Traktat: Die Freimaurer in der Amerikanische Revolution

Aus Freimaurer-Wiki

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Wir Freimaurer freuen uns, dass Berühmtheiten wie Mozart, Goethe oder der Politiker Gustav Stresemann in unserem Bund waren. Doch manchmal wird in unseren Reihen auch übertrieben: etwa wenn behauptet wird, die glorreiche Amerikanische Revolution sei ein Werk von Freimaurern gewesen. Durch diesen Aufstand in den englischen Kolonien in Nordamerika sind Ende des 18. Jahrhunderts die Vereinigten Staaten entstanden.

Der amerikanische Freimaurer Robert A. Pruett aus North Carolina hat die Dimensionen, soweit sie die Freimaurerei betreffen, zurechtgerückt: in einem Vortrag vor dem Kapitel "Soehne der Amerikanischen Revolution", einer Vereinigung junger Patrioten, die sich ihrer Familien- und Landesgeschichte verpflichtet fühlen.

Diese Freimaurer-Wiki-Seite gibt den Text des Vortrags wieder. Quelle: Masonic Service Association of North America, The Short Talk Bulletin, “Freemasonry and the American Revoution”, Vol. 97, March 2019, No.3. Der englische Originaltext wurde vom Freimaurer Paul Liberty aus Seattle für uns ins Deutsche übertragen. Rudi Rabe dankt Robert A. Pruett für die Überlassung seines Vortrags und Paul Liberty für die Übersetzungsarbeit.

Robert A. Pruett: Freimaurerei und die Amerikanische Revolution

Während der letzten zwei Jahrhunderte haben verschiedene freimaurerische Autoren des öfteren versucht, die Teilnahme von Freimaurern an den Geschehnissen, die 1776 zur amerikanischen Unabhängigkeitserklärung führten, etwas zu übertreiben. Sie haben die Ansicht vertreten, daß die Amerikanische Revolution und die Transformation der englischen Kolonien in die unabhängigen Vereinigten Staaten von Amerika nach freimaurerischen Prinzipien durchgeführt worden sind.

Es ist immer gut, solche Behauptungen im Licht genauer historischer Forschung zu hinterfragen. Dies nicht um den patriotischen Charakter unserer amerikanischen Altvordern zu mindern, sondern um die Rolle besser zu verstehen, die die Freimaurer bei der Staatswerdung dieser großen Nation spielten.

Die diesbezüglich wahrscheinlich beste Darstellung steht im Buch “Masonic Membership of the Founding Fathers” von Ronald E. Heaton, das die Masonic Service Association herausgegeben hat. Nach diesem gut recherchierten Werk können nur bei acht der 56 Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung Beweise für die Mitgliedschaft in Freimaurerlogen gefunden werden. Es sind dies: Benjamin Franklin, John Hancock, Joseph Hewes, William Hooper, Robert Treat Payne, Richard Stockton, George Walton und William Whipple.

Weiters wurden fünf oder sechs Unterzeichner hie und da als Mitglieder von Freimaurerlogen angeführt, jedoch aufgrund nicht schlüssiger und unwichtiger Anhaltspunkte.

Was die masonische Mitgliedschaft der Generale von George Washington betrifft, so stimmt es, dass von diesen viele Freimaurer waren, viele aber auch nicht. Ein anerkannter Experte auf diesem Gebiet ist der Historiker der Großloge von Connecticut, James R. Case, der im Jahr 1955 seine Forschungsergebnisse im Buch “Fifty American Military Freemasons” veröffentlicht hat.

Solche Bilder haben zweifellos mitgeholfen, die Vorstellung von der entscheidenden Bedeutung der Freimaurer bei der Gründung der Vereinigten Staaten in der amerikanischen Erinnerungskultur zu verankern. Es ist eine historische Darstellung, die sich auf den Bau des “United States Capitol” in Washington bezieht. Sie wurde wenige Jahrzehnte nach dem Baubeginn angefertigt und zeigt George Washington, den ersten Präsidenten der USA, wie er angetan mit einem Freimaurer-Schurz den Grundstein legt, flankiert von anderen Politikern ebenfalls in Freimaurer-Schurzen. Der Künstler: Thomas Crawford (1814 - 1857)
Dieselbe Szene aus neuerer Zeit im “George Washington Masonic National Memorial“ in Alexandria, Virginia: ein Wandgemälde aus den 1950er Jahren von Allyn Cox. Es zeigt wieder George Washington mit Freimaurer-Schurz bei der Grundsteinlegung. Wo der Grundstein des später mehrmals ganz entscheidend vergrößerten Capitols genau platziert wurde, weiß man heute nicht mehr. Dass George Washington und andere Politiker dabei mit Freimaurer-Schurz auftraten, scheint jedoch gesichert zu sein. Das amerikanische Wikipedia schreibt dazu: "On September 18, 1793, President George Washington, along with eight other Freemasons dressed in masonic regalia, laid the cornerstone, which was made by silversmith Caleb Bentley."
Aus einer amerikanischen Privatsammlung: der Freimaurer-Schurz George Washingtons.

Wenn wir nun die Teilnahme der Freimaurer an der Amerikanischen Revolution beschreiben wollen, sollten wir zuerst an die Alten Pflichten der Freimaurer denken, vor allem die Passagen im Artikel II. über die „staatliche Obrigkeit”. Dort heißt es: Freimaurer sollen “friedliebende Bürger des Staates” sein und sich “nie in einen Aufstand oder eine Verschwörung gegen den Frieden oder das Wohl seiner Nation verwickeln lassen und sich auch nicht pflichtwidrig gegenüber nachgeordneten Behörden verhalten”. Das wurde von der ersten Londoner Großloge schon im Jahr 1723 beschlossen, also lang vor der Amerikanischen Revolution. Durch diese Bestimmung stellt sich aber die Frage: Wie können wir die Beteiligung amerikanischer Freimaurer an der Rebellion gegen ihren König rechtfertigen?

Die Antwort kann in zwei Teilen erfolgen:
Erstens nahm die Freimaurer-Bruderschaft in den amerikanischen Kolonien nicht an der Revolution teil, denn sie hatte keinen Grund dazu. Sie war offiziell neutral. Das mag auch viel mit den gespaltenen Loyalitäten innerhalb der Freimaurer zu tun gehabt haben. Viele waren Loyalisten, sie hielten also zur englischen Kolonialmacht, andere nicht.
Zweitens ist ein Aufstand gegen den Staat, ob gerechtfertigt oder nicht, noch kein Verstoß gegen freimaurerische Regeln. Die Alten Pflichten besagen klipp und klar: „Sollte nun ein Bruder zum Rebellen gegen die Staatsgewalt werden, so darf man ihn in seiner aufrührerischen Haltung nicht bestärken … Obwohl die Bruderschaft in Treue zum Gesetz seine Empörung ablehnen soll und muß und der bestehenden Regierung keinen Anlass und Grund zu politischer Verdächtigung geben darf, kann sie ihn, wenn er keines anderen Verbrechens überführt ist, nicht aus der Loge ausschließen; seine Bindung an sie bleibt unauflöslich.“

Das passt zur damaligen historischen Situation. Während der amerikanischen Revolution fühlten viele Brüder, dass die englische Krone wegen ihrer Untaten die Revolution und die Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien verdient hatte, und dass die Brüder das Recht hatten, ihrem Gewissen furchtlos zu folgen, und zwar ohne eine freimaurerische Regel zu verletzen.

So wie die Bestimmung über die staatliche Obrigkeit es uns in Erinnerung ruft, hat die Freimaurerei bei Krieg, Blutvergießen und Unruhen immer draufgezahlt. Und tatsächlich ist die Bruderschaft auch im Unabhängigkeitskrieg geschädigt worden: Der General Joseph Warren, Großmeister der “Provincial Grand Lodge” der “Ancients” von Massachusetts, verlor sein Leben in der Schlacht von Bunker Hill im Juni 1775; sein Leichnam wurde in ein unbekanntes Grab geworfen. Während er die amerikanischen Truppen in die Schlacht geführt hatte, half sein Logenbruder John Jeffries auf der Gegenseite den britischen Truppen. Ungefähr ein Jahr später wurde auch sein Leichnam identifiziert.

Doch auch ganz allgemein litt die koloniale Freimaurerei in den Jahren vor der Unabhängigkeitserklärung unter den Wirrnissen, die der Krieg und die Zersplitterung der politischen Loyalitäten unter den Brüdern hervorrief. Viele Logen fanden es schwierig, sich regelmäßig zu treffen, andere hörten damit ganz auf. So manche Logen wurden aufgelöst, weil die britische Besatzungsmacht private Zusammenkünfte untersagte. Und manche Freimaurer, die zur Krone loyal waren, flohen aus den Kolonien oder stellten sich in den Dienst der britischen Macht.

Die Freimaurerei als Institution beteiligte sich also am Befreiungskrieg nicht. Und das, obwohl ihr das Prinzip Freiheit natürlich immer wichtig war. Die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Demokratie haben die Brüder schon lang vertreten, bevor das schließlich im Unabhängigkeitskrieg auch politisch verlangt wurde: ausgelöst durch die hohen Steuern der britischen Krone. Die revolutionären Ideale in der “Bill of Rights”, in der Unabhängigkeitserklärung und in den Schriften von Thomas Paine waren Ideale, die bereits mehr als hundert Jahre vorher in den Logen geübt wurden. In diesen saßen Männer als Gleichberechtigte, die sich selbst lenkten und aus ihrer Mitte ihre Leiter wählten. Auf diese Weise waren die masonischen Logen früherer Jahrhunderte ein Labor, um zu lernen, sich selbst zu regieren.

Viele, viele Jahre lang waren wir frei zu träumen, zu forschen, zu erfinden.
Wir sind frei gewesen zu arbeiten, etwas zu erreichen und es zu vermehren.
Wir waren frei, etwas auszuprobieren und zu wagen, und wenn etwas danebenging, es wieder zu versuchen.
Wir waren frei, unser Geld zu sparen oder auszugeben.
Wir waren frei, von niedrigen Anfängen auf höhere Stufen zu klettern und Macht, Ehre und Vertrauen auszuüben.
Wir waren frei, vom Lumpendasein zu Reichtum aufzusteigen.

Doch so wie wir uns dieses Glücks erfreuen, sollten wir uns immer wieder daran erinnern, daß Freiheit verloren werden kann, und daß wir sie verlieren werden, wenn wir sie als von Natur aus gegeben ansehen. Freiheit ist ein heiliges, uns anvertrautes Gut, das wir schützen und weitergeben müssen. Unsere Kinder erwarten das von uns, und es ist unsere Pflicht, es ihnen und ihren Kindern weiterzugeben.

Am 18. September 1793 setzte Präsident George Washington den Grundstein des The United States Capitol in traditioneller masonischer Zeremonie. Er war ein Freimaurer und so trug er dabei auch den Freimaurer-Schurz (Bilderfolge rechts). Man könnte sagen: Die Freimaurer übernahmen damit symbolisch den Mantel der “Hohen Priester” des “ersten der Souveränität der Menschen geweihten Tempels”. So halfen sie mit, die Fundamente dessen zu legen, was das Große Siegel der USA, also das Wappen, “die neue Ordnung für die kommenden Zeiten” („Novus Ordo Seclorum“) nennt (siehe unten auf dem Dollarschein).

Gegen Ende meines Vortrags bitte ich sie auch noch zu bedenken, dass “ein Freimaurer nicht unbedingt Mitglied einer Loge sein muss. Er kann auch ein „Freimaurer ohne Schurz“ sein, also einer, der tagtäglich versucht, ein gerechtes Leben zu führen und dem Großen Baumeister aller Welten auf intelligente Weise zu dienen.”

Und zum Schluss schließlich das Zitat eines bekannten masonischen Bruders: “In der Überzeugung, dass die gerechte Anwendung der Prinzipien, auf denen die Freimaurerei beruht, dazu führen muß, private Tugendhaftigkeit und öffentlichen Wohlstand zu entwickeln, werde ich immer und gerne die Interessen dieses Bundes vertreten und von ihm als ein ehrenvoller Bruder angesehen werden.” George Washington

Die Ein-Dollar-Note mit den beiden Seiten des im drittletzten Absatz angesprochenen großen Siegels der USA.


Siehe auch


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