Säulen

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Säulen

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Zur Errichtung des Freimaurertempels gehören insgesamt fünf Säulen, drei die Lichter tragen und um den Tapis (s.d.) angeordnet sind, und zwei, die bald als Träger des Portikus erscheinen, bald freistehen. Solche Säulen waren im grauen Altertum Träger der unsichtbaren Gottheit. Die Obelisken in Ägypten dienten diesem Zwecke. Bei den Juden fanden sich die Säulen schon an der Bundeslade; zwei Säulen stellte der Erzbildner Hiram her und richtete sie vor dem Tempel Salomonis auf.

Bei den Griechen und Römern war die Säulen bis weit in die klassische Zeit hinein ein Stück des Kultes selber, da die Gottheit in das Gerät fuhr, so daß es selbst heilig, Gott- und wundertätig wurde. Mosaikbilder, die in Samaria und Torre Annunciata bei Neapel entdeckt wurden, zeigen drei freistehende Säulen, die Licht tragen; daß diese Säulen, unter deren Schutz eine Versammlung von sieben Männern (Akademie) tagte, kultische Bedeutung hatten, ist unzweifelhaft.

Auch die christlichen Gemeinden verwendeten früh solche Säulen für ihre Zwecke (z. B. am Eingang der Grabstätten in der Papstkrypta von S. Callisto an der Via Appia bei Rom). "Aus diesen Säulen entwickelte sich die stehende Bausitte in der alten Basilika, am Eingang aus dem Langhaus in das Sanktuarium an eben derselben Stelle zwei Säulen als Träger des Triumphbogens und als Pforte in der Vierung aufzurichten" (Gloede "Ordenswissenschaft").

Heilige Säulen, LichtTräger, hatten auch die alten Germanen. 772 zerstörte Karl der Große auf seinem ersten Sachsenzug eine Säulen nebst ihrem ganzen Heiligtum; es war ein gewaltiger Baumstamm, den man "Irminsul" nannte, Weltsäule, Trägerin des All. Im Mittelalter trat an die Stelle der alleinstehenden Säule das Säulenpaar am Ausgang der Kirche oder als Flankierung der Altare (z. B. am Würzburger Dom Säulen mit den Buchstaben J und B). (Siehe Knotensäulen)

Zur Renaissancezeit kam die Dreizahl der Säulen auf, im Hinblick auf die Dreieinigkeit und aus der Erinnerung an die Zahlensymbolik der Alten, die durch den Platonismus der Epoche und die Bekanntschaft mit der pythagoreischen Philosophie wieder in den Gesichtskreis der Humanisten trat. Auch rückten Gebrauch und Stellung der Säulen in den Katakomben, wo die "römische Akademie" unter Pomponius Lactas arbeitete, den Platonikern die Symbolisierung und Wertschatzung solcher Säulen für die Verwendung im eigentlichen Kultgebrauch wieder nahe. Aus diesem Kreis heraus kam dann auch der Gedanke, die Säulen wieder in alter Weise als heilig und als Träger eigentlichen Lichts anzusehen, wiederum nach Deutschland, vielleicht durch den Mystiker Reuchlin.

Hier nahmen die "Brüder vom Palmbaum", Comenius, Andreac u.a. die Idee unter ihren Schutz (Belege dafür sind die Bilder in "Lux ex tenebris" von Comenius, 1665). Rosenkreuzer brachten dann das Symbol nach England, vielleicht auch nach Schottland; der Vereinigung der "klassischen" Symbolisierung der Säule mit der biblischen und mittelalterlichen Anschaung von den Pfeilern in den alten Gebräuchen der Brüderschaft und den spekulativen Logen des 17. Jahrhunderts war damit der Weg geebnet. Die zu einem Ternar zusammengefügten LichtTräger sind somit humanistischen Ursprungs. (Vergl. Wolfstieg "Die Philosophie der Freimaurerei".)

Diese drei Säulen (Pfeiler, Kerzen) um den Tapis versinnbildlichen die sogenannten "drei kleinen Lichter" (r. d ), die den freimaurerischen symbolischen Bau tragen: Weisheit, Stärke, Schönheit (s. d.). Die symbolische Bedeutung wird noch weiter dadurch ausgeführt, daß die drei leitenden Beamten der Loge mit diesen Säulen gleichgesetzt sind: Die Säule der Weisheit stellt auch den Meister, die der Stärke den Ersten Aufscher und die der Schönheit den Zweiten Aufseher dar.

Die zwei Säulen MiniMini3zw.jpg und MiniMini3zw.jpg sind biblisch-kabbalistischen Ursprungs. Sie erinnern an die Großen ehernen Säulen im Vorhof des Salomonischen Tempels, die in der Bibel bei der Beschreibung des Tempelbaues (1. Könige, 7) geschildert sind, wo es u. a. heißt: ,Und der König Salomo sandte hin und ließ Hiram von Tyrus holen. Sohn einer Witwe war er, und vom Stamme Naphtali. Sein Vater war ein tyrischer Mann, ein Kupferschmied. Und er war voll Verstand und Einsicht und Kunde zu machen allerlei Werke aus Kupfer.

Und er kam zum König Salomo und machte alle seine Werke, und er bildete die zwei Säulen von Kupfer... Und er richtete die linke Säulen auf vor der Halle des Tempels, und er nannte ihren Namen MiniMini3zw.jpg, und er stellte die rechte Säule auf und nannte ihren Namen MiniMini3zw.jpg." Die Säulen standen also nicht im Tempel selbst, sondern frei im Hof. Vielfach ist von diesen beiden Säulen in den alten Manuskripten (s.d.) und, darauf fußend, in der Geschichtslegende in Andersons Konstitutionenbuch die Rede. Es liefen Sagen über diese Säulen um: die zwei Säulen, heißt es bei Schriftstellern aus der Zeit Christi, seien weit älter gewesen als der Salomonische Tempel, auch älter als die Sintflut. Henoch , nach anderen Berichten Seth oder Hermes, die drei als Lehrer geheimer Kenntnisse vielgerühmten Manner, hatten auf diesen Säulen die Weisheit der Urzeit des Menschengeschlechtes eingegraben und auf diese Weise das von Gott selbst ausgegangene verborgene Wissen über die Zeiten des Verderbens hinübergerettet und an die bevorzugten Erben späterer Zeiten weitergegeben.

Auch der heutigen Freimaurerei sind die beiden Säulen Symbole für zeitlose Gültigkeit des freimaurerischen Gedankengebäudes. (Vergl. August Horneffer, "Das Gebrauchtum des Lehrlingsgrades".) Daneben versinnbildlichen sie auch Gerechtigkeit und Wohlwollen, "die Grundpfeiler der Humanität auf die der Maurerbund sich stützt".

Siehe auch

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