Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist
Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
Der Täufer ist seit uralten Zeiten der Schutzpatron der Steinmetzengilden und der ihnen angeschlossenen Bruderschaften. Zumindest in England. Er wird schon 1136 auf einer Inschrift aus der Monrose-Abtei als Patron bezeichnet. Im übrigen hatten ihn auch die Zimmerleute zum Schutzheiligen erwählt. In den Ordonnanzen der Bruderschaft der Carpenters von London setzen diese eine Lichtstiftung ein "die brennen soll in der Kirche des hl. Thomas von Acon und der des St. Johann" (1333). Hingegen kennen ihn die Satzungen der Masons von Lincoln 1321 noch nicht. Die Gilde ist gegründet "in honore Domini nostri Jesu Christi et beatae Mariae virginié et omnium sanetorum" (A, Q. C. XLII. Part. 1.).
Nach Wolfstieg hatten die süddeutschen Steinmetzen als Schutzpatrone die Vier Gekrönten (Quatuor Coronati), während die norddeutschen und englischen sich zu St. Johann bekannten. Nur die Rochlitzer Bauhüttenordnung spricht vom Täufer. Daß dem Johannistag in Deutschland bei den Tagungen der Haupthütte keine besondere Bedeutung zukam, ist auch aus den Versammlungstagen ersichtlich, die ganz willkürlich, ohne Beziehung auf ein besonderes Patronsfest, einberufen wurden, April 1459 und 1464, Michaelis (28. Sept.) 1459, Juli 1518 usw. Dagegen beging der "Bund der ausgewiesenen Steinmetzen" noch 1872 in Wien und 1862 in Budapest seinen sogenannten Ausweis am 24. Juni.
Thomas Gerstenbrein in Klausenburg, der selbst ausgewiesener Steinmetz ist, schreibt, das dieser Ausweis zweimal jahrlich stattfand: am 24 Juni, dem Tag des Täufers als Schutzpatron der Steinmetzbruderschaft, und am 27. Dezember, dem Festtag des Evangelisten als Schutzpatron der Klosterbauhütte. In den schottischen Logen wurde Johann der Evangelist ausschließlich verehrt. Alle Logen legten sich seinen Namen bei: "St. John's Lodge". Er wurde bildlich dargestellt mit einer Schriftrolle in der einen und einem Kelch in der anderen Hand, aus dem sich eine Schlange hervorringelte. Zu seinen Füßen der Adler. Die Schlange erinnert hierbei an die erfolglosen Versuche, ihn zu vergiften.
Jedenfalls wurde aber dann späterhin der Täufer der unbestrittene Schutzpatron. Die Gründung der Großloge von London fand 1717 an seinem Festtage statt. Im allgemeinen wird auch das Johannisfest am 24. Juni, dem Geburtsfest von Johannes dem Täufer, von fast allen Logen begangen, in englischen und einzelnen deutschen Logen wird auch der dem Evangelisten geweihte Tag, das Winter-Johannisfest (St. John in Harvest), am 27. Dezember gefeiert. Die symbolische Deutung der Figur des Vorläufers Christi, des Täufers, ist sicherlich erst freimaurerischen Ursprungs. Hierher gehört auch die in englischen und amerikanischen Logen übliche Figur der zwei Parallel-Linien, die einen Kreis berühren. Das englische Ritual sagt hierzu:
"In allen regulären, richtig eingesetzten Logen gibt es einen Punkt in einem Kreis, um den herum die Brüder nicht irren konnen. Der Kreis ist gegen Nord und Süd eingeschlossen von zwei parallelen Linien, von denen die eine Moses, die andere den König Salomo vorstellt. Gehen wir um diesen Kreis herum, so müssen wir beide Linien berühren.
Der Punkt in der Mitte stellt den Maurer vor der, wenn er um den Kreis herumgeht, nicht irren kann."
In amerikanischen Logen werden die beiden parallelen Linien als Johann der Täufer und Johann der Evangelist gedeutet (s. auch Johannisfest).
Siehe auch
- Sammelseite Johannis