Eifel Lodge 855

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Mit freundlicher Genehmigung: inside B
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Männerbünde

Autor Jürgen Stark. Mit freundlicher Genehmigung von inside B

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Clubs, in denen Männer unter Männern sein wollen, faszinieren die Menschheit seit Jahrhunderten. Exklusiv, dunkel, geheimnisvoll. inside B erhielt exklusive Einblicke bei Teutonia-Alemannia, einer Freimaurerloge und der Männerbadgesellschaft Offenburg.


Der Meister vom Stuhl fragt: „Bruder erster Aufseher, warum nennen wir uns Freimaurer?“

„Weil wir als freie Männer an dem großen Bau arbeiten.“
„An welchem Bau, mein Bruder?“
„Wir bauen den Tempel der Humanität.“
„Bruder zweiter Aufseher, welche Bausteine benötigen wir dazu?“
„Die Steine, derer wir bedürfen, sind die Menschen.“
„Was ist nötig, um sie fest miteinander zu verbinden?“
„Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit sind der Mörtel des Tempelbaus.“


Kehl am Rhein, in den Räumen einer ehemaligen Kaserne. 20 Personen haben sich in einem schlichten Tagungsraum versammelt und zelebrieren die Zeremonie einer „Weißen Arbeit“. Weiß steht für rein, klar und wahr, denn die Freimaurer folgen dem Licht als Quell von Erkenntnis, welches der „Große Baumeister“ in die Welt brachte. Unübersehbar „The Holy Bible“ auf einem kleinen Altar in der Mitte vor dem Tisch des Meisters vom Stuhl Dirk Meyer (68), der heute in Vertretung diese ehrenvolle Aufgabe übernommen hat. Sind die sagenumwobenen Freimaurer denn letztlich nur eine christliche Sekte? Mitnichten. Es ist alles ganz anders, als man vermuten könnte.

Meyer ist ein netter älterer Herr mit jenem norddeutschen Trockenwitz, der hier am Oberrhein schnell auffällt. „Wir wollen unsere Ideale ja auch nicht zu hoch hängen, sonst hängt man uns nachher daran auf.“ Ein schwarzhumoriger Scherz, der aus dem Geist erlebter Jahrhunderte kommt, so finster wie die Geschichte der Menschheit nun einmal ist – und darüber können die Freimaurer so manches berichten. Interessant und faszinierend ist der Ritt durch die Jahrhunderte, den die Mitglieder dieses Bundes bis heute unternahmen, denn sie sind irgendwie immer dabei, doch meist nicht allgemein wahrgenommen. Hier in Kehl glänzen sie an diesem Sonntagnachmittag allerdings in ihrer feinsten Regalia, anwesend auch Gäste, die keine Freimaurer sind, sogenannte Profane. Schurz, Logen-Bijoux, weiße Handschuhe – die Kleidung für die Aufseher, die an der Logenarbeit teilnehmen, die anderen Mitglieder sind bürgerlich schlicht gekleidet. Doch auch hier weht der Zeitgeist durch die Männerrunde: Die Abordnung einer Frauenloge aus Basel darf heute dabei sein. Meyer erklärt dem Reporter im Anschluss an das Ritual die Sitzordnung: „Der Meister vom Stuhl sitzt immer im Osten, dort, von wo das Licht herkommt, die Sonne aufgeht.“ Der „Bruder erster Aufseher“ sitzt im Westen und der zweite Aufseher im Süden.

Ein Bruder hält eine kleine weltanschauliche Rede, in der die uralte Philosophie dieses Bundes, der sich am 24. Juni 1717 in London mit dem Zusammenschluss von vier Logen zur ersten Großloge begründete, deutlich wird. Eine Welt in Unfrieden, ein Europa in Irritation, das humanistische Erbe ist direkt vor der Haustür in Gefahr – die Freimaurer sind beunruhigt. Roland Pätzold (49), der Redner, ist Altstuhlmeister und ansonsten werbetechnischer Schilder- und Reklamehersteller.

Auch er spricht Klartext mit einem Hauch von Selbstironie: „Freimaurerei ist der größte Egoismus, den ich mir leisten kann – schön, dass die anderen auch etwas davon haben.“ Bei den Aussagen dieser Mitglieder des wohl weltgrößten Geheimbundes, der von sich sagt, dass er eigentlich keiner sein will, muss man immer mal wieder nachfragen, um sich in einer Welt der Doppelbedeutungen und Metaphern einzufinden. Die Bibel im Raum? Es soll Logen geben, bei denen auch der Koran und Tora-Rollen liegen. An den „Großen Baumeister“ glaubt man, aber der könnte hier wohl auch Manitou oder Zeus heißen, Göttlichkeit als Prinzip, oder auch: Gott würfelt nicht.

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