Katechismus 1745

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Katechismus 1745

Recherche Roland Müller

Aus:
Der verrathene Orden der Freymäurer, Und das offenbarte Geheimniß der Mopsgesellschaft.
Frankfurth und Leipzig 1745, 91-105
Oder: Leizig, bey Arkstee und Markus 1745, 91-105
(Abbé Perau)

ferner In leicht abweichender Übersetzung (z. B. „Vorsteher“ statt „Uebelaufseher“, “Westen“ statt „Abend“), aber identischer Reihenfolge auch in:
Die offenbarte Freymäurerey und das entdeckte Geheimniß Der Mopse. Leipzig, bey Franz Christian Mumme, 1745, 109-124.

[Die eingerückten Stellen sind Kommentare des französischen Autors.]

Dieser Katechismus findet sich fast ohne Ausnahmen wörtlich, wenn auch stellenweise in anderer Reihenfolge und ohne Kommentare, in (frz.):
Leonard Gabanon (= Louis Travenol): Catéchisme des Francs-Maçons, 1744, 37-52.

Eine leicht veränderte deutsche Übersetzung, stellenweise in anderer Reihenfolge und ohne Quellenangabe, auch bei:
Friedrich Ludwig Schröder: Sammlung von Katechismen. 1815, 65-78,
unter dem Titel: Katechismus der alten französischen Logen. Dieses Ritual ist die Grundlage des schwedischen, wie man leicht bemerken kann.

Catechismus der Freymäurer.

Welcher die vornehmsten Fragen und Antworten enthält, die sie einander unter sich thun, sowohl Lehrjungen, als Gesellen und Meister, um einander zu erkennen. Man hat nur die Antworten unterschieden, welche dem Meister allein zukommen, und A. des Meisters vorgesetzet.

Fr. Sevd ihr ein Maurer?
A. Meine Brüder und Gesellen erkennen mich für einen.

Also antwortet man, wenn die Frage ins Ohr oder selbander geschiehet: allein wenn man sie laut in Gegenwart der Weltlichen thut, so antwortet man nur:
Ich mache mir eine Ehre draus es zu seyn, und der andre erwiedert: Und ich bin erfreut euch zu kennen.

Fr. Warum seyd ihr ein Maurer geworden?
A. Weil ich in der Finsterniß war, und das Licht habe sehen wollen.
Fr. Als man euch das Licht hat sehen lassen , was habet ihr erblicket?
A. Drey große Lichter.
Fr. Was bedeuten diese drey großen Lichter?
A. Die Sonne, den Mond und den Obermeister der Loge.
Fr. Woran erkennet man einen Mäurer?
A. An dem Zeichen, an dem Berühren, und an dem Worte.

Einige setzen dazu, und an den Umständen meiner Aufnehmung.

Fr. Saget mir das Wort der Lehrlinge?
A. Saget mir den ersten Buchstaben, so will ich euch den andren sagen.
Fr. J.
A. A.
Fr. K.
A. I.
Fr. N.
A. Ja.
Fr. Kin.
A. Jakin.

Sie sagen das Wort Jakin entweder einer nach dem andern, oder beyde zugleich. Der wahre Name ist Jachin, allein die Freymäurer sagen insgemein Jakin.

Fr. Was bedeutet das Wort Jakin?
A. Es ist der Name einer von den zwoen erzenen Säulen, die in der Halle von Salomons Tempel stunden, bey welcher sich die Lehrjungen, ihren Lohn zu empfangen, versammleten. Fr. Seyd ihr Geselle?
A. Ja, ich bin es.
Fr. Saget mir das Gesellenwort.
A. Saget mir den ersten Buchstaben, so will ich euch den andren sagen.
Fr. B.
A. O.
Fr. A.
A. Z.
Fr. Bo.
A. Az.
Fr. Boaz.
A. Boaz.

Entweder einer nach dem andern, oder alle beyde zusammen. Boaz ist der rechte Name, und der gebräuchlichste unter den Brüdern. Gleichwohl sagen einige Booz.

Fr. Was bedeutet das Wort Boaz?
A. Es ist der Name der andern Säule von Erz, welche in der Halle des Tempels war, und bey welcher sich die Gesellen, zur Empfangung ihres Lohnes, versammleten. Fr. Wie hoch waren diese zwo Säulen?
A. Achtzehn Ellenbogen.
Fr. Wie viel hielten sie im Umfange?
A. Zwölf Ellenbogen.
Fr. Wie viel hatten sie in der Dicke?
A. Vier Daumen.
Fr. Wo seyd ihr aufgenommen worden?
A. In einer ordentlichen und vollkommenen Loge.
Fr. Wie heißt diese Loge?
A. Die Loge des h. Johannes.

Man muß allezeit so antworten, wenn man aus dem Catechismus gefraget wird , weil dieses der Name von allen Logen sind.
Allein wenn die Brüder, die einander kennen, sich mit einander besprechen, so unterscheiden sie die verschiedenen Logen von einer Stadt, durch den Namen des Meisters.

Fr. Wo ist sie gelegen?
A. In dem Thale Josaphat im h. Lande.

Andre antworten: Auf dem Gipfel eines großen Berges, und im Grunde eines großen Thales, wo niemals ein Hahn gekrähet, eine Frau geplaudert, ein Löwe gebrüllet hat; mit einem Worte, wo alles ruhig ist, wie im Thale Josaphat.
Figürliche Redensarten, die Einigkeil und den Frieden, die in den freymäurerischen Versammlungen herrschen, und die Sorgfalt zu bemerken, mit welcher man die Frauenspersonen davon ausschliesset.

Fr. Worauf ist sie gegründet?
A. Auf drey Säulen, die Weisheit, die Stärke, und die Schönheit. Die Weisheit zum unternehmen; die Stärke zum Ausführen; und die Schönheit zur Zierde.
Fr. Wer hat euch in die Loge geführt?
A. Ein Mensch, den ich nach diesem für einen Lehrjungen erkannt habe.
Fr. Wie waret ihr bekleidet?
A. Weder nackicht noch gekleidet; weder mit Schuhen noch barfüßig; aber gleichwohl auf eine anständige Art, und von allem Metalle entblößt.

Der Aufzunehmende hat das rechte Knie bloß, den linken Schuh wie einen Pantoffel niedergetreten, und man nimmt ihm alles, was er von Metalle bey und an sich hat.

Fr. Wen habet ihr an der Thüre gefunden?
A. Den zuletzt aufgenommenen Lehrjungen mit dem Degen in der Hand.
Fr. Warum hat er den Degen in der Hand?
A. Die Weltlichen zu entfernen.
Fr. Wie seyd ihr in den Tempel Salomons hineingegangen?
A. Durch sieben Stufen einer Wendeltreppe, worüber man durch drey, fünfe, und sieben steiget.
Fr. Warum hat man euch alles euer Metall abgenommen?
A. Weil, als man den Tempel Salomons gebauet, die Cedern vom Libanon ganz zugehauen und zum richten fertig geschickt worden: so daß man weder einen Hammerschlag noch ein andres Werkzeug hörte, wenn man sie brauchte.
Fr. Wie seyd ihr darein gelassen worden?
A. Durch dreymaliges starkes Anklopfen.
Fr. Was bedeutet dieses Anklopfen?
A. Klopfet an, so wird euch aufgethan; Bittet, so wird euch gegeben. Suchet, so. werdet ihr finden; oder
gebet euch an, so wird man euch aufnehmen.
Fr. Was hat euch dieses Anklopfen zu Wege gebracht?
A. Einen andern Uebelaufseher.
Fr. Was hat er mit euch gemacht?
A. Er hat mir den Degen in die Hand gegeben.
Fr. Was hat er nach diesem mit euch gemacht?
A. Er hat mich reisen lassen, indem er mich dreymal von Abend gegen Mitternacht, Morgen und Mittag gedrehet hat.

Dieß sind die drey Umgänge, die man den Aufzunehmenden thun läßt, wenn er in die Loge kömmt.

Fr. Als ihr in die Loge gelassen worden seyd, was habet ihr gesehen?
A. Nichts, was der menschliche Verstand begreifen kann.
Fr. Was bat die Loge für eine Forme?
A. Eines länglichten Vierecks.
Fr. Welches ist ihre Länge?
A. Vom Abend gegen Morgen.
Fr. Ihre Breite?
A. Von Mittage gegen Mitternacht.
Fr. Ihre Höhe?
A. Von der Fläche der Erde bis an den Himmel.
Fr. Und ihre Tiefe?
A. Von der Fläche der Erden bis zum Mittelpuncte.
Fr. Warum antwortet ihr also?
A. Um dadurch zu verstehen zu geben, daß die Freymäurer durch die ganze Welt zerstreut sind, und gleichwohl alle zusammen nur eine Loge machen.
Fr. Mit was ist die Loge bedeckt?
A. Mit einem himmlischen mit goldenen Sternen bestreuten Thronhimmel.
Fr. Wie viel sind Fenster darinnen?
A. Drey.
Fr. Wie sind sie gelegen?
A. Das eine gegen Morgen, das andre gegen Mittag, und das. dritte gegen Abend. Fr. Warum ist keines gegen Mitternacht darinnen?
A, Weil das Sonnenlicht niemals von dieser Seite kömmt.
Fr. Wie viel Personen werden zur Ausmachung einer Loge erfordert?
A. Dreye machen sie aus, aus fünfen bestehet sie, und sieben machen sie vollkommen.
Fr. Wer sind diese sieben?
A. Der Obermeister, der erste und andere Uebelaufseher, zween Gesellen, und zween Lehrjungen.
Fr. Wo hat der Obermeister seine Stelle?
A. Gegen Morgen.
Fr. Warum?
A. Weil die Sonne gegen Morgen die Laufbahne des Tages eröffnet, so muß der Obermeister sich auch daselbst aufhalten, die Loge zu eröffnen, und den Arbeitsleuten Arbeit zu geben.
Fr. Habet ihr den Obermeister gesehen?
A. Ja.
Fr. Wie ist er gekleidet?
A. Mit Gold und Himmelblau, oder vielmehr: Mit einem gelben Kleide und blauen Strümpfen.

Nicht daß der Obermeister auf diese Art gekleidet wäre: sondern das gelbe Kleid bedeutet dm Kopf oder Obertheil des Zirkels, den der Obermeister unten an seinem Bande träget, und weicher von Golde, oder wenigstens vergoldet ist, und die blauen Strümpfe bedeuten die zwo Spitzen desselben Zirkels, welche von Eisen oder Stahle sind. Dieses bedeuten auch das Gold und Himmelblau.

Fr. Wo haben die Uebelaufseher ihren Platz?
A. Gegen Abend.
Fr. Warum?
A. Weil die Sonne ihren Lauf gegen Abend endiget: also befinden sich die Uebelaufseher auch gegen Abend, die Arbeiter zu bezahlen, und die Loge zu schliessen.
Fr. Wo haben die Meister ihre Stellen. [?]
A. Gegen Mittag.
Fr. Warum?
A. Weil die Sonne im Mittagspuncte in ihrer größten Stärke ist; so befinden sich die Meister auch gegen den Mittag, die Loge zu verstärken.
Fr. Wo haben die Gesellen ihren Platz?
A. Sie sind durch die ganze Loge zerstreuet.
Fr. Warum?
A. Weil die Gesellen die Arbeiter sind, und die Arbeit über alle geschehen muß, so müssen sie sich auch ohne Unterschied in allen Theilen der Loge befinden.
Fr. Wo stehen die Lehrjungen?
A. Gegen Mitternacht, ausser dem zuletzt Aufgenommenen.
Fr. Warum?
A. Weil sie noch in der Finsterniß sind; und damit sie, da sie gegen Mitternacht stehen, welches die finstere Seite ist, von da die Arbeit der Gesellen genau betrachten.
Fr. Wie viel Auszierungen giebet es in der Loge?
A. Drey.
Fr. Was sind es für welche?
A. Das mosaische Pflaster, der strahlende Stern, und die gekerbte Quaste.

[48: Den Mosaischen Pallast, der mit Sternen durchsaete Thronhimmel, die eingekerbte Quaste. 59: Den mosaischen Pallast, den mit Sternen durchsäeten Thronhimmel, die gekerbte Quaste.]

[in: Die offenbarte Freymäurerey, 1745:
117
Das Mosaische Estrich, der funkelnde Stern, und die zackigte Quaste.
76
Den Mosaischen Pallast, den gestirnten Baldachin, die zackigte Quaste.
64
Den Mosaischen Pallast, den gestirnten Himmel oder Baldachin, die zackigte Quaste.]

[in: Der Entdeckte Und von allen seinen Geheimnissen Entblösste Freymaurer, 1745.
42
Den Mosaischen Pallast, einen Thron, der mit Sternen gezieret war, einen Quast mit Spitzen.]

Fr. Wie viel Kleinodien, oder kostbare Dinge giebet es darinnen?
A. Sechse, drey bewegliche, und drey unbewegliche.
Fr. Welches sind die drey beweglichen?
A. Das Winkelmaas, welches der Meister träget; die Wasserwage, welche der erste Uebelaufseher träget, und die Bleywage, welche der andre Uebelaufseher traget.
Fr. Welches sind die drey unbeweglichen?
A. Der unbehauene Stein für die Lehrjungen; der cubische zugespitzte Stein, die Werkzeuge der Gesellen zu schärfen, und das Reißbret, auf welches die Meister ihre Abrisse machen.

Fr. Seyd ihr Geselle?
A. Ja, ich bin es.
Fr. Wie seyd ihr zum Gesellen aufgenommen worden?
A. Durch das Winkelmaas, den Buchstaben G, und den Zirkel.

Eine Anspielung auf die drey Schritte, welche man den Aufzunehmenden thun laßt.

Fr. Warum habet ihr euch zum Gesellen aufnehmen lassen?
A. Wegen des Buchstabens G.
Fr. Was bedeutet dieser Buchstabe?
A. Die Geometrie, oder die fünfte Wissenschaft.

Wenn es ein Meister ist, welchen man fraget, was der Buchstabe G. bedeutet? so muß er antworten:
Eine viel grössere Sache als ihr.
Frage: Welche Sache kann größer seyn, als ich, da ich ein Freymäurer und Meister bin?
Antwort: God, welches (im Englischen) Gott bedeutet.

Fr. Habet ihr gearbeitet?
A. Ja, vom Montage früh, bis Sonnabends gegen Abend.
Fr. Worinn bestehet die Arbeit eines Freymäurers?
A. Die Steine viereckicht zu hauen und zu poliren, sie gleich zu setzen, und eine Mauer nach der Schnure aufzuführen.
Fr. Mit was habet ihr gearbeitet?
A. Mit Kalk (oder Mörtel) der Hacke, und Mauersteinen; welche die Freyheit , die Beständigkeit, und den Eifer bedeuten.

Man muß ein Freymaurer seyn, wenn man die Richtigkeit dieser Sinnbilder empfinden will.

Fr. Seyd ihr bezahlt worden?
A. Ja, oder ich bin deswegen vergnügt.
Fr. Wo?
A. Der Lehrjunge antwortet: bey der Säule J.

Der Geselle, bey der Säule B.
Der Meister, in der innern Kammer, oder in der mittelsten Kammer.

Fr. Wo habet ihr gearbeitet?
A. Des M. In der innern oder mittelsten Kammer.

Man fraget hierauf den Meister (wenn man will) wegen der besondern Umstände seiner Aufnehmung, welche beschrieben worden sind.

Fr. Seyd ihr Meister?
A. Des M. prüfet mich, probiret mich, und tadelt mich, wenn ihr könnet.
Oder: Die Acacia ist mir bekannt
Fr. Welches ist die vornehmste Sorge eines Mäurers?
A. Zu sehen, ob die Loge wohl bedeckt ist.

Dieß heißt, nicht von der Mäurerey zu reden, ohne daß man versichert ist, von den Weltlichen nicht verstanden zu werden.

Fr. Wie alt seyd ihr?

Der Endzweck dieser Frage ist nicht, das Alter des Bruders zu erfahren, sondern zu wissen, ob er Geselle oder Meister ist.

A. Des Ges. Noch nicht sieben Jahre.

Dieß heißt, daß man nur Geselle ist; weil man nach der alten Stiftung, sieben Jahre in dem Orden gewesen seyn mußte, ehe man zum Meister aufgenommen werden konnte: allein man sehet eben nicht so genau darauf.

A. Des M. Etwas über sieben Jahre.
Fr. Welche Zeit ist es?
A. Wenn es vormittags ist, so saget man: Es ist Mittag.
Nachmittags; Voller Mittag.
Des Abends, Mitternacht.
Nach Mitternacht, über Mitternacht.
Fr. Wie reisen die Lehrjungen und die Gesellen?
Oder wo kommet ihr her? A. Von Abend gegen Morgen.

Weil der Aufzunehmende durch die Thüre an der Abendseite in die Loge gehet, u. man ihn in dreyen Absätzen gegen die an der Morgenseite vorrücken läßt, wo der Meister der Loge ist: Man sehe oben die 36. u. f. S.
Hierbey muß man beobachten, daß der Urheber des Geheimnisses der Freimäurer, zu bemerken vergessen hat, daß der erste Absatz, oder der erste Schritt von der Thüre an der Abendseite, nach dem Winkelmaaße geschiehet; der andre von dem Winkelmaaße, nach dem Buchstaben G, und der dritte von dem Buchstaben G nach dem Zirkel, daß die Füsse allezeit einen Winkelhaken machen.

Fr. Warum?
A. Um Licht zu suchen.
Fr. Wie reisen die Meister?
Oder, Wo kommet ihr her?
A. Des M. Vom Morgen gegen Abend.
Oder,
vom Morgen, um alle Theile des Erdbodens zu durchreisen
Fr. Warum?
A. Des M. Um das Licht auszubreiten.
Fr. Wenn einer von euern Brüdern verlohren wäre, wo wolltet ihr ihn wieder finden?
A. Zwischen dem Winkelmaase und dem Zirkel.
Fr. Welches ist der Name eines Mäurers?
A. Des M. Gabaon.

Einige sagen Gabanon, aber unrecht.

Fr. Und der Name seines Sohnes?
A. Des M. Lufton.

Man spreche es L.oufton aus. Diese Aussprache ist Ursache, daß einige, und vornehmlich die Franzosen Louveteau sagen und schreiben; allein dieß ist ein Fehler.

Fr. Was hat der Sohn eines Mäurers für ein Vorrecht in der Loge?
A- Des M. Daß er vor allen andern, auch vor einem gekrönten Haupte aufgenommen wird.
Fr. Wenn ein Mäurer sich in Gefahr befindet, was muß er sagen und thun, seine Brüder zu seiner Hülfe zu rufen?
A. Er muß die gefaltenen Hände auf seinen Kopf legen, und sagen:
Kommet mir zu Hülfe, ihr Kinder (oder Söhne) der Wittwe.
Fr. Was bedeuten diese Worte?
A. Weil Hirams Ehefrau nach seiner Entleibung Wittwe geblieben, so nennen sich die Mäurer, die sich als Abkömmlinge Hirams ansehen, Söhne oder Kinder der Wittwe. Fr. Welches ist die Losung des Lehrlings?
A. Tubalcain.
Fr. Des Gesellens seine?
A. Schibboleth.
Fr. Und der Meister ihre?
A. Des M. Giblim.

Diese drey Losungsworte find ausser in Frankreich und zu Frankfurt am Mayn nicht sehr im Gebrauche. Dieß sind Gattungen von Wachtworten, welche man eingeführet hat, sich, der Brüder um desto besser zu versichern, die man nicht kennet.
Einige geben vor, daß die Meister einander auch nach dem Meisterworte fragen, welches Mak-benak heisset: allein wenn dieses geschiehet, so ist es ein Mißbrauch. Man enthält sich vielmehr, so viel als man kann, dieses Wort auszusprechen, weil man es gewisser massen für heilig ansiehet. Die einzigen Gelegenheiten, bey welchen man es ausspricht, sind die Aufnehmung eines Meisters, welche beschrieben worden ist, und wenn man einen Besuchbruder prüfet, der sich beym Eintritte in die Loge als ein Meister angemeldet hat.
Man sehe unten die Anmerkungen.

Fr. Welches ist die Strafe eines Weltlichen, der sich in die Loge einschleichet?
A. Man setzet ihn unter eine Trofe, Plumpe oder Springbrunnen, bis er von Kopfe bis auf die Füsse naß ist.
Fr. Wo verwahret ihr das Geheimniß der Freymäurer.
A. In dem Herzen.
Fr. Habet ihr den Schlüssel dazu.
A. Ja.
Fr. Wo verwahret ihr ihn?
A. In einer Büchse von Helfenbeine.

Dieser Schlüssel ist die Zunge, und die Büchse von Helfenbein die Zähne.

Fragen,

welche man einigen von den vorhergehenden beyfüget, wenn ein fremder Freymäurer in einer Loge zugelassen zu werden verlanget.

Fr. Wo kommet ihr her?
A. Von der Loge des h. Johannes.

Man hat oben die Ursache dieser Antwort gesehen.

Fr. Was bringet ihr?
A. Eine gute Aufnahme für den Besuchbruder.

Man nennet diejenigen Freymäurer Besuchbrüder, welche keine Glieder von der Loge sind, bey der sie sich melden.

Fr. Bringet ihr weiter nichts?
A. Der Obermeister der Loge grüsset euch dreymal dreymal.

Wenn ihm von einer andren Loge etwas auszurichten aufgetragen worden, so entlediget er sich desselben nach dieser Antwort.

Dieß sind viel mehr Fragen, als man derselben iemals an einen Freymaurer thut; ich zweifle auch, ob es einen einzigen Meister giebet, der sie alle weis. Gleichwohl könnte es sich zutragen, daß man andere wegen der Aufnehmungsceremonien, wegen der Absichten der Logen, wegen derjenigen, was in den Versammlungen üblich ist, u. d m. thäte. Allein wenn derjenige, den man fraget, ein Freymäurer ist, so wird es ihm leicht seyn allen diesen Fragen Genügen zu thun, und wenn er es nicht ist, so kann er sich vermittelst dieses Buches deswegen weitläuftig unterrichten.

Siehe auch

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