Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist

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Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Der Täufer ist seit uralten Zeiten der Schutzpatron der Steinmetzengilden und der ihnen angeschlossenen Bruderschaften. Zumindest in England. Er wird schon 1136 auf einer Inschrift aus der Monrose-Abtei als Patron bezeichnet. Im übrigen hatten ihn auch die Zimmerleute zum Schutzheiligen erwählt. In den Ordonnanzen der Bruderschaft der Carpenters von London setzen diese eine Lichtstiftung ein "die brennen soll in der Kirche des hl. Thomas von Acon und der des St. Johann" (1333). Hingegen kennen ihn die Satzungen der Masons von Lincoln 1321 noch nicht. Die Gilde ist gegründet "in honore Domini nostri Jesu Christi et beatae Mariae virginié et omnium sanetorum" (A, Q. C. XLII. Part. 1.).

Nach Wolfstieg hatten die süddeutschen Steinmetzen als Schutzpatrone die Vier Gekrönten (Quatuor Coronati), während die norddeutschen und englischen sich zu St. Johann bekannten. Nur die Rochlitzer Bauhüttenordnung spricht vom Täufer. Daß dem Johannistag in Deutschland bei den Tagungen der Haupthütte keine besondere Bedeutung zukam, ist auch aus den Versammlungstagen ersichtlich, die ganz willkürlich, ohne Beziehung auf ein besonderes Patronsfest, einberufen wurden, April 1459 und 1464, Michaelis (28. Sept.) 1459, Juli 1518 usw. Dagegen beging der "Bund der ausgewiesenen Steinmetzen" noch 1872 in Wien und 1862 in Budapest seinen sogenannten Ausweis am 24. Juni.

Thomas Gerstenbrein in Klausenburg, der selbst ausgewiesener Steinmetz ist, schreibt, das dieser Ausweis zweimal jahrlich stattfand: am 24 Juni, dem Tag des Täufers als Schutzpatron der Steinmetzbruderschaft, und am 27. Dezember, dem Festtag des Evangelisten als Schutzpatron der Klosterbauhütte. In den schottischen Logen wurde Johann der Evangelist ausschließlich verehrt. Alle Logen legten sich seinen Namen bei: "St. John's Lodge". Er wurde bildlich dargestellt mit einer Schriftrolle in der einen und einem Kelch in der anderen Hand, aus dem sich eine Schlange hervorringelte. Zu seinen Füßen der Adler. Die Schlange erinnert hierbei an die erfolglosen Versuche, ihn zu vergiften.

Jedenfalls wurde aber dann späterhin der Täufer der unbestrittene Schutzpatron. Die Gründung der Großloge von London fand 1717 an seinem Festtage statt. Im allgemeinen wird auch das Johannisfest am 24. Juni, dem Geburtsfest von Johannes dem Täufer, von fast allen Logen begangen, in englischen und einzelnen deutschen Logen wird auch der dem Evangelisten geweihte Tag, das Winter-Johannisfest (St. John in Harvest), am 27. Dezember gefeiert. Die symbolische Deutung der Figur des Vorläufers Christi, des Täufers, ist sicherlich erst freimaurerischen Ursprungs. Hierher gehört auch die in englischen und amerikanischen Logen übliche Figur der zwei Parallel-Linien, die einen Kreis berühren. Das englische Ritual sagt hierzu:

"In allen regulären, richtig eingesetzten Logen gibt es einen Punkt in einem Kreis, um den herum die Brüder nicht irren konnen. Der Kreis ist gegen Nord und Süd eingeschlossen von zwei parallelen Linien, von denen die eine Moses, die andere den König Salomo vorstellt. Gehen wir um diesen Kreis herum, so müssen wir beide Linien berühren.
Der Punkt in der Mitte stellt den Maurer vor der, wenn er um den Kreis herumgeht, nicht irren kann."

In amerikanischen Logen werden die beiden parallelen Linien als Johann der Täufer und Johann der Evangelist gedeutet (s. auch Johannisfest).

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Johannes der Täufer

Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_der_T%C3%A4ufer

Johannes der Täufer (hebräisch Yokhanan HaMatbil יוחנן המטביל; syrisch ܝܘܚܢܢ ܡܥܡܕܢܐ Jochanan Mamdana; griechisch Ἰωάννης ὁ βαπτιστής Iōánnēs o Baptistḗs; lateinisch Io(h)annes Baptista) war ein jüdischer Bußprediger, der um 28 n. Chr. in Galiläa und Judäa auftrat. Er wirkte im palästinischen Judentum und hatte auch in der jüdischen Diaspora Anhänger. Seine Historizität ist umstritten, wird aber nach heute vorherrschender Ansicht durch den jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus verbürgt.

Johannes wird im von Urchristen in griechischer Sprache verfassten Neuen Testament als Prophet der Endzeit und Wegbereiter Jesu Christi mit eigener Anhängerschaft dargestellt. Im Anschluss daran verehren ihn viele Kirchen als Heiligen. Die Mandäer führten ihre Religion auf ihn zurück und sehen ihn als ihren wichtigsten Reformator. Im Koran, der heiligen Schrift des Islam, ist Johannes der drittletzte Prophet vor ʿĪsā ibn Maryam (Jesus) und Mohammed (Sure 3,39).

Quellen

Quellen für mögliche Informationen zu Johannes dem Täufer sind die vier Evangelien des NT, die Apostelgeschichte des Lukas und der Abschnitt Antiquitates Judaicae XVIII 5, 2 von Flavius Josephus. Ihre Darstellungen unterscheiden sich stark und spiegeln Aussageabsichten der Verfasser wider:

  • Nach Mk 1,2–15 EU erscheint Johannes als Vorläufer und Wegbereiter Jesu, den das Markusevangelium als Sohn Gottes und Menschensohn darstellt.
  • Texte wie Mt 3,7–10 EU par. Lk 3,7–9 EU sowie Mt 3,11f. EU par. Lk 3,16f. EU sind wort- und bildgewaltige Drohpredigten, die das nahe Endgericht Gottes verkünden. Sie lassen Johannes als apokalyptischen Bußprediger erscheinen. Sie werden der hypothetischen Logienquelle Q zugeordnet, die aus übereinstimmenden Texten der Synoptiker erschlossen und deren schriftliche Fixierung oft auf 40 bis 60 datiert wird.
  • Lk 1,5–2,29 EU, ein Teil der Weihnachtsgeschichte, stellt die Ereignisse vor Johannes’ und Jesu Geburt weitgehend parallel dar: Ihre Geburten werden von einem Engel als Gottes Erwählung und Sendung zur endgültigen Befreiung ganz Israels angekündigt. Die Jesus-Begebenheiten überbieten jedoch jeweils die Johannes-Begebenheiten.
  • In Joh 1,7–18 EU und Joh 1,19–36 EU erscheint der Täufer hauptsächlich als erster und entscheidender Zeuge für Jesus, den fleischgewordenen Logos und Überwinder des gottfeindlichen Äons.
  • Bei Flavius Josephus erscheint Johannes als asketisches Vorbild, der die Vorschriften der Tora für einen Nasiräer einhält und Juden zu wiederholten Reinigungsbädern anhält. Die Endgültigkeit seiner Taufe als letzte Chance zur Umkehr, die die urchristlichen Texte betonen, fehlt hier.

Geburt und Kindheit

Von geringem historischem Gewicht dürften die Erzählungen über die Geburt und Kindheit des Täufers in Lk 1–2 EU sein. Hier vermuten manche Theologen Personallegenden aus dem Kreis der Täuferverehrer, die die spätere Bedeutung des Täufers schon auf die Ereignisse um die Geburt und Kindheit des Johannes übertragen und mithilfe alttestamentlicher Motive ausmalend veranschaulichen wollen. Doch sind auch diese Texte für eine historische Rekonstruktion keineswegs unergiebig.

Wahrscheinlich stammt Johannes aus priesterlichem Geschlecht: Nach Darstellung des Lukasevangeliums war Johannes der Sohn des Priesters Zacharias aus der Priesterklasse Abija und der Elisabet aus dem Geschlecht Aarons (Lk 1,5 EU). Da die Priesterklasse Abija eine der unbedeutenderen der 24 Priesterklassen (1 Chr 24,19 EU) war, könnte es sich durchaus um eine zuverlässige Angabe handeln.

Geboren wurde Johannes nach Lk 1,5 EU „zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa“; dieser regierte von 38 v. Chr. bis 4 v. Chr. In Lk 1,39 EU erfährt der Leser als Wohnort der Elisabet: „eine Stadt im Bergland von Judäa“. Schon diese unpräzise gehaltenen Angaben weisen auf das geringe historische Interesse des Verfassers hin, dem wesentlich an einer Aussage auf der theologischen Bedeutungsebene gelegen ist.

Von Lk 1,80 EU ausgehende Spekulationen über einen Qumran-Aufenthalt des jungen Johannes lassen sich historisch nicht verifizieren. Bei der Angabe „lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten“ dürfte das Motiv des Aufenthalts und Wirkens in der Wüste, das den Täufer als Propheten kennzeichnet, auf die Zeit vor seiner Berufung vorgezogen worden sein.

Zeit und Ort des Auftretens

Nach Angaben in Lk beginnt das Auftreten des Johannes „im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius“ (Lk 3,1 EU), was auf die Jahre 26–29 n. Chr. verweist. Das 15. Regierungsjahr von Tiberius war im Jahre 26/27 oder 29/30 n. Chr., je nachdem ob man seine Regierungsjahre ab dem Zeitpunkt seiner Mitherrschaft mit Augustus (Herbst 12) oder ab dem Zeitpunkt seiner Alleinherrschaft (August 14) rechnet. Die Unschärfe der Datierung ergibt sich auch aus der Unsicherheit, ob der Autor das Jahr nach der im Orient gebräuchlichen seleukidischen oder der römischen Zeitrechnung beginnen ließ.

Die biblischen Ortsangaben geben einen widersprüchlichen Befund über den Ort des Auftretens des Täufers: in der Wüste am Jordan (Mk 1,3–5 EU), in der Wüste von Judäa (Mt 3,1 EU), Betanien, jenseits des Jordans (Joh 1,28;10,40 EU) oder in Aenon bei Salim (Joh 3,23 EU). Reisegruppen wird in heutiger Zeit sowohl am Westufer des Jordans (Westjordanland) wie am Ostufer (Jordanien) die „authentische“ Taufstelle präsentiert. Die besseren Argumente dürfte aber die jordanische Ostseite für sich beanspruchen. Nur dort, im Peräa der Bibel, hatte Herodes Antipas das Recht, den Täufer gefangenzusetzen (Mk 6,17–29 EU; Jos Ant XVIII 5,2); auch alttestamentliche Traditionen scheinen bei der Ortswahl für Johannes eine Rolle gespielt zu haben (Jos 3 und 4 EU; 2 Kön 2,1–18 EU). Erst in späteren Jahrhunderten wurde die Taufstelle vor allem aus praktischen Gründen am westlichen Jordanufer lokalisiert; frühestes Zeugnis für diese Tradition ist das berühmte Mosaik von Madaba (6. Jahrhundert), die älteste erhaltene Karte Palästinas.

Das öffentliche Wirken

Etwa um die Jahre 26/27 oder 29/30 n. Chr. begann Johannes der Täufer sein öffentliches Wirken. Sein Hauptwirkungsgebiet war im damaligen Peräa auf der anderen Seite des Jordans gegenüber von Jericho. Er führte ein betont asketisches Leben – laut Mk 1,6 EU soll er sich von Heuschrecken[10] und wildem Honig ernährt haben, laut Mt 11,18 EU aß und trank er gar nichts. Er predigte im Stil der alten Propheten und taufte (die Taufe bestand damals in einem Eintauchen ins Wasser, vgl. Wortherkunft). Johannes rief zur Umkehr auf und kündigte das Kommen des Gottesreiches und „eines Stärkeren“ zum endzeitlichen Gericht an (Mt 3,1.11-12 EU; Lk 3,4.15-17 EU). Damit gilt er im Christentum als Wegbereiter der unmittelbar bevorstehenden Ankunft des Messias und wird mit Elija in Verbindung gebracht.

Die Anhängerschaft von Johannes war zahlreich, darunter auch Jesus von Nazaret, der sich durch ihn taufen ließ. Johannes und Jesus gehören mit ihrer Gerichtsbotschaft zur prophetischen Tradition Israels und standen damit außerhalb der jüdischen Gruppen ihrer Zeit, die auch keine Taufe kannten. Jesus scheint mit Billigung des Johannes am Jordan getauft zu haben (Joh 3,22 EU; Joh 4,1–2 EU).

Auf die Frage von im Dienste der Herodesdynastie stehenden jüdischen Soldaten: Was sollen wir tun? antwortete Johannes: Tut niemandem Gewalt an, erpresst niemanden und begnügt euch mit eurem Solde (Lk 3,14 EU). Viele dieser Soldaten wurden Anhänger des Johannes. Ein Teil der Anhängerschaft des Johannes schloss sich nach dessen Tod Jesus von Nazaret an (z. B. Apg 19,1–7 EU). In der späteren Geschichte findet man die Johannesjünger unter dem Namen Mandäer wieder.

Gefangennahme

Herodes Antipas war verheiratet mit Phasaelis, der Tochter des Nabatäer-Königs Aretas IV. Später vermählte er sich noch mit Herodias, der Frau seines Halbbruders Herodes Boethos, der im Neuen Testament „Philippus“ genannt wird (wohl ein Beiname). Um Herodias heiraten zu können, verstieß Herodes Antipas seine erste Frau Phasaelis.

Nach den Evangelien wurde Johannes ins Gefängnis geworfen, kurz nachdem er Jesus getauft hatte, d. h. zu Anfang der öffentlichen Wirksamkeit Jesu (Mt 4,12; Mk 1,14; Lk 3,19-20). Die Forschung datiert die Gefangennahme auf 27/28 oder ca. 30/31. Der Grund für die Gefangennahme war nach den Evangelien, dass Johannes Herodes Antipas dafür kritisiert hatte, dass er die Frau seines Bruders geheiratet hatte (Mt 14,4 EU; Lk 3,19). Nach Flavius Josephus war der Grund seiner Inhaftierung, dass Herodes fürchtete, „das Ansehen des Mannes, dessen Rat allgemein befolgt zu werden schien, möchte das Volk zum Aufruhr treiben“ (Ant. Jud. 18,5,2). Er hielt ihn auf seiner Grenzfestung Machaerus am Toten Meer gefangen.

Hinrichtung

Nach Mk 6,17–29 EU und Mt 14,3–12 EU soll die Tochter von Herodes’ Frau Herodias, von dieser dazu angestiftet, von Herodes den Kopf Johannes’ des Täufers als Belohnung für einen Tanz gefordert und erhalten haben. Der Name Salome der Tochter wird in den Evangelien nicht genannt, wohl aber bei Flavius Josephus (Jüd. Alt. XVIII 5,4), der jedoch den konkreten Anlass für die Hinrichtung nicht erwähnt. Über ihren Ort schweigen wiederum die Evangelien; nach Josephus geschah sie auf der Festung Machaerus am Toten Meer, welche die Grenze zwischen dem Territorium von Antipas und dem von Aretas sicherte (Jüd. Alt. XVIII 5,2).

Die Hinrichtung erfolgte wahrscheinlich im Jahre 28/29 oder 31/32 und nach den Evangelien am Geburtstag des Herodes Antipas, den man bis heute nicht kennt. Ein kirchlicher Gedenktag „Enthauptung des heiligen Johannes des Täufers“ wird am 29. August gefeiert. Unklar ist aber, ob dies dem historischen Todestag oder dem Weihetag der byzantinisch-fränkischen St. Johannes-Kathedrale in Samaria entsprechen soll, in der sich angeblich das Grab des Täufers befindet.

Krieg zwischen Herodes Antipas und Aretas

Phasaelis, die verstoßene Ehefrau von Herodes Antipas, hatte ihren Wohnsitz nach Machaerus verlegt. Von dort floh sie zu ihrem Vater Aretas (ca. 34/35 n. Chr.), wie der Geschichtsschreiber Josephus in Jüd. Alt. XVIII,5,1–2 berichtet. Die Beziehung zwischen Herodes Antipas und Aretas war bereits wegen Landstreitigkeiten belastet, die Heirat mit Herodias kränkte Aretas zusätzlich. Ein Waffengang schien unausweichlich.

Im Winter 34/35 oder 35/36 n. Chr. kam es zum Krieg. Die vorangegangene Exekution von Johannes dem Täufer hatte zur Folge, dass ein Teil der jüdischen Soldaten – nämlich die Anhänger von Johannes – Antipas die Unterstützung im Krieg gegen Aretas versagte. Herodes Antipas verlor den Krieg. Mit Hilfe der Römer konnte er zwar seine Macht behaupten, er musste aber als Kompensation die Stadt und Region Damaskus an Aretas abgeben (von 37 bis 39). Als Paulus aus Damaskus flüchtete, gehörte die Stadt zum Herrschaftsgebiet von Aretas (2 Kor 11,32 EU).

Das jüdische Volk interpretierte die Niederlage von Herodes Antipas gegen Aretas als Strafe Gottes dafür, dass er zuvor Johannes den Täufer hatte hinrichten lassen.

Zur Datierung des Todes

Nach einer längeren Gefangenschaft erfolgte die Hinrichtung des Johannes noch zu Lebzeiten Jesu (vgl. Mt 14,6–12; Mk 6,21–29). Beides ist demnach noch vor dem Tode Jesu zu datieren, den die meisten heutigen Chronologen ins Jahr 30, manche auch ins Jahr 33 datieren. Demnach setzt man die Gefangennahme des Johannes etwa um 27/28 bzw. 30/31 an und den Tod des Johannes um 28/29 bzw. 31/32.

Eine gewisse Schwierigkeit für diese von den Evangelien her erschlossene Chronologie kann man in der Darstellung des Geschichtsschreibers Josephus in den Antiquitates Judaicae sehen. Josephus berichtet wie die Evangelien, dass Herodes Antipas seine Frau verstieß, um die Frau seines Bruders heiraten zu können. (Wenn die Evangelien darin recht haben, dass Johannes’ Kritik daran der Grund für seine Inhaftierung war, müsste er bald danach ins Gefängnis gekommen sein.) Weiter berichtet Josephus aber, dass die verstoßene Frau zu ihrem Vater Aretas floh und dass dieser wegen der Schmach seiner Tochter, aber auch wegen Grenzstreitigkeiten einen Krieg mit Herodes anfing – und zwar nach dem Tod des Tetrarchen Philippus, der sich auf 33/34 datieren lässt. In diesem Krieg erlitt das Heer des Herodes eine Niederlage, und darin sahen die Juden eine Strafe Gottes für die Hinrichtung Johannes’ des Täufers.

Diese Darstellung der Ereignisse kann den Anschein erwecken, als habe man die Gefangennahme und die Hinrichtung des Johannes unmittelbar vor dem Krieg zwischen Aretas und Herodes anzusetzen und folglich erst nach 33/34. Gewöhnlich wird diese Schlussfolgerung aber nicht gezogen, weil sie entweder die etablierte Chronologie Jesu (wonach dieser 30 oder 33 gestorben ist) oder die Gleichzeitigkeit des öffentlichen Wirkens von Johannes und Jesus in Frage stellen würde. Der Bericht des Josephus stammt aus dem Jahr 94, also lange nach den Ereignissen und über 20 Jahre nach dem frühesten Evangelium, dem Markusevangelium. Josephus scheint hier, wie er es oft tut, im Rückblick einige um etliche Jahre auseinander liegende Geschehnisse summarisch so zusammenzufassen, als würden sie unmittelbar aufeinander folgen.

Islam

Auch der Koran erwähnt Johannes (als يحيٰ / Yaḥyā) und schildert, dass Zacharias Nachricht über die Geburt eines Sohnes von Engeln bekam. Er bat Allah um ein Zeichen, woraufhin Zacharias drei Tage lang (anders in der NT-Version) nicht zu den Menschen (Sure 3:38–41, 19:10) sprach. Der Koran gibt zwar keine Details zum Leben Johannes’, sagt aber, dass er „Weisheit“ hatte, „als er noch ein Kind war“ (19:13).

Es wird berichtet, dass Johannes mit wilden Tieren aß, da er den Kontakt mit anderen Menschen fürchtete. Überdies weinte Johannes sehr oft. Dies begründete er damit, dass die Brücke zwischen Hölle und Paradies nur mit Tränen überschritten werden könne.

Die Anhänger Johannes’ des Täufers werden im Koran vermutlich als Sabäer bezeichnet. Sie genießen, da sie Anhänger einer Buchreligion sind, im islamischen Staat besonderen Schutz, wenn sie die Dschizya (eine Steuer für Christen, Juden und Sabäer) leisten. Muslime nennen Johannes wie die Mandäer Yahya.

Verehrung in der Kirche

Johannes der Täufer ist einer der bedeutendsten Heiligen der orthodoxen und der katholischen Kirche. Er gilt als letzter und größter der Propheten, als adventlicher Wegbereiter Jesu und als Vorbild des Asketen.

Rezeption in der Alten Kirche

Die Kirchenväter griffen Johannes den Täufer als eine der maßgeblichen Gestalten der Evangelien auf und rangen um ein theologisches Verständnis des hl. Johannes, das sich mit der Christologie, die sich seit der Abfassung neutestamentlicher Schriften entwickelt hatte, vereinbaren ließe. Insbesondere die Taufe Jesu durch Johannes zwang Kommentatoren der Evangelien durch die Kirchengeschichte hindurch, hohe Christologie (Jesus als präexistenter Gottessohn) zu verbinden mit der Bitte Jesu, sich einer Taufe durch Johannes zu unterziehen. In der apokryphen Literatur befinden sich viele Beispiele für legendenhafte Ausschmückungen und erbauliche Frömmigkeitsliteratur, die die Kindheit Johannes’ des Täufers zum Gegenstand haben.

Feste

Das Fest der Geburt des Täufers ist der 24. Juni, der Johannistag, der in fast allen Kirchen begangen wird. Neben der Gottesmutter ist Johannes der Täufer der einzige Heilige, dessen Geburtsfest in der römisch-katholischen Liturgie mit einem Hochfest begangen wird. Das Datum des Johannistags leitet sich daher ab, dass Johannes nach dem Lukasevangelium sechs Monate älter als Jesus war; so wurde das Fest der Geburt des Täufers auf den Tag sechs Monate vor dem Heiligen Abend gelegt.

Auch der altkirchliche Gedenktag der Enthauptung Johannes’ des Täufers findet sich in den Festkalendern verschiedener christlicher Konfessionen, erlangte jedoch geringere Bedeutung als das Geburtsfest:

  • Alt-Jerusalemer Liturgie (29. August)
  • Orthodoxe Kirchen (29. August)
  • Römisch-katholische Kirche (29. August)
  • Armenisch-Apostolische Kirche (29. August, liturgisch am ersten Samstag nach Ostern gefeiert)
  • Koptisch-Orthodoxe Kirche (30. August)
  • Syrisch-Orthodoxe Kirche (als Fest am 7. Januar, ferner am 29. August, 20. Oktober und 15. Dezember)
  • Syrische Kirche des Ostens (7. Januar)
  • Anglikanische Gemeinschaft (29. August)
  • Lutheran Church – Missouri Synod (29. August)
  • Die Perikopenrevision der Evangelischen Kirche in Deutschland sieht die Einführung des Gedenktags am 29. August vor.

Die orthodoxen Kirchen kennen darüber hinaus noch die Gedenktage

  • 7. Januar (ältestes Johannesgedenken am Tag nach dem Erscheinungsfest, an dem auch die Taufe Jesu gefeiert wird);
  • 24. Februar (erste und zweite Auffindung des Hauptes Johannes’ des Täufers);
  • 25. Mai (dritte Auffindung des Hauptes Johannes’ des Täufers);
  • 23. September (Empfängnis Johannes’ des Täufers).

Johannes der Täufer ist Schutzpatron von Florenz und von Perth in Schottland, das deshalb lange als „St. John’s Toun“ bezeichnet wurde.

Attribute

Seine Attribute in der Ikonographie sind das Fellgewand, der Kreuzstab oder ein Lamm sowie der Zeigegestus auf Jesus, oft verbunden mit dem Spruchband „Ecce Agnus Dei“ („Seht das Lamm Gottes“). Meist wird der Heilige mager, mit langen Haaren und teils mit Flügeln dargestellt, um seine asketische und engelsgleiche Lebensweise zu betonen. Als Johannesknabe erscheint er häufig zusammen mit dem etwa gleichaltrigen Jesusknaben und Maria.

Johannes der Täufer erscheint auf der Ikonostase in orthodoxen Kirchen in der Regel an zentraler Stelle als Teil der Deësis, oder direkt rechts neben der zentralen Christus-Ikone, die Gottesmutter links von Christus. Einige orthodoxe Kirchen stellen statt Johannes den heiligen Nikolaus an dieser Stelle dar.

Taufkapellen sind häufig Johannes dem Täufer geweiht.

Als Johannisschüssel werden seit dem Mittelalter verbreitete Darstellungen mit dem Haupt des heiligen Johannes des Täufers auf einer Schüssel bezeichnet. Sie wurden vom Volk verehrt und besonders bei Kopfleiden in Hospitälern zur Schmerzlinderung herumgereicht.

In Irland wurde er auch unter dem Namen Searbhain („der Bitterzüngige“) verehrt – eine Bezeichnung, die eigentlich dem Unruhestifter Bricriu aus der vorchristlichen Mythologie zukam. Cill Searbhain ist eine Kirche auf dem Friedhof von Kilsharvan.

Johannes ist Schutzheiliger des Johanniter- bzw. Malteserritterordens. Siehe auch Johanniter.

Reliquien

Es gibt mehrere Orte, die beanspruchen, das Haupt des Heiligen als Reliquie zu besitzen. Zum einen die Kirche San Silvestro in Capite in Rom, daneben auch die Kathedrale von Amiens. Der dortigen Überlieferung zufolge brachte der Domherr von Picquigny Wallon de Sarton 1204 die Kopfreliquie als Kriegsbeute vom Vierten Kreuzzug aus Konstantinopel mit und übergab sie seinem Onkel, dem Bischof Richard de Gerberoy in Amiens.[19] Aber auch die Omayadden-Moschee (in vorislamischer Zeit die Johanniskathedrale) in Damaskus und die dem hl. Johannes geweihte Kirche im jordanischen Madaba beanspruchen, das Haupt des Täufers zu verwahren.

2010 wurde bei Ausgrabungen auf der Schwarzmeerinsel Sweti Iwan im Kirchenaltar des ehemaligen kaiserlichen Johannes der Täufer Klosters ein Reliquiar mit der Inschrift Johannes der Täufer gefunden. In der Urne wurden Zahn, Hand-, Fuß- und Kieferknochen sowie Tierknochen entdeckt. Bulgarische Archäologen wollen die Reliquien, die im 4. Jahrhundert n. Chr. von Konstantinopel nach Sosopol gelangten, Johannes dem Täufer zuordnen. Im Juni 2012 veröffentlichten Tom Higham von der University of Oxford und Hannes Schroeder von der Universität Kopenhagen die Ergebnisse ihrer DNA-Analyse, nach der alle Überreste von ein und demselben Mann aus dem Nahen Osten stammten, und datierten diese auf das erste Jahrhundert nach Christus. Die Reliquien werden in der Kirche der heiligen Cyrill und Methodius im naheliegenden Sosopol aufbewahrt.

Im Topkapi-Palast in Istanbul wird im Pavillon Emanat-ı mukaddese ein goldenes Armreliquiar ausgestellt, das die Knochen des rechten Unterarms Johannes’ des Täufers enthalten soll. Die Reliquie wurde von Mehmet II. bei der Eroberung Istanbuls 1453 erbeutet. Ebenso wird ein Stück des Schädels von Johannes gezeigt.

Rezeption

Literatur und Musik

Johannes der Täufer und die mit ihm in Verbindung stehenden Figuren, namentlich Herodes, Herodias und Salome, waren beliebte Stoffe nicht nur der mittelalterlichen Prosalegenden, sondern auch später in Literatur, Dramatik und Musik, z. B. für Oscar Wildes Drama Salome und die darauf beruhende Oper Salome von Richard Strauss sowie die Erzählung Herodias von Gustave Flaubert, die dem Libretto für Jules Massenets Herodiade zugrunde liegt. Daniel Bollius komponierte um 1626 die „Rapraesentatio harmonica conceptionis et nativitatis S. Joannis Baptistae“ („Musikalische Darstellung der Empfängnis und Geburt des heiligen Johannes des Täufers“), die als erstes Oratorium eines deutschen Komponisten gilt.

Bildende Kunst

Bartolomeo Veneto (16. Jahrhundert) schuf ein Gemälde von Salome mit dem Kopf von Johannes dem Täufer auf einem Tablett (siehe Hauptartikel). Von Caravaggio stammen zwei Gemälde mit demselben Motiv (Details siehe hier).

Freimaurertum

Johannes der Täufer gilt als Schutzpatron der Bauhütten, speziell der Steinmetze. Der Johannistag ist weltweit das Bundesfest der Johannislogen der Freimaurerei.

Johannes (Evangelist)

Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_(Evangelist)

Der Evangelist Johannes, in der kirchlichen Tradition auch als Johannes Evangelista oder Johannes von der (Lateinischen) Pforte bezeichnet, ist der Hauptautor des Johannesevangeliums. Die Tradition setzt ihn mit dem Apostel Johannes als dem Lieblingsjünger Jesu gleich und sieht in ihm auch den Verfasser der Johannesbriefe und der Offenbarung. In der historisch-kritischen Forschung ist diese traditionelle Auffassung stark umstritten. Diese Auseinandersetzung ist als „johanneische Frage“ in die Forschungsgeschichte zum Johannesevangelium eingegangen.

Historische Zeugnisse

Das Johannesevangelium

Im Johannesevangelium wird als Autor des Textes der namenlose Lieblingsjünger Jesu genannt:

„Petrus wandte sich um und sah, wie der Jünger, den Jesus liebte, (diesem) folgte. Es war der Jünger, der sich bei jenem Mahl an die Brust Jesu gelehnt und ihn gefragt hatte: Herr, wer ist es, der dich verraten wird? Als Petrus diesen Jünger sah, fragte er Jesus: Herr, was wird denn mit ihm? Jesus antwortete ihm: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Du aber folge mir nach! Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht. Doch Jesus hatte zu Petrus nicht gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist.“
(JOH 21,20–24 EU)

Bezeugt das Schlusskapitel des Evangeliums so zwar ausdrücklich die Verfasserschaft des „Lieblingsjüngers“, so unterbleibt jedoch eine Identifikation mit dem Apostel Johannes. Außerdem scheint hier eine Verfassergruppe als ein „Wir“ zu sprechen, die sich vom Autor des Haupttextes Joh 1–20 unterscheidet. Auffällig ist, dass im Gegensatz zu den synoptischen Evangelien im gesamten Johannesevangelium der Name des Apostels Johannes niemals erwähnt wird. Wenn von „Johannes“ geschrieben wird, so handelt es sich immer um Johannes den Täufer. Die „Söhne des Zebedäus“ – bei den Synoptikern als Jakobus und Johannes bekannt (Mk 1,19 EU) – tauchen erst in 21,2 EU auf, jedoch werden sie auch dort nicht namentlich genannt. Daher wird angenommen, ein johanneischer Kreis, der auch für die Anfügung des Schlusskapitels 21 an einen bereits bestehenden Text verantwortlich war, habe mit dem Lieblingsjünger eine Gestalt aus der intimsten Nähe Jesu als Zeugen und unbestrittene Autorität in den Vordergrund gestellt. Dafür spricht auch, dass das Evangelium nicht nur am Schluss in Joh 21,24 EU, sondern bereits im Prolog von einem „Wir“ spricht (Joh 1,14.16 EU), womit Augenzeugen von Jesu Auftreten gemeint sind. Jedenfalls weist so das Johannesevangelium selbst auf die Autorität eines herausragenden Zeugen hin, auf den sich die Mitglieder der johanneischen Gemeinde mit Nachdruck berufen.

Zeugnisse der frühen Kirche

Die frühesten Nachrichten über die Wirksamkeit eines Jüngers und Apostels Johannes außerhalb des Neuen Testaments finden sich in den Schriften des Bischofs Irenäus von Lyon (um 135–202), die auch vom Kirchenhistoriker Eusebius von Caesarea (um 260–337) zitiert werden. Irenäus war in seiner Jugend ein Schüler von Polykarp von Smyrna (69–155), der – so schreibt Irenäus – seinerseits ein Schüler des Apostels Johannes war. Nach dieser frühen Quelle vom Ende des 2. Jahrhunderts ist Johannes der Apostel zugleich der Verfasser des Evangeliums: „Zuletzt gab Johannes, der Jünger des Herrn, der auch an seiner Brust ruhte, selbst das Evangelium heraus, als er sich in Ephesus in der Asia aufhielt“. Hier werden vier Feststellungen getroffen, die die christliche Tradition maßgeblich geprägt haben:

  1. Der Apostel Johannes ist der Lieblingsjünger.
  2. Er ist daher der Autor des Evangeliums.
  3. Das Johannesevangelium wurde während seines Aufenthaltes in Ephesos – also zu seinen Lebzeiten – veröffentlicht.
  4. Es ist nach den synoptischen Evangelien geschrieben worden („zuletzt“).

In seiner Kirchengeschichte erklärt Eusebius die Abweichungen zwischen dem Johannesevangelium und den synoptischen Evangelien folgendermaßen:

„Nachdem nun Markus und Lukas die von ihnen gepredigten Evangelien herausgegeben hatten, sah sich nach der Überlieferung auch Johannes, der ständig sich mit der mündlichen Predigt des Evangeliums beschäftigt hatte, zur Niederschrift veranlaßt, und zwar aus folgendem Grunde: Nachdem die zuerst geschriebenen drei Evangelien bereits allen und auch dem Johannes zur Kenntnis gekommen waren, nahm dieser sie, wie man berichtet, an und bestätigte ihre Wahrheit und erklärte, es fehle den Schriften nur noch eine Darstellung dessen, was Jesus zunächst, zu Beginn seiner Lehrtätigkeit, getan habe. Mit dieser Erklärung hatte er auch recht. Denn es ist klar, daß die drei Evangelien nur das, was der Heiland nach der Gefangensetzung Johannes des Täufers während eines einzigen Jahres getan hatte, aufgezeichnet haben, und daß sie dies auch am Anfange ihrer Berichte zu erkennen geben. [...] Nach der Überlieferung hat nun deshalb der Apostel Johannes auf Bitten hin über die Zeit, über welche die früheren Evangelisten geschwiegen haben, sowie über die in diese Zeit, d. i. vor die Gefangennahme des Täufers, fallenden Taten des Erlösers in einem eigenen Evangelium berichtet [...] Johannes erzählt also in seinem Evangelium das, was Christus getan hatte, noch ehe der Täufer ins Gefängnis geworfen wurde; die übrigen drei Evangelisten aber berichten die auf die Einkerkerung des Täufers folgenden Ereignisse.“
EUSEBIUS VON CAESAREA

Ebenfalls aus dem ausgehenden 2. Jahrhundert dürfte der Kanon Muratori stammen, der von der Entstehung des Johannesevangeliums berichtet:

„Das vierte der Evangelien, des Johannes, [eines] von den Jüngern. Als ihn seine Mitjünger und Bischöfe aufforderten [aufzuschreiben], sagte er: "Fastet mit mir von heute ab drei Tage, und was einem jeden offenbart werden wird, wollen wir einander erzählen." In derselben Nacht wurde dem Andreas, [einem] der Apostel, offenbart, daß Johannes in seinem Namen alles niederschreiben sollte, und alle sollten es überprüfen. Und deshalb, wenn auch verschiedene Einzelheiten in den einzelnen Evangelienbüchern gelehrt werden, trägt es doch für den Glauben der Gläubigen nichts aus, da alles durch den einen göttlichen Geist allen [in allen Evangelien] erklärt ist: die Geburt, das Leiden, die Auferstehung, der Umgang mit seinen Jüngern und über seine doppelte Ankunft, erstens verachtet in Niedrigkeit, was geschehen ist, zweitens herrlich in königlicher Macht, was noch geschehen wird. Was Wunder also, wenn Johannes, so sich gleichbleibend, das Einzelne auch in seinen Briefen vorbringt, wo er von sich selbst sagt: Was wir gesehen haben mit unseren Augen und mit den Ohren gehört haben und unsere Hände betastet haben, das haben wir euch geschrieben. Denn damit bekennt er [sich] nicht nur als Augen- und Ohrenzeuge, sondern auch als Schriftsteller aller Wunder des Herrn der Reihe nach.“
KANON MURATORI

Die christliche Tradition füllt deshalb die Leerstelle des Lieblingsjüngers im Johannesevangelium mit der Person des Apostels Johannes aus.

Die johanneische Frage

Das Schweigen des Johannesevangeliums über die Identität des Lieblingsjüngers ist der eigentliche Anlass für die „johanneische Frage“. Die historisch-kritische Forschung kritisiert die traditionelle Auffassung und führt dazu folgende Argumente an:

  • Die frühchristlichen Zeugnisse scheinen (zu) sehr bemüht zu sein, nicht nur den Apostel Johannes als Verfasser herauszustellen und zu legitimieren, sondern auch die Unterschiede zwischen Johannes und den Synoptikern nachträglich auszugleichen. Der apologetische Charakter dieses Unternehmens scheint deutlich. Das Zeugnis des Kanon Muratori hat zu sehr legendarischen Charakter, als dass man es für historisch zuverlässig halten könnte.
  • Nach einer alternativen Tradition aus dem Markusevangelium (Mk 10,35–41 EU) könnte der Apostel Johannes wie auch sein Bruder Jakobus bereits früh das Martyrium erlitten haben. Da Markus auf dieses Ereignis bereits zurückzublicken scheint, wäre der Tod des Johannes spätestens vor dem Jahr 70 als Datum der Abfassung des Markusevangeliums anzusetzen. Nach dieser Auffassung könnte der Apostel nicht in hohem Alter in Ephesos gestorben sein.
  • Gegen die Überlieferung des Irenäus spricht das Schweigen einiger anderer Autoren, von denen man annehmen müsste, dass sie ihn bestätigen würden. Dazu zählen vor allem Ignatius von Antiochien und Justin der Märtyrer.
  • Es ist schwer vorstellbar, dass auf die Benennung eines Apostels und intimen Jüngers Jesu verzichtet wird, wenn dieser tatsächlich der Hauptautor des Evangeliums wäre.
  • Andererseits vermutet man, dass der Autor deshalb nicht benannt wird, weil er keine apostolische Autorität besaß und daher nicht allgemein anerkannt war. Dadurch wäre die Identifizierung mit dem Apostel Johannes ausgeschlossen.
  • Schließlich wird dem Lieblingsjünger eine reale Existenz ganz abgesprochen und in ihm eine literarische, fiktive Gestalt gesehen.

Alle diese Argumente sind jedoch keineswegs zwingend. Ein Martyrium des Apostels Johannes wird zwar aus dem Markusevangelium geschlossen, ist aber nicht eigens belegt und daher unsicher. Ein Schweigen sonstiger Texte über den Apostel Johannes kann die unterschiedlichsten Gründe haben. Insofern kann man nicht behaupten, das Zeugnis der frühen Kirche vor allem mit Irenäus und Eusebius sei widerlegt. Ihre Angaben lassen sich allerdings auch nicht durch unabhängige Quellen verifizieren, so dass letztlich offenbleiben muss, ob der Evangelist Johannes tatsächlich mit dem Apostel Johannes identisch ist. Ebenso wenig kann aber das Vorliegen einer Pseudepigraphie ausgeschlossen werden, die dem Verfasser eine Rolle im Jüngerkreis zuschreibt, um dem Text des Johannesevangeliums auf diese Weise Autorität zu verleihen.

Der Evangelist und die Johannesbriefe

Der Evangelist Johannes gilt auch traditionell als Verfasser der drei Briefe des Johannes (1 Joh EU; 2 Joh EU und 3 Joh EU).

Für den 1. Brief des Johannes ist das weitgehend unbestritten. Dafür werden auch innere Gründe, vor allem die Ähnlichkeiten in der Sprache angeführt. Dieses Bild gilt jedoch nicht in gleichem Maße für den 2. und 3. Johannesbrief. Sie stammen zwar wohl beide aus einer Hand, diese ist aber kaum identisch mit der Hand des Evangelisten. Vor allem ist es die Selbstbezeichnung als „Presbyter“ („Ältester“), die eine Verfasserschaft des „Lieblingsjüngers“ – wie im Evangelium – nicht nahelegt. Teilweise wird in der Forschung auch für alle drei Briefe eine Autorschaft des Evangelisten und vor allem des Apostels Johannes rundweg abgestritten. Alle drei Briefe sind aber wohl zumindest in der gleichen „johanneischen Schule“ entstanden, wahrscheinlich in Ephesos.

Der Evangelist und die Offenbarung

Der Evangelist gilt daneben auch traditionell als Verfasser der Offenbarung des Johannes. Diese Auffassung stützt sich neben Offb 1,1 EU vor allem auf Offb 1,9–11 EU:

„Ich, euer Bruder Johannes, der wie ihr bedrängt ist, der mit euch an der Königsherrschaft teilhat und mit euch in Jesus standhaft ausharrt, ich war auf der Insel Patmos um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses für Jesus. Am Tag des Herrn wurde ich vom Geist ergriffen und hörte hinter mir eine Stimme, laut wie eine Posaune. Sie sprach: Schreib das, was du siehst, in ein Buch und schick es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamon, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodizea.“
OFFENBARUNG DES JOHANNES

Außer dieser Namensübereinstimmung gibt es kaum Anhaltspunkte für eine Identität des Verfassers der Offenbarung mit dem Apostel Johannes oder dem Evangelisten. In der christlichen Tradition wird der Apostel Johannes aber bereits im 2. Jahrhundert als Verfasser der Offenbarung angenommen und mit dem Evangelisten gleichgesetzt, so vor allem von Eusebius, der sich wiederum auf Irenäus (Adv Haer V, 30,3) bezieht: „Es wird erzählt, dass in dieser Verfolgung der Apostel und Evangelist Johannes, der noch lebte, verurteilt wurde auf der Insel Patmos zu verweilen wegen seines Zeugnisses für das göttliche Wort“.

Diese Auffassung wurde schon im 3. Jahrhundert von Dionysius von Alexandria († 264) kritisiert:

„Völlig anderer und fremder Art ist gegenüber diesen Schriften [dem Evangelium und den Briefen des Johannes] die Apokalypse. Es fehlt jede Verbindung und Verwandtschaft. Ja, sie hat sozusagen kaum eine Silbe damit gemein. Auch enthält weder der Brief – vom Evangelium nicht zu reden – irgendeine Erwähnung oder einen Gedanken der Apokalypse noch die Apokalypse vom Briefe [...]“
DIONYSIUS VON ALEXANDRIA

In der Offenbarung wird zwar vier Mal der Name ihres Verfassers als „Johannes“ angegeben (Offb 1,1 EU; 1,4.9 EU; 22,8 EU), dieser hat aber wohl nichts mit dem Evangelisten gemein außer dem von der kirchlichen Tradition vermuteten Namen. Darüber hinaus scheint sich der Verfasser auch selbst von den Aposteln zu unterscheiden (Offb 18,20 EU; 21,14 EU).[18] Heute wird eine Verfasserschaft des Evangelisten auch für die Offenbarung in der wissenschaftlichen Forschung weitgehend ausgeschlossen. Es bestehen erhebliche Unterschiede in der Sprache, Eschatologie, Christologie und Ekklesiologie. Die Exegese unterscheidet also den Johannes der Offenbarung sowohl vom Evangelisten als auch vom Apostel Johannes. Gleichwohl sieht Jens W. Taeger Verbindungslinien zwischen der Apokalypse und deuterojohanneischem Denken, nämlich den Johannesbriefen und der von ihm angenommenen Redaktionsschicht des Johannesevangeliums.

Chronologie

Das Johannesevangelium liefert für die Frage nach den chronologischen Daten des Evangelisten die entscheidendsten Hinweise. Der Papyrus 52, der in Ägypten gefunden wurde, ist das älteste bekannte Textzeugnis des Johannesevangeliums. Er wird etwa auf die Zeit zwischen 100 und 150 nach Chr. datiert. Zu diesem Zeitpunkt muss das Evangelium demnach bereits existiert haben und schon so verbreitet gewesen sein, dass es bis nach Ägypten gelangen konnte. Für eine solche Verbreitung ist noch einige Zeit nach der Abfassung in Anschlag zu bringen. Wenn der Hauptautor ein Jünger Jesu war und das Todesjahr Jesu etwa in das Jahr 30 n. Chr. fiel, wird der Evangelist bis längstens etwa gegen Anfang des 2. Jahrhunderts gelebt haben.

Aus inneren Gründen wird von der Mehrzahl der Forscher eine Abfassung des Evangeliums vor dem Jahr 70 n. Chr. ausgeschlossen. Der Autor blickt demnach auf eine historische Situation der weitgehenden Entfremdung zwischen johanneischer Gemeinde und dem Judentum zurück, wie sie nur nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 denkbar ist. Daher setzt man die Abfassungszeit des Evangeliums auf das Ende des 1. oder den Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr.

Dieser Schluss wird von den frühkirchlichen Zeugnissen über die Identität des Apostels Johannes mit dem Evangelisten bestätigt. Bei Irenäus heißt es:

„Und alle Presbyter, die in Asien bei Johannes, dem Jünger des Herrn, zusammengekommen waren, bezeugen, dass Johannes dies überliefert hat. Denn er blieb bei ihnen bis in die Zeit Trajans.“
IRENÄUS

Eusebius berichtet unter Berufung auf Irenäus ebenfalls über den Tod des Apostels in Ephesos unter Kaiser Trajan (Eusebius, Hist Eccl III, 23,3). Die Amtszeit Trajans dauerte von 98 bis 117 nach Chr., so dass der Evangelist frühestens 98 nach Chr. gestorben sein könnte. Diese Angabe entspricht dem chronologischen Rahmen, den auch das Evangelium setzt. Neutestamentlich gibt es aber keine Hinweise auf einen Aufenthalt des Apostels Johannes in Kleinasien. Vor allem die Apostelgeschichte und der Brief des Paulus an die Epheser wissen davon nichts. Allerdings berichtet das Neue Testament direkt nur über eine Zeit, die vor der vermuteten Abfassungszeit des Evangeliums lag.

Ort

Der Evangelist hat zweifellos intensive Kenntnis der geographischen, religiösen und soziologischen Verhältnissen in Palästina zur Zeit Jesu. Das zeigt sich auch in seiner Darstellung der Chronologie der Passion Jesu, die noch am wenigsten widersprüchlich ist. Aufgrund seiner stark semitisch beeinflussten griechischen Sprache kann man davon ausgehen, dass er in Palästina aufgewachsen ist, es sich also um einen im jüdischen Mutterland geborenen Juden handelt. Die Aussagen des Evangeliums über den „Lieblingsjünger“ werden somit durch literarische Beobachtungen gestützt.

Für einen späteren Aufenthalt des Evangelisten in Ephesos in Kleinasien gibt es im Evangelium oder im 1. Johannesbrief jedoch keine klaren Anhaltspunkte. Dies alles spricht eher gegen eine Entstehung in griechisch-heidenchristlichem Kontext in Ephesos, wo die auf Irenäus zurückgehende kirchliche Tradition sie ansiedelt. Von Klaus Wengst wird darüber hinaus eingewandt, dass sich die historischen Hintergründe der johanneischen Streitgespräche mit „den Juden“ vor allem im syrisch-palästinischen Gebiet abgespielt haben dürften, und man daher auch annehmen könne, dass das Evangelium hier entstanden sei, der Evangelist sich also noch in seinen späten Jahren in Palästina aufgehalten habe. Dieser Schluss ist jedoch nicht zwingend, denn für die literarische Gestaltung eines Konflikts muss man keineswegs vor Ort sein; ebenso wenig ist es ausgeschlossen, dass ein palästinischer Jude sich später in Kleinasien niederlässt.

Daher bleiben für die Frage nach dem weiteren Aufenthalts- und Sterbeort des Evangelisten gegenüber den aus dem Evangelium gewonnenen Erkenntnissen die Hinweise der frühchristlichen Autoren stehen, die den Apostel Johannes mit dem Evangelisten identifizieren. Hier liefert wiederum Irenäus die entscheidende Aussage für Ephesos als letzten Aufenthalts- und dann auch Sterbeort:

„Auch die von Paulus gegründete Kirche in Ephesus, in welcher Johannes ständig weilte bis in die Zeit Trajans, ist eine treue Zeugin der apostolischen Überlieferung.“
IRENÄUS

Eine Entscheidung in der lokalen Zuordnung ist angesichts dieser unterschiedlichen Sichtweisen nicht möglich.

Der Evangelist in der christlichen Tradition

Die christliche Tradition hatte durch die Identifikation des Evangelisten mit dem Apostel Johannes seit den ersten Zeugnissen der Kirchenväter Irenäus und Eusebius erheblichen Einfluss auf das Bild des Evangelisten. Dieser Einfluss schlug sich nicht nur in vielen schriftlichen Belegen seit der Zeit der Kirchenväter, sondern auch in der bildenden Kunst mannigfach.

Der Apostel Johannes und der Lieblingsjünger im Neuen Testament

Der Apostel Johannes war nach synoptischem Zeugnis (Mk 1,19-20 EU) der jüngere Bruder des Apostels Jakobus des Älteren. Beide wurden gemeinsam von Jesus berufen während sie ihrem Beruf als Fischer – zusammen mit ihrem Vater Zebedäus – nachgingen. Daher werden sie in der Überlieferung auch als „Söhne des Zebedäus“ bezeichnet. Sie stehen bei den Synoptikern zusammen mit Petrus in besonders enger Beziehung zu Jesus (Mk 9,2 EU;14,33 EU).

Im Johannesevangelium wird nichts über die Berufung der Zebedäus-Söhne erzählt. Allerdings tauchen sie im Schlusskapitel auf neben zwei weiteren namenlosen Jüngern (Joh 21,2 EU). Später wird ein Jünger aus diesem Kreis als „Lieblingsjünger“ bezeichnet (21,7 EU), ohne dass eine Beziehung zu den Zebedäus-Söhnen hergestellt würde. So bleibt eine Identifizierung möglich, ist aber nicht zwingend.

Verglichen mit den Zebedäus-Söhnen bei den Synoptikern steht der Lieblingsjünger im Johannesevangelium in noch intimerer Nähe zu Jesus:

  • Er liegt beim gemeinsamen Mahl der Jünger vor der Passion an der „Brust“ Jesu und wird in dieser Szene zum ersten Mal bezeichnet als „der Jünger, den Jesus liebte“ (Joh 13,23 EU).
  • Er steht zusammen mit Maria, der Mutter Jesu, unter dem Kreuz und erhält von Jesus einen besonderen Fürsorgeauftrag ihr gegenüber (19,26 EU).
  • Er kommt zusammen mit Petrus als einer der ersten zum Grab Jesu und wird so zum Zeugen der Auferstehung (20,2 EU).
  • Er identifiziert den auferstandenen Jesus vor den Jüngern (21,7 EU).
  • Er wird am Schluss des Johannesevangeliums nicht nur als dessen Autor herausgestellt (21,24 EU), sondern von Jesus auch mit einer besonderen Prophezeiung ausgezeichnet (21,20-23 EU).

Diese Charakterisierungen im Johannesevangelium führten in Zusammenschau mit der synoptischen Tradition zu der hohen Wertschätzung, die der Evangelist und Apostel in der Überlieferungsgeschichte gewonnen hat. So gilt er neben Paulus wohl als prägendste Persönlichkeit unter den neutestamentlichen Autoren.

Spätere Überlieferungen zum Evangelisten

Weitere Zeugnisse über das Leben des Evangelisten sind von den kirchlichen Schriftstellern aus den ersten Jahrhunderten überliefert. Nachdem er Palästina verlassen habe, soll er das Evangelium in Kleinasien verkündet und sich in Ephesos niedergelassen haben, wo er auch gestorben sei.

Auf die Identifizierung mit dem Autor der Offenbarung geht die Tradition zurück, der Apostel und Evangelist sei unter Kaiser Domitian (81-96 nach Chr.) auf die Insel Patmos verbannt worden, die südwestlich von Ephesos in der Ägäis liegt. Hier wird noch heute eine „Johannesgrotte“ als eines der wichtigsten Heiligtümer der griechisch-orthodoxen Kirche verehrt. Die Grotte liegt zwischen Skala und Chora und kann im Inneren der Kirche Ag. Anna besichtigt werden, die 1090 errichtet wurde und zum orthodoxen Offenbarungskloster gehört. In dieser Felshöhle soll der Apostel der Legende nach die Offenbarung verfasst haben.

Nach dem Tode Domitians soll Johannes aus der Verbannung nach Ephesos zurückgekehrt sein und dort sein Evangelium niedergeschrieben haben. Dieser Überlieferung zufolge starb er in Ephesos unter Kaiser Trajan, im dritten Jahr seiner Regierung. Demnach wäre das Todesjahr auf 100 oder 101 nach Chr. zu datieren. Nach Eusebius, der sich insoweit auf einen Brief von Bischof Polykrates an Papst Viktor I. beruft, wurde Johannes auch in Ephesos begraben (Hist Eccl III 31,3). Über der als Grab des Evangelisten geltenden Stätte ließ Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin der Große, eine Kirche errichten. Kaiser Justinian ersetzte sie durch einen monumentalen Prachtbau. Die Reste der Johanneskirche können noch heute besichtigt werden.

Bedeutung von der Väterzeit bis heute

Unbestritten ist die schriftstellerische und theologische Leistung des Evangelisten als Autor des vierten Evangeliums, das einen ganz eigenständigen und theologisch stark reflektierten Weg der Darstellung christlicher Glaubensinhalte geht. Hieronymus liefert die folgende Deutung des Adlers als Symbol des vierten Evangelisten:

„Johannes erhielt den Adler, weil er im Prolog über das Wort, das am Anfang bei Gott war, höher steigt als die anderen und sich in die höchsten Regionen aufschwingt, so wie ein Adler sich zur Sonne erhebt.“
HIERONYMUS

Darüber hinaus gilt der Evangelist und Apostel Johannes als kirchliche Autorität. Zu seinen Schülern gehörten der Überlieferung nach die Bischöfe Polykarp von Smyrna, Ignatius von Antiochia, Papias von Hierapolis sowie der Bischof Bucolus von Smyrna. Über Johannes schrieb der Kirchenvater Augustinus (354–430 n. Chr.):

„In den vier Evangelien oder vielmehr in den vier Büchern eines Evangeliums hat der heilige Apostel und Evangelist Johannes, welcher gemäß seiner geistigen Erkenntnis dem Adler verglichen wird, höher und weit erhabener als die anderen drei seine Verkündigung erhoben und dadurch auch uns erheben wollen. Denn die drei übrigen Evangelisten sind gleichsam mit dem Gottmenschen auf der Erde gewandelt und haben von seiner Gottheit weniger gesagt; dieser aber, gleichsam als verschmähte er es auf der Erde zu wandeln, hat sich, wie er gleich am Anfange seines Evangeliums gedonnert, nicht nur über die Erde erhoben, sondern auch über das ganze Heer der Engel etc., und ist zu dem gekommen, durch den alles gemacht ist, indem er spricht: ›Im Anfang war das Wort‹. Das floss aus seinem Munde, was er getrunken; denn nicht ohne Grund wird von ihm in diesem Evangelium gesagt, dass er beim Abendmahl an der Brust des Herrn lag. Aus dieser Brust hat er daher im Geheimen getrunken; aber was er im Geheimen getrunken, das hat er offenbar ausgeströmt.“
AUGUSTINUS

Diese Wertschätzung wurde auch z. B. von Papst Benedikt XVI. geteilt, der sich zur „johanneischen Frage“ eigens geäußert hat und daran festhalten will, dass der Lieblingsjünger und Apostel Johannes Augenzeuge eines historischen Geschehens um Jesus gewesen sei und diese Erinnerung in die kirchliche Tradition hineingetragen habe.

Liturgie

Das Fest des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes wird in der katholischen und der evangelischen Kirche am 27. Dezember begangen. Die orthodoxen Kirchen feiern den Heiligen am 8. Mai. In der katholischen Kirche kann an diesem Fest nach altem Brauch Johanneswein gesegnet werden.

Wappen

Die Stadt Sundern (Sauerland) führt den Evangelisten Johannes im Wappen. Blasonierung: In silber ein wachsender golden nimbierter Johannes in blauem Gewand und mit goldenen Haaren, in der Rechten einen goldenen Kelch haltend, über dem eine blaue Schlange schwebt.

Johannes (Apostel)

Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_(Apostel)

Der Apostel Johannes (griechisch Ἰωάννης υἱὸς (oder ὁ) τοῦ Ζεβεδαίου, lateinisch Iohannes Zebedaei, also Johannes, der Sohn des Zebedäus) war nach dem Zeugnis des Neuen Testaments ein Jünger Jesu Christi und wird in der christlichen Tradition mit dem „Lieblingsjünger“ Jesu aus dem Johannesevangelium identifiziert. Damit gilt er auch traditionell als Verfasser des vierten Evangeliums. Wegen der hochfliegenden Theologie seines Evangeliums wird er traditionell Johannes der Theologe genannt.

Biblische Grundlagen

Der Apostel

Nach dem gemeinsamen Zeugnis der vier kanonischen Evangelien war Johannes einer der zwölf Apostel, die Jesus erwählt hatte und gehörte zusammen mit Simon Petrus und Jakobus dem Älteren zum engsten Kreis der Jünger, der nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte und des Apostels Paulus auch in der jungen Kirche weiter eine besondere Rolle spielte.

Johannes wird in den Evangelien als Sohn des Zebedäus und als Bruder von Jakobus dem Älteren vorgestellt. Johannes und Jakobus sollen von Beruf Fischer am See Gennesaret gewesen sein (Mk 1,19–21 EU). Sie bekamen von Jesus den aramäischen Beinamen Boanerges, was das Markusevangelium als Donnersöhne übersetzt (Mk 3,17 EU). Der christlichen Tradition zufolge soll der Name der Mutter der Zebedäussöhne Salome gelautet haben. Dies geht auf eine Auslegung von Mt 27,56 EU zurück, wo an Stelle der bei Mk 15,40 EU erwähnten „Salome“ von der „Mutter der Söhne Zebedäi“ die Rede ist.

Die früheste Erwähnung findet Johannes im um 50 entstandenen Galaterbrief, in dem Paulus auf das Ansehen hinweist, das Johannes nach Jakobus und Kephas (Petrus) als eine der drei „Säulen“ der jungen Kirche oder der Jerusalemer Gemeinde genieße Ἰάκωβος καὶ Κηφᾶς καὶ Ἰωάννης, οἱ δοκοῦντες στῦλοι εἶναι.(Gal 2,9 EU).

Der „Lieblingsjünger“

Im Johannesevangelium wird von einem namentlich nicht genannten Jünger stets mit der Wendung „der, den Jesus liebte“ gesprochen (Joh 13,23 EU; Joh 19,26 EU; Joh 21,20 EU). Daher hat dieser Jünger in der christlichen Tradition die Bezeichnung Lieblingsjünger erhalten. Gemäß dem Schlusswort des Evangeliums (Joh 21,24 EU) handelt es sich dabei um den Evangelisten. Das Evangelium – wie auch die übrige neutestamentliche Literatur – verzichtet jedoch auf eine eindeutige Identifizierung dieser Person mit einem der Apostel. Daher ist eine Identität des Evangelisten mit dem Apostel umstritten.

Kirchliche Tradition und historische Forschung

In der historisch-kritischen Exegese werden der Apostel Johannes und der Evangelist des Johannesevangeliums meist als zwei verschiedene Personen identifiziert, die sich darüber hinaus auch vom Verfasser der Offenbarung des Johannes unterscheiden.

Dagegen erkennt die altkirchliche Tradition hier ein und dieselbe Person, die sich nach Offb 1,9-11 EU auf der Insel Patmos aufgehalten habe und erst in sehr hohem Alter in Kleinasien als Bischof gestorben sei.

Justin der Märtyrer berichtet Mitte des 2. Jahrhunderts von „Johannes, einem der Apostel“ als einem Zeugen, der „bei uns“ – d. h. in Ephesus – gelebt habe. Es gibt keinen Hinweis auf einen Märtyrer-Tod, wie er bei allen anderen aus dem Kreis der Zwölf in Heiligenlegenden überliefert wird. Der aus Kleinasien stammende Irenäus von Lyon, der im späten 2. Jahrhundert lebte, spricht an vielen Stellen vom Apostel Johannes. Nach Irenäus ist der Apostel auch der Verfasser des Johannesevangeliums, welches in Ephesus entstanden sei. Johannes habe dort noch bis in die Regierungszeit von Trajan – er amtierte 98–117 n. Chr. – gelebt. Nach einer Aussage des Kirchenhistorikers Eusebius von Caesarea aus dem 3./4. Jahrhundert soll er auch in Ephesus begraben worden sein an der Seite des Apostels Philippus. Für den Apostel Johannes als Autor des Johannesevangeliums wurden Andeutungen in Joh 19,35 EU und Joh 21,24 EU herangezogen. Auch der Umstand, dass in allen anderen drei Evangelien Johannes mehrmals namentlich erwähnt wird, jedoch im Johannesevangelium nie, ist ein Hinweis dafür. Die historisch-kritische Exegese nimmt hingegen eine längere Entstehungsgeschichte des Evangeliums an, die den Apostel als alleinigen Urheber der kanonisierten Fassung des Evangeliums ausschließt.

Symbole und Ikonographie

Wegen der hohen Theologie seines Evangeliums ist das Symbol des Johannes als Evangelist der Adler. In der Bildenden Kunst wird Johannes als Jünger in der Regel als einziger aus dem Kreis der Apostel bartlos dargestellt, weil er während des Wirkens Jesu noch sehr jung gewesen sein muss, wenn er nach traditioneller Auffassung erst unter Kaiser Trajan gestorben ist. In der Ikonografie ist sein Attribut in der Regel der Kelch mit Schlange (vgl. Tabelle Ikonografische Heiligenattribute). Seltener wird sein Martyrium dargestellt, bei dem er (ähnlich wie Vitus) in einem Kessel sitzend mit siedendem Öl übergossen wird. Auf diese Tradition geht der Name der römischen Kirche San Giovanni in Oleo zurück. Entsprechende künstlerische Darstellungen gibt es etwa von Albrecht Dürer im Zyklus „Die Apokalypse“ und von Hans Fries „Hl. Johannes im Ölkessel“.

Gedenktag

  • In der katholischen, anglikanischen und vielen protestantischen Kirchen feiert man seinen Gedenktag am 27. Dezember. Der Gedenktag in vielen deutschen evangelischen Landeskirchen lautet offiziell „Fest des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes“. Das Tagesevangelium an diesem Tag ist Joh 21,20–24 EU, die liturgische Festfarbe ist weiß. Vom Mittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert wurde auch am 6. Mai des Apostels Johannes gedacht. Das um 780 erstmals erwähnte Fest vom 6. Mai, zunächst nur Jahresgedächtnis der Einweihung einer Johanneskirche vor der Porta Latina in Rom, wurde später mit dem „Martyrium“ des Johannes in Beziehung gesetzt.
  • In der orthodoxen Kirche, wo Johannes den Beinamen „der Theologe“ (der von Gott spricht) hat, werden seine Gedenktage am 8. Oktober und 15. Mai gefeiert.

Siehe auch