Pawel Iwanowitsch Pestel

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Pawel Iwanowitsch Pestel

(Павел Иванович Пестель) Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

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russischer Offizier, Führer der Dekabristen, *1792 in St. Petersburg als Sohn des Generalgouverneurs von Sibirien, hingerichtet Dezember 1825,

war Mitglied der Logen "Sphinx" und "Zu den drei Tugenden" in Petersburg. Seine freimaurerischen Insignien sind im Moskauer Revolutionsmuseum ausgestellt, wohin sie aus dem russischen Staatsarchiv gelangt sind.


Ergänzungen

  • Geboren am 23. Juli 1826 in St. Petersburg, war Enkel deutscher Auswanderer.
  • Verbrachte als Kind mehrere Jahre in Dresden.
  • Einer der Begründer der Südlichen Gesellschaft der Dekabristen
  • Die Loge "Sphinx" arbeitete nur im 4. Grad.

(Quelle: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei, Band 2, von C. Lenning)


Leben

Quelle: Wikipedia

Pawel Iwanowitsch Pestel war der älteste Sohn von Iwan und Elisaweta Pestel. Ihm folgten zwei Brüder und eine Schwester. Er hatte sowohl zur Mutter, als auch zum Vater eine enge emotionale Bindung und genoss schon in seiner Kindheit materielle Sicherheit. Wie seine Geschwister wurde Pawel Pestel in den ersten Jahren von seiner Mutter unterrichtet, setzte dann aber von 1805 bis 1809 seine Schulbildung in Dresden fort und erhielt dort eine solide Gymnasialbildung. Zurück in Petersburg besuchte er die Militärakademie, das Pagenkorps.

Dort hatte er es besonders seinem Lehrer German zu verdanken, dass er Werke wichtiger Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftler kennen lernte: Montesquieu, John Locke, Jean-Jacques Rousseau, Adam Smith, Antoine Louis Claude Destutt de Tracy und andere. Letzterer beeinflusste ihn maßgeblich bei der Entwicklung eigener Staatsideen und der Planung einer Russischen Republik. Pestel verließ das Pagenkorps mit der höchsten Auszeichnung. In einem Zeugnis findet sich allerdings auch die folgende Beurteilung Pestels: „Er wurde mehr als ein Mal beobachtet, wie er sich sehr untypisch für einen Studenten des Pagenkorps verhielt; des Weiteren protestierte er gegen die Bestrafung eines Mitschülers durch Lehrer des Korps. Er mag es, seine Klassenkameraden zu beeinflussen, …“. Pestel hatte also schon in seiner Jugend einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und rebellische Gedanken.

Von 1811 an betätigte er sich bei der Armee in den verschiedensten Sparten. Graf Wittgenstein sagte über ihn „Er ist für alles brauchbar: ob man ihm das Kommando über eine Armee gibt oder ihn zu einem beliebigen Minister macht, er wird überall an seinem Platz sein.“ Er bekam eine Reihe von Auszeichnungen im Feldzug (Schlacht von Borodino, Griechischer Aufstand in Bessarabien u. a.). Daraufhin übernahm er eine hohe Position im Hauptquartier der zweiten Armee. 1820 kam ihm die Aufgabe zuteil, das Regiment von Wjatka zu kommandieren, welches als eines der schlechtesten in Russland bekannt war.

Diese Aufgabe meisterte er mit Bravour und zur vollen Zufriedenheit des Zaren. Von 1817 bis zu seinem Tod widmete er all seine Zeit und Kraft der Arbeit in den Geheimbünden, der Entwicklung seiner Verfassung und seinen militärischen Pflichten als Kommandeur. Sein Privatleben in dieser Zeit bestand fast ausschließlich aus dem Kontakt zu seinen Eltern und seiner Schwester.

Obiges Zitat stammt aus einem Brief von Pawel Pestel an seine Eltern im Mai 1826. Der Brief war ein Versuch seinerseits, die Geschehnisse in Russland um den 14. Dezember 1825, die Dekabristenbewegung und seine eigene Beteiligung daran darzustellen. Pestel schrieb diesen Brief aus der Peter-Pauls-Festung in Sankt Petersburg, in der er nach seiner Verhaftung am 13. Dezember 1825 in Tulschtschin die Zeit bis zu seiner Hinrichtung am 13. Juli 1826 verbrachte. Er wurde auf Grund seiner Tätigkeiten für die Russischen Geheimgesellschaften und deren regierungsfeindlichen Reformbestrebungen verhaftet und erhängt. Als eine der wichtigsten Führungspersonen in der Dekabristenbewegung hatte er einen Großteil des Regierungsumsturzes mit geplant und für die postrevolutionäre Zeit eine provisorische Verfassung, die sogenannte Russkaja Prawda, geschrieben.

Schon 1816 war Pestel in Kontakt mit Sergei Iwanowitsch Murawjow-Apostol, Sergei Trubetzkoi, Fjodor Glinka und Michail Nowikow, erfuhr so von der Existenz einer politischen Geheimgesellschaft in Russland, arbeitete im weiteren Verlauf in dieser Vereinigung mit und verfasste 1817 das Statut des sogenannten Rettungsbundes. Nachdem sich der daraus entstandene Wohlfahrtsbund 1819 nach Petersburg absetzte, war Pestels Abteilung im Süden Russlands mehr oder weniger isoliert. Zwei Untergruppen hatten sich herausgebildet: der Nord- und der Südbund. Die Vorstellungen dieser Gruppen unterschieden sich nicht nur in den Ansichten über die zukünftige Regierungsform Russlands erheblich. Der Führer des Nordbundes, Sergei Iwanowitsch Murawjow-Apostol, zog eine konstitutionelle Monarchie der vom Südbund geplanten Republik vor.

Es entwickelten sich mit der Zeit immer mehr Differenzen zwischen beiden Gesellschaften. Die Südliche Gesellschaft entwickelte sich unter Pawel Pestels Führung zur radikaleren der beiden. Pestel setzte lange Zeit hartnäckig alles daran, seine Ideen durchzusetzen. Durch sein Engagement entstand eines der wichtigsten Dokumente der Dekabristenbewegung, die „Russkaja Prawda oder Staatliche Urkunde des großen russischen Volkes, geeignet als Anweisung zur Vervollkommnung der Staatsordnung Russlands und enthaltend eine zuverlässige Anleitung für das Volk wie auch für die Übergangsregierung“. Allerdings ist sie nie zum Einsatz gekommen, da der Umsturzversuch der Dekabristen am 14. Dezember 1825 scheiterte.

121 Mitglieder der Bewegung wurden festgenommen, verhört und schließlich verurteilt. Mit den anderen führenden Dekabristen Rylejew, Kachowski, Murawjow-Apostol und Bestuschew-Rjumin, wurde Pestel zum Tode verurteilt, weil er „leidenschaftlich sein Land geliebt und inbrünstig sein Glück gewünscht“ hatte.