Schrepfer: Unterschied zwischen den Versionen

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#REDIRECT[[Johann Georg Schrepfer]]
== Schrepfer, Johann Georg ==
 
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auch Schrepffer und Schröpfer geschrieben, * 1739, t 1774, preußischer Husar, dann Küfer und Kaffeehauswirt in Leipzig, ist eine der eigenartigsten Erscheinungen des 18. Jahrhunderts in der Deutschen Freimaurerei, weniger wegen seiner persönlichen Qualitäten, als wegen des Einflusses, den dieser an sich vollkommen bedeutungslose Mensch auf führende Freimaurerkreise gewinnen konnte.
 
 
 
Daß er von den [[Gold- und Rosenkreuzer]]n vorgeschoben wurde, um das diesen verhaßte System der [[Strikte Observanz|Strikten Observanz]] zu stürzen oder zumindest ihm Ungelegenheiten zu bereiten, dürfte müßige Erfindung sein. Wahrscheinlicher ist, daß Schrepfer, als ein Mensch von stärkem Geltungsbedürfnis, in Gegensatz zu der Leipziger Loge der Strikten Observanz geriet und von da an alles daransetzte, um sich zu behaupten.
 
 
 
== Mit der Pistole in der Hand ==
 
 
 
Wo und ob er überhaupt jemals regulär aufgenommen worden ist, bleibt vorläufig unbekannt.
 
Er tauchte 1772 in Leipzig als Maurer auf, hielt in seinem Kaffeehaus schottische Logen ab und verlangte als Schotte Zutritt zur Loge "[[Minerva]]" der Strikten Observanz. Als zwei seiner Jünger nicht zugelassen wurden, erschien Schrepfer am 2. März 1773 mit der Pistole in der Hand in der Loge und beleidigte die anwesenden Brr. auf das gröblichste. Diese Beleidigungen wiederholte er auf Flugzetteln, die er im gleichen Jahre auf den Leipziger Straßen verteilen ließ. Zugleich drohte er mit Enthüllung der Rituale der Strikten Observanz. Der Protektor der sächsischen Logen, Herzog Karl von Kurland, ließ ihn darauf durch den Stadtkommandanten von Leipzig verhaften und ihm auf der Hauptwache Stockprügel verabfolgen, über die Schrepfer quittieren mußte. Der Senat von Leipzig, den er um Hilfe und Genugtuung anging, ließ ihn im Stich, weil er es sich mit einem Prinzen von Geblüt nicht verderben wollte.
 
 
 
== Die "wahren Kenntnisse" ==
 
 
 
Schrepfer verließ darauf Leipzig, lebte dann in Frankfurt a. M. und brachte es zuwege, daß sich der Herzog [[Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel|Ferdinand von Braunschweig]] für ihn interessierte, der ihn durch Beauftragte, v. Lestwitz (s. d.) und Schwarz, einvernehmen ließ. Den Herzog selbst hat er nicht zu Gesicht bekommen. In Braunschweig wurde auch die Versöhnung mit der Leipziger Loge "[[Minerva]]" angebahnt, die sich bereit finden mußte, Schrepfer mit allen Ehren zu empfangen, wogegen er versprach, fürderhin Ruhe zu geben. In seinem "System" behauptete er, die wahren Kenntnisse der Freimaurerei zu besitzen. Im Wesentlichen trieb er mit seinen gläubigen Jüngern, unter denen sich ein Senator der Stadt Leipzig, Dr. jur. Marche, und ein Görlitzer Kaufmann, [[Christian Emanuel Frölich]], besonders eifrig zeigten, magische Künste und Geisterbeschwörungen, wobei ihm seine Frau, ein Kellner und eine [[Laterna magica]] behilflich waren. Herzog Karl von Kurland ließ den Wundertäter durch seinen Kammerherrn, Johann Rudolf von Bischoffwerder (s. d.), verhören, der einen derart begeisterten Bericht an seinen Herrn erstattete, daß Schrepfer nach Dresden berufen wurde wo er in Hofkreisen, so auch beim Staatsminister v. Wurmb, Großen Eindruck machte.
 
 
 
Von Dresden zurückgekehrt, war ihm der Glanz des höfischen Lebens etwas zu Kopf gestiegen, er trat in französischer Uniform auf und gab sich für den natürlichen  Sohn eines französischen Prinzen aus, was den französischen Gesandten zu einem Protest veranlaßte.
 
 
 
Inzwischen war man ihm auch hinter seine spiritistischen Schliche gekommen, er kam auch aus der Mode und geriet in Not. Am 8. Oktober 1774 ging er mit vier seiner Anhänger, darunter [[Bischoffwerder]], nachdem er in der Nacht noch Loge gehalten hatte, ins Rosenthal bei Leipzig und erschoß sich in deren Gegenwart.
 
 
 
Seine Lebensgeschichte schlieBt mit einem witzigen Epitaph in den Protokollen der Loge "Minerva":
 
<poem>
 
Ci-git frappé d'un coup mortel
 
Schreppfer qui terminait sa route
 
Sans avoir expliqué le doute
 
S'il était cafétier ou colonel.
 
</poem>
 
 
 
== Verhängnisvoller Einfluß ==
 
 
 
Schrepfer hat auf die Entwicklung der Deutschen Freimaurerei vielleicht mehr und verhängnisvolleren Einfluß genommen, als heute bereits vollends erkannt werden kann.
 
 
 
Er besaß magische Schriften. Von einem Exemplar des bekannten Zauberbuches des Dr. Faust ist dies sichergestellt (Freimaurermuseum, Bd. ÜI/92). Für die von ihm ausgelöste Bewegung war von Bedeutung, daß der berüchtigte Schwindler [[Gugomos]] (s. d.) sich der Schrepferschen Ideen bemächtigte. Die oben erwähnten Senator Dr. Marche und Bischoffwerder erschienen auch auf dem [[Wiesbadener Konvent]], den [[Gugomos]] 1776 abhielt.
 
 
 
== Palingenesien ==
 
 
 
Auch Frölich lebte noch lange als Apostel der Ideen Schrepfers. Zu den Gläubigen gehörte — man darf sagen selbstverständlich — auch der schwachsinnige [[Ludwig von Hessen-Darmstadt]] (s. d.), der noch 1775 in einem Briefe an Ferdinand von Braunschweig die "wahren Principia" des Schrepfer anerkennt, wenn er auch die Betrügereien bei den Palingenesien (Geisterbeschwörungen) zugibt. Gugomos selbst gab Schrepfer in seinem Ordenssystem als Ordensprior aus. Später scheint er die Verdunklung des eigenen Ruhms gefürchtet zu haben, denn er spricht von der "Magia diabolicea", nach welcher "der berühmte Dieb unserer Geheimnisse, Schrepfer, zu arbeiten pflegte".
 
 
 
== Weiße und schwarze Magie ==
 
 
 
Schrepfer darf den traurigen Ruhm für sich in Anspruch nehmen, der Freimaurerei die weiße und schwarze Magie aufgepfropft zu haben. In dieser Beziehung ähnelt er dem ihm allerdings als Persönlichkeit weit überlegenen [[Cagliostro]]. Wenn in Logenarchiven, wie beispiels weise in Brünn (s. d.), ganze Sammlungen magischer Instrumente auftauchen, so spukt da Schrepfers Geist oder Ungeist durch die Freimaurergeschichte. Leute von seinem Schlage hat es immer gegeben, und sie haben auch, wie ja auch Erfahrungen aus unserer eigenen Zeit bekunden, immer ihr Publikum gefunden.
 
 
 
== Trübes Symptom ==
 
 
 
Die historische Bedeutung Schrepfers liegt daher auch nicht in seiner Person und seinen magischen Künsten, als vielmehr in dem trüben Symptom einer Zeit, die aller Aufklarung zum Trotz wundergläubig war und ihre Wunschträume in magischen Erlebnissen zu realisieren trachtete.
 

Aktuelle Version vom 8. April 2012, 23:26 Uhr

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