Abbé Barruel Teil 6

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Abbé Barruel Teil 6

Bearbeitung von Roland Müller

Abbé Barruel: Denkwürdigkeiten

Teilstück VI: Die Freimaurerei und die Albigenser

und: Der kurbische Sklave Manes als Stammvater


Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Jakobinismus (frz. 1797-1798; dt. 1800-1803) Zweyter Theil

Dreyzehntes Kapitel.

Weitere Erklärungen der Freymaurer über ihren Ursprung; wahrer Stifter des Ordens; richtige und erste Quelle ihrer Mysterien, und alle ihrer Systeme.

Seiten 382-408

Nicht irrig haben die gelehrten Maurer, die Tempelherren unter die Zahl ihrer Vorfahren mit aufgenommen. Wir haben diese Meinung, durch die Uebereinstimmung ihrer Mysterien, mit den der Tempelherren, bestätiget gesehen; aber noch blieb zu erläutern übrig, woher die Tempelherren selbst das System genommen haben. Eine Betrachtung, welche denjenigen Brüdern nicht entgangen ist, die in ihren Mysterien nichts mehr bewunderten, als diese Gottlosigkeit. Sie haben also noch weitere Nachforschungen angestellet, um zu erfahren, ob vor den Tempelherren nicht einige geheime Gesellschaften in Europa vorhanden gewesen, worin sie ihre Ahnherren entdecken könnten.

Wir wollen abermahls den berüchtigtsten unter den Adepten, den Sophisten Condorcet hören. Das Resultat seiner Nachforschungen ist zwar nur noch angedeutet, der Tod ist der Entwickelung seiner Ideen in dem großen Werke, das er über die Progressen des menschlichen Verstandes zu schreiben gesonnen war, zuvorgekommen, und seine Bewunderer haben nur den General-Plan des Werks unter dem Titel: Esquisse d’un tableau historique, bekannt gemacht. Aber dieser Entwurf selbst zerstreuet die noch übrig gebliebenen Wolken genug, um durch den Schleyer zu schauen, den die Sekte noch nicht rathsam fand, ganz aufzuheben. Ich werde dem Leser den Text dieser fameusen Adepten vor Augen stellen, und einige Anmerkungen werden uns bald den Weg zeigen, um den ersten Ursprung der Mysterien und aller Systeme der Hinterhalts-Maurer aufzufinden, und den wahren Sinn davon in seinem ganzen Umfange zu entdecken.

„In dem südlichen Frankreich, sagt der Adepte, Maurer und Philosoph, vereinigten sich ganze Provinzen zur Annahme einer einfacheren Lehre, eines reineren Christenthums, wo der der Gottheit einzig und allein unterwürfige Mensch, nach seinen eigenen Einsichten beurtheilen sollte, was derselben gefällig gewesen, in den von ihr sich herschreibenden Büchern, zu offenbaren."

„Fanatische Heere, von ehrsüchtigen Anführern geleitet, verwüsteten diese Provinzen. Die Henkersknechte, von Legaten und Priestern angeführet, richteten die hin, welche die Soldaten verschonet hatten; ein aus Mönchen, bestehendes Gericht ward niedergesetzt, mit dem Auftrage, einen jeden zum Scheiterhaufen zu verurtheilen, der im Verdacht sey, seiner Vernunft noch Gehör zu geben. Dennoch konnte man den Geist der Freyheit und Prüfung nicht hindern, vielfältig Progressen zu machen. Wenn er einerwärts, wo er es wagte sich zu zeigen, und wo die intolerante Scheinheiligkeit mehr als einmahl blutige Kriege anzündete, unterdrückt ward, so kam er anderwärts wieder hervor, und verbreitete sich insgeheim. In allen Epoquen findet man ihn wieder, bis er endlich, mit Hülfe der erfundenen Druckerey, Kraft genug gewann, einen Theil von Europa dem Joche des römischen Stuhls zu entreissen."

„Ja, es fand sich schon eins gewisse Klasse von Menschen, die über allen Aberglauben erhaben, ihn zwar nur noch insgeheim verachteten, oder höchstens sich erlaubten, einige Lächerlichkeitshiebe [quelques traits d’un ridicule] gelegentlich ihm zu versetzen, aber durch den Schleyer der Ehrerbietung, womit sie solche zu bedecken sich angelegen seyn liessen, sie noch beissender machten."

Zum Beweise dieses philosophischen Geistes, ist zu sagen, der Gottlosigkeit, die schon derozeit ihre Jünger hatte, citiret Condorcet in dieser Epoque, den Kayser Friedrich den Zweiten, seinen Kanzler Pierre de Vignes, das Buch des trois Imposteurs betitelt, les Fabliaux und le Decameron von Bocace; und füget dann, die schon im vorigen Kapitel angeführte, aber hier nothwendig zu wiederholende Worte, hinzu:
„wir wollen nachforschen, ob zu einer Zeit, wo der philosophische Bekehrungsgeist gefährlich gewesen seyn würde, nicht geheime Gesellschaften sich formiret haben, die bestimmet waren, insgeheim uns ohne Gefahr, unter einigen ihrer Adepten, eine kleine Zahl einfacher Wahrheiten, als sichere Verwahrungsmittel gegen die herrschenden Vorurtheile, aufzubewahren, zu erhalten, und zu verbreiten."

„Wir wollen nachforschen, ob der berühmte Orden, (der der Tempelherren) gegen welchen die Päbste und die Könige, auf eine so barbarische Art sich verbunden haben; nicht zu der Zahl dieser Gesellschaften zu rechnen sey.“ (Esquisse d'un tableau etc. 7. époque.)

Ich will diesen Fingerzeig von Condorcet benützen; ich weiß was es für eine Bewandniß mit den mittäglichen Menschen hat, bey denen er verspricht, den Ursprung jener geheimen Gesellschaften aufzusuchen. Es ist die ganze Horde der Abkömmlinge des Manes, die vor vielen Jahrhunderten aus Osten nach Westen kamen, und zur Zeit Friedrich des Zweiten in Frankreich, in Teutschland, in Italien und Spanien sich verbreitete. Die ganze Horde Sektirer bekannt unter den Namen von Albigensern, Catharinern [orig. Cathares], Patarinern, Bulgaren und Beghards; ferner unter den Namen von Brabanter, Navarrer, Basquer [im Orig. noch weiter erwähnt: Cotereaux, Henriciens, Léonistes, Bulgares], und von hundert andern Benennungen, welche insgesammt an die fürchterlichsten Feinde uns erinnern, die Sitten, Thron und Altar bis dahin in Europa gehabt hatten.

Ich habe ihr Lehrgebäude mit seinen verschiedenen Abteilungen studirt, und das monstreuse Ganze aller Jehova der Maurer-Logen darin wahrgenommen. In ihrem doppelten Uranfange trift man den doppelten Gott der kabalistischen und martinistischen Maurer an, und in ihren verschiedenen Meinungen die ganze Zusammenstimmung der eclectischen Maurer wider den Gott des Christenthums. Selbst in ihren Grundsätzen findet sich die Auslegung oder Deutung ihrer, und der Tempelherren allerschändlichsten Mysterien. Die Erschaffung des Fleisches schreiben sie dem bösen Geiste zu, um das Recht zu haben, einen schändlichen Gebrauch davon zu machen. Alles hängt aneinander, die Cathariner und die Albigenser, die Tempelherren und die Maurer-Jakobiner; alles deutet einen gemeinsamen Stammvater an.

Dieses zeiget sich auch noch weit deutlicher, in der zerstörenden Gleichheit und Freyheit, weiche keinen, weder der geistlichen noch weltlichen Oberherrschaft schuldigen Gehorsam anerkennen; diese waren die Unterscheidungsmerkmale der Albigenser, und sie bezeichneten sie der öffentlichen Obrigkeit, als den gegen die Sekte gegebenen Gesetzen, unterworfene.

Wir wollen fortfahren, ihnen weiter zu folgen.

Zur Zeit ihres Triumphs, und als die Menge dieser Sektirer sie stark genug machte zu den Waffen zu greifen, zeigete sich ein gleiches Wüthen und Toben gegen den christlichen Namen, wie bey den Jakobiner-Maurern. Bevor die Fürsten und die Kirche gegen diese Feinde sich vereinigten, übeten sie schon die Grausamkeiten und den Tigergrimm der Robespierre aus. Gleich den Jakobinern, rissen sie die Kirchen und die Klostergebäude nieder, massacrirten unbarmherzig die Wittwen und die Waysen, die Alten und die Kinder, ohne Unterschied des Alters und des Geschlechts, als geschworne Feinde des Christenthums (22).

(22) Ueberhäufte Beweise von alle diesem würden sich, darstellen, wenn unsere Memoiren über den Jakobinismus des Mittelalters schon erschienen wären. Mittlerweile kann man die Schriftsteller, die dero Zeit oder bald nachher gelebet haben, über die Grundsätze dieser Sektirer nachschlagen; z. B. GIäber [orig. Glaber], der Augenzeuge ihrer ersten Erscheinung zu Orleans 1017 gewesen; Reimer [orig. Reinier], welcher 17 Jahre einer ihrer Adepten war; Philichdorf, Ebrard und Hermangard, ihre Zeltgenossen; auch St. Antonin, Fleuri, Colliers, Baronius.

Vorzüglich müste man aber die Concilien, welche die Sekte verurtheilten, zu Rathe ziehen, und die Decrete mir der Geschichte vergleichen. Alsdann würden viele Vorurtheile gegen die Mittel verschwinden, deren der Staat und die Kirche sich bedienten, um endlich die Sektirer, wahre Jakobiner, die auch nichts weniger, als die gänzliche Zerstörung aller bürgerlichen Gesellschaft, und alles Christenthums beabsichtigten, zu vernichten.

Wie lassen sich z. B. ihre, alle Oberherrschaft unter die Füße tretende Gleichheit und Freyheit in Zweifel ziehen, wenn man weis, daß der den Richters vorgeschriebene Beweis, um die Anwendung der gegen diese Sektirer ergangenen Dekrete darnach zu ermessen, in der Untersuchung besteht, ob der Angeklagte einer von denen sey, weiche behaupteten, daß man weder einer christlichen noch weltlichen Macht gehorchen müsse, und daß Niemand ein Recht habe, irgend ein Verbrechen zu bestrafen? Nun! dies ist denn grade die vom Concilio zu Tarragone bezeichnete Lehre, wornach beurtheilet werden solle, ob die bekannten Decrete die drey bis vier Concilien des Laterans auf den Angeklagten anwendbar wären: qui dicunt, potestatibus ecclesiasticis, vel secularibus non esse obediendum, et poenam corporalem non esse infligendam in aliquo casu, et similia. an. 1242.) [orig. (Conc. Tarag. an 1242.)]

Wie ists noch möglich vorzugeben, daß das Rasen dieser Sektirer nur Repressalien des gegen sie publicirten Kreuzzuges gewesen wären, wenn man siehet, daß das erste Decret diesen Kreuzzuges ausdrücklich gegeben worden, um Europa von den Grausamkeiten zu befreyen, die sie schon in der Gegend von Toulouse unter dem Namen von Coteraux [orig. Cotereaux]; in Biscaya unter dem Namen von Basquel [orig. Basques], und in allen Ländern verübet hatten, nach welchen sie unter verschiedenen Namen bezeichnet sind? de Brabantionibus et Ceragonesibus [orig. Aragonesibus], Navariis, Bascolis, Coterellis [&] Triaverdinis, qui tantam in Christianos immanitatem exercent, ut nec Ecclesiis, nec Monasteriis deferant, non Viduis non pupillis, non Senibus et pueris, nec cuilibet parcant aetati aut sexui; sed more Paganorum, omnia perdant et vastent etc. (Conc. Lateran. 1179.)?

Dies war also der erste Bewegungsgrund, und das erste Decret dieses Kreuzzuges. Haben die Robespierre und die übrigen Jakobiner mehr gethan um ihn zu verdienen?

Auf eine unbegreifliche Art hat man dieses Decret misverstanden, und eben so das in gleicher Absicht vom IV. Conc. Later. im Jahre 1215 noch erlassene. Man hat darin die Kirche, die Regenten absetzen, die Unterthanen vom Huldigungseide lossprechen, und alle Rechte weltlicher Macht, und der bürgerlichen Gesellschaft an sich reissen, sehen wollen. Alles dieses hat man geglaubt, in eben den Decreten wahrzunehmen, ohne welche die derozeitigen Jakobiner grade so mit ihren Regenten und mit der bürgerlichen Gesellschaft zu Werke gegangen seyn würden, als sie heutiges Tages es gethan haben.
Wenn ich die Zeit gehabt hätte, meine angestellte Untersuchungen hierüber, in Ordnung zu bringen; so würden die Kirche und die Concilien, in Ansehung jener Verläumdung überflüssig gerechtfertiget seyn. Durch eine absonderliche Abhandlung hoffe ich in der Folge es nachzuholen; und wird man alsdann erkennen, wie sehr man über die Decrete, aus Bekanntschaftsmangel mit der Geschichte der Zeiten und mit den Menschen, gegen welche sie gegeben worden, sich betrogen hat.

Man nehme an, daß in unsern Tagen Philipp Orleans, kraft des gewöhnlichen Lehnpflicht-Eides, seine Vasallen aufgefordert habe, ihm zu folgen, und in dem Kriege gegen den König, gegen die Gesetze, zur Vernichtung aller bürgerlichen Gesellschaft und aller Religion, mit ihm und seinen Jakobinern sich zu vereinigen; würde wohl ein einziger vernünftiger Mensch diese Vasallen vermöge ihres Eides verbunden achten, die Waffen für Philipp zu ergreifen, und seine Conspiration gegen die gesellschaftlichen Bande zu unterstützen? Ists nicht, im Gegentheil, einleuchtend, daß kein Vasallen-Eid verbinden könnte, einen solchen Krieg zu unterstützen; daß man eines jeglichen Eides entbunden sey, der durch die Umstürzung des Throns, der Herrschaft der Gesetze, und der Grundveste der bürgerlichen Gesellschaft erfüllet werden kann; und daß man in einem solchen Falle, die Sache des Souveräns, der Gesetze und der Gesellschaft, trotz allen Eiden, vertheidigen müste?

Wenn denn dem also ist; so mache ich mich anheischig zu beweisen, daß die berüchtigten Decrete der lateranschen Concilien gegen die Albigenser, nichts anders sind, ats eine solche Entscheidung; daß weit entfernet das Ansehn der Souveräns anzutasten, selbige ausdrücklich erlassen sind, sie, ihre Autorität, die der Gesetze, und die ganze bürgerliche Gesellschaft aufrecht zu erhalten; und daß, ohne die Decrete, es schon derozeit um die Souveräns, und um alle Macht der Gesetze wäre gethan gewesen.

Viele Irrthümer werde ich in gedachter Abhandlung zu widerlegen haben; einer ist, unter andern, dessen ich nicht vergessen werde. Ich weiß, daß es Leute giebet, die so sehr für die Albigenser und Waldenser eingenommen sind, daß sie sie zu Ahnherren oder Stiftern der englischen Kirche erheben, um deren Alterthum zu beweisen. Unter andern behauptet dieses der Herausgeber der ins Englische übersetzten Kirchengeschichte von Mosheim. (S. seine Noten bey dem Artikel: Waldenser und Albigenser.)

Obgleich die Angelegenheit der englischen Kirche nicht für mich gehöret, so will ich doch besser für sie sorgen, als diese ungeschickte Menschen; ich werde sie der Schande einer solchen Abstammung entheben. Ich werde beweisen, daß, statt den Waldensern anzugehören, sie vor und nach Heinrich dem Achten, deren zerstörende Grundsätze laut verdammte, und daß auch zwischen ihr und den Albingensern, nie die geringste Gemeinschaft statt gefunden hat. Nur den Jakobinern und den geheimen Gesellschaften von Condorcet ists gegeben, Vorfahren der Art zu haben, und ihrer sich zu rühmen.


Als endlich die öffentliche Gewalt über diese grimmigen Sektirer gesieget hatte, kehreten sie in ihre Hölen oder Logen zurück, und beschränkten sich auf geheime Gesellschaften.

Sie hatten derozeit gleichfalls ihre Eide und ihre geheime Gesellschaften, ihre Zeichen und ihre Grade, wie die Hinterhalts-Maurer ihre vollkommene Meister haben.

Sie entdeckten den Lehrlingen derozeit auch nur die Hälfte ihres Geheimnisses (23).

(23) Est valde notandum, quod ipse Johannes et complices sui, non audent revelare praedictos errores credentibus suis, neipsi discedant ab eis sic tenebant Albaniensies [orig. Albanenses], exceptis simplicioribus, quibus singula non relevabantur, (Reimér [orig. Reinier] de Catharis, Luguduni et Albanens.) Grade so benehmen sich die Hinterhalts-Maurer, in Ansehung ihrer Geheimnisse, mit den rechtschaffnen Maurern, die religiös und gute Bürger sind.


Wir können fortan Condorcet von seinen Nachforschungen, wegen der geheimen Gesellschaften dieser berüchtigten Sektirer, dispensiren. Das ist das in ihrer Geschichte zu entdeckende große Mysterium nicht. Wir wissen, daß sie ihren Eid, ihre Zeichen, ihre eigene Sprache, ihre Brüderschaft, und selbst ihre Propagande hatten; und insbesondere die Geheimnisse, welche der Vater nicht seinen Kindern, und die Kinder nicht ihrem Vater vertrauen durften; die Geheimnisse, wovon der Schwester nicht gegen den Bruder, noch dem Bruder gegen die Schwester zu reden erlaubt war. (Pilichd. ant. Wald. C. 13.)

Merkwürdig ist die von Condorcet angedeutete Uebereinkunft der Mysterien dieser berüchtigten Sektirer mit den der Tempelherren, und mit den der geheimen Gesellschaften unserer Tage. Wir wissen, was die mittäglichen Sektirer waren, wir kennen ihren Vater; wenn er auch der der Freymaurer seyn soll, so ist die Stammtafel nicht ehrenvoll für sie. Zwar macht sie die verborgensten maurerischen Mysterien zu einem Alterthum von sechzehnhundert Jahren hinaufsteigen; aber, wenn diese Abkunft wahr ist, bey welchem Urstoff wird sie uns dann die der Freymaurer wahrnehmen lassen? die ganze Geschichte sagt deutlich: der wahre Vater der Albigenser, Cathariner, Begarden, Bulgaren, Coteraux und Patarins, und aller der von Condorcet verzeichneten mittäglichen Sekten, sey der an die Wittwe des Scythiers verkaufte Sklave, der kurbische Sklave [c’est l’esclave Curbique; in der engl. Übersetzung: it is the slave sold th the Palestine widow; it is the slave Curbicus], allgemeiner unter dem Namen von Manes [Manès] bekannt. Nicht unsere Schuld ist es, an Condorcet selbst haben die Adepten sich zu halten, wenn, um den Stammvater der Maurer-Logen und ihrer großen Mysterien [le père des Loges Maçonniques & de tous leurs mystères] aufzufinden, man genöthiget ist, zu diesem Sklaven wieder hinaufzusteigen.

Es hat uns Mühe gemacht, diese erniedrigende Abkunft aufzudecken; aber Condorcet zeiget sie uns in der Ferne. Er hat diesen Sklaven, über die Bande welche seine Kindheit fesselten, aufgebracht und entschlossen gesehen, wegen der Niedrigkeit seines ersten Zustandes, an der ganzen menschlichen Gesellschaft selbst, sich zu rächen. Er hat ihn die Freyheit predigen gehöret, weil er in der Sklaverey gebohren war, und die Gleichheit hat er ihn predigen gehöret, weil er auf der niedrigsten Stufe des menschlichen Geschlechts bey seiner Geburt gestanden hatte. Er hat nicht gewagt zu sagen: der erste Jakobiner-Freymaurer war ein Sklave; aber die mittäglichen Sektirer und die Tempelherren hat er uns als Kinder des kurbischen Sklaven, und die Freymaurer als Erbbrüder jener Sektirer und der Tempelherren dargestellet. Das war genug gesagt, um allen, einen und denselbigen Stammvater zu geben.

Auf diesen Beweis allein wollen wir gleichwohl nicht bauen. Wenn die Mysterien, der Maurerey von Manes sich herschreiben, wenn er deren wahrer Vater ist, wenn er der Stifter der Logen ist; so muß man an seinen Lehrsätzen, und ferner an der Gleichheit und Gleichförmigkeit der Geheimnisse der Sinnbilder ihn erkennen. Hier wolle der Leser also auf unsere Zusammenhaltungen merken; die Wahrheit, die daraus sich ergeben wird, ist für die Geschichte nicht gleichgültig; von grossem Gewicht ist sie insbesondere für die Obern der Staaten.

1) Die Lehrsätze betreffend, so findet man, bis zur Entstehung der eclectischen Maurer, ist zu sagen, bis zu dem Zeitpunkte, da die Gottlosen unsers Zeitalters, in die Mysterien der Logen, alle die ihres Deismus und Atheismus getragen haben, in dem maurerischen Gesetz- oder Statutenbuche, keinen andern Gott, oder andern Jehova, als den des Manes, oder des Allwesen, in einen guten oder einen bösen Gott abgetheilet. Er ist der Gott des kabalistischen Maurers und der alten Rosenkreutzer; er ist der Gott des martinistischen Maurers, der nur den Manes und die Albigenser Adepten copiret zu haben scheinet. Was hier wunderbar scheinet, ist, daß in einem, Zeitalter, wo die Götter des Aberglaubens, den Göttern der neumodigen Sophisten weichen musten, der des Manes, in so vielen Zweigen der Maurerey sich noch erhalten hat.

2) Von jeher haben die auf den doppelten Gott gegründete Narrheiten der Kabale und der Magie, in die Maurer-Logen sich eingemischet; Manes machte auch, seine Auserwählten zu Zauberer oder Magier. Magorum quoque dogmata Manes novit, et in ipsis volutatur. (Centur. Magd. ex August.)

3) Vorzüglich von Manes schreibt sich die religiöse Brüderschaft her, welche für die Adepten des Innersten nichts anders als eine Gleichgültigkeit gegen alle Religionen bedeutet. Dieser Ketzereystifter wollte die Anhänger aller Sektirer auf seiner Seite haben, er predigte allen, daß sie alle zu einem Ziele führeten, und er verhieß allen gleiche, Zuneigung. (S. Baronius in Manes.)

4) Aber was insbesondere aus dem Gesetzbuchs des Manes mit dem Gesetzbuche der Hinterhalts-Maurer, verdienet in Vergleichung gestellet zu werden, sind die Grundsätze der ganzen zerstörenden Gleichheit und Freyheit. Um zu verhindern daß es keine Fürsten und Könige, keine Obern und Untergeordnete mehr gebe, sagte der Ketzerstifter seinen Anhängern; daß alle Gesetze, alle Obrigkeit, das Werk des bösen Urwesens sey. Magistratus civiles et politias damnabant, ut quae a Deo malo conditae et constitutae sunt. (S. Centur. Magd. 5. 2. [orig. t. 2.] in Manes.)

5) Um den Unterschied zwischen Reichen und Armen aufzuheben, sagte er, daß allen alles gehöre, daß keiner ein Recht habe, einen Acker, ein Haus sich zueignen; nec domos, nec agros, nec pecuniam ullam possi dendam (Ibid. ex Epiph. et Aug.)

In den Logen, wie bey den Schülern des Manes, muste diese Lehre einigen Modificationen unterworfen seyn.

Durch die Wege des Aberglaubens und der Schwärmerey leitete sie zur Vertilgung der Gesetze und des Christenthums, zur Gleichheit und zur Freyheit; unsere moderne Sophisten musten ihren Systemen eine neue Wendung geben, die ihrer Gottlosigkeit.

Der Altar und der Thron musten der eine, wie der andere, das Opfer davon werden; die Gleichheit, die Freyheit gegen die Könige und gegen Gott, sind, für die Sophisten, wie für Manes, immer das letzte Ziel ihrer Mysterien.

6) Die Gradationen der Adepten, bevor sie zu den verborgensten Geheimnissen gelangen, gleichen sich ebenfalls. Die Namen haben sich verändert, aber Manes hatte seine Gläubigen, seine Auserwählten, welchen auch bald die Vollkommne hinzukamen. Die letztere waren die Sündenfreye, ist zu sagen, die durchaus Freye, weil für sie kein Gesetz war, das sie hätte können schuldig erkennen. (Hieron. praem. diacont. [orig. dial. cont.] Pelag.) Bey den großen Adepten kommen diese drey Grade mit den von Lehrling, Gesellen und vollkommnen Meister überein. Der Elugrad hat seinen Namen in der Maurerey behalten, ist aber der vierte geworden.

7) Gleichwie noch jetzt die Maurer, verpflichtete der unverbrüchlichste Eid die Kinder des Manes, zur Bewahrung des Geheimnisses ihres Grades. Neun Jahre hatte St. Augustin in dem der Gläubigen gestanden, ohne zu dem Geheimniß der Auserwählten oder Elus gelanget zu seyn. Jura, perjura, Secretum prodere noli. Schwöre, werde meineidig, aber bewahre dein Geheimniß, war ihr Wahlspruch. (August. de Mani.)

8) Auch ihre Zahl ist dieselbe, und die Zeichen gleichen sich beynahe ebenfalls. Die Maurer haben drey, welche sie das Zeichen, den Handgrif und das Wort nennen; die Manichäer [les Manichéens] hatten auch drey, das Wort, den Handgrif und das Busenzeichgen. Signa oris, manuum et Sinus. (Cent. Magd. ex Aug.)

Das Busenzeichen ist, seiner Unziemlichkeit halber, abgeschaft worden; bey den. Tempelherren, findet sichs jedoch wieder. Die beiden andern sind in den Logen beybehalten. Ein jeder Maurer, der da wissen will, ob ich das Licht, gesehen habe, reicht mir zuerst die Hand, um zu erproben, ob ich sie als ein Adepte berühren werde.. An eben diesem Zeichen, erkannten sich die Manichäer, wenn sie zusammenstießen, und wünschten sich Glück zu dem gesehnen Lichte. Manichaeorum alter alteri obviam factus, dexterus [orig. dexteras] dant sibi ipsis, signi causa, velut a tenebris servati.

9) Wenn wir jetzt in das Innere der Maurer-Logen dringen, so werden wir darin überall die Bilder der Sonne, des Mondes und der Sterne erblicken. Alles das sind noch Sinnbilder des Manes und, seines guten Gottes, den er aus der Sonne herleitete, und seiner Geister, die er in die Sterne vertheilte. Wenn der, welcher eingeweihet zu werden begehret, noch heutiges Tages nicht anders als mit verbundenen Augen in die Logen tritt, so ist das, weil er noch unter der Macht der Finsterniß stehet, woraus Manes seinen bösen Gott hervortreten ließ.

10) Ich weiß nicht, ob es auch von ihrer Genealogie genug unterrichtete Freymaurer giebt, um den wahren Ursprung ihrer Verzierungen und der Fabel zu kennen, worauf die ganze Deutung der letzten oder Hinterhalts-Grade gegründet ist. Aber hier ist es ganz besonders, wo alles die Kinder oder Abkömmlinge des Manes ins Gedächtniß zurückruft. In dem Meister-Grade ladet alles zur Trauer und Betrübniß ein; die Loge ist schwarz behangen, in der Mitte stehet ein fünf kleine Stufen erhöhetes Leichengerüste mit einem Leichentuche bedeckt, die Adepten umringen dasselbe in tiefem Stillschweigen und beklagen den Tod eines Mannes, dessen Asche in diesem Sarge zu ruhen angenommen wird. Anfangs ist die Geschichte dieses Mannes, die von Adoniram, dann verwandelt sie sich in die von Molay, dessen Tod durch den der Tyrannen gerächet werden muß. Die Allegorie ist drohend für die Könige, aber sie ist zu alt, als daß sie nicht höher als bis zum Großmeister Tempelherren hinaufsteigen sollte (24).

(24) Ich beschreibe die Ceremonien dieses Grabes, so wie ich sie gesehen habe. Ich könnte noch die fünf Schritte hinzufügen, die man künstlicherweise machen muß, indem man sich dem Grabmale nähert, welches während der ganzen Meister-Maurer-Sitzung, an seiner Stelle stehen blieb; gleichwohl sagt man mir, daß es an einigen Orten, nach der Aufnahme des neuen Meisters verschwindet.


Diese ganze Decoration trift man in den alten Mysterien der Kinder des Manes wieder an, die Ceremonie ist eben die, die sie Bema nannten. Sie versammleten sich auch um ein Leichengerüst, welches eben so viel Stufen erhaben und mit der Cermonie angemessenen Verzierungen bedeckt war. Sie machten dem unter dem Gerüste Ruhenden große Ehrenbezeugungen; aber diese Ehrenbezeugungen waren alle an Manes gerichtet, dessen Tod sie feyerten. Sie widmeten diesem Feste grade die Zeit, wenn die Christen den Tod und die Auferstehung Jesu Christi feyern (25). Ein Vorwurf der oft von den Christen ihnen gemacht wurde; und eben dieser Vorwurf wird noch heutiges Tages den Maurern-Rosenkreutzern gemacht, über die Gewohnheit, ihre anstössigen Feyerlichkeiten grade um dieselbige Zeit jedesmahl zu wiederhohlen. (Mr. le Franc grade de Rosé-croix. (26))

(25) Plerumque Pascha nullum celebrant. - sed Pascha suum, id est diem, quo Manichaeus occisus, quinque, gradibus instructos tribunali, et pretiosis linteis adornato; ac in promptu [orig. promtu] posito, et objecto adorantibus, magnis honoribus prosequuntur. (August, contra epist. Manich.)

(26) Ich fürchte einerwärts gesagt zu haben, der Hauptfesttag der Rosenkreutzer sexy der Char-Freytag; das würde aber eine irrige Angabe seyn, denn ihren Statuten zufolge sollen sie am grünen Donnerstage sich versammlen, eben auch, um die maurerische Osterfeyer, der der Christen entgegen zu stellen.

In dem maurerischen Spielwerk, sind die mysterieusen Worte, welche den ganzen Sinn jener Ceremonie in sich fassen, Mac-Benac. Die buchstäbliche Erklärung dieser Worte ist, wie die Maurer sie geben; das Fleisch verläßt die Knochen. Diese Erklärung bleibt selbst ein Mysterium, welches aber durch die Marter des Manes sich auflöset. Dieser Ketzereystifter hatte verheissen, das Kind des Königs von Persien durch seine Wunder gesund zu machen, wenn alle Aerzte entfernt würden. Der Prinz stirbt, Manes entfliehe, wird aber endlich entdeckt und zum König geführet, der Ihn mit Rohrstacheln lebendig schinden ließ. (Epiph. Baronius, Fleuri [orig. Fleury] etc.)

Das ist zuverlässig die deutlichste Erklärung des Mac-Benac, das Fleisch verläßt die Knochen; er ward lebendig geschunden (27).

(27) Wollte man sagen, daß in gedachtem Grade, alles auf Adoniram und den salomonischen Tempel hinzuweisen und sich zu beziehen scheine; so würde ich antworten: Ja, den Worten nach; aber in Absicht auf die Sachen, findet sich in der Geschichte von Salomon und dem Tempel nichts vom Tode Adonirams, alles ist allegorisch, und die Allegorie ist einzig und allein auf Manes anwendbar. Auf die Tempelherren lässet sich das Mac-Benac nicht deuten. Lange vor ihrer Zeit erscheinet überdem die Ceremonie; sie haben die Fabel ihrem Ordensgelübde gemäß, wohl verändern können, die Sachen haben sie aber gelassen, und das wesentliche Wort Mac-Benac, welches alles auf Manes hinweiset. In einigen Logen wird dieses Wort durch, er hat den Sohn getödtet, erkläret, ohne zu sagen, wessen Sohn. Ich habe eine Abhandlung gesehn, nach welcher man Boneh, anstatt Benac sagen, und dieses: er hat den Baumeister getödtet, auslegen müste. Andere, die bloß an die Anfangsbuchstaben M. B. sich hatten, finden darin nur Molay-Burgundus. Zuviel würde ich über diese Abweichung zu sagen haben, und halte mich also an die gewöhnliche Erklärung.


12) Selbst der Umstand mit dem Rohr kommt unsern Vergleichungen zu Hülfe. Man wundert sich zu sehen, daß die Rosenkreutzer ihre Ceremonien damit anheben, daß sie in traurigen Stillschweigen sich an die Erde setzen, dann aufstehen, und mit langen Rohren einhertreten. (Siehe Mr. !e France. Grade de Rose-Croix.) Auch dieses erkläret sich, wenn man weiß, daß die Manichäer grade eine solche Stellung annahmen, indem sie affectirten auf Matten von Rohr geflochten zu sitzen, oder gar zu schlafen, um die Todesart ihres Meisters ihrem Geiste immer gegenwärtig zu erhalten. (Cent. Magd. Baron. etc.) Von diesem Gebrauche wurden sie Matarii benahmt.

Die ächte Geschichte der Manichäer würde uns noch weit mehr Gleichheiten darbieten. Wir würden bey ihnen z. B., die Brüderschaft in ihrem ganzen Umfange finden, die die Maurer hoch erheben, und ihr ganzes Bestreben sich einander zu helfen; eine gewiß sehr lobenswürdige Brüderschaft, wenn man ihr nicht vorwerfen könnte, daß sie ausschliessend wäre. Die Maurer scheinen diesen Vorwurf zu verdienen; das ist noch ein ächtes Ueberbleibsel der Manichäer. Eifrig beflissen ihre Brüder zu unterstützen, waren sie ausnehmend hartherzig gegen einen jeden andern Nothdürftigen. Quin et homini mendico, nisi Manichaeus sit, panem et aquam non porrigunt. (Aug. de Morib. Manich. et cont. Faust.) Hinzusetzen müssen wir gleichwohl, daß viele Maurer, und selbst viele Logen, ihre Wohlthaten auch über Profane, oder nicht zu ihnen Gehörende, verbreiten.

Wir könnten auch noch bey den Manichäern, wie bey Freymaurern, einen gleichen Eifer zur Fortpflanzung ihrer Mysterien, bemerklich machen. Die heutigen Adepten rühmen sich der Verbreitung ihrer Logen über den ganzen Erdboden. Derselbige Verbreitungsgeist beseelte auch den Manes und seine Anhänger. Auf seinen Befehl gegen Addas, Hermann und Thomas aus, seinen Mysterien Eingang zu verschaffen, der eine nach Judäa, der zweite nach Egypten, und der dritte nach Morgenland, mittlerweile er selbst, in Persien und in Mesopotamien predigte. In der Folge hatte er zwölf Apostel, und, wie einige Geschichtschreiber sagen, gar zwey und zwanzig. In kurzer Zeit sahe man darauf, seine Adepten über die ganze Erde verbreitet, wie heutiges Tages die Freymaurer. (Cent. Magd. ex Epiph.)

Ich halte mich an die auffallendsten Nachrichten, welche uns sagen, daß die verborgensten oder Hinterhalts-Grade der Freymaurerey auf das Bama der Kinder oder Abkömmlinge des Manes sich gründen. Er war es, der an den Königen, die lebendig ihn hatten die Haut abziehen lassen, sollte gerochen werden, an den Königen, die ohnehin, nach seiner Lehre, von dem bösen Geiste eingesetzt waren; das wiederzufindende Wort war die Lehre selbst, welche auf die Trümmer des Christenthums sollte gebauet werden.

Die Tempelherren, von Adepten die in Palästina und in Egypten sich verbreitet hatten, unterrichtet, schoben dem Manes, ihren Großmeister Molay als den Gegenstand ihrer an den Königen zu nehmenden Rache, unter; der Sinn der Mysterien und der Allegorie blieb derselbige. Immerfort bezielet er die Vertilgung der Könige und des Christenthums, den Umsturz der Reiche und Altäre, um die Gleichheit und Freyheit des ganzen menschlichen Geschlechts einzuführen.

Nichts weniger als schmeichelhaft ist dieses Resultat für die Freymaurer, als Vater oder Stifter ihrer Logen, und ihres ganzen Gleichheits- und Freyheits-Lehrgebäudes, stellet es ihnen, einen, seiner Betrügereyen halber, lebendig geschundenen Sklaven dar.

So erniedrigend eine solche Abstammung ist; so leitet nichtsdestoweniger der einzig zu nehmende Weg, um zur Quelle ihrer Mysterien zu gelangen, nur dahin. Ihre verborgenste Geheimnisse haben diesen zu rächenden Menschen, und das im dritten Grade wiederzufindende Wort, oder Lehre, zum Gegenstande. Der ganze dritte Grad ist nichts weiter, als ein fühlbarer einleuchtender Nachhall des Bema der Elus des Manes; das berüchtigte Mac-Benac läßt nur durch die Todesart des Manes deutlich sich erklären; alles führet zu dem Sklaven der Wittwe des Scythiers zurück (28).

(28) Sollte dieses nicht auch noch einen Gebrauch der Maurer erklären? wenn sie sich in irgend einer Gefahr befinden, und Hofnung haben, von Brüdern gehöret, erkannt zu werden, und Hülfe zu erhalten; so heben sie die Hände über den Kopf irr die Höhe, und rufen: kommt herbey, ihr Kinder der Wittwe.

Wenn unsere heutige Maurer es nicht wissen, so wusten es doch die alten Adepten, und die ganze Geschichte bezeuget es; Manes ward von dieser Wittwe des Scythiers an Kindesstatt angenommen, er erbete die Reichthümer, die sie von ihrem Manne erhalten hatte. Herbey ihr Kinder der Wittwe, bezeichnet also abermahls ganz natürlich, die Schüler des Manes.


Man kann die Freymaurer auffordern, etwas dem Mac-Benacgrade ähnliches, vor oder nach dem Bema der Manichäer aufzufinden, wenn es nicht in dem Bema selbst ist. Bis dahinauf muß man sich also erheben, und dort stille stehen, um die Quelle der maurerischen Mysterien zu entdecken.

Das Stillschweigen der am besten unterrichteten Maurer, über diesen Ursprung, kann zwar wohl beweisen. daß er demüthigend ist, nicht aber, daß er ihnen gänzlich unbekannt sey. Schwer ists wenigstens zu denken, daß, da sie so oft in ihren Mysterien der Kabale, den, wie der ihrige, in einen guten und bösen Gott, abgetheilten Jehova des Manes commentiret haben, sie den großen Urheber dieses Systems, oder den, dessen Namen die Sekte des gedoppelten Gottes träget; den, wegen seiner Gewandtheit in allen Mysterien, oder in der Zauber- oder Sterndeuterkunst überdem so berüchtigten, Manes nicht kennen sollten.

Schwerlich ist dem Helden der Martinisten entgangen. daß seine Offenbarung oder Lehre eine und dieselbige ist mit der jenes Heresiarchen [que son apocalypse étoit celle de ce même hérésiarque]. Schwerlich ist dem Condorcet, indem er dem Ursprunge der geheimen Gesellschaften nachspürte, und die Tempelherren den Albigensern so nahe brachte, entgangen, was die ganze Geschichte ihm sagte, nemlich: daß die Albigenser, mit allen ihren verschiedenen Zweigen (wovon jedoch die Waldenser auszunehmen sind) im Grunde nichts anders als Manichäer waren; daß alle den Tempelherren angeschuldigte Schändlichkeilen, gerade dieselben sind, deren man die Manichäer bezüchtigte; und daß alle diese abscheulichen Dinge durch die Lehre des Manes sich auflösen.

Wenn man endlich unter den hervorstechenden Adepten der Freymaurerey, die Lalande, Dupuis, le Blond, de Launaye, bemühet siehet, den Mysterien der christlichen Religion, die Irrthümer der Manichäer und Perser unterzuschieben; so ist es noch weit schwerer zu glauben, daß diesen tiefeingeweyheten Adepten, der wahre Urheber ihrer Mysterien nicht bekannt seyn sollte. (S. les Observations de Mr. Franc sur l’histoire generale et particuliere des Relig. Chap. 1.)

Unsere Absicht insbesondere war bey allen Nachforschungen ungleich weniger, alle Brüder zu demüthigen, als die Fallstricke einer, mit großem Rechte vom ersten Anfange ihrer Entstehung, beschimpften Sekte zu enthüllen. Vor allen Dingen ist unsere Absicht dahin gerichtet, daß man endlich begreife, wie sehr der Religion und den Staaten daran gelegen seyn muste, den großen Zweck einer in allen Weltheilen verbreiteten geheimen Gesellschaft zur Gewißheit zu bringen; einer Gesellschaft, deren ganzes Geheimniß ohnbezweifelt in den Worten stecket, die den Adepten gleich im ersten Grade der Maurerey vertrauet werden, nemlich: Gleichheit und Freyheit; einer Gesellschaft, deren wichtigste Mysterien nur in der Deutung dieser Worte, im ganzen Umfange, den die Revolution der Jakobiner ihnen beygelegt hat, bestehet.

Der heftige Unwillen eines Sklaven über seine Fessel, giebt ihm die Worte: Gleichheit und Freyheit ein; und das Gefühl von der Niedrigkeit seines ersten Zustandes macht ihn glauben, daß nur der Dämon oder böse Geist, der Stifter der Staaten habe seyn können, wo Herren und Diener, Könige und Unterthanen, Obrigkeiten und Untergebene sich finden. Er macht diese Staaten zu Werken des Teufels, und legt seinen Schülern den Eid auf, sie zu zerstören. Zu gleicher Zelt siehet er sich im Besitz einer Erbschaft, von Büchern und vielen Abgeschmacktheiten eines Philosophen, der ein berüchtigter Sterndeuter und Zauberer gewesen. Aus diesem Unrath, und aus allem was sein Haß gegen die verschiedenen Stände und die Gesetze in der menschlichen Gesellschaft, ihm eingab, setzte er den ungeheuren Codex seiner Lehrsätze zusammen. Er schaft Mysterien, vertheilt seine Anhänger in verschiedene Grade, und ordnet seine Sekte an. Nur zu rechtmässig, seiner Betrügereyen halber, bestraft, macht er derselben dennoch sterbend zur Pflicht, seine Hinrichtung zu rächen, und sie als einen neuen Grund zum Königshasse zu betrachten.

Diese Sekte verbreitet sich im Orient und Occident; mit Hülfe des Mysteriums erhält sie sich und pflanzet sich fort; in jedem Jahrhundert trift man sie wieder an. Ohngeachtet sie einmahl in Italien, in Frankreich und Spanien erloschen war, kommt sie dennoch daselbst im eilften Seculo, aus dem Orient wieder zum Vorschein. Die Tempelherren nehmen ihre Mysterien an, und die Vertilgung der Tempelherren bietet der Sekte eine Wendung in ihrem Getreibsel [une nouvelle tournure à prendre dans ses jeux] dar. Der Haß gegen die Könige und gegen den Gott der Christen gewinnet darin durch neue Antriebe immer mehr Stärke. Die Jahrhunderte und die Sitten, verändern wohl die Gestalten, und mässigen die Meinung, aber das Wesen bleibet. Immer soll das vorgebliche Licht der Gleichheit und Freyheit verbreitet; die Herrschaft der vorgeblichen religiösen und politischen Tyrannen, der Bischöfe und der Priester, der Könige und des Gottes der Christen vernichtet werden, um dem Volke die doppelte Gleichheit, die doppelte Freyheit zu verschaffen, welche weder die christliche Religion, noch die Gewalt der Regenten duldet. Die Grade der Mysterien häufen sich, und es werden mehrere Vorsichtsmaaßregeln gegen den Verrath derselben genommen; der vornehmste der Schwüre oder Eide hat immer den Haß gegen den gekreuzigten Gott und gegen die Könige, zum Ziele.

So lautet die Geschichte der verrätherischen Freymaurerey, so ist der Grund ihrer Geheimnisse beschaffen. Der Leser beliebe die Beweise zusammen zu stellen, welche wir aus der Beschaffenheit der maurerischen Grade selbst hergenommen haben; diejenigen ferner, welche die Lehre der gelehrtesten und eifrigsten Maurer von ihren Mysterien mir dargeboten hat; und endlich diejenigen, die wir aus ihren eigenen Meinungen, über den Ursprung ihrer Gesellschaft abgeleitet haben.

Man erwege nächstdem, wie wir uns genöthiget gesehen haben, von Condorcet und den heutigen Freymaurern, zum kurbischen Sklaven in die Höhe zu steigen, und bey diesem Ketzereystifter stille zu stehen, um in ihm und seinen Anhängern, die wahren Urheber der Lehrsätze und maurerischen Mysterien zu entdecken; dann wird man inne werden, was von dem Ursprunge ihrer höchsten Mysterien, den sie uns selbst an die Hand geben, zu halten seyn könne.

Uns bleibt nun noch zu erweisen übrig, wie eben diese Mysterien den gegen den Gott des Christenthums, und gegen alle Könige verschwornen Sophisten, zum großen Hebel, die Komplotte zu beschleunigen, und die Resolution herbeyzuführen, haben dienen können. Wir wollen jedoch dieses Kapitel nicht schliessen, ohne die schuldige Ehrenerklärung gegen diejenigen Freymaurer aller Länder zu wiederholen, die zu den höchsten Mysterien der Sekte niemahls Zugang erhielten oder verlangten.

Bewundern müssen wir die Weisheit der englischen Nation, welche, indem sie die überhand genommene Verbreitung der Maurerey zugelassen, doch die Adepten bey dem Grade stillestehen gemacht hat, über welchen weiter hinaus man nicht gehen konnte, ohne gefährlichen Deutungen sich auszusetzen. Zu bewundern ist noch insbesondere, daß sie aus eben den Mysterien, die anderwärts nur eine tief angelegte Conspiration gegen den Staat und die Religion bedecken, eine wohlthätige Quelle für den Staat zu machen gewußt hat.

Je mehr wir uns haben angelegen seyn lassen, das zu enthüllen, was die Freymaurer in ihren Hinterhalts-Logen den Staaten Gefahr drohendes verhandeln; je weniger schwer fällt es uns auf der andern Seite, denjenigen Maurern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die bey den Grundsätzen einer wohlthuenden Gleichheit, und einer den Gesetzen unterworfenen Freyheit stehen bleiben.

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