Neutempler

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Neutempler-Orden

Der Neutempler-Orden oder Ordo Novi Templi (ONT) war eine völkisch-religiöse Organisation. Er wurde 1900 von Jörg Lanz von Liebenfels in Wien gegründet. Lanz nutzte diesen Orden, um seine Ideen, die er zunächst als „Theozoologie“ oder „Ario-Christentum“ und ab 1915 als „Ariosophie“ bezeichnete, zu verbreiten. Der Orden verband christliche Frömmigkeit mit modernen Begriffen der Rassenkunde und der Eugenik.


Entstehung

Lanz war kurz zuvor aus dem Zisterzienser-Orden ausgetreten und knüpfte bei der Namensgebung seines eigenen Ordens an den mittelalterlichen Templerorden an. Sein Interesse an den Templern wurde durch das zeitgenössisch populäre Motiv der Gralsritter in der neuromantischen Musik und Literatur von Richard Wagner, Erwin Guido Kolbenheyer und Friedrich Lienhard geweckt. Zudem waren die Templer eng mit den Zisterziensern verbunden; Bernhard von Clairvaux, der Begründer des Zisterzienserordens, hatte auch die Ordensregeln der Templer verfasst und lobte diese später für ihren Einsatz bei den Kreuzzügen.

Um die Zeit seiner Ordensgründung herum entwickelte sich Lanz zu einem entschiedenen Rassisten, der in der „arischen“ Rasse die höchststehende Rasse sah, die sich seit Urzeiten in einem Abwehrkampf gegen niedere Rassen befinde. Auf diesem Hintergrund entwarf er die Vorstellung, dass die Templer das Ziel gehabt hätten, im gesamten Mittelmeerraum ein arisches Großreich zu errichten. ie brutale Verfolgung der Templer durch die römisch-katholische Kirche ab 1312 interpretierte er als einen Triumph rassisch Minderwertiger, deren Ziel es sei, die Herrschaft und Reinerhaltung der arischen Rasse zu untergraben. Zudem war er davon überzeugt, dass die Kirche seit dieser Zeit die wahre christliche Lehre, als deren Kern er eben seine Vorstellungen eines Rassenkampfes betrachtete, unterdrückte. Seinen eigenen Orden sah er daher als einen Neubeginn des über die Jahrhunderte hin unterbrochenen Kreuzzugs gegen niedere Rassen.

1907 erwarb Lanz die kleine Burgruine Werfenstein bei Grein in Oberösterreich als Priorat des Ordens. Im selben Jahr publizierte er ein Programm des Ordens, in welchem er ihn als Vereinigung von Ariern beschrieb, deren Ziele darin bestünden, das Rassenbewusstsein durch genealogische und heraldische Forschung, durch Schönheitswettbewerbe und durch die Gründung rassisch vorbildlicher Staaten in unterentwickelten Regionen der Welt zu fördern. Für den Orden entwickelte er eine eigene Liturgie und Zeremonien.

In den Ordensregeln wurde festgelegt, dass nur blonde und blauäugige Männer beitreten durften, die zudem weiteren Kriterien des Ariertums genügen mussten, welche Lanz in seiner Schriftenreihe Ostara dargelegt hatte. Innerhalb des Ordens wurde eine Hierarchie eingerichtet, die sich nach der (vermeintlichen) rassischen Reinheit richtete. Am Weihnachtstag 1907 hisste Lanz auf dem Turm seiner Ordensburg zwei Flaggen: eine mit dem Wappen derer von Liebenfels, einem vermutlich um 1790 ausgestorbenen Adelsgeschlecht, als dessen Nachkomme er sich ausgab, und eine mit einer Swastika (Hakenkreuz), einem damals in der völkischen Bewegung beliebten Symbol.

Ab 1908 wurden auf Werfenstein öffentlichkeitswirksame Feste veranstaltet. Etliche hundert Gäste reisten auf der Donau, an der die Burg liegt, mit dem Dampfschiff an und wurden mit Kanonenschüssen empfangen, um anschließend im Burghof ausgiebig zu feiern. Dies fand große Resonanz in der nationalen Presse und förderte das Interesse an Lanz’ Publikationen.

Lanz arbeitete weiter an den Zeremonien und verfasste andächtige Gesänge und Verse. Die Burg ließ er u.a. mit weihevollen Darstellungen Hugo von Payns’, des ersten Großmeisters der Templer, und mit Darstellungen der „Äfflinge“, die in seiner Theozoologe als die Herkunft der niederen Rassen galten, dekorieren. 1915 und 1916 erschien in zwei Teilen ein Neutempler-Brevier, das Lanz mit anderen Ordensbrüdern verfasst hatte. Es enthielt Psalmen und Lobgesänge, die an die christliche Tradition anknüpften, aber Christus anflehten, die arische Rasse zu erlösen und die niederen Rassen auszulöschen.

Siehe auch