Herder (Bremen)
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Johannisloge:
"Herder" | |
Orient: | Bremen |
Matr.-Nr.: | 542 |
Gründungsdatum: arbeitete bis: erneut ab: |
1902 1933 2. August 1945 |
Großloge: | AFuAMvD |
In diesem Beitrag soll am Beispiel der Bremer Johannisloge Herder Inhalt und Zweck von Freimaurerei beschrieben werden. Um nicht zu sehr im abstrakten Raum zu bleiben erfolgt das am Beispiel dieser Loge.
Freimaurerei ist etwas bekanntes und verbreitetes und gleichzeitig etwas unbekanntes. Vorurteile, überwiegend negativer Prägung, sind auch noch weit verbreitet. Zum Teil haben die Freimaurer es einer übertriebenen Heimlichtuerei selbst zuzuschreiben, wenn in der öffentlichen Meinung allerhand diffuses im Zusammenhang mit ihnen existiert. Immer da, wo Unwissenheit herrscht, wird der Boden für Spekulationen und Diffamierungen bereitet. Es ist schon kurios, dass die Freimaurerei, die selbst ihren bedeutendsten Entwicklungsschritt in enger Verbundenheit mit der Aufklärung gegangen ist, so wenig dazu beiträgt, über ihr eigenes Anliegen aufzuklären.
Natürlich bestimmen nicht nur negative Bilder die öffentliche Meinung. Auch Begriffe wie Wohltätigkeit stehen in engem Zusammenhang mit dem Begriff Freimaurerloge. Das Geheimnisvolle, Unbekannte allerdings, überwiegt das öffentliche Bild. Sicherlich werden sich die Mitglieder auch weiter in geschlossenem Kreis in der Loge treffen. Ein Grund dafür, dass etwa vier von fünf Veranstaltungen nur für die Mitglieder zugänglich sind liegt darin, dass die Loge ein bedeutender Zufluchtsort geworden ist. Heute nicht mehr ein Asyl für freiheitlich denkende, von Despoten verfolgte Demokraten (jedenfalls nicht in unserem Land), sondern die Loge ist ein Schutzraum gegen Stress des Berufslebens, gegen Hektik und Beziehungslosigkeit.
Der gegenseitige Respekt und die Achtung unterschiedlicher Auffassungen und Religionen ist letztendlich nicht weniger, als ein Entwurf künftigen Zusammenlebens der Menschen nicht nur in unserem Land. Menschlich zu sein, sowohl innerhalb der Loge und außerhalb der Bauhütte, menschlich zu wirken und Menschlichkeit ausstrahlen. Das ist das vornehmste Ansinnen und das wird auch so bleiben. Schon immer, und sicherlich auch solange sie besteht, versteht sich die Herderloge als eine humanitäre Freimaurerloge. Das bedeutet in erster Linie eine der Idee des Humanismus tief verbundene Loge. Eine solche Einstellung ist nur dann praktikabel, wenn Sie sowohl nach innen, wie auch nach außen orientiert ist. Diese gleichermaßen nach innen, also an die Mitglieder gerichtete, wie nach außen an die Mitmenschen gewandte Orientierung dürfte eines der wichtigsten Wesensmerkmale humanistischer Freimaurerei sein. Das genau bedarf näherer Betrachtung.
Humanität beinhaltet die Vorstellung von Menschlichkeit und menschlichem Zusammenleben nach den Grundsätzen von gegenseitigem Respekt, von Toleranz und Achtung dem anderen gegenüber. Für Freimaurer ist und kann es sich hier nicht um eine Quasi übergeordnete kollektive Vorstellung handeln, sondern angesprochen ist jeder einzelne Bruder der Loge, aber auch jeder Mensch überhaupt als Persönlichkeit, als Individuum mit Rechten, Pflichten und nicht zuletzt der Verantwortung für sein Handeln.
Was ist zu berücksichtigen, bei der Verwirklichung einer humanistisch geprägten Welt in der, wie Schiller es seinerzeit formulierte, „alle Menschen werden Brüder“ die Maxime ist? Um einer Antwort auf diese Frage näher zu kommen schadet ein Blick nicht auf das, was den Menschen als solchen überhaupt ausmacht. Da sich an dieser Frage schon die unterschiedlichsten philosophischen und politischen Systeme mit mehr oder weniger großem Erfolg verausgabt haben, sparen wir es uns, die Thematik über das hier erforderliche Maß hinaus zu vertiefen. Diejenigen, die sich für solche Fragen interessieren, die wissen ohnehin schon mehr darüber, als hier vorgebracht werden kann. Denjenigen, deren Vorlieben auf anderem Gebiet liegen, die sollen nicht unnötig strapaziert werden.
Wenden wir uns dem Leben direkt zu. Ersparen wir uns überflüssiges Beiwerk. Bekanntermaßen sind für ein erfülltes menschliches Leben mehrere Faktoren von Bedeutung. Wie sie konkret zu bezeichnen sind, das liegt in der Natur des Einzelnen und seinen ihm eigenen Lebensumständen. Allen gemeinsam aber ist das, was sich diesen Oberbegriffen zuordnen lässt: Zu nennen ist hier als erstes der Mensch mit seinen Beziehungen zu den anderen, also seine sozialen Lebenszusammenhänge. In der Regel eng verknüpft hiermit ist die Frage individueller Leistungsfähigkeit einschließlich des beruflichen Erfolges. Dem gegenüber steht die Persönlichkeit mit ihren individuellen Eigenheiten, die sich wiederum unter diesen drei Überbegriffen einordnen lassen, als da sind Körper, Geist und Psyche.
Der erste Punkt, also der Mensch mit seinen Beziehungen, Humanität im sozialen Kontext verlangt schon eine konkrete Auseinandersetzung mit dem Leben außerhalb der Logen. Es erfordert Sensibilität für die Zustände im Lande. Es erfordert den Mut, sich zu zeigen, eine Position zu beziehen und in geeigneter Form zur Besserung der Zustände beizutragen. Natürlich können wir es in unserer Loge sehr gemütlich machen, wir haben schließlich alles, was hierzu erforderlich ist: nette Brüder, schöne Räumlichkeiten und eine gepflegte Gastronomie. Das aber, das kann und darf doch wohl nicht alles sein. Und das ist es auch nicht. Mit dem ersten internationalen Freundschaftsessen im Jahr 2000 ist ein wichtiger Schritt von uns in eine wichtige Richtung gegangen. Wir haben nicht nur ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit gesetzt, wir haben auch die Verbundenheit der Menschen aller Nationen auf ansprechende Weise demonstriert und wir haben uns gezeigt. Wir haben deutlich gemacht, wie wir die Welt erleben, und wie wir sie wollen.
Diese Welt ist doch längst nicht mehr mit sprachlichen oder ethnischen Grenzen zu betrachten, geschweige denn mit politischen. Solche Grenzen haben doch bestenfalls noch den Besitz einer nationalen Besitzstandswahrung, also in etwa die Funktion des Gartenzaunes meines Nachbarn. Genau so wenig, wie der ihm hilft, wenn die Kinder an seine Äpfel wollen, sind Grenzen heutzutage geeignet, die Probleme der Menschheit zu regeln. Nationalismus spielt doch in erster Linie da eine Rolle, wo Menschen entweder das Gefühl haben oder tatsächlich materiell oder kulturell zu kurz zu kommen. Für die Entwicklung der Menschheit in unserer Zeit spielt Chauvinismus keine Rolle mehr, im Gegenteil.
Die Bremer Herderloge trifft sich traditionsgemäß am Freitagabend. Treffen von Menschen zu bestimmten Terminen aus unterschiedliche Gründen gibt es vielerlei. An diesem Freitagabend treffen nicht nur die Männer im Logenhaus ein, sondern sie wissen, dass sie dort in einer freundschaftlichen und liebevollen Atmosphäre mit anderen zusammentreffen, von denen sie respektvoll, achtungsvoll und gegebenenfalls auch rücksichtsvoll behandelt werden. Sie nennen das Brüderlichkeit. Die Herderloge, vermutlich auch all die anderen Freimaurerlogen, bieten damit etwas, dass sehr wertvoll für die Menschen ist, die in diesen Genuss kommen.