die Fahrzeit betrug damals volle 14 Stunden.“ (2015: viereinhalb Stunden). Und: 1950 musste man noch damit rechnen, dass „der Postverkehr aus der von den Russen besetzten Zone Wiens ins Ausland zensuriert wurde. Deshalb schickte die Großlogenkanzlei ihre ganze Auslandspost uns hierher zur Weiterleitung und ebenso erhielten wir die Post aus dem Ausland zur Weiterleitung an die Großloge.“
Kooperation mit italienischen Logen
In jenen Jahren gab es in Tirol wegen der Abtrennung Südtirols und dessen Anschluss an Italien 1918 immer noch erhebliche anti-italienische Gefühle. Dennoch oder gerade deswegen wurde es zu einem besonderen Anliegen der ‚Zu den drei Bergen’, mit italienischen Logen freundschaftliche Beziehungen aufzunehmen. Erste Besuche gab es schon 1959: Aber es zog sich. Doch schließlich gelang 1969 in Bozen zum ersten Mal eine freimaurerische Gemeinschaftsarbeit mit der Loge ‚Vedetta d’Italia’ (etwa: Italiens Wacht). Deren Stuhlmeister Luciano Italo Faccini wurde dann sogar Doppelmitglied der beiden Logen.
Weitere Logengründungen
1979: Die ‚Zu den drei Bergen’ wurde größer, und so gründeten zehn ihrer Brüder im Einvernehmen mit der Mutterloge die ‚Einigkeit in Freiheit’. Zwei Jahrzehnte später folgte die ‚Ad Orbes’.