Cäsar Wolf

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Geppert, Hamburger Freimaurermedaillen Nr. 108 (1 Ex. in Gold, weitere in Silber und Bronze) L. Ruffert, Hamburger Medaillen Nr. 9267.3 (Beschreibung und Abb. aus Geppert)

Cäsar Wolf

Cäsar Wolf
Zeichnung: Jens Rusch

Daten der Familie Cäsar Wolf

Sally Cäsar Wolf wurde am 18.5.1874 in Hamburg geboren. Er entstammt einer Privatbankierfamilie, wird Bankier, übernimmt nach Tod des Vaters und Bruders die private Familienbank und nimmt sich am 13. Mai 1933 das Leben.

Hintergründe zu seiner Ehefrau, Elisabeth Wolf, geb. Meyer, am 8.5.1877 in Hamburg geboren, sind nicht bekannt. 1899 heiratet sie Cäsar Wolf; beging am 4. Dez. 1941, vor ihrer Deportation nach Riga, Suizid.
(Archivbestand 331-05 Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 1942 / 514 )

Ihre Tochter Hildegard wird am 15.1.1900 in Hamburg geboren, bleibt einziges Kind. Sie heiratet vor 1933 Solomon Fürth, Prokurist im Bankhaus Warburg& Cie.
vor Emigration nach Schweden war die Adresse Inocentiastraße 8

Aus der Ehe entstammt ihre einzige Tochter, Elisabeth Fürth, geb. am 14.12.1923 in Hamburg;
letzte bekannte Adresse Isestraße 71
die Familie Fürth emigriert nach dem Freitod von Cäsar Wolf nach Schweden und kehrt 1945 nach Hamburg zurück.

Daten zu Cäsar Wolf

Schon vor dem Beitritt zur Freimaurerei in die ältesten Loge von Deutschland, der 1737 gegründeten Loge de Hambourg, später umbenannt in Absalom zu den drei Nesseln, wirkte der tätige Humanist in Wohlfahrtseinrichtungen. Später als deren Vorstand.

So in der „Caritas“ einer Einrichtung zur Förderung armer Schauspielkinder, im „Verein für Krüppelfürsorge“ (heute würde man Schwerbehindertenfürsorge sagen). Er war schon Vorstand der „Vaterstädtischen Stiftung“, sie errichtete und verwaltete in Eppendorf Stiftswohnungen für alte (mittellose) Bürger. Das Engagement für diese Einrichtungen hat er zeitlebens aufrechterhalten.

Cäsar Wolf war vom Tag seiner Aufnahme am 14. März 1901 bis zum 13. April 1933 Bruder: der Tag, an dem er als "Nichtarier" die Loge aufgrund der nationalsozialistischen Gesetzgebung und Verordnungen nicht mehr betreten durfte. Dazu später noch entscheidende Anmerkungen.

Drei Jahre nach seiner Aufnahme übernahm der praktizierende Banker für 4 Jahre das Amt des Schatzmeisters (1904 – 1908 ); 1908 wählten ihn die Brüder zum zugeordneten Meister vom Stuhl. 1909 hat man ihm dieses für eine Loge bedeutsamste Amt übertragen. Der Beginn einer beispiellosen Amtsführung, die, mit kurzen Unterbrechungen, bis in das Jahr 1931 währte.

Die Chronisten seiner Zeit rühmten seinen starken Willen, aber auch sein Fingerspitzengefühl und sein diplomatisches Geschick. Mit Beginn seiner Stuhlmeisterzeit übernahm er gleichzeitig die treuhänderische Verwaltung einer der Loge von einem Mitglied vermachten stattlichen Summe Geldes, die in die „Schönewald Stiftung“ eingebracht wurde.

Die Loge Absalom, im Verbund mit den Fünf Hamburger Logen ( kurz V5 ), konnte aus den Erträgen der Stiftung umfangreiche Zuschüsse an Organisationen der Wohlfahrt spenden. So an das Freimaurer Krankenhaus, am kleinen Schäferkamp ( seit 3. Okt. 1795 ), das Altersheim in Einbeck, die Unterstützungskasse der Victoria-Stiftung, an das Hamburger Rote Kreuz u.v.m.

Wie fast alle Deutschen in der Zeit, so war auch Cäsar Wolf vom vaterländischen Geist durchdrungen. Das in die Stiftung umgewandelte Schönewald-Vermächtnis versetzte die Loge in die Lage, im 1. Weltkrieg auf dem Gelände des Freimaurer-Krankenhauses ein Baracken-Lazarett mit 125 Betten zu errichten und ärztlich vollständig zu betreuen.

Lazarettkommission

Cäsar Wolf wurde Vorsitzender der eingerichteten Lazarettkommission. Bis 1919 hat er diese Funktion ausgeübt. Vom IX. Armeekorps wurde dieses Hilfslazarett im Zeitraum 1914-19 als eines der besten bezeichnet. Man muss zudem wissen, dass die Loge Absalom, als es notwenig erschien, 1914 dem hamburgischen Landesverband vom Roten Kreuz einen voll ausgerüsteten Lazarettzug zur Verfügung stellte. Für die Finanzierung des Zuges hat Cäsar Wolf aus seinem Privatvermögen einen bedeutenden Betrag beigesteuert. Der Zug bestand aus 31 Krankentransport-, einem Küchen-, einem Material-, einem Vorrats-, einem Apotheker-, einem Ärzte-, einem Sanitätspersonal- und einem Packwaggon. Er wurde bei seinen Einsätzen in Frankreich und Russland vom Stuhlmeister Cäsar Wolf, in der Funktion des Rechnungsführers, begleitet. Es ist anzunehmen, das die administrativen Arbeiten für das Lazarett am kleinen Schäferkamp und den Zug, die Weichen für sein später so erfolgreiches Engagement im Elisabeth-Krankenhaus der Freimaurer gestellt haben.

Elisabeth-Krankenhaus

Ab 1921 wurde Br. Wolf zum geschäftsführenden Vorsitzenden des Elisabeth-Krankenhauses ernannt. Die nächsten 12 Jahre gedieh die Einrichtung. Ihm ist zu verdanken, dass das Haus die schwierigen Zeiten der Inflation überstand. Es handelt sich bei diesem Haus um eine von der Loge Absalom und den V5 privat finanzierten Einrichtung. Nach Überwindung der Krise ließ er modernisieren, beschaffte neueste Therapiegeräte und konnte Ärzte gewinnen, die diesem Haus in Hamburg einen guten Ruf verschafften.

Getreu dem Goethe-Motto “Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!“ praktizierte Cäsar Wolf die Idee der Humanität, der Nächstenliebe, der Brüderlichkeit im täglichen Leben.

Blütezeit

Nie zuvor und danach hat die Loge Absalom eine gleichartige Blütezeit durchlebt als zu Cäsar Wolf`s Stuhlmeister Zeiten . Der in Hamburger Gesellschaftskreisen wohl Gesehene, verfügte über gute Verbindungen in alle Bereiche der Wirtschaft, Politik, Medizin, Kultur, der Kirche und den Senat der Stadt. In Folge gelang es ihm aus diesem Spektrum führende Persönlichkeiten als Gastredner in die Loge einzuladen. Bis dato war es eher üblich, Redner aus der eigenen oder anderen Logen einzuladen. Innerhalb kurzer Zeit erwarb sich die Loge den Ruf außerordentlicher Qualität ihres geistigen Niveaus bei ihren wöchentlich durchgeführten Abende. Unser philosophischer Männerbund ethisch moralischer Geisteshaltung muss für viele Bürger zu Zeiten der Weimarer Republik großes Interesse erzeugt haben. Mit der Stuhlmeister Führung durch Cäsar Wolf konnte die Loge eine Vielzahl an der Freimaurerei Interessierte in die Loge aufnehmen. Es gelang ihm ebenso, die Damen der Brüder durch öffentliche Veranstaltungen in das Logenleben einzubeziehen. Eine innerlich gefestigte Brüderschaft spürte sehr wohl den Impetus „ihres Cäsars“. Sie ermöglichte, dass er mit Unterbrechungen 17 Jahre lang als Meister vom Stuhl die Geschicke „seiner“ Loge in Händen hatte. 1931 übergibt er das Amt des Stuhlmeisters an seinen Nachfolger, den Bruder Uterharck.


Ermächtigungsgesetz

Wir schreiben das Jahr 1933. Am 28. Februar 1933 tritt die „Notverordnung“ in Kraft, der 23. März 1933 bringt das „Ermächtigungsgesetz“.
Innerhalb von 3 Monaten muss ein Mensch, in der Blüte seines Lebens uns Schaffens, aufgrund der nationalsozialistischen Gesetzgebung alle seine Ämter und Tätigkeiten entsagen. Er darf das Elisabeth-Krankenhaus nicht mehr betreten; es ihm auch untersagt, jegliche Funktion in den von ihm maßgeblich beeinflussten humanistischen Organisationen auszuüben.

Cäsar Wolf sah sich seiner Lebensaufgabe beraubt. Was in ihm in diesen Wochen vorgegangen sein muss, lässt sich nur erahnen. „Ich habe immer geglaubt, ein guter Deutscher zu sein, und nun bin ich nur ein Jude.“

In der Nacht von 12. auf den 13. Mai 1933 nahm sich Cäsar Wolf das Leben, fünf Tage vor seinem 59. Geburtstag. Am 14. Mai fand im kleinen Kreis der Familie an der Bahre des Verstorbenen eine Trauerfeier statt. Auf seinen Wunsch hin hat sein vertrauter Freund, Richard Bröse, ehemaliger Großmeister der Großen Loge von Hamburg, die Worte des Abschieds gesprochen und dem toten Bruder die drei Rosen als letzt Gabe der Liebe auf sein Herz gelegt. Umständebedingt wurde er am gleichen Tag fast heimlich auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf zur letzten Ruhe gebettet.
Eine schlichte Stele ziert sein Grab.

Die Loge Absalom, die V5 und Brüder Freimaurer haben es ermöglicht, dass die Grabstätte in die „Gedenkstätte Cäsar Wolf“ umgewandelt wurde; z. Zt. wird sie grundlegend restauriert.

Am 13. Mai 2009 wurde die Gedenkstätte von der Loge Absalom, den Fünf Hamburger Logen und der gesamten Bruderschaft auf dem Ohlsdorfer Hauptfriedhof geweiht. Seit diesem Datum wird von den Brüdern seiner Mutterloge an jedem 13. Mai an seiner Grabstele ihres Bruders gedacht.

Artikel im Hamburger Abendblatt

Cäsar Wolf - gedemütigt, geächtet und in den Tod getrieben
09.05.2009, 03:53 Uhr Vanessa Seifert

Vor 76 Jahren erschoss sich der Bankier und Freimaurer Cäsar Wolf aus Angst vor den Nazis. Sein Grab in Ohlsdorf galt jahrelang als verschollen. Jetzt wurde es wiederentdeckt.

"Suizid. Kleiner Schäferkamp. 13. Mai 1933." Eine Randnotiz in einer Polizeiakte. Eine kleine Notiz, hinter der sich ein großes Drama verbirgt. Die Geschichte des Cäsar Wolf. Eines jüdischen Bankiers, der sich erschoss. Mitten auf der Straße, in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai 1933. Er flüchtete verzweifelt in den Tod. Aus Angst vor den Nationalsozialisten, zu deren ersten Opfern der Hamburger Cäsar Wolf wurde.

An einem Tag Anfang Mai 1933 musste Cäsar Wolf ins Krankenhaus. Dringend. Viele Termine standen an diesem Frühlingstag auf dem Kalender des 58-Jährigen. Es gab viel zu tun für den Geschäftsführer des Freimaurer-Krankenhauses, dem heutigen Elisabeth-Alten- und Pflegeheim am Schanzenpark. Doch als Cäsar Wolf die Klinik betreten wollte, wurde er von einem jungen Mann in Uniform harsch zurückgestoßen: "Juden sind hier ab heute unerwünscht."

Sechs Wörter. Sechs Wörter, mit denen Cäsar Wolf sein Leben genommen wurde. Sein Beruf und seine Berufung. Denn die Klinik, in der er seit 1921 gewirkt hatte, war sein Lebenswerk. Unter seiner Führung erst war das Krankenhaus zu einem der besten der Hansestadt aufgestiegen. Unter seiner Führung hatte die Klinik die wirtschaftlich harten Jahre der Inflation überstanden.

Sechs Wörter erschütterten Cäsar Wolfs Glauben an das Gute im Menschen. Und seine humanistischen Ideale, die der hanseatische Kaufmann täglich zu leben versuchte. Als Meister vom Stuhl von "Absalom zu den drei Nesseln", der ältesten Freimaurer-Loge Deutschlands. Als Wohltäter, der Kinder von verarmten Schauspielern unterstützte, sich um Schwerbehinderte kümmerte und für Senioren Stiftswohnungen in Eppendorf errichten ließ. "Jedem, der an seiner Tür klopfte, hat mein Vater aufgemacht und sofort geholfen", erinnerte sich Anfang der 80er-Jahre Cäsar Wolfs einzige Tochter, Hildegard Fürth, in einem Brief.

Doch 1933, im Jahr von Hitlers Machtergreifung, wurde für Cäsar Wolf die Tür zum gesellschaftlichen Leben zugeschlagen. Plötzlich wurde er doppelt geächtet. Als Jude. Und als Freimaurer. Denn der nach außen hin stets ein wenig geheimnisumwitterte Bund, dessen "Brüder" sich an geheimen Zeichen erkennen und an diskreten Orten treffen, war den Nazis ein Dorn im Auge. Ab 1933 zerschlugen sie die Logen in Deutschland, verfolgten die Mitglieder. Auch das Freimaurer-Krankenhaus am Kleinen Schäferkamp wurde zwangsweise in das "Krankenhaus Deutscher Orden" umgetauft.

Auszug. Hier weiterlesen: → Hamburger Abendblatt

Gewissen ist eine Frage von Ethik und Moral

Cäsar Wolfs Grabstätte aus den Augen verloren und wieder gefunden :

Fasziniert lesen wir Brr. ob des Impetus unserer Altvorderen zu Zeiten der Aufklärung, in Folge. Ihre Biographien sind mehrheitlich Aufforderung und Mahnung. Lassen nachvollziehen, wie sich unsere gute Loge entwickelt hat. Wir erfahre, wann und wie sie konstituiert wurde, wer zum Wohle der FM, der Brüderschaft, welche Initiativen ergriffen hat.

Absalom zu den drei Nesseln, Nr. I, i. O. Hamburg, hat seit ihrer Lichteinbringung, vor 272 Jahren, eine unglaublich facettenreiche Geschichte durchlebt. Beim Studium über das Wirken der lückenlos dokumentierten Aktivitäten unserer Stuhlmeister stößt man unwillkürlich auf einen Namen, der größte Bedeutung in unserer Logengeschichte hat : Cäsar Wolf.

Befasst man sich näher mit ihm, wird deutlich, auf welch hohes Niveau er das geistige, gesellschaftliche Leben in der Loge während seiner 17 Jahre lang währenden Stuhlmeisterschaft gebracht hat.

Der Privatbanker und Vorstand vieler hamburgischen Organisationen der Caritas und Wohlfahrtseinrichtungen war schon Maurer ohne Schurz, bevor er unserem Bund beigetreten war. Wie vielfältig mehr er zu leisten vermochte, wird auch in der Dokumentation über sein Wirken als Vorstand des Freimaurer Krankenhauses am kleinen Schäferkamp deutlich. (Heute „Schanzen Residenz“ Elisabeth Alten- und Pflegeheim)

Die Verordnungen und Gesetzgebungen der Nationalsozialisten haben diesem aufrichtigen Humanisten, mosaischen Glaubens, im Zeitraum 1932-33, innerhalb weniger Monate sämtliche Tätigkeit untersagt. In kürzester Zeit wurde Cäsar Wolf ein isolierter, verfemter und vereinsamter Mensch. Er sah sich seiner Lebensaufgaben beraubt.

Am 13. Mai 1933 hat er sich vor „seinem“ Krankenhaus am kleinen Schäferkamp erschossen.

Umstände bedingt wurde er fast heimlich auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf zu Grabe getragen.

1934 fand im Curio-Haus eine kleine Feier zu seinem Gedenken statt. Danach sind keine weiteren Aufzeichnungen, die seiner gedachten, bekannt.

1983, anlässlich seines 50. Todesjahres, hat die V5 Brüderschaft in der Loge und an seinem Grab dem so segensreich gewirkt habenden Cäsar Wolf seiner gedacht.

Anfang 2009 stellte der Brüderkreis Absalom fest, dass niemand mehr wusste, wo unser bedeutsamer Altstuhlmeister seine letzte Ruhe gefunden hat.

Das Gewissen hat mit seinem gesamten Vermögen zugeschlagen! Das durfte nicht sein.

Umfangreiche Recherchen führten Anfang März 2009 zum Erfolg. Die vergessene und von der Familie 1972 aufgegebene Grabstätte wurde wieder gefunden.

Durch die Unterstützung der Friedhofsverwaltung, der V5 und lieber Brr., konnte die Loge eine Patenschaft der zur Gedenkstätte Cäsar Wolf umbenannten Grabstelle eingehen.

Der Standort wurde. grundlegend restauriert.

An seinem Todestag, Mittwoch, den 13.Mai 2009, hat die Loge Absalom, gemeinsam mit der V5 Brüderschaft, die Gedenkstätte um 11.00 Uhr, auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf würdig geweiht.

Das Gewissen hatte gerufen. Ein Jeder, der eines würdigen Humanisten gedenken mochte, war zu der einstündigen Feier eingeladen.

Hans – Peter Meißner ( Absalom )

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Artikel in der Hamburger Morgenpost

OHLSDORFER FRIEDHOF, 14.5.2009

Hier gedenken sie des Freimaurers Cäsar Wolf

Niemand von ihnen hat ihn persönlich gekannt. Und doch kamen gestern rund 80 in schwarze Anzüge, weiße Hemden, weiße Krawatten und weiße Handschuhe gekleidete Männer mit goldenen Abzeichen auf der Brust zum Ohlsdorfer Friedhof, um sich von einem Mann zu verabschieden, der zu den ersten Opfern der Nationalsozialisten in Hamburg zählt: von dem Juden und Freimaurer Cäsar Wolf.

"Es ist ein schöner Tag heute, anders als der damals vor 76 Jahren, als unser Bruder Sally Cäsar Wolf im engsten Familienkreis beigesetzt wurde", so begann Peter Ullmann (80), Meister der ältesten Freimaurerloge Deutschlands "Absalom zu den drei Nesseln", seine Rede, in der er an das tragische Schicksal eines eingefleischten Hamburgers erinnerte.

Denn der 1874 geborene Wolf war nicht nur in der Hansestadt geboren, er liebte sie auch so sehr, dass er die ihm zur Verfügung stehenden Mittel zur Unterstützung benachteiligter Mitbürger ausgab. Er kümmerte sich um arme Kinder, Schwerbehinderte und um Senioren. Er organisierte und begleitete einen Lazarettzug, der Verwundete aus dem Ersten Weltkrieg in die Heimat brachte. Und er gründete das Freimaurerkrankenhaus, heute "Elisabeth Alten- und Pflegeheim" am Schanzenpark - sein Lebenswerk.

Ein Lebenswerk, das von den neuen Machthabern 1933 nicht geschätzt wurde. Anfang Mai des Jahres wurde Wolf in seiner Klinik von einem Uniformierten die Tür vor der Nase zugeschlagen mit den Worten: "Juden sind hier unerwünscht." Ein Schock, von dem Wolf sich nicht mehr erholte. "Ich habe immer geglaubt, ein guter Deutscher zu sein. Jetzt bin ich nur noch Jude", sagte er seiner Frau am 12. Mai 1933. Wenige Stunden später erschoss er sich vor seiner Klinik.

Wolfs Grab war lange verschollen. Vor Kurzem wurde es in Ohlsdorf wiederentdeckt. Erst jetzt, 76 Jahre später, konnten die Freimaurer nach eigenem Brauch drei Rosen an der Stätte niederlegen.

Auszug. Hier weiterlesen: → Hamburger Morgenpost

Gedicht

Dann war es wie ein wirrer Traum,
War wie ein Alpdruck, heiss und schwer:
Ein menschenvoller Riesenraum,
Und nur ein Platz, – ein Platz war leer.
Und alles hat auf ihn gestarrt,
Als ob’s unfasslich Wunder wär’ –
Und alles hat gehofft, geharrt:
Der Platz blieb leer, – der Platz blieb leer.

Auszug aus dem Gedicht "Unserem Cäsar Wolf", veröffentlicht auf → stolpersteine-hamburg.de

geschrieben von Ivan Philip, der ebenfalls Mitglied der Loge "Absalom zu den drei Nesseln" war. Siehe Biografie → ebenda


Siehe auch


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