Francis Bacon
Bacon, Francis
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
(Baco von Verulam), Viscount of St. Alban, * 1561, † 1626, englischer Staatsmann, Lordkanzler, Philosoph, Schriftsteller der elisabethinischen Zeit, vertrat an der Schwelle der Aufklärungszeit als höchste Aufgabe der Wissenschaft die Naturbeherrschung und zweckmäßige Gestaltung der Kultur durch Naturerkenntnis, bekämpfte Vorurteile und Idole, und bezeichnete als Hauptquelle der Erkenntnis die auf Experiment und Induktion gegründete Erfahrung.
Dank seiner eigenartigen Persönlichkeit wurde Bacon Mittelpunkt merkwürdiger Hypothesen. So wurde ihm seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von manchen immer wieder die Autorschaft an den Dramen von Shakespeare zugeschrieben. Oft wurde er auch mit der Freimaurerei in Verbindung gebracht, weil er in seinem utopischen Staatsroman "Nova Atlantis" in einem auf dem unbekannten Eiland Bensalem errichteten idealen Gemeinwesen einen König eine Art Orden stiften läßt, das "Haus Salomonis", ein geheimes nach manchen Ausdeutern angeblich rosenkreuzerisches "Kollegium der sechs Tage".
Manche Forscher haben hier den Ursprung der Freimaurerei suchen wollen. Zuerst Nicolai, der 1782 die Behauptung aufstellte, Bacon habe von den Rosenkreuzern Andreae und Fludden Gedanken einer "Generalreformation" der Welt übernommen und darauf seine Idee basiert. Die (noch zu seinen Lebzeiten in ihren ersten Umrissen entworfene) Royal Society sei gestiftet worden, um zur Tat werden zu lassen, was Bacon in der Neuen Atlantis und der "Instauratio Magna" vorschwebte.
Die zu deren Inspiratoren gehörenden Rosenkreuzer Elias Ashmole, William Lilly (der Astrologe) und ihr Kreis hatten insgeheim ein "Haus Salomonis" errichtet und als Mitglieder der Masons' Company diesem den Namen "Freimaurerei" gegeben, um so in Sicherheit ihren wissenschaftlichen und philosophischen, vor allem aber politischen Planungen, nämlich der Restauration der Stuarts, nachgehen zu können. Diese geheime Gesellschaft sei dann nach dem Tod ihrer Gründer entschlafen und 1717 in der Großloge von England neu erstanden. Trotzdem für diese Hypothese keine tragfähige Grundlage existiert, wird sie, mit gewissen Abweichungen, immer aufs neue abgewandelt.
Die bekannten Versuche, aus Shakespeares Werken durch kabbalistische Methoden die Autorschaft Bacons nachzuweisen, sind von Alfred Dodd auch auf die angeblichen freimaurerischen Beziehungen Bacons angewendet worden (in "The Personal Poems of Francis Bacon [Our Shake-Speare] the son of Queen Elizabeth", Daily Post Printers, Liverpool 1931).
Dodd liest aus den Sonnetten Shakespeares heraus, daß Bacon der Begründer der Freimaurerei war, als deren erster Großmeister fungierte und die ursprünglichen Rituale bearbeitete. Nach Dodd soll Bacon auf Reisen im kontinentalen Europa den Rosenkreuzern nahegekommen sein und deren Gebrauchtümer nach England übertragen haben. In dem "Prologue Sonnet" stehen nach Dodd verkapselt die Worte: "This is printed as my last secret book to the Craft. Lord St. Alban, Worshipfull Gr. M."