Abbé Barruel Teil 5

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Abbé Barruel Teil 5

Abbé Barruel: Denkwürdigkeiten

Teilstück V: Die Freimaurerei und die Tempelherren

Die Freimaurerei und die Tempelherren

für die andern acht Teilstücke siehe:

I: Woher bezogen die Jakobiner ihre Ideen? davor: bibliographische Angaben und Bemerkungen zu Barruel (13 Seiten)

II: Das Geheimnis: Gleichheit und Freyheit (15 Seiten)

III: Ritter Kadosch, Jehova und das verlorene Wort (19 Seiten)

IV: Hermetische, kabalistische und ecclectische Freimaurerei (14 Seiten)

VI: Die Freimaurerei und die Albigenser und: Der kurbische Sklave Manes als Stammvater (13 Seiten)

VII: Die Freimaurerei und die französische Revolution (26 Seiten)

VIII: Wie die Illuminaten den Wilhelmsbader Kongress manipulierten und weiter wirkten (32 Seiten)

IX: Wie aus Freimaurern und Illuminaten Jakobiner wurden (27 Seiten)


Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Jakobinismus (frz. 1797-1798; dt. 1800-1803)

Zweyter Theil

Zwölftes Kapitel.


Systeme der Freymaurer selbst über ihren Ursprung.

Seiten 340-381

Von diesen Meinungen über den Ursprung der Freymaurer, wollen wir gleich anfänglich die der Halbunterrichteten bey Seite setzen, die getäuscht durch den Namen den sie tragen, wirklich glauben, von den Maurern abzustammen, die den Babylonischen Thurm baueten, von denen, welche die egyptischen Pyramiden aufrichteten, von denen hauptsächlich, welche den Salomonischen Tempel baueten; und endlich von denen, die im zehnten Seculo, in Schottland und anderwärts, eine große Anzahl Kirchen baueten. Dieser Klasse handarbeitender Maurer ist nie der Zutritt zu den Mysterien gestattet, sie wurden davon ausgeschlossen (wenns überhaupt wahr ist, daß sie jemahls zur Brüderschaft gehöreten) weil ihr Verstand zu ungebildet und zu wenig philosophisch schien (12).

(12) Ich mache diese Anmerkung, weil es nicht unwahrscheinlich ist, daß der Nahme und die Sinnbilder der Freymaurerey von den handarbeitenden Maurern sich herschreiben. Ein großer Theil der mechanischen Künste holten, wenigstens in Frankreich, gewisse Zeichen, Ceremonien und einen vereinbarten Sprachgebrauch, welcher das Geheimniß der Handthierung ausmachte.

Diese Zeichen, diese Sprache dienen den Handwerkern, sich daran zu erkennen, und die Grade eines Lehrlings, Gesellen und Meisters zu unterscheiden, die sie bey ihrem Gewerbe eingeführet haben, um nicht von den Reisenden betrogen zu werden, die entweder Arbeit, oder Unterstützung zum Weiterfortkommen begehren. Denn alle Menschen eines und desselbigen mechanischen Gewerbes haben auch den natürlichen Hang, sich absonderlich untereinander beyzustehen.

Mit der Zeit können vielleicht einige den Mysterien der Sekte Eingeweihete in die Brüderschaft der Maurer getreten seyn, und diese Adepten können einige wirkliche Maurer unterrichtet oder philosophiret, und zu ihren Auserwählten oder Schülern gemacht haben. Zu einer Absonderung bedurften sie dann nur aus der Baukunst einige neue Sinnbilder zu entlehnen, andere Zeichen aIs die der gemeinen Maurer wählen; und die Logen waren fertig.

Diese Vermuthung erhält dadurch einen Grad der Wahrscheinlichkeit, daß es in Frankreich eine andere Handthierung giebt, deren gleichartigen Verwandlung vielleicht ein einziges Hinderniß im Wege gestanden hat; nemlich: die der Holzspalter. Diese Menschen bilden auch unter sich eine wahre Brüderschaft. Sie haben ihre Zeichen, ihr Losungswort, ihr Geheimniß und ihre Feste. Sie geben sich den Namen des Ordens der Spalter. Sie nehmen Bürger und Edelleute in ihren Orden auf, die vom Geheimnisse des Ordens unterrichtet, bey ihren Versammlungen und Festen sich einfinden, wie bey den der Freymaurer.

Ich habe Männer gekannt, die zugleich Freymaurer und Spalter waren, und die ihrer Geburt und ihrem Stande nach, zu nichts weniger als zum Holzspalten sich passeten; und ich habe sie eben so zurückhaltend über das Geheimniß der Spalter, als über das der Freymauer gesehen. Mit ihrer Denkungsart bekannt, würde ich mich wenig wundern, wenn das Wohlgefallen, was sie am Geheimnisse der Spalter fanden in der Verwandschaft mit dem Geheimnisse der Maur er seinen Grund hätte; oder daß die Maurer in den Städten mit der Zeit auch den Orden der Spalter zu philosophiren, beabsichtigten.

Die Seltenheit und Schwierigkeit der Versammlungen würde hier jedoch ein großes Hinderniß in der Verbreitung der neuen Grundsätze seyn. Mitten in Wäldern, ausser dem Gesichtskreise der Profanen, und nur in der schönen Jahrszeit werden sie gehalten. Wenn es den philosophischen Adepten gefallen sollte, diese Feste zu nutzen, um auch die der Freyheit und Gleichheit, die des goldenen Zeitalters daraus zu machen; so würden bald die Adepten einer andern Ordnung in Menge herzuströmen, und die philosophischen Dissertationen und Räthsel sich drein mischen. Der Bewohner der Holzungen würde seinen Mysterien nicht weiter folgen können. Man würde nur einige Zeichen verändern, einige Sinnbilder des Gewerbes beybehalten; und denn würden die philosophischen Logen der Spalter in den Städten, den plumpen Handarbeitern, deren Namen und allegorische Sinnbilder sie nur noch beybehalten würden, nicht weiter zugänglich bleiben.

Grade so könnte es vielleicht den wirklichen Maurern ergangen seyn. Aber dies ist nur Muthmaßung über die Weise der Sekte; man wird sehen, daß wir weniger ungewiß sind, über ihr Geheimniß und ihre Lehre.

NB. Meine Muthmaßung hat sich so richtig befunden, daß ein sehr gelehrter Maurer jetzt eben, den Grad des ächten Spalters mir mitgetheilet hat.


Man wollte ihrer nicht mehr, sobald als die Kelle, der Zirkel, der cubische Stein, und die ganzen oder abgestumpften Säulen nur zu systematischen Sinnbildern dieneten. Die ganz Eingeweiheten schämen sich auch einer Abstammung, die ihnen zu niedrig dünkt.'

Auf zwey Klassen beschränke ich die, welche sie ersonnen haben, sich zu veredlen. In der ersten Klasse steigen einige zu den Mysterien der egyptischen Priester hinauf, andere zu den von Eleusis oder der Griechen; noch andere geben die Druiden für ihre Urväter aus, und wieder andere wollen von den Juden sich herschreiben. In die zweite Klasse setze ich die, welche mit mehrerer Bestimmtheit, bey den Tempelherren, und den Jahrhunderten der Kreutzzüge stehen bleiben (13).

(13) Ueber diese verschiedene Meinungen lese man vorzüglich unter den Schriften eifriger Maurer in Deutschland, Geschichte der Unbekannten 1780. mit dem Motty: gens est aeterna, in qua nemo nascitur. Archiv für Freymaurer. Berlin 1784. Ueber die alten und neuen Mysterien, Berlin 1782. Die hebräische Mysterien, oder die alte religiöse Freymaurerey. Leipzig 1788.

Unter den Schriften der Engländer lese man, den Geist der Maurerey von W. Hutchinson etc, Unter den der Franzosen, W. v. St. Victor, über den Ursprung der Freymaurerey etc. Es ist zu merken, daß ich aus eben diesen Werken das Abgeschmackteste was die Maurerey in sich fasset, hätte anführen können. In dem Archiv der Freymaurer z. B. findet man eine umständliche Anzeige gewisser, von ihren Doctoren über die Kunst der Kabale, geschriebener Reden oder Abhandlungen; und so auch von einem englischen Doctor, zur Vertheidigung und zum Unterricht der Rosenkreutzer. Ich gestehe, daß ich fast mich geschämet habe, darin unter andern, folgende Worte zu finden:

„Die Sternseherkunst ist eine Wissenschaft, die durch den Standpunkt der Sterne, die Ursachen des Vergangenen entdecket, und die Zukunft vorherzusagen weiß. Diese Wissenschaft hat ihre Flecken gehabt; aber dadurch ist weder ihre Grundveste noch ihre Heiligkeit verletzet."

Und das hat ein englischer Doctor oder Lehrer, zur Vertheidigung der Rosenkreutzer geschrieben, um in ihren Archiven aufbewahrt zu werden. (Siehe dieses Archiv im Deutschen, S. 378. Nr. 18. des 3ten Theils.)

Ich ziehe diese Schriften hier an, weil ich immer den Vorwurf besorge, daß ich den Freymaurern unglaubliche Dinge andichte. Ja unglaublich sind sie gewissermaaßen, daß weiß ich, aber nur für die, welche die Beweise nicht kennen. Wenn man die Bücher der Maurer in mancherley Sprachen aufmerksam läse, insbesondere die Deutschen; so würde man deren eine große Menge darin finden.


Je mehr man über die Gründe nachdenkt, worauf alle die gelehrten Maurer sich stützen, welche zu den alten Philosophen sich erheben wollen, je mehr wird man finden, daß sie darauf hinauslaufen, uns zu sagen: „In jenen alten Zeiten, wo die Menschen anfingen, die ursprünglichen Wahrheiten aus dem Gesichte zu verlieren, und von der Religion und von der Moral des Aberglaubens sich hinreissen liessen; fanden sich Weise, die gegen die Finsternis; der Unwissenheit und der Verführung sich verwahrten. Diese Weisen, da sie wohl sahen, daß das rohe dumme Volk nicht geeignet war, aus ihren Lehren Nutzen zu ziehen; so richteten sie Schulen an, und bildeten sich Schüler, denen sie die ganze Kenntniß und Wissenschaft der alten Wahrheiten, und deren, die sie durch angestrengtes Nachdenken, von der Natur, der Religion, der Politik, und von den Rechten des Menschen entdecket hatten, überlieferten.

Ein Theil dieser Lehren wies auf den wahren Deismus hin, der andere auf den wahren Pantheismus. Die Moral, welche sie aus diesen Grundsätzen herleiteten, war rein; sie gründete sich ins besondere, auf die Pflichten der Wohlthätigkeit, auf die Rechte der Freyheit, und auf die Mittel, glücklich und ruhig zu leben. Aus Furcht, daß diese Lehren ihren Werth verlieren, Abänderungen erleiden und endlich ganz verschwinden möchten, wenn sie allgemein bekannt würden, befahlen die Weisen ihren Schülern, sich geheim zu halten. Sie gaben ihnen Zeichen und eine besondere Sprache, um sich daran zu erkennen. Alle die, welchen sie den Zutritt zu diesen Schulen und Mysterien verstatteten, hiessen Kinder des Lichts und der Freyheit. Alle übrige Menschen waren für sie nur Sclaven und Profane; daher kommt dann die Verachtung der Eingeweiheten gegen die gewöhnlichen Menschen. Daher kommt das tiefe Stillschweigen der Schüler des Pythagoras; daher die besondere und geheime Wissenschaft der verschiedenen Schulen; daher hauptsächlich die Mysterien der Egypter, der Griechen und Druiden; die Mysterien der Juden selbst, oder von dem in allen egyptischen Geheimnissen unterrichteten Moses."

„Diese verschiedenen Schulen, und die Mysterien sind nicht verlohren gegangen; die griechschen Philosophen haben sie den Römischen überliefert; und die Philosophen aller Nationen haben ein Gleiches gethan, nach der Stiftung der christlichen Religion. Das Geheimniß ward immer bewahrt, weil man den Verfolgungen einer intoleranten Kirche, und ihrer Priester ausweichen muste. Mit Hülfe der ursprünglich angeordneten Zeichen, erkannten die Weisen der verschiedenen Nationen sich immerfort; so wie noch heutiges Tages die Freymaurer aller Orten es thun.

In der That sind ihre Schulen, ihre Mysterien nichts anders, als die Lehrgebäude und die Mysterien jener alten Weisen, aller alten Philosophen. Der Name allein hat sich verändert; das Geheimniß hat sich fortgepflanzt, unter dem Freymaurernamen; wie es sich fortpflanzte unter dem Namen der Weisen aus Morgenlande, der Priester von Memphis oder Eleusis, und der platonischen und eclectischen Philosophen. Das ist der Ursprung der Maurerey; das ists, was sie fortdaurend erhält, und in allen Theilen der Welt sich gleichbleiben macht." (Auszug aus den in der Note angezogenen Büchern.)

Von dem, was die gelehrtesten Maurer über ihren Ursprung oder ihre Abstammung verbreitet haben, ist dieses das wahre Resultat, Meine Absicht ist nicht, zu untersuchen, wie falsch und mit aller Geschichte streitend, die Vorstellungen von der vorgeblichen Lehre der alten weisen Perser, Egypter, Griechen, Römer oder Druiden sind; wie abgeschmackt es ist, die Uebereinstimmung religiöser Meinungen, der Moral und der Geheimnisse bey Philosophen für bekannt oder wahr anzunehmen, die so unterschiedene, einander widerstreitende und eben so abgeschmackte Systeme hinterlassen haben, als die unserer modernen vermeinten Philosophen es sind (14)

(14) Um die Widersprüche der alten Philosophen sich vor Augen zu stellen, lese man Ciceronis Quaest. academ – de Nat. Deor. - De Leg. - de Fin. boni et mail. – de Offic. etc. Man lese Lactant. Inst. divi; oder auch die Lehrsätze, die Systeme, die Albernheiten, und die unaufhörlichen Widersprüche der neueren Sophisten, mit denen der Alten zusammengestellet, in dem letzten der Lettres Helviennes.'


Eben so wenig will ich untersuchen, wie fälschlich man annimmt, daß die eleusineschen Mysterien kein anderes Geheimniß enthielten, als die Einheit Gottes, und die lauterste Moral; und wie man glauben könne, daß diese Lehre nicht für das gemeine Volk sich paßte, wenn man weiß, daß die Einwohner von Athen, fast alle, nach Beschaffenheit ihres Alters, den kleinen und großen Mysterien eingeweihet waren (15).

(15) Man lese Mr. de St. Croix über die Mysterien der Alten.

Ich frage nicht, wie alle Athenienser unter der Erde ihren Katechismus von der Einheit Gottes lernten; und wie sie an hellem Tage so viele Götter anbeteten; oder wie sie Socratem zum Tode verurtheilten, indem sie ihn beschuldigten, daß er nicht alle diese Götter anbete; oder auch, wie die mit den Mysterien vertraute Götzenpriester, eben dadurch noch zu einem größerem Eifer angefeuret wurden, die Menge dieser Götter und ihrer Altäre aufrecht zu erhalten. Endlich frage ich auch nicht, wie man sich überreden könne, daß diese in ihren Tempeln für die Verehrung des Jupiters, des Mars, der Venus und vieler anderer Gottheiten, so brennendeifernde Priester grade diejenigen gewesen wären, die bey der Feyer der großen Mysterien, das Volk versammlet hätten, um ihm zu sagen, daß der ganze Dienst dieser Götter nur Betrug sey, und sich selbst für Urheber und Werkzeuge, oder gewöhnliche Priester des Betrugs auszugeben.

Diese Betrachtungen werden hinreichend seyn, die Unrichtigkeit der Abstammung zu beweisen, deren die gelehrten Maurer sich rühmen. Gesetzt aber, der Zweck jener Mysterien wäre der, den sie darin zu finden glauben; so würde das Vorgeben einer Gesellschaft, daß da ihre Wiege, ihre Vorfahren seyn, und die sich rühmet, deren Geist und Lehrsätze. fortzupflanzen, allein uns schon berechtigen, ihr zuzurufen; „So verhält sichs demnach mit dem Herkommen eurer Mysterien, und so ist der Zweck eurer Hinterhalts-Logen beschaffen. Ihr schreibet euch her von den vermeintlichen Weisen, und von den Philosophen, die auf dies Licht der Vernunft beschränkt, von dem Gott der Natur nichts weiter wusten, als was die Vernunft ihnen hatte davon sagen können; Ihr seyd Kinder des Deismus oder Pantheismus; und voll von der Wissenschaft eurer Väter, sucht Ihr sie fortzupflanzen, gleich ihnen, sehet Ihr nichts als Aberglauben und Vorurtheil, in alle dem, was die übrigen Menschen glauben, aus dem Lichte der Offenbarung geschöpft zu haben. Alle Religion, welche dem Gottesdienste des Deisten etwas hinzusetzt, welche den Pantheismus verabscheuet, mit einem Worte, das ganze Christenthum und seine Mysterien, sind also für euch nur ein Gegenstand der Verachtung und des Hasses. Ihr verabscheuet alles, was die Sophisten des Heidenthums verabscheueten, die den Mysterien der Priester und der Götzen eingeweihete Sophisten; aber diese Sophisten, diese Priester verabscheueten das Christenthum, und erwiesen sich als dessen größeste Feinde. Und was können wir denn, nach allen euren Geständnissen, in euren Mysterien antreffen, wenn es nicht ein gleicher Haß, ein gleicher Wunsch ist, alle andere Religion ausser dem vermeintlichen Deismus der Alten, auszurotten.“

„Ihr seyd, sagt Ihr auch, was jene Juden waren, und was noch die unter den Juden sind, die an die Einheit Gottes sich halten, und darin ihre ganze Religion setzen, (wenn es gleichwohl je einen Juden gegeben hat, der nicht an die Propheten und an den Emanuel, den erlösenden Gott glaubte) Ihr seyd also gegen einen jeden Christen eben so gesinnet, als die Juden selbst es sind. Wie sie, bestehet Ihr nur auf den Jehova, um Christum und seine Mysterien zu verfluchen (16).“

(16) Ueber dieses Judenthum der Maurer, oder diese Freymaurerey der Juden, verdienet vorzüglich der Tractat eines sehr gelehrten und sehr eifrigen Maurers, denen die es verstehen, dediciret, nachgelesen zu werden. Keinen geheimen Winkel des Alterthums lässet derselbe undurchstöret, um die Gleichförmigkeit der alten Mysterien der Grieche, der Juden, der Druiden, der Egypter, mit den maurerischen Mysterien zu beweisen. In der That wird man veranlasset zu glauben, daß Juden in die Freymaurerey sich gemischt haben, wenn man über die angebliche Geschichte von dem, durch die Ermordung des Adoniram, verlohrnen Namen Jehova nachdenkt.

„Sie ist aus einer chaldäischen Auslegung genommen, und von einer Mähre entlehnet, welche die Rabbiner erdichtet haben, um Jesu Christo seine Gottheit und sein Ansehn zu rauben. Sie haben gefabelt, daß, als er eines Tages in den Tempel zu Jerusalem gekommen, er das Allerheiligste gesehen habe, welches allein dem Hohenpriester zu betreten erlaubt gewesen; daß er den Namen Jehova darin gefunden, ihn weggenommen, und durch die Kraft dieses unaussprechlichen Namens, seine Wunder verrichtet habe." (Siehe den aufgehobenen Schleier, le Voile levé.)

Augenscheinlich ist diese ganze Fabel gegen die Lehre der Christen von der Gottheit Christi gerichtet. Die Wichtigkeit, welche die Maurer in die Wiederauffindung eben dieses Namens Jehova setzen und die Art und Weise insbesondere, mit welcher ihre Mysterien in dem Rosenkreutzgrade sich endigen oder aufflösen, weisen durchaus eben dahin.


Je mehr man die Maurer lieset, deren Schriften ich angeführet habe, je mehr wird man inne, daß ihnen solche Vorwürfe mit Recht gemacht werden. Für die einien ist die Materie ewig; für die andern ist die Dreyeinigkeit der Christen nur eine Abänderung des Platonischen Systems; noch andere lassen sich von allen den Thorheiten der Martinisten, von dem alten Dualis hinreissen. (S. den Brief an die unbekannten Erleuchteten — aux illustres inconnus — oder an die ächten Freymaurer, 1782.)

In die Augen fallend ist es also, daß alle diese gelehrten Maurer, die von den egypteschen oder griechschen Priestern, oder von den Druiden sich herschreiben wollen, nichts anders beabsichtigen, als die Einführung dessen, was ihnen Naturreligion zu seyn dünket. Ueber diese Naturreligion sind sie jedoch nicht mehr und nicht weniger einverstanden, als die alten und neuen Sophisten es sind. Nur darin kommen sie alle überein, daß sie, durch mit dem Christenthum unvereinbare Systeme, den Glauben in den Gemüthern der Adepten ersticken, Wenn sie nicht, wie Voltaire, Diderot oder Raynal schimpfen und schelten, so ist das, weil sie sich vorbehalten musten, die Folgen gehörig zu ziehen oder zu benutzen.

Sie zu deutlich auszudrücken, wäre ein Verrath der Mysterien gewesen; aber man muß mehr als eingeschränkt an Begriffen seyn, um sie nicht zu spüren. Wie kann man sie auch bey denen noch verkennen, die die Maurerey für das Werk der Tempelherren, oder auch der Sectirer ausgeben, welche unter dem Namen von Albigensern [orig. Albigeois] ganz Europa in Unruhe setzten. Diese beiden Urquellen treffen mehr mit einander überein, als man denket.

Wir wollen sie absonderlich untersuchen, und werden dann sehen, was man von einer Gesellschaft erwarten kann, die eine solche Abstammung sich beylegt. Die Tempelherren betreffend, gesetzt, daß dieser berüchtigte Orden wirklich an allen den Verbrechen unschuldig sey, die seine Vernichtung nach sich zogen. Was kann die Maurerey, in Beziehung auf Religion oder auf Politik, für Absicht haben bey der Fortpflanzung ihrer Mysterien, unter dem Namen, oder den Sinnbildern dieses Ordens?

Hatten die Tempelherren eine unbekannte Religion oder Moral, nach Europa zurückgebracht? Ist es das, was Sie von ihnen geerbet haben? Alsdann ist Ihre Religion, Ihre Moral nicht die des Christenthums. Oder ist es nichts weiter als die Brüderschaft und die Wohltätigkeit der Tempelherren, welche den Gegenstand Ihrer Geheimnisse ausmachen? Aber aufrichtig, hatten die Tempelherren zu diesen evangelischen Tugenden einen Zusatz gemacht? Ists die Religion des Jehova, oder die mit allen Mysterien des Christenthums vereinbarte Einheit Gottes? Warum ist denn ein jeder, nicht unter die Maurer aufgenommene Christ für Sie ein Profaner?

Es würde überflüssig seyn, auf den Vorwurf noch zu antworten, daß die Religion unnützerweise sich beunruhige, weil die Maurerlogen nie damit sich beschäftiget hätten. So wenig der Name, als der Dienst des Jehova aber, welche die tiefeingedrungene Maurer alle gestehen, von den Tempelrittern empfangen zu haben, es sey nun. daß diese Ritter die Urheber davon waren, oder aus den alten Mysterien des Heidenthums und seiner Weisen durch Tradition sie erhalten hatten; dieser Name, dieser Dienst, sage ich, sind dem Christenthum nicht fremd. Jeder Christ hat also ein Recht Ihnen zu sagen: Ihr würdet ihn weniger verheimlichen, Ihr würdet weniger eifrig seyn ihn zu rächen. wenn er nichts anders wäre, als der Gottesdienst der ganzen christlichen Welt. Und wenn nun die Politik die Besorgniß der Religion theilet, was wird denn weiter die Ausflucht der Adepten seyn, die da schwören, die Freyheit, die Gleichheit,und alle Rechte ihrer Verbindung zu rächen, welche durch die Vertilgung der Tempelherren geschändet worden?

Umsonst berufet man sich auf die wahre, oder vorgeschützte Unschuld, dieser nur zu berüchtigten Ritter. Das Gelübde, der Rache, welches beynahe fünf Jahrhundert sich hat erhalten können, fällt ohnbezweifelt, nicht auf die Person von Philipp den Schönen, von Clemens dem Fünften, und auf die der andern Könige und Päbste, die, im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts, alle zur Aufhebung dieses Ordens beytrugen. Das erwähnte Gelübde der Rache hat entweder gar keinen Gegenstand, oder es bezielet die Erben und Nachfolger dieser Könige und Päbste. Eben das Gelübde wird gewiß auch nicht heutiges Tages, durch die Bande des Bluts, oder durch irgend ein von den Tempelherren sich herschreibendes Interesse inspiriret worden seyn.

Der Schwur der Rache ist also hier von ganz anderer Bedeutung. Er hat sich erhalten, wie sein Gegenstand selbst, ist zu sagen, wie die Schule, die Grundsatze und die Mysterien, wovon man uns sagt, daß sie von den Tempelherren auf die Maurer vererbet sind. Aber wenn das ist, welche sind denn die Menschen und die Grundsätze, die man nur durch den Tod der Könige und der Päbste rächen kann? Und was sind die Logen, in welchen seit vierhundert achtzig Jahren dieses Gelübde und dieser Eid sich erhalten haben?

Man siehet es; hier ist nicht nöthig zu untersuchen, ob Molay und sein Orden unschuldig oder schuldig waren, ob die Tempelherren die Väter der Maurer sind oder nicht sind: genug und unbestreitbar ists, daß die Maurer sie für ihre Voreltern ausgeben. Daher stellen also der Eid sie zu rächen alleine, und alle unter dem Eide versteckte Anspielung, nur eine immer drohende, und immer gegen die Oberhäupter der Religion und der Reiche conspirirende Verbindung dar.

Fragen kann man inzwischen, was für Licht die Geschichte über den so innig gewordenen Zusammenhang zwischen den Mysterien der Freymaurerey und dem Tempelherren-Orden, uns geben würde. Diese Frage erheischet Nachforschungen; ich werde mit dem Resultat der von mir angestellten nicht zurückhalten. Der von Hugo de Payanis gestiftete und 1146 von Eugen dem Dritten confirmirte Orden der Tempelritter, hatte gleich anfänglich zum Zwecke, den Eifer christlicher Mildthätigkeit, auf alle Weise gegen diejenigen Christen anzufachen, die aus Andacht sich berufen fühleten, das heilige Land zu besuchen. Schlichte Pilger, wie sie Anfangs waren, machten diese Ritter nach den Sitten damahliger Zeit, bald durch ihre Heldenthaten gegen die Saracenen sich berühmt, Ihr erster Ruhm gründete sich auf die wichtigen Dienste, die von ihrem Muthe sowohl, als von ihrer Frömmigkeit zu erwarten waren.

Dieses Zeugniß muß man im Allgemeinen, mit Einstimmung aller Geschichte, ihnen beylegen, und daneben die ersten und letzten Zeiten ihrer Existenz unterscheiden. Der Orden verbreitete sich, er erwarb in Europa unermeßliche Reichthümer. Nun vergaßen sie die Würde der Andächtigen; der Glanz der Waffen blieb ihnen, wovon sie aber nicht mehr denselbigen Gebrauch machten. Es darf nicht um bemerkt gelassen werden, daß schon viele Jahre vor ihrer Vernichtung, die Geschichte nicht nur eine bloße Erschlaffung in den ersten Tugenden, sondern alle die Uebelthaten ihnen vorwarf, die ihre Verbauung nach sich zogen. Selbst zur Zeit ihrer ganzen Gewalt, da Muth dazu gehörete, ihre Laster zu rügen, beschuldigte sie M. Paris, das Licht ihrer Vorgänger in Finsterniß verwandelt, ihren ersten Beruf mit ehrsüchtigen Entwürfen, und mit ausschweifenden Lüsten vertauscht zu haben; und daß sie ungerechter und tyrannischer Weise fremdes Eigenthum an sich brächten.

Schon damahls wurden Ihnen Einverständnisse mit den Ungläubigen zur Last gelegt, welche die Projecte der christlichen Prinzen scheitern machten; insbesondere wurden sie beschuldiget, die Verrätherey so weit getrieben zu haben, daß sie den ganzen Plan Friedrichs des Zweiten dem Sultan von Babylon mitgetheilet hätten, welcher aber die Treulosigkeit der Tempelherren verabscheuet, und den Kayser selbst davon benachrichtiget habe. (S. M. Paris, 1229.)

Dieses Zeugniß, welchem der Geschichtschreiber weit mehrere hinzufügen könnte, dienet wenigstens zur Minderung des Erstaunens über das unglückliche Schicksal, welches dem so sehr berüchtigten Orden ein Ende gemacht hat. (Siehe Abb. Visp. in Chronic. an. 1227, Sanut Iib. 3. part. 12. C. 17. et apud Dupuy über die Verurtheilung der Tempelherren.)

Unter Philipp dem Schönen, zeigten zwey ihrer Verbrechen halber eingesperrte Menschen an, daß sie wichtige Geheimnisse von den Tempelherren zu entdecken hätten. Ich rechne zwar eine so verdächtige Anklage für nichts, Philipp genügte sie jedoch, um die Aufhebung des Ordens zu beschliessen. Er läßt an einem Tage alle Tempelherren in seinem Reiche gefänglich einziehen. Dieser Schritt kann ebenfalls für übereilt geachtet werden; aber die Untersuchung, die gerichtliche Verhöre folgen nach.

Auf diese Beweißthümer allein, auf die Geständnisse, auf rechtsbeständige Aktenstücke muß der Geschichtschreiber sein Urtheil stützen. Wenn die Geständnisse frey ungezwungen sind, wenn sie sich vervielfältigen, wenn sie miteinander übereinstimmen nicht allein vor einem und demselben Gerichtshofe, sondern in unterschiedenen Provinzen und Reichen; so muß man ihnen wohl Glauben beymessen, wie übermässig groß auch die eingestandene Verbrechen seyn mögen; oder die zuverlässigsten Denkmale der Geschichte, die rechtsförmlichsten Verhandlungen der Gerichtshöfe Lügen strafen. Diese rechtsförmliche Verhandlungen sind dem Zahn der Zeit entwischet, ihre Wichtigkeit hat sie in großer Menge erhalten. Ich verweise den Geschichtschreiber auf die Sammlung, welche der königliche Bibliothecar Dupuy davon gemacht hat; ein anderes Mittel sein Urtheil zu begründen und die Vorurtheile zu verscheuchen, kenne ich hier nicht.

Man hat gesagt, Philipp der Schöne und Clemens der Fünfte, hätten das Verderben der Tempelherren mit einander verabredet. Dieses Vorgeben machen aber die Briefe des Königs und die des Pabstes verschwinden.

Clemens der Fünfte, kann anfänglich an die Beschuldigungen nicht glauben; selbst, als es unmöglich wird, den Beweisen zu widerstehen, die Philipp ihm darbietet, ist er dennoch so wenig mit diesem Fürsten einverstanden, daß ein jeder Schritt von der einen und von der andern Seite, in dieser wichtigen Sache, unaufhörlich Beschwerden und Streit über die Rechte des Souveräns, und über die der Kirche veranlasset.

Es ist gesagt, der König habe nur gesucht, der unermeßlichen Schätze der Tempelherren sich zu bemächtigen; und von dem Augenblicke ihrer Verfolgung an, thut er feyerlich auf ihre Relchthümer Verzicht; auch hat in der ganzen Christenheit kein Fürst pünktlicher Wort gehalten, als er. Kein einziges Grundstück der Tempelherren ist seinen Domänen zugeeignet worden. Dieses zeuget ihm die Geschichte auf das standhafteste. (Siehe Layette III. Nro. 13. Rubeus hist. Raven. Bzovius 1308. Marianna [orig. Mariana] hist. Hisp. etc.)

Man spricht von der Rachsucht, welche diesen Fürsten beherrscht habe; gleichwohl findet sich, in dem gantzen Verlauf dieses langen Processes keine einzige Privat-Beleidigung [offense particulière], welche er an den Tempelherren zu rächen gehabt hätte; auch in ihrer Vertheidigung kein einziges Wort, das eine Beleidigung oder ein Verlangen, solche zu rächen, an seiner Seite vermuthen lasse; und bis dahin hatte selbst Freundschaft ihren Großmeister mit Philipp dem Schönen verbunden, der ihn zum Pathen eines, seiner Kinder ausgewählet hatte.

Endlich giebt man hauptsachlich noch vor, daß Gewalt und Marter den Tempelherren die Geständnisse abgedrungen hätten; gleichwohl finden sich in den vielen gerichtlichen Protokollen, mehr als 200 Geständnisse, als freywillig geschehen, ohne Anwendung irgend einer Marter, verzeichnet. Nur bey einem einzigen wird der Folter erwähnet, und dessen Geständnisse sind grade dieselbigen, welche zwölf Ritter seiner Mitbrüder freywillig abgelegt hatten. (Layette Nro, 20. Verhör zu Caen gehalten.)

Viele Geständnisse sind in Kirchenversammlungen abgelegt worden, wo die Bischöfe gleich Anfangs entschieden haben, daß die Tempelherren nicht auf die Folter gebracht werden, und daß diejenige, welche aus Furcht vor der Folter bekannt hätten, für unschuldig geachtet werden sollten. (Siehe die Kirchenversammlung oder das Concilium von Ravenne, Rubeus hist. Raven. Lib. 6.)

Der Pabst Clemens der V., weit entfernt überdem die Anschläge Philipp des Schönen gegen die Tempelherren zu begünstigen, erklärte zuerst die Verfolgungen derselben für null und nichtig. Er suspendirte die Bischöfe, Erzbischöfe und Prälaten in Frankreich, die zu Inquisitoren sich hatten gebrauchen lassen. Umsonst beschuldiget ihn der König, daß er die Verbrechen der Tempelherren beschönige; Clemens giebt nicht nach, als bis er zu Poitiers, selbst, und in seinem und der Bischöfe, Cardinäle und Legaten Gegenwart, zwölf Ritter abgehöret und abhören lassen. Er befragt sie nicht, als ein Richter der Schuldige suchet; sondern als ein Mann, dem daran gelegen ist, sie unschuldig zu finden, um sich über den Vorwurf, sie begünstiget zu haben, rechtfertigen zu können.

Aus ihrem Munde höret er nun dieselbigen Geständnisse frey und ungezwungen, wiederholet und bestätiget. Er lässet zwey Tage vorübergehen, und nächstdem ihnen ihre Aussagen wieder vorlesen, um zu sehen, ob sie freywillig dabey beharren. Sie bekräftigen sie nochmahls; Qui perseverantes in illis, eas expresse et sponte pro ut recitatae fuerant, approbarunt. Er will weiter noch selbst, den Großmeister, und die vornehmsten Oberhäupter, Präceptores Majores, aus verschiedenen Provinzen Frankreichs, aus der Normandie, aus Poitou etc. vernehmen. An diejenigen Obern, welche durch Alter oder Gebrechen abgehalten werden, zu ihm zu kommen, schickt er die ehrwürdigsten Männer ab, sie zu befragen, mit der Aufgabe, die Aussagen ihrer Mitbrüder ihnen vorzulesen, damit man wisse, ob sie solche als wahrhaft anerkennen.

Er verlangt, vor allen Dingen, keinen anderen, als auf freye und ohne Furcht, freywillig und ohne Zwang gegebene Antwort, sich gründenden Eid. Und der Großmeister, sammt den Oberen verschiedener Provinzen, deponiren und bekennen gleichfalls alle dieselben Dinge, und mehrere Tage hernach, erkennen sie das von den öffentlichen Notarien über ihre Geständnisse Niedergeschriebene für richtig an (17). Nichts weniger bedurfte er, als diese Vorsichtsmaaßregeln, um endlich einzusehen, daß er sich geirret habe; und nur dann wiederrief er seine Drohungen, und die Suspension der französischen Bischöfe, und erlaubte, daß man in Frankreich die Anordnungen Philipp des Schönen zur Verurtheilung der Tempelherren befolgte.

(17) Qui Magister et Praeceptores Franciae; Terrae Ultra Marinae, Normandiae, Acquitaniae ac Pictaviae, coram ipsis tribns [orig. tribus] Cardinalibus praeferentibus; quatuor Tabellonibus publicis, et multis aliis bonis viris, ad Sancta Dei Evangelia ab eis corporaliter tacta, praestito juramento quod super praemistis [orig. praemissis] omnibus, meram et plenam dicerent veritatem, coram ipsis singulariter, libere ac sponte, absque coactione quaelibet [orig. qualibet] et timore, deposuerunt et confestifuerunt [orig. confessi fuerunt]. (Epist. Clementis V. Regibus Galliae, Angliae, Siciliae etc.)


Mit Beseitigung aller jener Vorgeben, wollen wir uns also an diejenigen Geständnisse halten, welche die Macht der Wahrheit allein den Schuldigen abgedrungen hat.

Das Resultat dieser Geständnisse war demnach, daß bey ihrer Aufnahme, die Tempelritter, Jesum Christ verleugneten, sein Kreuz mit Füßen traten und anspien; daß der Char-Freytag absonderlich zu diesen Lästerungen gewidmet war; daß sie die Anbetung eines ungeheuren Kopfs dem Christenthume substituirten; daß sie versprachen, sich einer dem andern, auf die widernatürlichste Weise, hinzugeben; daß sie die von einem Tempelherren gezeugte Kinder ins Feuer warfen; daß sie eidlich sich verbanden, ohne Ausnahme, den Befehlen des Großmeisters zu gehorsamen, weder Heiliges noch Gemeines zu schonen, und alles was zum Besten des Ordens diensam sey, für erlaubt zu halten; vor allen Dingen aber, niemahls die abscheulichen Geheimnisse ihrer nächtlichen Mysterien kund werden zu lassen, bey Strafe der fürchterlichsten Züchtigungen. (Siehe die von Dupuy beygebrachten Aktenstücke.)

Diesen Geständnissen haben viele hinzugefüget, daß sie durch Gewalt, Gefängniß und grausame Behandlung zu den Greueln gezwungen worden; daß sie gerne dem Beyspiele einer Menge solcher gefolget, die durch diese Greuel bewogen, in andere religiöse Orden getreten wären; daß sie aber wegen der Gewalt und Rachsucht, die sie zu fürchten gehabt, es nicht wagen dürfen; daß sie insgeheim ihre Verbrechen gebeichtet und um die Absolution gebeten hätten.

Bey diesem öffentlichen Bekenntnisse, zeugten ihre Thränen von dem heissesten Verlangen nach einer Versöhnung mit der Kirche.

Durch so viele Beweise in die Enge getrieben, begreift endlich Clemens der Fünfte, woher die Klagen über die mannigfaltigen Verräthereyen, deren Opfer die christlichen Prinzen in dem Kriege gegen die Sarazenen geworden, rühren, und williget in die Fortsetzung des Processus gegen die Tempelherren. Hundert und vierzig Ritter sind darauf in Paris verhöret.

Alle legen gleiche Bekenntnisse ab, bis auf drey, welche von den ihrem Orden angeschuldigten Verbrechen nichts zu wissen behaupten. Der Pabst glaubt mit dieser durch französische Ordensgeistliche und Edelleute geführten Untersuchung sich nicht begnügen zu dürfen. Er verlangt eine neue, die zu Poitou vor den von ihm selbst: dazu ernannten Cardinälen, und anderen Personen, angestellet wird. Bey gleicher Freyheit, bleiben die Geständnisse sich auch immer gleich; der Großmeister und die Vorsteher wiederholen sie, in Gegenwart des Pabsts, zum drittenmahl. Molay verlangt sogar, daß einer der dienenden Brüder, den er bey sich hatte, abgehöret werden mögte, und, dieser dienende Bruder bekräftiget alle jene Geständnisse. Mehrere Jahre werden die Untersuchungen fortgesetzt, und zu Paris, in Champagne, in der Normandie, in Guercy [orig. Quercy], in Languedoc und in der Provence erneuret.

Ueber zweyhundert Geständnisse gleicher Art, kommen in Frankreich allein zum Vorschein. In England lauten sie nicht anders. Bey der Kirchenversammlung in London, wo man zwey Monate eben diesen Untersuchungen widmete, bestätigen gleiche Bekenntnisse, dieselbigen Schandthaten. In Gefolg solcher Bekenntnisse und Geständnisse, wird also der Tempelherren- Orden in diesem Königreiche aufgehoben, und das Parlament disponiret nachher über seine Güter. (VaIsing. in Eduard II. et Ypodigm. Neust. apud Dupuy.)

Eben die Untersuchungen mit eben den Resultaten, sind auch bey den in Italien gehaltenen Concilien angestellet worden, obgleich von solchen Prälaten, die sehr geneigt waren diejenigen Tempelherren, welche sich rechtfertigen könnten, loszusprechen.

Wenn man die Verbrechen dieses Ordens in Zweifel ziehet, so scheinet die Menge der Geständnisse und die Verschiedenheit der Nationen die darüber absprachen, nicht genug in Erwegung gezogen zu werden.

Zweyhundert dieser Ritter, welche, bey den in Frankreich mit ihnen angestellten Verhören, sich selbst der größesten Greuel schuldig erkannt haben, würde schon ein sehr seltsames Eräugniß in der Geschichte abgeben.

Eine weit größere und die Menschheit mehr entehrende Frevelthat würde es seyn, wenn so viele Bischöfe, Edelleute, Obrigkeiten und Landesherren (denn bey den gerichtlichen Verfahren gegen die Tempelherren, haben Menschen aller dieser Klassen an den Untersuchungen Theil genommen); eine alle Infamien der Tempelherren übertreffende Frevelthat, sage ich, würde es seyn, wenn so viele Menschen von solchen Ständen,. weiche in der bürgerlichen Gesellschaft und bey so vielen Nationen, in der höchsten Achtung stehen, durch Gewalt abgedrungene Geständnisse für freywillige ausgegeben hätten.

Aber zur Ehre der Menschheit, sind die Tempelherren nicht auf die Weise von den Bischöfen, und den Baillis und königlichen Commissarien, in Frankreich verhöret; und eben so wenig von den Cardinälen und andern Commissarien des Pabsts Clemens des Fünften, oder von ihm selbst. Auch in den Concilien der anderen Nationen sind sie nicht so gerichtet worden.

Niemahls war noch über eine wichtigere Sache Gericht gehalten; in allen von diesem berühmten Proceß noch vorhandenen Aktenstücken ists ohnmöglich, die genommenen Vorsichtsmaaßregeln zu verkennen, um nicht den Unschuldigen mit dem Schuldigen zu verwechseln.

Man wende hier nicht die Aufhebung einer in ganz anderer Art berühmten Gesellschaft ein. Die Jesuiten sind aufgehoben, aber niemahls gerichtet worden. Nicht ein einziger ist in ihrer Angelegenheit verhöret worden, und nicht ein einziges Geständniß gegen den Orden abseiten seiner Glieder ist vorhanden. Ich würde sie, gleich den Tempelherren, verurtheilen, wenn sie solche Zeugnisse gegen sich abgelegt hätten, als die Tempelherren.

Angenommen aber, die Tempelherren wären unschuldig an den Verbrechen, deren sie bezüchtiget sind, welche Tugend, welche Seelenstärke würde man dann in einem Orden erblicken, der verworfen genug seyn könnte, in der Maaße wider sich selbst zu lügen? Und welche Ehre und welcher Ruhm würde es für die Freymaurer seyn, Väter oder Ahnherren sich zu geben, die, wenn sie nicht schuldige Ungeheuer wären, doch wenigstens die niederträchtigsten aller niederträchtigen Menschen seyn würden.

Der gemeine Haufe kann durch die in der Folge der Zeit späte eingelegten Protestationen eines Guy und Molay sich einnehmen lassen. Der gemeine Haufe weiß aber eine hartnäckige Verzweiflung, von einer vesten und standhaften Tugend nicht zu unterscheiden. Er weiß nicht, daß es Märtyrer falscher Ehre, wie Märtyrer der Wahrheit giebt.

Drey Jahre lang hat Molay bey seinen Geständnissen vestgehalten, und wenigstens dreymahl sie wiederholet; bis endlich, als er zum erstenmahle sich beygehen lässet, diesen Erklärungen zu widersprechen, in seinen Reden, Geberden, und in seiner Stimme ein mehr durch Schaam verrückter, als durch Reue bekehrter Geist sich zeigte; weit mehr beunruhiget durch Gewissensbisse über seine dermahlige Meineidigkeit, als durch Vorwürfe über seine vorherigen Geständnisse. Anstatt einen Mann zu zeigen, der Unwahrheiten zurücknimmt, bezeichnet alles einen Mann, der sich zum Lügen bereitet, und der noch nicht mit sich eins ist, über die Lügen, welche er seinen ersten Zeugnissen oder Aussagen entgegensetzen mögte, und der mit Lügen gegen die Evidenz anhebet. Er beschweret sich laut, daß man ihn wegen der Verbrechen eines Ordens verurtheile, dem er nicht mehr angehöre, und er ist bis ans Ende Großmeister und allgemeiner Oberherr davon gewesen. Seine Vertheidigung stellet zuerst nur einen in Demenz verfallnen Angeklagten dar, fatuus et non benecompos mentis. (Ausdrücke der Richter in ihren Protocollen.).

Wenn er von neuem hervortritt, geschiehet es, um einem jeden mit allen Ausdrücken der Wuth, ein Fehdepfand anzubieten, der da sagen werde, daß er jemahls das geringste Zeugniß gegen seinen Orden abgelegt habe; und zur Zeit seiner letzten Reclamation stirbt er, mit der Betheurung, daß, was er gegen seinen Orden ausgesagt, falsch sey; und daß, wenn er den Tod verdienet habe, es wegen seiner falschen Aussage gegen seinen Orden sey, die er ist Gegenwart des Pabsts und des Königs gethan habe. Welcher Geschichtschreiber wird in diesen Irrereden und Widersprüchen die Stimme der Unschuld erkennen?

Noch weniger verdienet die Fabel Glauben, daß Molay Philipp den Schönen und den Pabst Clemens den Fünften aufgefordert habe, binnen Jahr und Tag vor dem göttlichen Gerichte zu erscheinen, und daß der König und der Pabst grade in demselbigen Jahre gestorben wären, denn die Geschichte variiret in Ansehung des Tages und Jahrs der Hinrichtung von Molay (18).

(18) Einige geben an, sie sey 1311, andere 1312, und noch andere, sie sey 1313 erfolget. Diese erste Meinung scheinet als erwiesen anzunehmen zu seyn, indem die Hinrichtung des Großmeisters zuverlässig geschehen ist, während die Commissarien des Pabstes Clemens des Fünften noch zu Paris waren, und welche nur vom August 1309 bis zum May 1311 sich daselbst befunden haben.

Um den Tod des Molay und Guy in das Jahr 1313 zu versetzen, würde man vergeblich auf die Protestation des Abts von St Germain gegen die Execution zweyer Tempelherren auf einem Erdstriche oder Platze, worüber er Obergerichtsherr war, sich berufen; denn die Antwort auf diese Protestation ist vom Monath März 1314, und der Paust Clemens der Fünfte starb erst den 20. April 1314, also würde auch daher dessen Vorladung binnen Jahr und Tag in der Berechnung fehlschlagen. Würde Boccace, den man oft über den Tod von Molay anführet, diesen Umstand erwähnet haben? Wenn man auf die großen Lobsprüche sich berufet, die dieser Autor der Standhaftigkeit des Großmeisters und der andern Tempelherren beyleget, so lässet man aus der Acht, daß er mit dem Geständnisse anhebet, daß die Tempelherren durch ihre großen Reichthümer verleitet, gar sehr von ihren anfänglichen Tugenden abgewichen, daß sie dem Ehrgeiz, der Wollust und der Weichlichkeit sich ergeben; daß, anstatt selbst den Krieg zur Vertheidigung der Christen, ihrer Verpflichtung gemäß, zu führen, sie dieser Pflicht durch gedungene Leute oder durch Knechte, sich entledigten; und daß ihre Tugenden in Laster und Verbrechen, zur Zeit des J Molay ausgeartet wären.

Was Boccace nachher über den Tod des Molay und der übrigen hinzufüget; was ihn über ihre Standhaftigkeit in Begeisterung setzt, gründet sich einzig und allein auf das, was er sagt, von seinem Vater gehöret zu haben, der Kaufmann war, derozeit in Paris sich befand, und welcher, wie man siehet, nur die Begriffe des gemeinen Haufens davon gefasset hatte.

Ich komme also immer wieder darauf zurück, daß man an die authentischen Aktenstücke, oder die gerichtlichen Protocolle sich halten müsse. Da sie zu haben. und in so großer Menge noch vorhanden sind; so ist dieses das sicherste Mittel ein richtiges Unheil zu begründen. Dieser Weg, der einzige genugthuende, ist der, den Dupuy seinem Tractat über die Verurtheilung der Tempelherren erwählet hat. Dieses Werk ist mit großer Naivität geschrieben. Der Autor hätte noch stringentern Gebrauch von seinen Beweißthümern machen können; aber er liefert wenigstens eine hinlängliche Anzahl authentischer Aktenstücke und Extrakte aus den Gerichtsprotocollen, um ein Urtheil fällen zu können.


Die letzte Zuflucht, welche man geglaubet hat, nehmen zu können, um die Unschuld des Ordens zu beweisen, bestehet in der Beschaffenheit und Infamie der Verbrechen, deren die Tempelherren sich selbst beschuldiget haben. Aber gewiß, je ehrloser diese Verbrechen sind, je mehr muste der Orden es geworden seyn, um so viele Glieder zu haben, die niederträchtig genug seyn könnten, sich solcher fälschlich einander anzuklagen. Alle diese Verbrechen überdem, so ehrlos sie seyn mögen, und so unglaublich sie scheinen, verrathen die abscheuliche Sekte, welche sie unter ihren Anhängern gemein machte, und wovon die deutlichsten Spuren beweisen, daß die Tempelherren selbst ihre verabscheuungswürdigen Mysterien erhalten haben.

Der Christushaß, das verruchte Sittenverderbnis bis zu dem grausamen Kindermord, alles dieses findet sich wieder, alles dieses lag selbst in den Grundsätzen von Bégards, Cathares, und einer Menge anderer Sektirer, die aus dem Orient nach dem Occident im eilften Jahrhundert, herüberströmten.

Gerne mögte ich hier sagen, daß nur eine ganz kleine Zahl der Tempelherren zu solchen Gräueln sich hätten hinreissen lassen, ich sehe auch selbst in Paris einige für unschuldig erkläret, und in Italien haben sich deren ungleich mehrere gefunden, keiner von den im Concilio zu Salamanca Gerichteten, wurde verurtheilet. Man kann daraus schliessen, daß unter den 9000 Häusern, die der Tempelherren-Orden besaß, mehrere sich befanden, wo jene Schändlichkeiten« nicht eingedrungen waren, und daß selbst einige ihrer Provinzen von der Ansteckung frey geblieben.

Aber die Verurtheilungen, die gerichtlichen Geständnisse, die fast allgemein gewordene Einweihungsart der Ritter, das beobachtete Geheimniß bey ihrer Aufnahme, wovon seit einem halben Seculo, weder Prinzen, noch Könige, noch irgend ein anderer Mensch hatten erhalten können, Zeuge zu seyn, erlauben schwerlich das in Zweifel zu ziehen, was wir in den Instructionsartikeln, die den Richtern zugeschickt worden, lesen, nemlich: daß wenigstens zwey Drittel des Ordens von den Greueln Kenntniß gehabt, und versäumt haben, ihnen Einhalt zu thun: quod omnes, vel quasi duae partes Ordinis scientes dictos errores corrigere neglexerint.

Damit hat, ohne Zweifel, nicht gesagt werden wollen, daß zwey Drittel der Ritter alle in gleichem Maaße, den gedachten Lastern sich ergeben hätten; gewiß ist es im Gegentheil, daß viele sie verabscheueten, so bald sie davon unterrichtet worden, daß andere, nur erst nach schrecklichen Drohungen, und nach übelen Begegnungen, sich ihnen ergeben haben; aber so viel will es wenigstens sagen, daß der größeste Theil der Ritter schuldig waren, die einen durch Verführung, die anderen durch Schwäche, oder Nachgiebigkeit, und daß, bey so bewandten Umständen, die Ausrottung des Ordens nothwendig war.

Eine nicht genug gemachte Reflection, die mir gleichwohl von großem Gewicht zu seyn scheinet, ist, daß mehr als 30 000 bis 40 000 Ritter ihre Verurtheilung, und den Tod Philipp des Schönen und des Pabstes Clemens des Fünftes überlebet haben. Der größte Theil derselben ward zu kanonischen Büßungen, Fasten und Beten, und auf einige Zeit zu Gefängnißstrafe verurtheilet.

Die mehresten lebten zu einer Zeit und in verschiedenen solcher Welttheile, wo sie von ihren angeblichen Verfolgern und Tyrannen nichts weiter zu fürchten hatten.

Gewissen, Ehre und viele andere Bewegungsgründe hätten die, welche so abscheuliche gerichtliche Aussagen gegen ihren Orden gethan hatten, und von denen man vorgiebt, daß sie durch Furcht und Verführung dazu veleitet worden, zum Widerruf antreiben sollen. Aber unter den Tausenden, in so vielen verschiedenen Königreichen verhöreten Rittern, die fast durchgängig gleiche Bekenntnisse abgelegt hatten, findet sich auch nicht ein Widerrufender, oder der einen, nach seinem Tode bekannt zu machenden, Widerruf hinterlassen hätte. Was für Menschen waren denn diese Ritter? Wenn ihre Geständnisse wahr sind, so machten sie den Orden durch die Verbrechen deren sie ihn beschuldigten, zum Ungeheuer, wenn aber ihre Geständnisse falsch sind, so erscheinen sie wieder als ungeheure Verläumder.

Ich will zugeben, daß sie es aus niederträchtiger Feigheit unter Philipp dem Schönen hätten seyn können; aber sie blieben es freywillig die übrige Zeit ihres Lebens.

Dennoch sind das die Menschen, von denen die Freymaurer sich rühmen, abzustammen. Ja! sie stammen davon ab, ihr Vorgeben ist nicht mehr grundlose Einbildung. Wollten sie dieselben verleugnen, so würden wir selbst sie nöthigen, ihre Stammväter, nicht zwar in einem jeden dieser Ritter, aber in denjenigen der Ritter zu erkennen, deren Verderbniß von Anbeginn, und halstarriger Haß gegen Thron und Altar, mit dem Gelübde der Rache verbunden, sie den Königen und Priestern vorzüglich furchtbar machen müssen.

Wenn es jetzt darauf ankäme, die Abkunft der Freymaurer von den Tempelherren darzuthun, so würden wir ohnfehlbar das Zeugniß derer nicht für uns haben, welche den Großmeister Molay in der Bastille, die nicht existirte, und als den Stifter der vier Mutter-Logen, Neapel für den Orient, Edemburg für den Occident, Stockholm für Norden, und Paris für den Mittag erblickt haben wollen (19).

(19) Man findet dieses in einem für die Jahre 1796 und 1797, unter dem Titel: Etrennes interessantes, zu Paris gedruckten Almanach. Ich weiß nicht, woher der Verfasser diese Anekdote genommen hat, noch woher er weiß, daß der Herzog von Südermannland, als Großmeister der Mutter-Loge für den Norden, an der Ermordung des Königs seines Bruders durch Ankerström, Theil genommen habe. Von der Freymaurerey scheinet er zwar ziemlich unterrichtet zu seyn, aber in Absicht auf andere Dinge zeiget er sich so unwissend, daß es nicht möglich ist, auf sein Zeugniß zu bauen.

Unter andern macht er die Jesuiten zu Freymaurern, und sagt: die Jesuiten hätten den Kayser Heinrich den Fünften ermordet, da doch dieser Kayser mehr als zweyhundert Jahr früher gestorben, als irgend ein Jesuite in der Welt existirte. Diese Fabel der jesuitischen Freymaurerey ist ein Kunstgrif, zu deren Erfindung wir die Illuminaten sich selbst bekennen sehen werden, und die sie nur ersonnen hatten, um ihre Sekte und Verschwörung, durch Irreleitung zu verbergen.

Aber die alten Urkunden der Maurer selbst und alle Ubereinstimmungen ihres Geheimnisses mit dem der Tempelherren, berechtigen uns, ihnen zuzurufen: Ja! eure ganze Schule, und alle eure Logen schreiben sich von den Tempelherren her. Nach der Erlöschung ihres Ordens, vereiniget sich eine gewisse Anzahl Schuldiger, der Strafe entronnener Ritter, zur Erhaltung ihrer abscheulichen Mysterien, und fügen der ganzen Sammlung ihrer Gottlosigkeiten, noch das Gelübde hinzu, an den Königen und Priestern, die ihren Orden vernichtet haben, und an der Religion sich zu rächen, die ihre Lehr- und Grundsätze verdammet. Sie machen sich Anhänger, die dieselben Mysterien der Bosheit, dieselbigen Eide, und denselbigen Haß gegen den Gott der Christen, gegen die Könige und Priester, von einer Generation auf die andere vererben. Diese Mysterien gelangen bis zu euch, und ihr setzt deren Gottlosigkeit, Gelübde und Eide fort. Das ist euer Ursprung.

Der Zwischenraum der Zelten, die Sitten eines jeden Jahrhunderts haben wohl einen Theil eurer Symbole, und eurer schrecklichen Systeme verändern können. Rechtschaffene Männer haben wohl mit der Zett alle eure verderbliche Erklärungen dieser Symbole verwerfen, und ihre Logen davon reinigen können, und großentheils hatten sie es würklich dahin gebracht. Diese gaben auch die Tempelherren nur insoferne für ihre Stammväter aus, als sie dieselben von aller Gottlosigkeit freysprechen zu können glaubten. Die Mysterien waren in ihren ehrbaren Logen gereiniget, und das Laster war verschwunden. Aber durch euch sind jene Mysterien ihrem ganzen Wesen nach, fortgepflanzt worden. Bey euch sind die Gelübde, die Eide, der Haß und die Complots sich gleich geblieben. Ihr würdet es nicht sagen, alles hat eure Väter verrathen, alles verräth die Kinder.

In der That, wenn wir die Lehrsätze, die Sprache, die Symbole neben einander stellen, wie viele Gegenstände werben nicht übereinstimmend seyn? In den Mysterien der Tempelherren, hob der Initiirende damit an, daß er dem für das Heil der Menschen gestorbenen Gott, den nicht sterbenden Gott entgegenstellete. Schwören Sie, sagte der Initiirende zu dem Aufzunehmenden, daß Sie an Gott den Schöpfer glauben, der nicht gestorben ist und nicht sterben wird. Auf diesen Eid folgte eine Lästerung des Gottes des Christenthums. Der neue Adepte ward unterrichtet zu sagen, daß Christus nur ein falscher Prophete gewesen, der von Rechtswegen zum Tode verurtheilet worden, seine eigenen Sünden zu büßen, und nicht die des menschlichen Geschlechts: Receptores dicebant illis quos recipiebant, Christum non esse verum Deum, et ipsum fuisse falsum Prophetam; non fuisse passum pro redemptione generis humani [orig.: humani generis], sed pro sceleribus suis. (2. Artikel der Geständnisse, siehe Dupuy S. 48.)

Wer könnte an diesem Symbol, den maurerischen Jehova verkennnen, und die abscheuliche Erklärung des Rosenkreutzers über die Inschrift: Jesus von Nazareth, der Juden König?

Der Gott der Tempelherren, der nicht stirbt, ward durch einen Menschenkopf vorgestellet, vor welchem sie niederknieten, als vor ihrem wahren Götzenbilde. Dieser' Kopf findet sich in den ungarischen Logen wieder, wo die Freymaurerey mit den mehresten ihrer ersten Abentheuerllchkeiten sich erhalten hat. (S. den Bericht von Kleiner [orig. Kleiser] an den Kayser Joseph den Zweyten.) (20)

(20) Ich habe das Buch oder den Bericht von Kleiner nicht gesehen, den Joseph der Zweyte abgeschickt hatte, sich aufnehmen zu lassen, um endlich zu erfahren. woran er sich in Ansehung der Maurer und Illuminaten, zu halten habe. Der Kayser ließ selbst den Bericht von Kleiner drucken; aber die Maurer und Illuminaten verschlungen die Ausgabe so, daß ihnen kaum einige Exemplare davon entwischten. Ich kenne inzwischen einen Herrn, der die Schrift gelesen, und selbst einige Auszüge daraus gemacht hat. Daher weiß ich denn den Um stand von der Erhaltung des erwähnten Kopfs in den ungarischen Logen.

Es scheinet, daß einige Tempelherren darin den Kopf des ersten Urhebers ihrer Sekte, und die andern, den Gott, den sie anbeteten, erblickten.


Eben dieser Kopf findet sich auch in dem magischen Spiegel der kabalistischen Maurer wieder. Sie nennen ihn das höchste Wesen, sie verehren ihn unter dem Namen Sum, Ich bin. Er deutet noch ihren großen Jehova an, die Urquelle aller Wesen. Er dienet aber auch dem Geschichtschreiber zum Leitfaden, der ihn zu den Tempelherren zurückführet.

Eben diese Ritter feyerten, aus Haß gegen Christum, die Mysterien ihres Jehova ganz besonders am Char-Freytage: praecipue in die Veneris Sancti.

Ein gleicher Haß versammlet auch die Maurer Rosenkreutzer, ihren Statuten gemäß, an eben diesem Tage, um daraus ebenfalls einen zu ihren Lästerungen gegen den Gott des Christenthums, absonderlich bestimmten Tag zu machen. Die Freyheit und Gleichheit verbargen sich bey den Tempelherren unter dem Namen der Brüderschaft. Wie gut, wie süß ist es, als Brüder zu leben! war der Lieblingsgesang ihrer Mysterien, und er ist es noch bey unsern verschwornen Maurern.

Er ist noch die Hülle, unter welcher sie für Brüder aller Maurer sich ausgeben, und sich so nennen, selbst von denen, die in ihren Logen, aller politischer und religiöser Verhandlungen sich enthalten.

Der fürchterlichste Eid unterwarf denjenigen der Tempelherren, der sich unterstanden hätte, die Mysterien des Ordens zu verrathen, der ganzen Rache der Brüder, ja selbst der Todesstrafe: Injungebant eis per sacramentum, ne praedicta revelarent sub poena mortis.

Derselbige Eid, und dieselbigen Drohungen für denjenigen, welcher ihn brechen würde, sind bey unsern Freymaurern im Gebrauch. Auch die Vorsichtsmaaßregeln, um die Profanen abzuwehren, gleichen sich. Die Tempelherren entfernten zuerst aus ihren Häusern, einen jeden nicht Eingeweiheten. Vor eine jede Thür stelleten sie bewaffnete Brüder, die Neugierigen zu verscheuchen, selbst auf das Dach ihres Hauses, welches immer Tempel benahmt ward, stelleten sie Schildwachen. Daher schreibt sich noch bey unsern Maurern, der sogenannte, allezeit mit einem Schwerdte bewaffnete, fürchterliche Bruder [cet adepte appelé frère Terrible], der am Eingange der Loge Wache hält, um die Profanen zurückzustoßen.

Daher rühret der bey den Maurern allgemein gebräuchliche Ausdruck: der Tempel ist gedeckt, um zu sagen, die Schildwachen sind ausgestellt, kein Profaner vermag auch durch das Dach einzudringen, wir haben also Freyheit zu wirken. Daher der andere Ausdruck: es regnet, das heißt, der Tempel ist nicht gedeckt, wie können gesehen oder gehöret werden.

Alles also bis auf ihre Symbolen (21), bis auf ihre Redensart, bis auf die Namen von Großmeister, Ritter, Tempel, bis auf die Säulen Jakin und Boaz, welche den Tempel von Jerusalem ziereten, dessen Bewachung, vorgeblich, den Tempelherren übertragen war; alles bezeichnet diese Freymaurer als Abkömmlinge der geächteten Ritter.

(21) Es giebt noch eine Menge anderer Symbole, dle nicht von den Tempelherren herkommen, als der flammende Stern, der Mond, die Sonne, und die Sterne. Die gelehrten Maurer schreiben diese, in ihrem geheimen Wiener Journale, dem Stifter der Rosenkreutzer, Bruder Ros-Cruse [orig. Rose-Crux] genannt, zu. Dieser ist ein Mönch des dreyzehnten Seculi, der seine Mysterien und Zauberkünste aus Egypten, herübergebracht hatte. Er starb, nachdem er einige Schüler eingeweihet hatte, die lange Zeit abgesondert sich zusammenhielten, endlich aber den Freymaurern sich anschlossen, wovon sie nun einen der Hinterhaltsgrade ausmachen.

Oder, um eigentlicher 'zu reden, sind diesem Hinterhaltsgrade nur noch der Name und die magische Wissenschaften der alten Rosenkreutzer, sammt ihren Sternen, und andern, vom Firmament hergenommenen Symbolen übrig geblieben. Alles übrige hat mit den maurerischen Mysterien und Complots, nach und nach sich vermischt.


Aber welchen Beweiß davon würden wir nicht überdem in den schrecklichen Prüfungen antreffen, wodurch unsere Hinterhaltsmaurer vorbereitet werden, dem vorgeblichen Mörder ihres Großmeisters, einen Dolchstich zu versetzen? Einen Mörder, den sie in der Person Phiipp des Schönen erkennen, und den sie nächstdem, ihrem Vorgeben nach, in jedem Könige wieder finden. So haben sich, mit allen Mysterien der Lästerung des Gottes der Christen, die Mysterien der Rache, des Hasses, und der Verschwörungen gegen die Könige fortgepflanzet. Die Hinterhaltsmaurer haben Recht, ihre Stammväter nur in den geächteten Tempelherren zu finden. Die nemlichen Projekte, die nemlichen Mittel, die nemliche Greuel, konnten nicht getreulicher von den Vätern auf die Kinder übertragen werden.

Mit einigen Anmerkungen wollen wir dieses Kapitel schliessen, die auch denen keine Ausflucht mehr übrig lassen, die etwa noch Zweifel hegen mögten über die Greuel, welche die Verbannung der Tempelherren nach sich zogen.

Angenommen, daß dieser Orden von aller Gottlosigkeit und von allen, den Mächten furchtbaren Grundsätzen freygesprochen werden könnte. So ists nicht als solche, daß die den tiefsten Geheimnissen initiirte Adepten sie für ihre Väter erkennen. Nein, sie nennen sich Kinder der Tempelherren, weil sie mit Ueberzeugung diese Ritter derselbigen Gottlosigkeit, und derselbigen Complots schuldig halten, deren sie sich selbst schuldig wissen. An diesen Verbrechen, an diesen Verschwörungen alleine erkennen sie ihre Meister; nur als Gottlose, als Mitverschworne verehren sie sie.

Unter welchem Titel können wohl die Condorcet, die Sieyes, Fauchet, Mirabeau, Guillotin, Lalande, Bonneville, Volney und so viele andere, zugleich als große Anhänger der Freymaurerey, und als Helden der Gottlosigkeit und alles unkehrenden Rebellion bekannte; unter welchem Titel, sage ich, könnten Menschen dieser Art, die Tempelritter für ihre Vorfahren ausgeben, wäre es nicht, daß sie von ihnen glaubten, die Grundsätze der Freiheit und der Gleichheit ererbet zu haben, die auf nichts anders, als den Haß gegen Thron und Altar hinweisen! Wenn Condorcet, indem er dreyßigjährige Arbeiten aneinander reihet, die Thatsachen der Geschichte verstellet, alle Kniffe der Sophisterey vereiniget, sich bestrebet, unsere Erkenntlichkeit rege zu machen, gegen die geheime Gesellschaften, welche angeblich bestimmt sind, insgeheim und ohne Gefahr, unter einigen ihrer Adepten, eine kleine Zahl, wie er es nennet, einfacher Wahrheiten, als sichere Verwahrungsmittel, gegen die herrschenden Vorurtheile, aufzubewahren, zu erhalten und zu verbreiten; wenn er in der französischen Revolution nur den lange von diesen geheimen Gesellschaften vorbereiteten und lange erwarteten Triumph siehet; wenn er verspricht, dermahleinst uns zu belehren, ob nicht eben der Tempelherren-Orden, dessen Vernichtung in seinen Augen nur barbarisches und schändliches Verfahren ist, nicht unter die Zahl dieser Gesellschaften zu rechnen sey; (Esquisse des progres etc. ep. 7.) unter welcher Gestalt können denn diese Tempelritter ein so lebhaftes Interesse ihm einflößen?

Für ihn sind die, unsere Erkenntlichkeit verdienende, geheime Gesellschaften, die der vorgeblichen Weisen, „welche, mit Unwillen, die Völker bis in das Heiligthum ihres Gewissens, von abergläubisch oder politisch durch das Priesterthum verstrickten Königen, unterdrückt sehen. Diese Gesellschaften bestehen, aus den vorgeschützten edelmüthigen Menschen, die sich nicht scheuen, den Grund der Macht und Autorität zu untersuchen, die den Völkern die große Wahrheit entdecken, daß ihre Freyheit ein unveräusserliches Gut ist, in Ansehung dessen keine Präscription zu Gunsten der Tyranney statt findet; kein Vertrag, der eine Nation unwiderruflich an eine Familie binden könnte; daß die Obrigkeiten, ihre Titel, ihre Functionen, ihre Macht seyn, welche sie wollen, Verwalter des Volks, und nicht ihre Herren sind; daß dem Volke die Macht verbleibe, die von ihm allein ausgehende Autorität zurückzunehmen, es sey nun wegen des davon gemachten Misbrauchs, oder daß es seinem Interesse nicht nützlich achtet, sie denselben ferner zu lassen; und daß es endlich das Recht habe, sie zu bestrafen, so wie das, sie abzusetzen." (Ibid. Epoque 8.)


So sucht Condorcet, zu allen Grundsätzen der französischen Revolution, wenigstens den Keim in den geheimen Gesellschaften zu, finden, die er uns als Wohlthäterinnen der Nationen, und als Vorbereiterinnen der Triumphe der Völker über den Altar und den Thron darstellet. Allem was er thut, und zu thun verspricht, um ausfündig zu machen, ob nicht bey den Tempelherren eine dieser geheimen Gesellschaften anzutreffen sey, lieget also die Hofnung zum Grunde, in der Folge uns zu beweisen, daß er bey ihnen, die Grundsätze, die Gelübde und die Mittel wahrgenommen habe, die mit der Zeit die Revolutionen herbeiführen.

Der ganze Eifer des Condorcet für die geheime Gesellschaft der Tempelherren bezielet demnach den Wunsch bey ihr, den Haß, den er selbst gegen die Priester und Könige im Herzen trägt, in eben der Stärke aufzufinden.

Das Geheimniß, welches er nur zur Hälfte ausgesprochen hat, haben andere Adepten, mit wenigerer Zurückhaltung, verrathen; unter ihren Declamationen ist es ihnen mit entwischet. In den Ausbrüchen ihrer Wuth, und als ob sie noch in der Höhle der königsmörderischen Prüfungen sich befänden, haben sie öffentlich die Dolche und die Brüder aufgefordert und geschrien: „brechet unverzüglich durch die Zeiten, und führet die Nationen zu den Verfolgungen von Philipp den Schönen, Ihr, die ihr Tempelherren seyd, oder nicht seyd, helfet einem freyen Volke, binnen dreyen Tagen und für immer, den Tempel der Wahrheit zu erbauen, die Tyrannen müssen umkommen, und von der Erde vertilget werden." (S. Bonneville esprit des Religions pag, 157. 175. etc.)


Da sehen wir also, was den ins Innere gedrungenen Adepten die mysterieusen Namen von Philipp dem Schönen und den Tempelherren bedeuten. Der erste mahnet sie im Augenblick der anhebenden Revolution an, die Könige Preis zu geben, und der zweite fordert die durch einen Eid vereinigten Menschen auf, die Könige von der Erde zu vertilgen. Das nennen sie, die Völker frey machen, und ihnen den Tempel der Wahrheit erbauen.'

Lange war ich besorgt, die Verderbniß und die Projekte der berüchtigten Verbanneten zu übertreiben; aber welche Verbrechen kann ihnen die Geschichte zurechnen, die nicht der Aufruf der Adepten im Momente der Revolution, alle in sich fassete? Wenn sie Muth fassen, und zu den Schandthaten, die Altar und Thron umstürzen, sich ermuntern; denn rufen die wütendsten Maurer und Jakobiner, den zu erhaltenden Namen und die zu erhaltende Ehre der Tempelherren, und ihre zu erfüllende Gelübde und Eidschwüre, ins Gedächtniß zurück. Die Tempelherren waren also, was heutiges Tages unsere Maurer-Jakobiner sind; ihre Mysterien waren die der Jakobiner.

Um die Anschuldigung abzuwehren, ists nicht mehr hinreichend uns zu antworten; die Adepten des Inneren der Maurerey und des Jakobinismus, die Kinder selbst musten überführet werden, daß sie ihren Vätern Gewalt und Unrecht thun. Man könnte dieses allenfalls auch erweisen, so würde es demohngeachtet wahr bleiben, daß die Mysterien der Hinterhalts-Logen insgesammt den Haß gegen Altäre und Thronen, und die Rebellions- und Gottlosigkeits-Eide enthalten, woran die Adepten die Erbschaft der Tempelherren erkennen. Nicht weniger gewiß würde es demnach seyn, daß das Gelübde des Jakobinismi, der Eid-Schwur, den Altar und den Thron zu Grunde zu richten, das wichtigste Geheimniß der Hinterhalts-Maurer ausmachen; und daß sie nur deswegen die Tempelherren zu ihren Vätern oder Stiftern erkohren haben, weil sie in den alten Mysterien dieser berüchtigten Proscribirten, alle die Grundsätze der Revolution gesehen haben, oder haben sehen wollen.


Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Jakobinismus (frz. 1797-1798; dt. 1800-1803)

Zweyter Theil


Zusatz zu dem Artikel über die Tempelherren.

Seite 462

In dem Moment da der Abdruck dieses Bandes geendigt war, erhalte ich die Schrift von F. Nicolai über die Tempelherren. Dieser Autor, der mit mir für nothwendig achtet, an die beglaubigten Actenstücke sich zu halten, macht bemerklich, daß Dupuy irrig, Jaques Molay mit einem Jean de Molaye [orig. Jean de Molayo] verwechselt habe. Dieser letzte ists, den die Richter für unklug erkannten. Ich muß also diesen Umstand, in dem, was ich von dem Widerruf des Molay gesagt habe, ausmerzen. Seines Illuminatismus ohngeachtet, (den ich zu gehöriger Zeit ins Licht zu stellen wissen werde) bringet Herr Nicolai eine Menge Beweise bey, diesen Widerruf, wie ichs gethan habe, zu würdigen; insbesondere durch dessen Zusammenhaltung mit den bestimmten Aussagen von 78 englischen, 1311 in London abgehörten Rittern, von 54 irländischen, und von mehreren andern, schottischen, italiänischen etc. Rittern; Aussagen, welche man nicht die mindeste Ursache hat, dem Zwange zuzuschreiben.

Für gewisse Leser bin ich vielleicht hierüber, und über verschiedene andere Gegenstände zu umständlich oder zu eindringend gewesen; aber es giebt auch deren, für die man nicht zu viel sagen kann, und denen man durch die Menge und Application der Beweise ihre Zustimmung abdringen muß.

Ueberdem schreibe ich Denkwürdigkeiten, der Geschichtschreiber kann auswählen und abkürzen.

Siehe auch: