Neun frühe Schwesternlieder, 1749-1780

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13 frühe Schwesternlieder, 1771-1785

Ausarbeitung von Roland Müller


Siehe auch:
„…hier trifft Amors Bogen nicht“ (frz. 1743; dt. 1745)
Lied eines Maurers an seine Maurerin. In. Die erste grosse Verräterschrift, 1745 (dt. 1745)
Ludwig Friedrich Lenz: „Laßt euch, ihr erzörnten Schönen“, 1746
Johann Adolf Scheibe: Zwei Lieder „An das Frauenzimmer“, 1749
ferner:
An die Schwestern: Sieben verschiedene Versionen 1776-1832
Den Frauen (Matthias Claudius, 1776)
Aloys Blumauer: 12 + 1 Schwesterngesundheiten, 1782-1785
Joseph Franz Ratschky: Vier Schwesterngedichte, 1782-1785
„…sie auch willig anzuhören,
dies ist eines Maurers Pflicht“, 1782
Johann Böber: Zwei Schwesternlieder, 1788
Elf maurerische Gesänge über die Schwestern, 1821


Jedes der folgenden Schwesternlieder fand Aufnahme in spätere freimaurerische Liedersammlungen.

An unsre Schwestern

Version I


Neue Freymäurer Lieder mit Melodien von J. P. Schönfeld. Braunschweig 1771, 14-15

Ja, holder Gott der Liebe!
Wir huldigen der Liebe:
Doch darf in unsern Hainen
Kein Nymphenchor erscheinen,
Du mit der Mutter nicht
Aus hergebrachter Pflicht.

Was hier verborgen bleibet,
Was niemand mahlt noch schreibet,
Das woltet ihr verschweigen?
Die Schwachheit ist euch eigen
Und ihr besiegt sie nicht
Aus hergebrachter Pflicht.

Doch glaubt bey allen Brüdern
Lebt ihr in Herz und Liedern,
Bey Sait‘ und Gläser Schalle
Erheben wir euch alle;
Nur sehn müßt ihr uns nicht
Aus hergebrachter Pflicht.

Ja, fern von den Altären
Zu denen wir gehören,
Da opfern wir der Liebe;
Da holder Gott der Liebe!
Da fesselst du uns, nicht
Die hergebrachte Pflicht.



Version II

Das obige Lied leicht abgewandelt und um eine Strophe verkürzt in:


Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen: Freymäurerlieder mit Melodien, Brrlin 1771, 23.

auch in:
Freimaeurer Lieder mit neuen Melodien. 1772, 95.
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 153 (mit der Kennzeichnung: Br. B. = Brauschweig und Berlin)
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 73;
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 144-145.

An die Liebe

Ja, holder Gott der Liebe!
Wir huldigen der Liebe:
Doc) darf in unsern Hainen
Kein Nymphenchor erscheinen,
Du mit der Mutter nicht:
Aus hergebrachter Pflicht.

Was dir verborgen bleibet,
Was niemand malt noch schreibet,
Das müssen wir verschweigen.
Die Kunst ist uns nur eigen,
Und du erfährst sie nicht:
Aus hergebrachter Pflicht.

Doch fern von den Altären,
Wo wir den Orden ehren,
Sind wir getreu der Liebe;
Dann, holder Gott der Liebe!
Entzückst du uns, doch nicht
Aus hergebrachter Pflicht.

Die Ordenspflichten

Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen Freymäurerlieder mit Melodien, 1771, 43-44.

auch in:
Johann Adolf Scheibe: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 110-111 (mit der Kennzeichnung: B.)
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 96-97

auch - unter dem Titel „Lehren“- in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 15:
ferner in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 26-27, und 1804, 26-27.


Brüder, bleibt der Baukunst treu!
Baut durch Leben, Lehren, Lieder!
Baut der freyen Maurerey
Alten Ehrentempel wieder.
Für der Baukunst Wissenschaft
Dankt dem Noah! so — so — so! –
Für den Schutz der Brüderschaft
Dankt dem jungen Salomo!
[1777: Danket Preußens Salomo.]

Brüder, bleibt der Liebe treu!
Treu der wohlgepaarten Ehe!
Scherzt und küßt und sorgt dabey,
Daß die Welt nicht untergehe.
Für der Liebe Segenskraft
Dankt dem Noah! so — so — so! –
Für den Schutz der Brüderschaft
Dankt dem jungen Salomo!
[1777: Danket Preußens Salomo.]

Brüder, bleibt dem Weine treu [1777: dem Wein getreu]!!
Wein macht Freunde; Wein lehrt singen;
Wein erhält uns sorgenfrey,
Wird im Alter uns verjüngen.
Für des Weines Wunderkraft [1777: Wundersaft]
Dankt dem Noah so — so — so! –
Für den Schutz der Brüderschaft
Dankt dem jungen Salomo!
[1777: Danket Preußens Salomo.]


An das schöne Geschlecht

Theodor Gottlieb von Hippel, Hrsg.
Lieder für Frey-Mäurer. Philadelphia im Jahr, 3881. Königsberg, bey Johann Jakob Kanter 1772, 102-104; in der 2. Aufl. 1775 weggelassen

auch in:
Johann Adolf Scheibe: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 168-169,
mit der Kennzeichnung: Pr.
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 79;
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 153, und 1804, 153.


Ihr. die wir Schwestern nennen,
Und zärtlich lieben können,
Forscht nicht, was Maurer sind!
Auch selbst beym tiefsten Schweigen
Kann unser Herz. euch zeigen,
Was es für euch empfindt.

Verkennt nicht reine Triebe,
Wenn der Profan die Liebe
Aus Eigennuß verschenkt.
Wißt, unser Herz ist größer,
Es fühlt die Schönheit besser,
So wie es seiner denkt.

Der Maurer edle Herzen,
Die nicht mit Liebe scherzen,
Sind stolz auf Redlichkeit.
Die Treue im Gewissen
Lehre mit Bedacht sie küssen,
Und macht den Busen weit.

Die du für mich gebohren,
Du, der mein Herz geschworen,
Hör. was die Wahrheit spricht:
Du kannst beglückter wählen;
Doch beßre, treure Seelen,
Als Maurer, ewig nicht.
Pr.

Ohne Titel


Oden und Lieder. Hamburg, 1772, 22-23

auch in.
Johann Adolf Scheibe: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 231,
unter dem Titel: An das Frauenzimmer
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 52.

vgl. dazu: Johann Adolf Scheibe: Zwei Lieder "An das Frauenzimmer“, 1749


Euch die die sanfte Schönheit schmückt,
Euch Schwestern ehren wir.
Nie ist ein Bau ohn Euch geglückt.
Des Lebens Schmuck seyd Ihr!

Süß wie ein Frühlingsmorgen ist,
Der Kuß der Maurerinn.
Des Maurers fühlbar Herz zerfließt
Voll sanfter Freude hin.

Euch gab uns die Natur zur Lust,
Zur Liebe frohen Scherz.
Ihr lehret Tugend unsre Brust,
Und Zärtlichkeit fürs Herz.

Der Loge heil‘ge Dunckelheit
Die Schwestern nie gesehn
Deckt Kenner, die voll Zärtlichkeit
O Liebe dich verstehn.

Wohlan denn, die ihr schon das Glück,
Der Zärtlichkeit genießt.
Fühlt jeden sel‘gen Augenblick,
In dem [1776: Indem] ihr liebt und küßt.

Ihr! deren freye Stirn noch nicht,
Von Hymens [1776: Himmels] Kranz geschmückt,
Euch, alle [1776: Euch allen], Brüder sey es Pflicht
Frisch an das Feu’r gerückt.

Euch, Schwestern sey ein Feu’r geweyht,
Es brenne hell und rein.
Wie eines Maurers Zärtlichkeit,
So feurig soll es seyn.
[1776: H.]

An das Frauenzimmer.

Christian Gottlob Neefe: Freimaurerlieder. Leipzig 1774, 29-30

Auch in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band. Kopenhagen, Verlegts Christian Gottlob Proft, 1785, 245-247,
LXXVI. ohne Titel


Sucht ihr Schönen zu begehren.
[1785: Wollt ihr Schönen es begehren,]
Daß man Euch soll würdig ehren,
O so werft, zu unserm Glück,
Eure Gunst auf uns zurück!
[1785: O so schenkt zu unserm Glück
Uns nur euren günstgen Blick!]
Wir vergönnen [1785: Wer verkennt in] euern Blicken
Holder Anmuth Seltenheit,
Euer Reitz kann uns entzücken,
Denn er ist voll Treflichkeit.

Glaubt nicht, weil von unserm Orden
Ihr seyd ausgeschlossen worden,
Daß die Kunst der Maurerey
Eurer Schönheit Feindinn sey;
Nein, sie weiß euch auch [1785: hoch] zu schätzen,
Sie erkennet euern Werth,
Sie erkennt ihn mit Ergötzen,
Ist was mehr, das ihr begehrt?

Wollt ihr Freundschaft? wollt ihr Liebe?
Wollt ihr feuerreiche Triebe,
Und Bewundrung eurer Pracht,
So [1785: Die] die Ehrfurcht schätzbar macht?
Alles könnt ihr bey uns finden;
Redlichkeit ist unser Ruhm,
Wahrer Treue fest Verbinden
Ist der Maurer Eigenthum.

Herrscht der Freyheit muntre Stärke
In dem überlegten Werke,
Schützet ihre theure Gunst
Die geprießne Mauerkunst:
O so wisset, unsre Seelen
Fühlen eurer Blicke Glut;
Für der Schönheit stolz Befehlen
Wanket unsrer Freyheit Muth.

Doch ihr Schönen, glaubt den Brüdern,
Nicht der Bau von [1785: Reiz an] euren Gliedern,
Nicht allein der Anmuth Pracht
Ist es, was uns lieben macht;
In des Geistes innerm Sitze
Wird uns euer Werth bekannt,
Tugend knüpft mit feinem Witze
Unsrer Liebe ewig Band.

Liebe, so die Tugend gründet.
Liebe, so die Geister bindet,
Naht sich der Vollkommenheit,
Sie verändert keine Zeit;
Schönste, kann sie euch gefallen.
Liebet unsre Brüderschaft!
Denn sie heget unter allen
Die getreuste Leidenschaft.
[1785: B.]


Ohne Titel


Zum Singen für Brüder, Hamburg 1774, 24-26

auch in:
Heinrich August Ottokar Reichard: Freymäurer-Lieder. 1776, 100-101,
unter dem Titel: Schwester-Lieder, A
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 56
mit dem Titel: Schwesterlied
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer. Dritter Theil 1788, 108-109 (mit der Angabe des Komponisten: Carl Philipp Emanuel Bach)
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 111
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 105-106

Für euch, ihr Schönen,
Soll er ertönen,
Der Maurer Wettgesang!
Euch Schwestern allen
Soll er erschallen,
Der brüderliche Dank,
Durch euch sind wir
Vereinigt hier;
Durch euch gelang, was uns gelang.

Laßt unverdrossen
Für [1801 und 1804: Vor] euch verschlossen
Der Logen Dunkel seyn!
Den Muth zum Werke
Der ew'gen Stärke
Flößt euer Blick uns ein.
Nur ihr belebt,
Nur ihr erhebt,
Nur ihr verschönert es allein.

In stiller Wohnung
Sich der Belohnung
Der reinsten Liebe freun;
Der Ruhestunde
An eurem Munde
Der Unschuld Freuden weihn;
Dem Maurer Glück,
Den sein Geschick
Erkohr, der Glückliche zu seyn!

So stimmt, ihr Brüder,
Vereint die Lieder
Den guten Schwestern an!
Sie sind uns theuer;
Im hellsten [1801 und 1804: reinsten] Feuer
Sey's ihnen kund gethan!
Durch sie beseelt,
Sind wir erwählt,
Der Weisheit freudig uns zu nah'n.

An die Schönen

Freymäurerlieder mit neuen Melodien. Leipzig: Breitkopf 1775, 24-25
Das Lied stammt von Johann Gottlieb Naumann.
auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freimaurer, 1784, 53,
u. d. T.: „Lied an die Schönen“
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band, Zweytes Buch 1785, 248-249.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801 und 1819, 101-102,
u. d. T.: „Mel. S. Böheims Auswahl etc. Th 2 S. 270. [Nr. 108]“


Euch, Schönen, grüßet unser Lied,
Und in euch Reitz und Tugend;
Bleibt schön durch sie, wenn jener [1784 und 1801: jene] flieht,
Auch nach verblühter Jugend.
So ist uns [1801: wird von] Maurern euer Werth
Auch in der Loge selbst verehrt.

Fragt, schöne Schwestern, die, im Mann
Den Maurer zärtlich küßten,
Ob feuriger [1801: lieblicher] ein andrer kann
Die liebe Gattin küssen?
[1801: euch Leid und Gram versüßen;]
Und preißt die böse [1801: und schätzet dann die] Männer-Welt
Im Maurer, der euch wohl gefällt.

Schmäht nicht in uns Verschwiegenheit,
Wenn unser Herz nicht schweiget,
Und unbefleckte Zärtlichkeit
Im [1784 und1801: in] Wort und That euch zeiget!
Wir lieben euch: sagt, ob ein Mann
Was schöners euch entdecken kann?


Ein Lied von Heinrich August Ottokar Reichard
Brüder lasset unsern Schönen
aus dem Jahre 1776 gibt es in sieben verschiedenen Versionen:
An die Schwestern 1776-1832 An die Schwestern 1776-1832

Schwesterlied.

Heinrich August Ottokar Reichard: Erster Nachtrag zu dem Lieder-Anhange
in der Sammlung für freye und angenommene Maurer. 1780, 117-119

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 113-114;
unter dem Titel: Schwesterlied.
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band, Zweytes Buch 1785, 254-256.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 225

Mel. Selbst die glücklichste der Ehen etc.
(im Theaterkalender von 1776)


Seyd versöhnet, holde Schönen,
Zörnt auf unsre Brüder nicht;
Eurer Reize Macht zu krönen,
Ist der Maurer süßte Pflicht.

Sicher, daß Natur uns schätze,
Huldgen wir, vom Wahne fern,
Ihrem mächtigsten Gesetze
Wie die andern Menschen gern.

Chor.
Seyd versöhnet, holde Shönen [später: Schönen],
Zörnt auf unsre Brüder nicht;
Eurer Reize Macht zu krönen,
Ist der Maurer süßte Pflicht.

Allein. [1801: Einer.]
Wißt ihr Tugend zu empfinden,
Mit der Schönheit Zauberey
Geist und Anmuth zu verbinden,
O, so sind wir nicht mehr frey!

Chor.
Seyd versöhnet etc.

Allein. [1801: Einer.].
Wankelmuth und Meyneid trübten
Unsrer Brüder Herzen nie:
Wünscht ihr treuere Geliebten,
Unter Maurern findt ihr sie.

Chor.
Seyd versöhnet etc.

An besuchende Schwestern.

Heinrich August Ottokar Reichard: Erster Nachtrag zu dem Lieder-Anhange
in der Sammlung für freye und angenommene Maurer. 1780, 119-121

Auch in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 137;
unter dem Titel: Lied an die Schwestern..
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band, Zweytes Buch 1785, 257.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 281-282


Willkommen, schöne Maurerinnen!
Willkommen in dem Heiligthum!
Bis zu des Tempels höchsten Zinnen
Dring' unser Lied zu Eurem Ruhm;
In altem, festlichen Geschmeide
Erscheinen wir vor eurem Blick,
Und Ihr verherrlicht unsre Freude,
Und Ihr verschönert unser Glück.

Chor.
Ja, Ihr verherrlicht unsre Freude
Ja, Ihr verschönert unser Glück.

O trauet [1801: Vertrauet] sonder Reu' und Schrecken
Euch unsrer sichern Führung an,
Und wißt, hier sollt ihr nichts entdecken,
Was euer Herz beleidgen kann;
In unsrer friedlichen Gemeinde
Fühlt jeder sich von Lastern frey,
Ist jeder Freund von seinem Freunde,
Und jeder seiner Shöne [1784: Schöne; 1801: Schönen] treu.

Chor.
Ist jeder Freund von seinem Freunde,
Und jeder seiner Schöne [1801: Schönen] treu.

Willkommen, schöne Maurerinnen!
Willkommen in dem Heiligthum!
Schon tönt, bis zu den höchsten Zinnen,
Der Brüder Lied zu Eurem Ruhm;
Wir laden Euch zu unserm Feste,
Wir feyern Eure Gegenwart,
Und grüßen solche liebe Gäste
Nach alter, freyer Maurer Art.

Chor.
Wir grüßen solche liebe Gäste
Nach alter, freyer Maurer Art.

An unsre Schwestern

Aus:
Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen: Zwölf neue Freymäurerlieder. Berlin: Decker 1781, 10-11.
Auch in:
Vierzig Freymäurerlieder. In Musik gesetzt von Herrn Kapellmeister [Johann Gottlieb] Naumann Zu Dresden. Zum Gebrauch der Deutschen und Französischen Tafellogen.
Berlin, Bey Christian Friedrich Himburg 1782, 70-73 (2. Aufl. 1784)
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 113.
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band, Zweytes Buch 1785, 242-243.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 224.


Seyd gegrüsst, verehrte Schönen,
Mit dem Gruß der Zärtlichkeit!
Hier soll Eurer Lob ertönen
Festlich und geweiht!


O wer fühlt nicht mit Entzücken
Amors ganze Zaubermacht,
Wenn aus wonniglichen Blicken
Scherz und Unschuld lacht.


Milde, doch beredte Küsse
Wärmen des Geliebten Brust,
Und sie schenken ihm das süße
Bild der Himmelslust.


Singet Lieder – und wie lüstern
Horcht das ganze Musenchor!
Wandelt – und Zephire flüstern
Um den Blumenflor.


Seht’s wie Euch geschäftge Hände
Veilchenlaub und Myrthen streun!
Wer ist, der sich nicht verpfände,
Eurer werth zu seyn.


Wisset aber, unsre Zellen
Sind für Grazien nicht gebaut,
Und vor harten Mauerkellen
Bebt die zarte Haut.


Wißt, wenn wir uns da verschanzen,
Hat der Liebreiz keine Kraft.
Dennoch lebt, und gebt uns Pflanzen
Zu der Meisterschaft!

Lied an die Schwestern

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 132,
unter dem Titel: Lied an die Schwestern

Auch in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801; 273-274


Wie fest sind sie, die lieben [1801: starken] Bande,
ja fester knüpft sie Freundschaft nicht
in die der Maurer aller Lande
[1801: die weder Glück noch Noth zerbricht,
in die den Maurer aller Lande]
sein Endzweck unauflöslich flicht.
Sie trennen weder Land noch Meere,
in allen Sprachen kennt sie [1801: man] sich;
durch sie umarmet [1801: Umarmen] in dem Heere
sich Feind' mit Feinden brüderlich.

Wie warm und süß ist die Empfindung,
die ungesehn der ganzen Welt,
in unzertrennlicher Verbindung
die Edelsten der Welt erhält? [1801: Erde hält!]
In allen Herzen Menschenliebe,
für jeden, den Gott mit uns schuf,
in Bruderherzen Brudertriebe,
zum stärksten [1801: wärmsten Mitleid, stark ihr Ruf.

Seyd, holde Schwestern! uns gegrüßet,
Entzückung zeigt uns eure [1801: euer] Reihn;
wenn Wein in unsre Kehlen [1801: Becher] fliesset,
so soll er euch auch heilig seyn.
Heil euch, ihr Schwestern! trinkt uns wieder
zu, über Berg und über Thal;
das Echo bringt uns eure Lieder
[1801: bringt uns das Echo eure Lieder;]
Heil euch, in der uns heiligen Zahl!


An die Schwestern


Dreymal fünf Freymaurer-Lieder. Hannover 1785, 31-32

Auch in:
Johann Böber: Auswahl von Freymäurerliedern. Durch die E. Loge Muse Urania gesammlet. 1788,
unter dem Titel: CLXV. An die Schwestern
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. Berlin: Maurer 1801, 328, Anhang, Nr. 19
Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 232-233
Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 203-204.
Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover 1835, 222-223.


Von der Arbeit ernsten Scenen,
Edle Brüder! auszuruhn,
Weiht des Vaterlandes Schönen
Fröhliche Gesänge nun.
Liebt die Schwestern. Keusche Liebe
Mischte der, mit eigner Hand,
Unter unsre besten [1788, 1809, 1835: schönsten] Triebe,
Der den Plan der Welt erfand.


Diese Triebe sanft zu nähren,
Die, was Odem hat, erfreun,
Und durch die, dem Nichts zu wehren,
Wesen werden, und gedeihn,
Goß er Reize zum Entzücken
Um die weibliche Gestalt;
Gab der Unschuld in den Blicken
Seelenfesselnde Gewalt.


Sanftmuth gab er Mädgenseelen,
Zärtlichkeit und holden Scherz;
Ihre mildern Sitten stehlen
Sich ins wilde [1788, 1809, 1835: ernste] Männerherz;
Sanfte Weiblichkeiten ziehen
Männertroz ins Gleichgewicht,
Und der Menschheit Harmonien
Ruhn auf diesem Gleichgewicht.


Schwestern! die ihr diese Züge,
Rein, wie aus des Bildners [1788, 1809, 1835: Schöpfers] Hand,
Aufbewahrt, durch schöne Siege
Ueber Eitelkeit und Tand,
Und dem Urbild alles Schönen
Durch die Tugend näher klimt,
Euch sey von der Weisheit Söhnen
Dies gefüllte Glas bestimt!


Liebe des Maurers


Dreymal fünf Freymaurer-Lieder. Hannover 1785, 33.34

Liebe tönt nur Harmonie,
Wenn der Tugend sanfte Mächte
Uns erhöhn, und Sympathie
Uns umschlingt mit starker Rechte.

Solch ein seeliges Gefühl
Weckt des Maurers edle Liebe.
Glüklich! wen, bis an sein Ziel,
Leiten diese süßen Triebe.

Brüder! laßt im Heiligthum,
Dieser unentweihten Hallen
Dann auch jeder Schwester Ruhm,
Die so treu uns liebt, erschallen.

Wer trug nicht, voll Muthes, da
Manche Leiden, die uns drücken,
Wenn er dich, o Liebe! sah
In der Schwester holden Blicken?

Nein, wie Maurer-Flamme glüht;
So wie Kraft und Reiz sich wählen;
Weisheit Geister an sich zieht,
Lieben sich geweyhte Seelen.

Liebe! mehr, wie eignes Ich,
Bist du oft, für edle Brüder;
Himlische! wir priesen dich,
Dich, du Wohllaut unsrer Lieder.

In des Lebens Schauspiel ist
Dir geweyht die schönste Scene,
Und, wenn du entweichest, fließt
Deinem Fliehn die bängste Thräne.

Süßen Träumen weyhn wir zwar,
Noch erfüllt vom heilgen Bilde,
Voll Gefühls, an dem Altar,
Der Erinrung, Dank, und Milde;

Doch, in diesen Träumen nur
Ist Genuß entflohner Wonne;
Wie zuvor blüht keine Flur,
Denn es sank des Lebens Sonne!


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