Kritizismus

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Kritizismus

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Kritisch ist im allgemeinen jede Philosophie, die keine These als Dogma, d. h. ohne Begründung ihrer Existenzberechtigung, gelten läßt, zwischen Erscheinung und "An sich" unterscheidet und die Relativität der Wirklichkeit einsieht. Seit Kant ist Kritizismus eine Methode der Philosophie, die der Konstruktion eines systematischen Wissens eine erkenntnistheoretische Untersuchung vorangehen läßt. Kritizismus ist kein Skeptisismus (s.d ), ist im Gegenteil von der Gültigkeit der apriorischen Erkennungselemente überzeugt. Vom Übersinnlichen sagt der Kritizismus nur, daß es wohl unerkennbar, aber denkbar sei und in "praktisch-sittlicher Absicht anerkannt zu werden vermag" (Kant).

Die Freimaurerei nimmt in den meisten Fragen den Standpunkt des Kritizismus ein, insbesondere in bezug auf die Gottesfrage. Ihr Ausgangspunkt ist nicht Gott als Dogma sondern das Sittengesetz und die Menschenliebe, die die Freimaurerei zum Glauben an die sittliche Weltordnung, zum Symbol des A. B. a. W. führen. (Vergl. Caspari, "Die Bedeutung der Freimaurerei für das geistige Leben", Seite 1801/82.) Die Freimaurerei hat im Sinne des Kritizismus im allgemeinen Mißtrauen gegen künstliche Systeme und daher auch keine einheitliche Weltanschauung und kodifizierte Philosophie.