Arkandisziplin

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Arkandisziplin

Quelle/Autor: Klaus-Jürgen Grün

In der Freimaurerei vermischen sich die verschiedensten Bedeutungen des Arkanums zu einem unabgeschlossenen Ganzen. Zum einen greifen sie auf die älteste aus den antiken Mysterienkulten entnommene Bedeutung zurück, zum anderen überträgt sich hier das Wort und seine Funktion auf das Geschehen innerhalb der Loge selbst. So wird Arkanum hier zur Chiffre der Tätigkeiten innerhalb der Grenzen der Freimaurerei. Das Wort steht dabei für die Suche nach etwas, das niemals vollständig in Erscheinung treten wird, das gleichwohl Motiv der Arbeit des Menschen an seiner Vervollkommnung sein soll: der vollständig menschlich gebildete Mensch.

Das Wort Arkanum kann schließlich kaum mehr für etwas Anderes als eine Chiffre gelten, denn von den Tätigkeiten innerhalb der Tempel der Freimaurer ist nicht eine einzige im wirklichen Sinn „geheim“. Einschlägige Literatur informiert seit Jahrzehnten – oftmals detailliert - über den Ablauf freimaurerischer Rituale. Unbeschadet dessen berufen sich Freimaurer auf die sogenannte „Arkandisziplin“, wonach die zum Bund der Freimaurer gehörigen und dort ausgesprochenen Sinnzusammenhänge nicht leichtfertig und zusammenhanglos jedem und jederzeit preisgegeben werden sollen. Ein solches fragmentierendes Vorgehen würde auch nicht dem Verständnis, sondern allein dem Unverständnis dienen. Gerüchte, wonach die Verletzung der Arkandisziplin innerhalb des Bundes der Freimaurer mit drakonischen Strafen belegt würde, sind haltlos.

Aber neben einem aufgeklärten Umgang mit dem Arkanum begegnet man auch in der Gegenwart Restbeständen einer menschlichen Neigung zur Geheimwissenschaft. Diese Denkhaltung beruht oft auf nichts anderem als dem Wunsch, es möge etwas Unaussprechliches geben, von dem dennoch ein Wissen möglich sei; es möge das Unerkennbare von größerer Dignität sein als das Erkennbare, und diese Denkhaltung ist oft ebenso geprägt von der Neigung des Menschen, das Fernliegende und Unklare an den Anfang der Erkenntnis zu stellen, statt sich mit dem Naheliegenden, Greifbaren und Begreifbaren zuerst zu begnügen.

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