Heinrich Glücksmann

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Glücksmann, Heinrich

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Professor, Dramaturg des Deutschen Volkstheaters in Wien, 1864 (Wiki-Korrektur: 1863), Schriftsteller, aufgenommen 1893 in der Wiener Loge "Eintracht". Seit 1898 Mitglied der "Humanitas" und Leiter der von dieser herausgegebenen freimaurerischen Zeitschrift "Der Zirkel", nach deren Übernahme durch die Großloge von Wien und Umwandlung in die "Wiener Freimaurerzeitung" der letzteren bis 1923.

Porträt Heinrich Glücksmann (1863 – 1943)

Heinrich Glücksmann im Alter von 48 Jahren (1911)

Heinrich Glücksmann war gegen Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie bis in die Erste Republik eine der markantesten Persönlichkeiten der österreichischen Freimaurerei. Von 1900 bis 1917 leitete er als Redakteur die Zeitschrift der österreichischen Freimaurer „Der Zirkel“ und von 1919 bis 1923 ebenfalls die Nachfolgezeitschrift „Wiener Freimaurer-Zeitung“. Er bekleidete in der „Großloge von Wien“ von 1919 bis 1924 die Ämter als Großarchivar und Korrespondierender Generalsekretär und erhielt als Anerkennung für seine Tätigkeit die Ehrenmitgliedschaft der „Großloge von Wien“ zuerkannt. Von Gerhard Friedrich.

Heinrich Glücksmann wurde am 8. Juni 1863 in Rakschitz (Mähren) als Hermann Heinrich Blum geboren und wechselte seinen Namen, nachdem er schon im Alter von 15 Jahren die Matura abgelegt hatte und nach Wien übersiedelt war. Von Anfang an war sein berufliches Leben von der Kultur, insbesondere vom Theater geprägt. Ab den 1880er-Jahren trat er als Feuilletonist und Theaterjournalist in Tageszeitungen und Zeitschriften in Erscheinung – seine letzten journalistischen Beiträge schrieb er noch im argentinischen Exil, wo er am 1. März 1943 starb.

Mit der Gründung des „Deutschen Volkstheaters“ 1889 in Wien fand Glücksmann in diesem Theater seine Lebensberufung. Zuerst als Lektor und dann von 1910 bis 1935 als Dramaturg des „Deutschen Volkstheaters“ trug er wesentlich zum nachhaltigen Erfolg zahlreicher Dramatiker und deren Stücken bei – unter anderem von Arthur Schnitzler, Karl Schönherr, Franz Molnár und Anton Wildgans. Abgesehen von dieser viel beachteten Tätigkeit war er Zeit seines Lebens als Autor, Übersetzer, Lyriker und Vortragender sehr geschätzt.

Glücksmann war lange Jahre Funktionär in Theater- und Schriftsteller-Organisationen, unter anderem im PEN-Club und im Presseclub Concordia, als publizistischer Streiter für Humanität und Frieden enger Mitarbeiter der Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner in ihrer Friedensgesellschaft und dort einige Zeit Vizepräsident. 1927 wurde er mit dem Titel „Professor“ geehrt, 1933 erhielt er mit dem Titel „Bürger von Wien“ eine weitere Würdigung seiner Verdienste für das Wiener Theaterwesen.

Nach Repressionen durch die Nationalsozialisten musste Heinrich Glücksmann mit seiner Frau Helene drei Jahre nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland schließlich Wien verlassen – davor hatten sich führende Funktionäre der NS-Reichstheaterkammer für den als Kulturgröße Geachteten eingesetzt. Das Ehepaar flüchtete 1941 nach Buenos Aires, wo einer ihrer Söhne bereits lebte. Zwei Jahre später starb Heinrich Glücksmann, ohne dass in seinem Heimatland davon Notiz genommen werden konnte.


Im Jahr 1900 übernahm Heinrich Glücksmann die Redaktion der Freimaurer-Zeitschrift "Der Zirkel" (siehe Impressum).

Glücksmann als Freimaurer

Büste Heinrich Glücksmanns aus dem Jahr 1926 von Friedrich Gornik, österreichischer Bildhauer und Kunsthandwerker (1877-1943); Eigentum: Großloge von Österreich
Heinrich Glücksmann und seine vier Söhne auf einem Foto von 1910. Glücksmann war Jude. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland gelang ihm die Emigration nach Argentinien: mit Hilfe seines Sohnes Hans Karl, der ihm von Argentinien aus die Einreise ermöglichen konnte. Hans Karl war der jüngste Sohn, auf dem Foto also wohl der mit dem Matrosenanzug vorne in der Mitte.

Heinrich Glücksmann wurde am 26. Februar 1893 in die Grenzloge „Eintracht“ aufgenommen und affiliierte 1898 in die Grenzloge „Humanitas“, in der er mehrere Ämter bekleidete und schließlich Ehrenmitglied wurde.

Im Jahr 1900 wurde ihm die Redaktion des „Zirkel“ übertragen. Er modernisierte das Erscheinungsbild der seit 1871 bestehenden Zeitschrift und stellte die bisherige Monatspublikation auf wöchentliches Erscheinen mit zumeist 16 Seiten um. Außerdem verbreiterte er die Inhalte und setzte vor allem Schwerpunkte in Richtung Kindererziehung, Bildung (er war Gründungsmitglied des Vereins „Freie Schule für Volksbildung“), Emanzipation der Frauen und Kampf gegen die Nöte der in der Gesellschaft Benachteiligten sowie vor allem auch für Pazifismus im Sinne der Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner. Als Bürge führte er 1908 den späteren Friedensnobelpreisträger Alfred Hermann Fried in die Grenzloge „Sokrates“ ein.

Glücksmann verfasste im Jahr 1904 gleich zwei für die Freimaurerei wesentliche Bücher: „Der erste Freimaurer auf dem Throne“ über das Leben von Maria Theresias Ehemann Kaiser Franz Stephan von Lothringen sowie die wissenschaftliche Arbeit „Das Schröder’sche RitualHerder’s Einfluß auf seine Gestaltung“. Bereits zu diesem Zeitpunkt war er als führender Publizist des bis 1918 im österreichischen Teil der Habsburger-Monarchie verbotenen Bundes der Freimaurer anerkannt und auch in der Öffentlichkeit und bei den Behörden bekannt. In der Symbolischen Großloge von Ungarn war er als Repräsentant und Vortragender bei Veranstaltungen geschätzt. Zudem war er Großrepräsentant der Bayreuther Großloge Zur Sonne.

Der „Zirkel“ war bis zu dessen Einstellung im Jahr 1917 neben Glücksmanns Theatertätigkeit die zweite Hauptaufgabe in diesen Jahren. Und die Freimaurerei prägte ihn mit ihrem Wertverständnis auch in seinem Berufsleben als Dramaturg und Feuilletonist. So verstand er es auch nach dem Ersten Weltkrieg, nicht nur sein Theaterwissen, sondern vor allem auch seine humanitären Prinzipien und seine pazifistische Einstellung in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen.

1919, nach der Gründung der Großloge von Wien, wurde er erster Redakteur der neu gegründeten „Wiener Freimaurer-Zeitung“, eine Aufgabe, die er jedoch bereits 1923 „infolge Überbürdung“ (wie es hieß) zurücklegte. In der Großloge war er von 1919 bis 1921 „Stellvertretender Korrespondierender Generalsekretär“ und „Großarchivar“ und danach bis 1924 „Korrespondierender Generalsekretär“.

Ab 1923 war Glücksmann Ehrenmitglied der Großloge und weiterhin mit Vorträgen, Kettensprüchen und Huldigungslyrik aktiv. Im Jahr 1930 wurde schließlich sein 200. Logenvortrag registriert. Am 8. Dezember 1937 hatte er im Kreis der Freimaurer seinen letzten Auftritt: Er sprach bei der Trauerfeier der Großloge für den kurz zuvor verstorbenen Ehrengroßmeister Adolf Kapralik den Prolog.

Auch im Exil in Buenos Aires schloss er sich einer Freimaurerloge an: Er war bis zu seinem Tod Mitglied der Loge „Teutonia No. 1092“ (1946 wurde die Loge in „Humanitas No. 387“ umbenannt).

In den Nachrufen wurden – wie auch schon zu seinen Lebzeiten bei Ehrungen – neben seinen Verdiensten als Theatermann stets sein humanistisches Wesen, seine Menschenliebe und seine Treue zu Freunden hervorgehoben. In diesem Sinn lebte Heinrich Glücksmann, der Jahrzehnte lang in der Kulturgesellschaft Wiens und Österreichs eine wichtige Persönlichkeit war, die freimaurerische Ethik und das Wertverständnis in jedem Bereich seiner vielfältigen Tätigkeiten.

Quellen:

  • (Dr.) Gerhard Friedrich: Heinrich Glücksmann – Brückenbauer in neue Zeiten. Wien 2023.
  • Heinrich Glücksmann – Freimaurer, Theaterprofessor, Journalist. In: Jahrbuch Nr. 42/2022 der Forschungsloge „Quatuor Coronati“ Wien.
  • Günter K. Kodek: Unsere Bausteine sind die Menschen – Die Mitglieder der Wiener Freimaurer-Logen 1869-1938. Wien 2009.
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Siehe auch