Friedrich Anton Mesmer

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Mesmer, Friedrich Anton

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Auch: Franz Anton Mesmer


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Arzt, * 1733, † 1815, in seiner Wiener Zeit mit Wolfgang Amadeus Mozart befreundet (das Singspiel "Bastien und Bastienne" wurde in seinem Gartentheater erstmalig aufgeführt und in "Cosi fan tutte" hat Mozart ihm ein Denkmal gesetzt).

Begründer des sogenannten animalischen Magnetismus, der nach ihm Mesmerianismus genannt wurde.

Mesmer, der als starke Heilpersönlichkeit aufzufassen ist, die mehr oder weniger unbewußt die Suggestion in den Bereich der Heilkunde zog, ohne sich über die eigentlichen seelischen Vorgange dabei klar zu sein,

mußte Wien wegen einer von den Ärzten eingeleiteten Verfolgung verlassen, ging in die Schweiz, dann nach Paris, wo durch den adeligen Snobismus seine Heilmethode zu einer unschönen Modeerscheinung verzerrt wurde, die ihm lange Zeit hindurch den Ruf eines Scharlatans eintrug.

Seine Methode wurde 1812 von der Berliner Akademie rehabilitiert. Mesmer starb in Frauenfeld (Schweiz). Eine Biographie, die Mesmer vom Standpunkte der modernen Seelenforschung gerecht wird, schrieb Stefan Zweig: "Die Heilung durch den Geist", Insel-Verlag, Leipzig 1931.

Mesmer war Freimaurer. Zweig behauptet, daß es insbesondere Freimaurerkreise gewesen sind, die ihn in Paris gefördert und an die Oberfläche getragen haben. Darüber ist aber nichts Genaueres bekannt. Wie alle Krankenheiler, die sich das Moment der Suggestion zunutze machen (Mesmer erinnert in vielem an Zeileis), hat er sich mit einem gewissen Zauber umgeben. Diesen zu verstärken, die für die Suggestion so wesentliche Erwartungsspannung zu erhöhen, hat Mesmer sogenannte Harmonische Gesellschaften gegründet, die in ihrer äußeren Aufmachung, mit ihren Einweihungen, an den Freimaurerbund erinnern. Mesmer ist als ernsthafter Arzt aufzufassen, für die Scharlatanerien seiner Schüler und Nachahmer ist er nicht verantwortlich, ebensowenig für die Geschmacklosigkeiten seiner gläubigen Gemeinde.

Die Tragik seines Lebens war, daß er an der Schwelle der Erkenntnis psychopathologischer Ereignisse stand, daß ihm aber der letzte Schluß versagt blieb. Einer seiner Schüler zeigte dann die Wege der Hypnose, die Mesmer selbst wiederholt beobachtet, aber nicht zu verwerten gewußt hat.

Mesmer bei C. Lenning (Friedrich Mossdorf)

Quelle: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei von C. Lenning, Bd. 2 1824

geb. zu Mörsburg am Costnizer See, im Jahre 1734, gest. ebendas. am 6. März 1815, ein durch seine Lehre vom tierischen Magnetismus und die darauf gegründete Heilart berühmter Arzt, war ein eifriger Anhänger der mystischen Systeme der Maurerei und stiftete 1783, während seines Aufenthalts in Frankreich, die harmonischen Gesellschaften, welche, in Verbindung mit einigen dem Mystizismus ergebenen Logen, in geheimen Vereinen seine Lehre mitteilten und durch Versuche anzuwenden suchten.

Dr. Egg von Ellikon sagte über Messner:

Es war im Jahr 1804, wie ich die nähere Bekanntschaft Mesmer's machte. Er war damals bald 70 Jahre alt, ein schöner, wohlgebauter Mann von einer starken, kräftigen Konstitution und einem sehr lebhaften, zuweilen etwas heftigen, Temperamente.
Gegen seine Kranken sowohl, als gegen Jedermann, beobachtete Mesmer, wenn er magnetisierte, oder sobald auch nur die Rede von der Anwendung des Magnetismus war, ein geheimnisvolles Wesen, welches ihm zur Gewohnheit geworden war, das einen widrigen Eindruck machte.

Animalischer Magnetismus

Quelle: Wikipedia

Animalischer Magnetismus ist die Bezeichnung für eine dem Elektromagnetismus analoge Kraft am Menschen, die von Franz Anton Mesmer (1734-1815) propagiert wurde. Der Begriff leitet sich von Latein animal, „Tier, Lebewesen“ her; Mesmer selbst sprach auch vom „thierischen Magnetismus“.

Seine schon von Zeitgenossen abgelehnte, spekulative Theorie und die von ihm entwickelten Behandlungsmethoden (magnetische Kur) werden beide auch als Mesmerismus, die Anwendung auch als Heilmagnetismus bezeichnet.

Mesmers Lehre war bereits zu seinen Lebzeiten umstritten und ist wissenschaftlich unhaltbar.

Entstehungsgeschichte

Medizinischer Einsatz von Magneten war in der Heilkunde zu Mesmers Zeit weit verbreitet. Acht Jahre nach seiner Dissertation behandelte Mesmer am 28. Juli 1774 erstmals die 29jährige „Jungfer Oesterlin“ mit Magneten. „Die schlimmsten Zustände bei ihr waren, dass das Blut ungestümm in den Kopf drang, und fürchterlichste Zahn- und Ohrenschmerzen verursachte, welche mit Wahnwitz, Wuth, Erbrechen und Ohnmachten verbunden waren“, berichtete er. Er unternahm einen Behandlungsversuch, bei dem er während eines Anfalls Stahlmagneten an ihr befestigte. Das vorübergehende Ausbleiben der Symptome nach dieser sehr schmerzhaften Behandlung führte er aber nicht auf die Magneten, sondern aufgrund einer spontanen Eingebung auf eine weitere, unsichtbare Kraft zurück. Den Begriff des animalischen Magnetismus benutzte er erstmals, als er sich notierte, dass er bei den Beschwerden einen zyklischen Verlauf wahrnehme. Er erklärte dies durch eine „Art von Ebbe und Fluth, welcher der thierische Magnetismus im Körper verursachet“.

Mesmer hoffte darauf, mit seiner Theorie die Medizin zu revolutionieren; dabei legte er aber eine quasireligiöse, in der Literatur seiner Kritiker teilweise als wahnhaft bezeichnete Gewissheit über die Richtigkeit seiner Theorie zu Tage, mit der er sich gegen Kritik immunisierte.

Begriffe des animalischen Magnetismus

1771 glaubte Mesmer entdeckt zu haben, wonach man in der medizinischen Forschung vergangener Jahrhunderte erfolglos gesucht hatte: ein zentrales Agens des menschlichen Organismus zur Steuerung von Nerven, Muskeln und Körpersäften.

Das unsichtbare Prinzip, von ihm Fluidum, All-Flut oder auch Lebensfeuer (wegen seiner Fähigkeit, Blockaden zu schmelzen) genannte Prinzip, sollte das All und sämtliche Organismen durchfluten. Im Körper des Menschen wirke es, „indem die Ströme des Allgemein-Flüssigen durch die Nerven auf den innersten Organismus der Muskelfieber einfließen und ihre Verrichtungen bestimmen“. Dieses Prinzip sollte durch entsprechende Vorkehrungen oder durch Berührungen durch geeignete Heiler (Magnetiseure) gelenkt werden können. Dies schien der Schlüssel zum Heil, denn die Stockung dieser Zirkulation war für Mesmer die Ursache aller Krankheiten. Diese werde erst durch eine heilsame Krise gelöst, weshalb alle magnetischen Heilmethoden zum Ziel hatten, eine solche Krise künstlich zu erzeugen.


Mesmers Theorie im Kontext

In seinem Konzept vom animalischen Magnetismus greift Mesmer populäre wissenschaftliche Themen seiner Zeit wie Elektrizität, Gravitation und Magnetismus auf. Als ideengeschichtliche Vorgänger Mesmers werden oft Paracelsus und der englische Arzt Robert Fludd (1574–1637) angegeben, während die Vorarbeit für die magnetische Kur dem Universalgelehrten Athanasius Kircher (1602–1680), einem Jesuitenpater, zugeschrieben wird, der bereits von einem mineralischen und einem tierischen Magnetismus sprach. Große Ähnlichkeit zeigt sich auch mit dem schottischen Arzt William Maxwell (Medicina magnetica, 1679), und dessen panvitalistischer Vorstellung, dass die Seele ein Lebensgeist sei, der körperliche Grenzen überwinde. Er berichtete auch von seiner eigenen Erfindung von Kuren mit magnetischem Wasser. Mesmer bestritt allerdings, Maxwell gelesen zu haben.

Mesmer selbst bezog sich auf Isaac Newton. Dieser hatte eine Anziehungskraft zwischen allen Massen (Gravitation) propagiert und war dabei von einer Art Äther ausgegangen. In ähnlicher Weise setzte Mesmer einen Äther voraus, eben jenes Fluidum, in welchem Kräfte zwischen lebendigen Körpern aufeinander wirken.

Sein Ausgangspunkt war die im 18. Jahrhundert entdeckte Tatsache, dass bestimmte Anordnungen verschiedener Metalle und Flüssigkeiten ein fluidum erzeugen, das Nerven und Muskeln reizt. Ohne Kenntnis der elektromagnetischen Phänomene griffen Mesmer und andere Wissenschaftler auf „vitalistische“ Modelle zurück: sie nahmen an, einen unsichtbaren „Lebensstoff“ gefunden zu haben, der den Organismus durchströmt und von geeigneten, medial begabten Personen auch ausgesendet werden kann. Nicht ausgeschlossen werden konnten indische und chinesische Vorstellungen, die in den Großstädten Europas damals bereits en vogue waren. Zumindest ist die Vorstellung des Lebensstoffes, welcher den Körper durchströmt, identisch mit der indischen Konzeption von Prana und der fernöstlichen Vorstellung des Chi.

Aus der damals gängigen, auf den Schweizer Arzt Albrecht von Haller (1708–1777) zurückgehenden Theorie, dass übersteigerte mechanische oder elektrische Anspannung der Nerven Krankheiten auslösen (noch heute sprechen wir vom „überspannten Nervenkostüm“) entwickelte Mesmer die Vorstellung, dass sein Fluidum im Kranken ungleich verteilt sein könnte und er versuchen müsse, dies auszugleichen. (Möglicherweise hat dieses Modell seine Wurzeln schon in der antiken Säftelehre. Allerdings sind die vier Säfte nicht identisch mit dem einen animalischen Magnetismus, sondern eben viererlei Formen wie Galle und Blut, die aufgrund ihrer Mischverhältnisse den Charakter des Menschen prägen sollen.)

Zusammenfassend ist die Theorie, wie sie Mesmer erdachte, im Buch von Karl Christian Wolfart („Mesmerismus“) dargelegt. Sie sollte das von Mesmer praktizierte Heilverfahren erklären und untermauern. Um keine Interpretationsfehler aufkommen zu lassen, folgt jetzt das Zitat aus Wolfarts Dokumentation: „1. Es geschieht mit der Hand die erste Anwendung, indem man dieselbe über den in Stockung geratenen Theil, welcher sich gemeiniglich durch eine leichte im Innern der Hand wahrgenommene Wärme merkbar macht, führt und allda verweilen läßt.“

Mesmers Behandlungsweise

Mesmer setzte zur Übertragung der magnetischen Heilströme auf die Hilfesuchenden folgende Verfahren ein: Handauflegen, Luftstriche (französisch: passes). Zur Magnetisierung mehrerer Personen gleichzeitig entwickelte er Bottiche mit magnetisierter Flüssigkeit (französisch: Baquets).

Reaktionen auf Mesmers Theorie

Was er selbst als persönlichen und wissenschaftlichen Durchbruch sah, war der Anfang vom Ende seiner wissenschaftlichen Karriere und manövrierte ihn zunehmend ins gesellschaftliche Abseits. So wie Mesmer bis heute noch teilweise als Scharlatan abgelehnt, teilweise als Heiland und Genie stilisiert wird, polarisierte er schon seine Zeitgenossen. Die Gewissheit, mit der Mesmer auftrat, verlieh ihm Charisma, ebenso sein unverhohlenes Sendungsbewusstsein. Während dies um wissenschaftliche Seriosität bemühte Gegner abstieß, zog es verzweifelte Patienten (insbesondere Patientinnen) magisch an.

1784 erklärte eine wissenschaftliche Kommission der französischen Regierung (unter anderem Lavoisier und Benjamin Franklin) den Mesmerismus für unwirksam. Seine Heilerfolge seien Produkt von Einbildungskraft der Patienten (in heutiger Terminologie ein „Placebo-Effekt“) und Nachahmung. Nur der Botaniker Antoine Laurent de Jussieu veröffentlichte ein Minderheitenvotum, das ein positives Urteil über Mesmers Verfahren ausdrückte; allerdings beruhe es nicht auf einem Fluidum, sondern auf der Übertragung von Körperwärme.

Nachdem sich Mesmer zur Ruhe gesetzt hatte übernahm sein Schüler, der französische Adlige Marquis de Puységur, die öffentlichen Behandlungen und fand zahllose Nachahmer. Ungeachtet des wissenschaftlichen Urteils blieb der Mesmerismus unter der französischen und deutschen Oberschicht sehr populär. Mehrere Schulen und Fachgesellschaften wurden zwischen 1780 und 1790 gegründet. Unter Napoleon wurde er zwar als adliger Okkultismus unterdrückt, gelangte aber sofort nach Napoleons Sturz wieder zur Blüte. In Deutschland ging er in die Hauptströmung der Romantik bzw. romantischen Wissenschaft ein.

Da der mesmeristische Heilungsansatz gesellschaftsutopisches Potential besitzt (das gemeinschaftliche Erleben des Fluidums sollte Solidaritätsgefühle erzeugen und zum sozialen Handeln befähigen), tauchen seine Ideen auch im sozialpolitischen Diskurs auf. Mesmer selbst befürwortete ausdrücklich eine Anwendung seiner Lehre auf soziale Verhältnisse und veröffentlichte 1814 einen Verfassungsentwurf für die Schweiz. Zentrale Werte des Werks waren Harmonie und Natürlichkeit, vor allem die Fähigkeit zur Einstimmung auf die Natur. Eine wichtige Rolle sollten dabei Pädagogik und Medizin spielen. Auch der von Mesmer gegründete geheime Orden der Harmonie und die gesellschaftlichen Zirkel der Mesmeristen (harmonische Gesellschaften) sahen sich selbst als Basis gesellschaftlicher Entwicklung. 1816 wurden in Berlin und in Bonn je ein Lehrstuhl für Animalischen Magnetismus eingerichtet.

Die katholische Kirche erklärte den Mesmerismus 1856 zum „gefährlichen Irrtum“.


Wirkung auf die Geistesgeschichte

Der animalische Magnetismus floss in zahlreiche philosophische Ansätze ein. Gemäß Peter Sloterdijk kann Schellings Naturphilosophie als eine umfassende Rationalisierung des animalischen Magnetismus verstanden werden.[4] Auch Schopenhauer äußerte sich positiv und befasste sich im Rahmen seiner Metaphysik des Willens mit der Thematik. Friedrich Schlegel widmete sich in seinen Tagebüchern ausführlich der magnetischen Behandlung einer Wiener Gräfin. Und auch Johann Gottlieb Fichte widmete sich dem Gebiet und nahm an magnetischen Sitzungen des Professors Karl Christian Wolfart in Berlin teil. Dietrich Georg von Kieser, der auch mit Johann Wolfgang von Goethe persönlichen Kontakt pflegte, versuchte, den animalischen Magnetismus auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen – im Sinne der romantischen Naturphilosophie. Er sah in ihm die „tellurische Kraft“ („allgemeinste Kraft des Erdlebens“) am Werk (siehe Abbildung).

Literarisch verarbeitet wird der Mesmerismus verstärkt in der Epoche der Romantik und ihrem von Geister- und Wundergläubigkeit geprägten Weltbild. Eine Rolle gespielt hat wohl auch die Nähe des hypnotischen Bewusstseinszustands zum Traum, dem zu dieser Zeit eine besondere Bedeutung zugesprochen wurde. Werke, in welchen der animalische Magnetismus auftaucht, sind unter anderem Die Tatsachen im Falle Waldemar von Edgar Allan Poe, Der Magnetiseur von E.T.A. Hoffmann, Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist, Mesmerisque Revelations von Edgar Allan Poe, Mario und der Zauberer von Thomas Mann, Die andere Seite von Alfred Kubin und Der Zauberbaum von Peter Sloterdijk. In Mozarts Oper Così fan tutte tritt die gewitzte Despina als Doktor auf und kuriert mittels eines Magneten, den sie von Doktor Mesmer empfangen haben will, die gespielten Leiden der vorgeblichen Selbstmörder aus Liebeskummer, Ferrando und Guglielmo.