Kroatien

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Die geschäftige Hauptstadt Kroatiens: Zagreb; 800.000 Einwohner, mit Umgebung 1,1 Millionen.
Kroatien besteht aus dem Binnenland und einer langgestreckten Küste. Das Binnenland war jahrhundertelang Kampfzone mit wandernden Grenzen zwischen dem Osmanischen Reich und den Habsburgern; die dalmatinische Küste gehörte zu Venedig. 1699 waren die Habsburger am Ziel: Durch die Siege von Prinz Eugen über die Osmanen ging das Binnenland an das habsburgische Österreich-Ungarn; nach den Napoleonischen Kriegen und dem Ende der Republik Venedig folgte die Küste. Das blieb so bis 1918: Als Folge des verlorenen Ersten Weltkriegs zerfiel das Imperium der Habsburger, und Kroatien wurde ein Teil des neu entstandenen Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (später Jugoslawien). Während des Zweiten Weltkriegs wurde Jugoslawien aufgelöst: Kroatien wurde ein faschistischer Vasallenstaat Hitlers (Ustascha-Regime). ‚Kommando retour’ 1945: Jugoslawien entsteht wieder, jetzt als kommunistischer Staat unter dem Führer Marschall Tito. Ab 1991 und mehreren innerjugoslawischen Kriegen zerfiel dieser Staat in seine Teile: Kroatien wurde eine selbständige Republik. - Foto: Mario Fajt
Wappen der Großloge von Kroatien mit dem freimaurerisch codierten Gründungssdatum:
8. November 1997
Der Freimaurer Bischof Maximilian Vrhovac
Nach dem Bischof Maximilian Vrhovac wurde in Zagreb der Maksimir-Park benannt: von Maksimilijan. Foto: venana

Zweimal masonische Dunkelheit

Die Geschichte der Freimaurerei in Kroatien ist so wechselvoll wie das Schicksal des Landes: ein ständiges Auf und Ab mit zwei langen Phasen der Dunkelheit. Die erste wurde ab 1795 von den Habsburgern verordnet; sie dauerte sieben Jahrzehnte. Das zweite Verbot erließen 1940 das faschistischen Ustascha-Regime und danach die Tito-Kommunisten. Dauer: fünf Jahrzehnte. Seit Anfang der 1990iger geht es langsam aufwärts. Von Rudi Rabe.


Stand 2013: Zur (regulären) ‚Großloge von Kroatien’ gehören 12 Logen mit 300 Mitgliedern. Die am 8.11.1997 unter dem Schutz der ‚Großloge von Österreich’ gegründete Großloge wird von der Großloge von England (UGLE) anerkannt.

18. Jahrhundert

Erste Logengründung 1759 im kroatischen Glina (eine Kleinstadt südlich von Zagreb) durch Offiziere, die vom Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) zurück kamen. In preußischer Gefangenschaft hatten sie die Freimaurerei kennengelernt. Name der Loge: ‚L’Amitié de Guerre’ (etwa: Kriegsfreundschaft). Dies soll die erste Loge auf dem Boden des späteren Jugoslawien gewesen sein.

Maßgeblicher Bruder und Stuhlmeister: Graf Ivan Draskovic, ein humanitär gesinnter Kroate, der schon damals gegen die Leibeigenschaft kämpfte. Er initiiert weitere Logengründungen, vor allem die ‚Prudentia’ in Zagreb, zu der hohe Würdenträger des Landes stossen; zum Beispiel der aufgeklärte Priester Maximilian Vrhovac, der spätere katholische Bischof von Zagreb. Draskovic kann als Gründer der Freimaurerei im slawischen Südosteuropa angesehen werden. Nach beiden Männern werden später auch Logen benannt.

19. Jahrhundert

Kurzes und schnelles Aufblühen der Freimaurerei in dem von Napoleon geschaffenen Königreich Illyrien (= dalmatinische Küste; heute bei Kroatien und Slowenien); und ebenso schnelles Verblühen, nach dem Ende Napoleons: Die Habsburger sind ab Kaiser Franz II./I. Gegner der Freimaurerei; Verbot 1795.

Das bleibt so bis 1867. Jetzt wird die Donaumonarchie in eine österreichische und eine ungarische Reichshälfte mit jeweils eigenständiger Innenpolitik geteilt. Das Binnenland des heutigen Kroatiens gehörte zu Ungarn, dort werden Logen jetzt wieder zugelassen. In Budapest entsteht die ‚Symbolische Großloge von Ungarn’; zu ihr gehörten jetzt auch die neu entstehenden kroatischen Logen. Das kroatische Küstenland (= Istrien und Dalmatien) gehört zur österreichischen Reichshälfte. Hier ist die Freimaurerei weiterhin nicht möglich.

Frühes 20. Jahrhundert

Nach dem Zerfall der Donaumonarchie 1918 beteiligen sich führende kroatische Freimaurer an der Gründung des neuen Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen. Zuerst installieren sie eine eigene Großloge in Zagreb. Doch 1919 entsteht in der neuen jugoslawischen Hauptstadt, im serbischen Belgrad, die Großloge ‚Jugoslavija’. Diese ist auch für Kroatien zuständig. Doch manche kroatische Brüder sind damit nicht einverstanden. Sie verlassen ihre Logen und gründen eine eigene Obödienz, erreichen jedoch keine nennenswerte internationale Anerkennung.

Die gesamtjugoslawische Freimaurerei entwickelt sich schnell (1931: 24 Logen). Sie ist sehr sozial orientiert: Heime für Waisen, gehörlose Kinder und Blinde; Unterstützungsfonds für Kriegsinvalide; Brotverteilung an Arbeitslose. Der Aufschwung wird allerdings von weiteren Abspaltungen begleitet. 1930 werden in Zagreb zwei gemischte Logen gegründet.

1940 bis 1990

1940 gibt es in ganz Jugoslawien 24 Logen der ‚Großloge von Jugoslawien’ mit 2.500 Mitgliedern; davon in Kroatien zehn Logen und 500 Brüder. Doch das Land wird nun vom Zweiten Weltkrieg erfasst und wieder geteilt. Die Freimaurerei wird überall verboten, auch in Kroatien. Das Ustascha-Regime lässt 40 Freimaurer internieren. Nach einem Jahr kommen sie wieder frei.

Nach 1945 setzt das kommunistische Jugoslawien das faschistische Freimaurerverbot nahtlos fort. Die Folge: ein halbes Jahrhundert masonische Dunkelheit.

Seit 1990

Der Kommunismus bricht zusammen. Österreichische und deutsche Freimaurer kümmern sich noch vor dem Zerfall Jugoslawiens um den masonischen Wiederaufbau. Mit einem Patent der ‚Vereinigten Großlogen von Deutschland’ wird 1990 eine neue jugoslawische Großloge gegründet, am Beginn noch mit den Kroatien und Slowenen. Durch die Auflösung Jugoslawiens ab 1991 wird das obsolet: Die Kroaten und Slowenen scheiden aus. Die Großloge in Belgrad wird außerdem bald in die politischen Wirren des Milosevic-Regimes hineingezogen. Sie verliert ihre internationale Anerkennung, und es entsteht eine neue ‘Reguläre Großloge von Jugoslawien’, die sich später in ‚Reguläre Großloge von Serbien’ umtaufen wird und nur noch für Serbien und Montenegro zuständig ist.

Für die Kroaten und die Slowenen gründet die ‚Großloge von Österreich’ 1992 vorerst noch in Wien die Deputationsloge ‚Illyria’. Diese arbeitet meistens in Klagenfurt und Graz, gelegentlich auch in Wien. 1993/94: Die Entwicklung ist so weit gediehen, dass sich die Slowenen und Kroaten in zwei separate Deputationslogen trennen können.

8. November 1997: Die drei kroatischen Logen ‚Graf Ivan Draskovic’, Hrvastka vila’ und ‚Tri svyetla’ gründen unter dem Schutz der ‚Großloge von Österreich’ die ‚Großloge von Kroatien’. Ein völliger Neuanfang: Es gibt keine Kontinuität mit der alten Freimaurerei vor 1940.


Siehe auch

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