Eklektischer Bund: Unterschied zwischen den Versionen

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:Es wird keiner unter Ihnen seyn, der nur einige beträchtliche Schritte in der Maurerey gethan, und mit Aufmerksamkeit den Drey symbolischen Graden derselben nachgeforscht hat, der nicht eingestehen müsse, dass Freyheit und Gleichheit die Grundlage unseres S. E. w. Ordens ausmachen.  
 
:Es wird keiner unter Ihnen seyn, der nur einige beträchtliche Schritte in der Maurerey gethan, und mit Aufmerksamkeit den Drey symbolischen Graden derselben nachgeforscht hat, der nicht eingestehen müsse, dass Freyheit und Gleichheit die Grundlage unseres S. E. w. Ordens ausmachen.  
 
:Auf diesen Felsen war es, worauf die S. E. Stifter einst diesen der Menschheit so sehr zur Ehre gereichenden Bau errichteten, und welcher die Dauerhaftigkeit desselben auf die folgende Zeiten versichern sollte. Weisheit, Schönheit und Stärke waren die Stütze desselben, und Harmonie, Freundschaft und Menschenliebe der Kitt, der ihn zusammen verbinden sollte, und so erhielte sich dieses herrliche Gebäude Jahrhunderte hindurch unerschüttert und in dem grössten Flor.
 
:Auf diesen Felsen war es, worauf die S. E. Stifter einst diesen der Menschheit so sehr zur Ehre gereichenden Bau errichteten, und welcher die Dauerhaftigkeit desselben auf die folgende Zeiten versichern sollte. Weisheit, Schönheit und Stärke waren die Stütze desselben, und Harmonie, Freundschaft und Menschenliebe der Kitt, der ihn zusammen verbinden sollte, und so erhielte sich dieses herrliche Gebäude Jahrhunderte hindurch unerschüttert und in dem grössten Flor.
:Je richtiger und einleuchtender diese Sätze sind, desto auffallender muss es einem Jeden an dem Schicksal unseres S. E. w. Ordens theilnehmenden Bruder seyn, wenn er einen Blick auf die traurige Lage wirft, worinnen sich derselbe gegenwärtig beynahe in allen Europäischen Ländern befindet. Wer die ursprünglichen Gesetzbücher unseres königlichen Ordens aufmerksam durchgelesen, und den Geist derselben studirt, auf der andern Seite aber die verschiedenen seitdem im Orden vorgekommene Auftritte, nebst den häufigen öffentlich im Druck erschienenen und meistens durch diese Scenen veranlassten Schriften mit unpartheyischem Auge betrachtet, und endlich dies alles mit kaltblütiger Vernunft, gesunder Philosophie, Kenntniss der Geschichte und der dermaligen Societätsverfassung der in Europa lebenden Menschen, verglichen und abgewogen hat, muss der nicht den nemlichen Contrast bey uns finden, als zwischen Salomons Tempel und dem Thurme zu Babylon. Gleich bey dem ersten Eintritt in den Orden wird die Einbildungskraft des neu aufgenommenen Bruders durch die herrlichsten Aussichten, dass er mit den besten, edelsten und rechtschaffensten Männern in wahrer Freundschaft und zärtlicher Bruderliebe Hand in Hand den Pfad der Tugend, Wahrheit und Weisheit wandeln soll, rege gemacht - Aber was erblickt er, wenn die Binde seinen Augen entfallen? Secten nach Absicht und Lehre mannichfaltig verschieden, die im Schoosse der Eintracht entstunden, und Bruderherzen so heftig entzweyeten, dass diese sich nun untereinander selbst von ganzer Seele hassen, verketzern und verfolgen. In eben der Zeit, wo Philosophie und Toleranz selbst den Feinden des Ordens die Waffen aus den Händen gewunden hatten, treten Zwietracht und Verfolgung unter den Brüdern auf, und wenn der Orden gleich von aussenher nicht mehr beunruhiget wurde, so wurde der Tempel desto mehr durch innere Uneinigkeiten zerstört. Mit ihnen drangen Despotismus, Hass, Stolz, Eigennutz, Schwärmerey und Durst nach Ehrenstellen ins Heiligthum der Eintracht, und droheten dem Gebäude den gänzlichen Untergang. Alle diese unseligen Plagen trafen unseren geheiligten Orden nur seitdem, da man die Grundlagen desselben, nemlich Freyheit und Gleichheit untergraben wollen. Was für Zerrüttungen werden demselben aber nicht noch von auswärtsher durch die fernere Uebertretungen dieser Pflichten bevorstehen! Müssen wir nicht vielmehr befürchten, dass weltliche Obrigkeiten in die Länge über eine ansehnliche Anzahl ihrer Unterthanen, die sich als Maurer verbinden, und auswärtige Fürsten und Particuliers als Obere erkennen, auch Gelder unter sich aufbringen, um solche an auswärtige Obern zu versenden, endlich aufhören werden gleichgültig zu bleiben, zumal wenn sie von denen Beschäftigungen einiger Systeme Nachricht erhalten, die bey denen allenthalben so laut werdenden angeblich-höhern Graden der Maurerey ihnen nicht lange mehr entgehen kann und wird. Lassen Sie uns also, meine Verehrungswürdige Brüder, vorsichtig seyn, und dieweil es noch Zeit ist, durch weise Maassregeln dieser drohenden Gefahr vorbeugen! Lassen Sie uns in Ansehung aller bisher bekannten Systeme, davon keins noch zur Zeit erwiesen und erweislich ist, vor der profanen und Maurer-Welt eine kluge Neutralität ergreifen, und alles dasjenige, woraus weltliche Obrigkeiten Verdacht schöpfen könnten, unter uns abschaffen. Jede einzelne Loge mag ihre höhere Grade, die keine allgemeine Sache sind, für sich allein verantworten: Vor allen Dingen lassen Sie uns meine V. E. w. Brüder die wahre Maurerey auf denjenigen ächten und simplen Fuss wieder herstellen, worinnen sie sich noch vor nicht langen Zeiten, vor Entstehung aller dieser Systeme befand; Wir enthalten uns hiebey alles Urteils über die Güte, Aechtheit und Beweiskraft aller dieser Systeme, weil unserer Meinung nach, Toleranz eine Grundpflicht unsers Ordens ist, wir begnügen uns blos hier mit historischer Gewissheit anzumerken, dass durch die Einführung der höhern Grade eben diejenige Zwistigkeiten und Spaltungen im Orden entstanden sind, wodurch derselbe so unendlich viel von seinem Werth verloren hat. Wir nehmen daraus um so mehr die unumstössliche Lehre, dass in einer Gesellschaft wie die unsrige, Freyheit und eigene Ueberzeugung herrschen müsse, und dass sich darinnen der Vernunft nicht gebieten lasse; Lassen Sie uns endlich jenen berühmten Männern des Alterthums, denen Eclectischen Philosophen nachahmen, die, ohne sich an ein besonderes Lehrsystem zu binden, aus allen das Beste und Ueberzeugendste heraus nahmen, so wird auch künftig unsere eclectische Maurerey sicherlich die beste seyn. Man hofft also, allen würdigen und rechtschaffenen Brüdern einen wichtigen Dienst zu leisten, wenn man Mittel und Wege ausfindig macht, um sie zu jener ersten und edlen Einfalt des Ordens wieder zurück zu führen, und wenn man ihnen die wahren Grundsätze desselben wieder in Seele und Gedächtniss brächte, und sie unaufhörlich an dieselben verbände. Zu diesem Ende haben sich die unterzeichneten Logen mit vielen deutschen und auswärtigen Logen dahin vereiniget, der Maurerey ihre erste Würde, Ansehen und Reinigkeit wieder zu geben, die erloschene brüderliche Einigkeit durch das engste Freundschaftsband wieder herzustellen, und alle sich dagegen stellende Hindernisse mit vereinigten Kräften aus dem Wege zu räumen, und haben sich unter folgenden Bedingungen zur eclectischen Maurerey mit einander verbunden:
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:Je richtiger und einleuchtender diese Sätze sind, desto auffallender muss es einem Jeden an dem Schicksal unseres S. E. w. Ordens theilnehmenden Bruder seyn, wenn er einen Blick auf die traurige Lage wirft, worinnen sich derselbe gegenwärtig beynahe in allen Europäischen Ländern befindet.  
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:Wer die ursprünglichen Gesetzbücher unseres königlichen Ordens aufmerksam durchgelesen, und den Geist derselben studirt, auf der andern Seite aber die verschiedenen seitdem im Orden vorgekommene Auftritte, nebst den häufigen öffentlich im Druck erschienenen und meistens durch diese Scenen veranlassten Schriften mit unpartheyischem Auge betrachtet, und endlich dies alles mit kaltblütiger Vernunft, gesunder Philosophie, Kenntniss der Geschichte und der dermaligen Societätsverfassung der in Europa lebenden Menschen, verglichen und abgewogen hat, muss der nicht den nemlichen Contrast bey uns finden, als zwischen Salomons Tempel und dem Thurme zu Babylon. Gleich bey dem ersten Eintritt in den Orden wird die Einbildungskraft des neu aufgenommenen Bruders durch die herrlichsten Aussichten, dass er mit den besten, edelsten und rechtschaffensten Männern in wahrer Freundschaft und zärtlicher Bruderliebe Hand in Hand den Pfad der Tugend, Wahrheit und Weisheit wandeln soll, rege gemacht - Aber was erblickt er, wenn die Binde seinen Augen entfallen? Secten nach Absicht und Lehre mannichfaltig verschieden, die im Schoosse der Eintracht entstunden, und Bruderherzen so heftig entzweyeten, dass diese sich nun untereinander selbst von ganzer Seele hassen, verketzern und verfolgen. In eben der Zeit, wo Philosophie und Toleranz selbst den Feinden des Ordens die Waffen aus den Händen gewunden hatten, treten Zwietracht und Verfolgung unter den Brüdern auf, und wenn der Orden gleich von aussenher nicht mehr beunruhiget wurde, so wurde der Tempel desto mehr durch innere Uneinigkeiten zerstört. Mit ihnen drangen Despotismus, Hass, Stolz, Eigennutz, Schwärmerey und Durst nach Ehrenstellen ins Heiligthum der Eintracht, und droheten dem Gebäude den gänzlichen Untergang. Alle diese unseligen Plagen trafen unseren geheiligten Orden nur seitdem, da man die Grundlagen desselben, nemlich Freyheit und Gleichheit untergraben wollen. Was für Zerrüttungen werden demselben aber nicht noch von auswärtsher durch die fernere Uebertretungen dieser Pflichten bevorstehen! Müssen wir nicht vielmehr befürchten, dass weltliche Obrigkeiten in die Länge über eine ansehnliche Anzahl ihrer Unterthanen, die sich als Maurer verbinden, und auswärtige Fürsten und Particuliers als Obere erkennen, auch Gelder unter sich aufbringen, um solche an auswärtige Obern zu versenden, endlich aufhören werden gleichgültig zu bleiben, zumal wenn sie von denen Beschäftigungen einiger Systeme Nachricht erhalten, die bey denen allenthalben so laut werdenden angeblich-höhern Graden der Maurerey ihnen nicht lange mehr entgehen kann und wird. Lassen Sie uns also, meine Verehrungswürdige Brüder, vorsichtig seyn, und dieweil es noch Zeit ist, durch weise Maassregeln dieser drohenden Gefahr vorbeugen! Lassen Sie uns in Ansehung aller bisher bekannten Systeme, davon keins noch zur Zeit erwiesen und erweislich ist, vor der profanen und Maurer-Welt eine kluge Neutralität ergreifen, und alles dasjenige, woraus weltliche Obrigkeiten Verdacht schöpfen könnten, unter uns abschaffen. Jede einzelne Loge mag ihre höhere Grade, die keine allgemeine Sache sind, für sich allein verantworten: Vor allen Dingen lassen Sie uns meine V. E. w. Brüder die wahre Maurerey auf denjenigen ächten und simplen Fuss wieder herstellen, worinnen sie sich noch vor nicht langen Zeiten, vor Entstehung aller dieser Systeme befand; Wir enthalten uns hiebey alles Urteils über die Güte, Aechtheit und Beweiskraft aller dieser Systeme, weil unserer Meinung nach, Toleranz eine Grundpflicht unsers Ordens ist, wir begnügen uns blos hier mit historischer Gewissheit anzumerken, dass durch die Einführung der höhern Grade eben diejenige Zwistigkeiten und Spaltungen im Orden entstanden sind, wodurch derselbe so unendlich viel von seinem Werth verloren hat. Wir nehmen daraus um so mehr die unumstössliche Lehre, dass in einer Gesellschaft wie die unsrige, Freyheit und eigene Ueberzeugung herrschen müsse, und dass sich darinnen der Vernunft nicht gebieten lasse; Lassen Sie uns endlich jenen berühmten Männern des Alterthums, denen Eclectischen Philosophen nachahmen, die, ohne sich an ein besonderes Lehrsystem zu binden, aus allen das Beste und Ueberzeugendste heraus nahmen, so wird auch künftig unsere eclectische Maurerey sicherlich die beste seyn. Man hofft also, allen würdigen und rechtschaffenen Brüdern einen wichtigen Dienst zu leisten, wenn man Mittel und Wege ausfindig macht, um sie zu jener ersten und edlen Einfalt des Ordens wieder zurück zu führen, und wenn man ihnen die wahren Grundsätze desselben wieder in Seele und Gedächtniss brächte, und sie unaufhörlich an dieselben verbände. Zu diesem Ende haben sich die unterzeichneten Logen mit vielen deutschen und auswärtigen Logen dahin vereiniget, der Maurerey ihre erste Würde, Ansehen und Reinigkeit wieder zu geben, die erloschene brüderliche Einigkeit durch das engste Freundschaftsband wieder herzustellen, und alle sich dagegen stellende Hindernisse mit vereinigten Kräften aus dem Wege zu räumen, und haben sich unter folgenden Bedingungen zur eclectischen Maurerey mit einander verbunden:
  
 
* 1.) Nehmen diese durch blosses Freundschaftsband mit einander verbundenen Logen die alten Ritualien der Drey Symbolischen Grade und die dazu gehörige Tapis wieder an. Diese Drey Maurergrade allein werden von allen verbundenen Logen durchgehends gleichförmig anerkannt. Dahingegen stehet es
 
* 1.) Nehmen diese durch blosses Freundschaftsband mit einander verbundenen Logen die alten Ritualien der Drey Symbolischen Grade und die dazu gehörige Tapis wieder an. Diese Drey Maurergrade allein werden von allen verbundenen Logen durchgehends gleichförmig anerkannt. Dahingegen stehet es

Version vom 2. Juli 2012, 07:38 Uhr

Eklektischer Bund

Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)

Frucht der reformatorischen Bestrebungen zur Zeit des Höhepunktes der freimaurerischen Verirrungen in Deutschland. Der Ruf erging auf Betreiben des Wetzlarer Kamergerichtsassessors Franz Dietrich von Ditfurth (s. d.) nach dem ergebnislosen Verlauf des Wilhelmsbader Konvents (s. d.) im sogenannten "Eklektischen Rundschreiben", der eigentlichen Eklektischen Bundesurkunde. Der Entwurf stammte von Johann Karl Brönner (s. d.), dem Stuhlmeister der Frankfurter Loge "Zur Enigkeit".

Nicht weniger als 53 Logen aus verschiedenen Ländern bekundeten ihre Zustimmung zu diesem am 18./21. März 1783 von der Frankfurter und Wetzlarer Provinzialloge genehmigten Schreiben. Dieses war ein kräftiger Appell zur Beendigung der Zwistigkeiten und Spaltungen, zur Rückkehr zur alten Einfachheit der ursprünglichen Rituale, zur Gündung eines Bundes, dessen Grundlagen Freiheit und Gleichheit im freimaurerischen Leben sein sollten.

Nur die drei Johannisgrade, so wollten es die Reformatoren, sollten in Hinkunft als für die ganze Maurerei verbindlich anerkannt sein. Im übrigen sollte jeder Loge die Freiheit gelassen werden, nach Belieben auch höhere Grade zu bearbeiten. Zielbewußt wurde von diesem Kreis der Ritterspielerei, dem Überglauben, der Astrologie, dem Obskurantismus aller Art der Kampf angesagt. In Anlehnung an die alten eklektischen Philosophen wollte man aus allen Systemen das Beste und Überzeugendste herausnehmen. "In dem ersten Grad", wurde gesagt "weihen wir den Lehrling zur Kenntnis seiner selbst ein. In dem zweiten Grad führen wir den Gesellen auf die Erkenntnis der Natur, in dem dritten Grad lassen wir den Meister seine Bestrebungen bis zu dem Schöpfer und Urheber aller Dinge hinaufschwingen, damit er den auf die Einheit gegründeten dreifachen Bund näher erkennen lerne, und um dadurch zu der allerverborgensten Weisheit durchzudringen." Für die von Wetzlar und Frankfurt gestiftete neue Vereinigung, die 1786 25 als autonom geltende Logen aufwies, setzte sich gleich zu Anfang der Name "Eklektischer Freimaurerbund" durch. Aus ihm entwickelte sich die "Große Mutterloge des Eklektischen Freimaurerbundes" in Frankfurt a. M. (s. Frankfurt)


Eklektischer Bund bei C. Lenning

Quelle: Allgemeines Handbuch der Freimaurerei von C. Lenning, Band 1, Brockhaus

Der Name eines in gedeihlicher Wirksamkeit bestehenden deutschen Logenbundes. I. Nachdem der Konvent von Wilhelmsbad bei Hanau 1782 ebenso fruchtlos wie alle frühern abgelaufen war und die Misstände in der deutschen Freimaurerei nicht hatten entfernt werden können, gedieh ein Plan zur Reife, der seinen Ursprung bei einigen Mitgliedern des seit ein paar Jahren in Aufnahme gekommenen Bundes der "Erleuchteten" gefunden, aber zu einem ganz andern Zwecke bestimmt gewesen war. Der Reichskammergerichtsassessor v. Ditfurth zu Wetzlar nämlich, früher ein sehr eifriges Mitglied der Strikten Observanz, Vorsteher des Kapitels Kreuznach zu Wetzlar und Meister vom Stuhl der Loge "Joseph zu den drei Helmen daselbst, hatte eingesehen, wie wenig innern Halt jenes System besass, und seine Meinung über die Wertlosigkeit desselben, wie früher, so auch bei Gelegenheit der Wilhelmsbader Verhandlungen offen ausgesprochen. Noch aber glaubte er, durch den Marquis von Costanzo in den Bund der Illuminaten aufgenommen, an die Weltbeglückungsideen dieses Bundes, zumal da derselbe in Frankfurt a. M., wo sich zeitweilig v. Knigge aufhielt, eifrige Freunde fand. Letztgenannter hatte nun den Entwurf zu einem Bündnis für Logen entworfen, der jedenfalls einen bedeutungsvollen Fortschritt gegen alles zeigte, was seit langem in dem Gebiet der deutschen Maurerwelt zu Tage getreten war; allein auch er hätte schliesslich die Logen für andere Zwecke dienstbar gemacht, wäre er zur Ausführung gekommen. Glücklicherweise waren manchen der Frankfurter Brüder, vor allen dem hochbegabten Brönner, die Augen aufgegangen über das Endziel jener Verbindung, zu welcher Erkenntnis die persönlichen Verhältnisse Knigge's nicht wenig beigetragen hatten. Ditfurth veranlasste die Frankfurter Brüder, den Knigge´schen weitschweifigen Entwurf, dessen ursprüngliche Ideen von Ditfurth herrührten, umzuarbeiten, was von Brönner in einer so entsprechenden Weise geschah, dass derselbe die Billigung sowohl der Direktorialloge zu Wetzlar als der Provinzialloge zu Frankfurt erhielt und in Form eines Zirkulars vom 18. - 21. März 1783 veröffentlicht wurde.


Bundesurkunde der Eklektischen Maurerei

Dieses Zirkular erregte überallhin ein ungemeines Aufsehen, und da es als die Bundesurkunde der Eklektischen Maurerei zu betrachten ist, folgt hier ein Originalabdruck desselben:

"Verehrungswürdigste Brüder!
Es wird keiner unter Ihnen seyn, der nur einige beträchtliche Schritte in der Maurerey gethan, und mit Aufmerksamkeit den Drey symbolischen Graden derselben nachgeforscht hat, der nicht eingestehen müsse, dass Freyheit und Gleichheit die Grundlage unseres S. E. w. Ordens ausmachen.
Auf diesen Felsen war es, worauf die S. E. Stifter einst diesen der Menschheit so sehr zur Ehre gereichenden Bau errichteten, und welcher die Dauerhaftigkeit desselben auf die folgende Zeiten versichern sollte. Weisheit, Schönheit und Stärke waren die Stütze desselben, und Harmonie, Freundschaft und Menschenliebe der Kitt, der ihn zusammen verbinden sollte, und so erhielte sich dieses herrliche Gebäude Jahrhunderte hindurch unerschüttert und in dem grössten Flor.
Je richtiger und einleuchtender diese Sätze sind, desto auffallender muss es einem Jeden an dem Schicksal unseres S. E. w. Ordens theilnehmenden Bruder seyn, wenn er einen Blick auf die traurige Lage wirft, worinnen sich derselbe gegenwärtig beynahe in allen Europäischen Ländern befindet.
Wer die ursprünglichen Gesetzbücher unseres königlichen Ordens aufmerksam durchgelesen, und den Geist derselben studirt, auf der andern Seite aber die verschiedenen seitdem im Orden vorgekommene Auftritte, nebst den häufigen öffentlich im Druck erschienenen und meistens durch diese Scenen veranlassten Schriften mit unpartheyischem Auge betrachtet, und endlich dies alles mit kaltblütiger Vernunft, gesunder Philosophie, Kenntniss der Geschichte und der dermaligen Societätsverfassung der in Europa lebenden Menschen, verglichen und abgewogen hat, muss der nicht den nemlichen Contrast bey uns finden, als zwischen Salomons Tempel und dem Thurme zu Babylon. Gleich bey dem ersten Eintritt in den Orden wird die Einbildungskraft des neu aufgenommenen Bruders durch die herrlichsten Aussichten, dass er mit den besten, edelsten und rechtschaffensten Männern in wahrer Freundschaft und zärtlicher Bruderliebe Hand in Hand den Pfad der Tugend, Wahrheit und Weisheit wandeln soll, rege gemacht - Aber was erblickt er, wenn die Binde seinen Augen entfallen? Secten nach Absicht und Lehre mannichfaltig verschieden, die im Schoosse der Eintracht entstunden, und Bruderherzen so heftig entzweyeten, dass diese sich nun untereinander selbst von ganzer Seele hassen, verketzern und verfolgen. In eben der Zeit, wo Philosophie und Toleranz selbst den Feinden des Ordens die Waffen aus den Händen gewunden hatten, treten Zwietracht und Verfolgung unter den Brüdern auf, und wenn der Orden gleich von aussenher nicht mehr beunruhiget wurde, so wurde der Tempel desto mehr durch innere Uneinigkeiten zerstört. Mit ihnen drangen Despotismus, Hass, Stolz, Eigennutz, Schwärmerey und Durst nach Ehrenstellen ins Heiligthum der Eintracht, und droheten dem Gebäude den gänzlichen Untergang. Alle diese unseligen Plagen trafen unseren geheiligten Orden nur seitdem, da man die Grundlagen desselben, nemlich Freyheit und Gleichheit untergraben wollen. Was für Zerrüttungen werden demselben aber nicht noch von auswärtsher durch die fernere Uebertretungen dieser Pflichten bevorstehen! Müssen wir nicht vielmehr befürchten, dass weltliche Obrigkeiten in die Länge über eine ansehnliche Anzahl ihrer Unterthanen, die sich als Maurer verbinden, und auswärtige Fürsten und Particuliers als Obere erkennen, auch Gelder unter sich aufbringen, um solche an auswärtige Obern zu versenden, endlich aufhören werden gleichgültig zu bleiben, zumal wenn sie von denen Beschäftigungen einiger Systeme Nachricht erhalten, die bey denen allenthalben so laut werdenden angeblich-höhern Graden der Maurerey ihnen nicht lange mehr entgehen kann und wird. Lassen Sie uns also, meine Verehrungswürdige Brüder, vorsichtig seyn, und dieweil es noch Zeit ist, durch weise Maassregeln dieser drohenden Gefahr vorbeugen! Lassen Sie uns in Ansehung aller bisher bekannten Systeme, davon keins noch zur Zeit erwiesen und erweislich ist, vor der profanen und Maurer-Welt eine kluge Neutralität ergreifen, und alles dasjenige, woraus weltliche Obrigkeiten Verdacht schöpfen könnten, unter uns abschaffen. Jede einzelne Loge mag ihre höhere Grade, die keine allgemeine Sache sind, für sich allein verantworten: Vor allen Dingen lassen Sie uns meine V. E. w. Brüder die wahre Maurerey auf denjenigen ächten und simplen Fuss wieder herstellen, worinnen sie sich noch vor nicht langen Zeiten, vor Entstehung aller dieser Systeme befand; Wir enthalten uns hiebey alles Urteils über die Güte, Aechtheit und Beweiskraft aller dieser Systeme, weil unserer Meinung nach, Toleranz eine Grundpflicht unsers Ordens ist, wir begnügen uns blos hier mit historischer Gewissheit anzumerken, dass durch die Einführung der höhern Grade eben diejenige Zwistigkeiten und Spaltungen im Orden entstanden sind, wodurch derselbe so unendlich viel von seinem Werth verloren hat. Wir nehmen daraus um so mehr die unumstössliche Lehre, dass in einer Gesellschaft wie die unsrige, Freyheit und eigene Ueberzeugung herrschen müsse, und dass sich darinnen der Vernunft nicht gebieten lasse; Lassen Sie uns endlich jenen berühmten Männern des Alterthums, denen Eclectischen Philosophen nachahmen, die, ohne sich an ein besonderes Lehrsystem zu binden, aus allen das Beste und Ueberzeugendste heraus nahmen, so wird auch künftig unsere eclectische Maurerey sicherlich die beste seyn. Man hofft also, allen würdigen und rechtschaffenen Brüdern einen wichtigen Dienst zu leisten, wenn man Mittel und Wege ausfindig macht, um sie zu jener ersten und edlen Einfalt des Ordens wieder zurück zu führen, und wenn man ihnen die wahren Grundsätze desselben wieder in Seele und Gedächtniss brächte, und sie unaufhörlich an dieselben verbände. Zu diesem Ende haben sich die unterzeichneten Logen mit vielen deutschen und auswärtigen Logen dahin vereiniget, der Maurerey ihre erste Würde, Ansehen und Reinigkeit wieder zu geben, die erloschene brüderliche Einigkeit durch das engste Freundschaftsband wieder herzustellen, und alle sich dagegen stellende Hindernisse mit vereinigten Kräften aus dem Wege zu räumen, und haben sich unter folgenden Bedingungen zur eclectischen Maurerey mit einander verbunden:
  • 1.) Nehmen diese durch blosses Freundschaftsband mit einander verbundenen Logen die alten Ritualien der Drey Symbolischen Grade und die dazu gehörige Tapis wieder an. Diese Drey Maurergrade allein werden von allen verbundenen Logen durchgehends gleichförmig anerkannt. Dahingegen stehet es
  • 2.) jeder Loge frey, welche oder wie viele weitere Grade sie bey sich einführen will, nur müssen solche nicht zu einer Sache der ganzen Verbindung gemacht oder ihrentwegen, wie es in den bisherigen Maurersystemen geschah, die Einförmigkeit der Drey Maurergrade geändert werden, auch bleiben solche jeder Loge ihrer eigenen Verantwortung lediglich überlassen. Es hängt
  • 3.) keine der hier verbundenen Logen von der andern ab; alle sind einander gleich und hat keine das Recht der andern Vorschriften zu machen; es hören also die Namen von Schottischen und andern Obern Logen gänzlich auf, obwohlen laut § 2 einer jeden Loge frey stehet, einen Schottischen oder andere höhere Grade beyzubehalten. Es hänget demohngeachtet blos und lediglich von den verbundenen Logen ab, wenn einige unter sich, der ganzen Verbindung unbeschadet, eine Dependenz von einander freywillig erkennen und verabreden wollen, wenn es ohne den Argwohn des Landesherrn desswegen rege zu machen, geschehen kann. Auch bleibt den Meister Brüdern jeder Loge die Wahl des Meisters vom Stuhl und der beyden Vorsteher, diesen aber die Besetzung der übrigen Logenämter überlassen; Sie können jene auf beständig oder auf bestimmte Zeit nach dem Befinden der Localumstände, die ihnen zu Rathe zu ziehen frey stehet, wählen. Desgleichen hat
  • 4.) jede Loge ihr eigenes Oeconomicum, von dem sie Niemanden als sich selbsten oder ihren eigenen Beamten Rechenschaft zu geben hat. Auch hören unter den verbundenen Logen alle Abgaben von Geld einer Loge an die andere, gänzlich auf, die unter keinerley Vorwand, unter welchem es auch seye, statt haben soll; es seye denn, dass sich ebenfalls einige Logen dazu, ohne Gefahr die Obrigkeit darüber aufsichtig zu machen, freywillig unter sich verbindlich machen wollten, woran übrigens die ganze Verbindung keinen Antheil nimmt. So wenig aber die Logen von einander abhängig sind, eben so wenig sollen sie
  • 5.) von einem andern Obern, ausser mit Einwilligung ihres eigenen Landesherrn, in den Drey verbundenen Graden abhangen. Weil aber doch ein gemeinsames Band aller hier verbundenen Logen nöthig ist; so soll solches
  • 6.) in einer freundschaftlichen Correspondenz und Mittheilung aller etwaigen Ordens-Vorfallenheiten bestehen, an deren Spitze einige Logen als dem Mittelpunkt, wohin alles zusammen fliesset, stehen müssen; Zu welchem Ende denn auf Ersuchen verschiedener bereits beygetrettener Logen sich
  • 7.) die Provinzial Loge zu Frankfurt am Mayn und die Provinzial Loge "Joseph zum Reichs Adler" in Wetzlar zu einem gemeinschaftlichen Directorio dergestalt vereinigt haben, dass es jeder Loge frey stehet, an welche von diesen beyden Logen sie schreiben und ihre Nachrichten einschicken will. In dieses Logen Bündniss werden gegenwärtig
  • 8.) alle Logen ohne Rücksicht auf ihre bisherige Constitution angenommen. Für die Zukunft aber, hält man es für nöthig, dass jede neu errichtete Loge, die dieser Verbindung beytreten will, von einer oder der andern verbrüderten Loge constituiret seye, und erbietet man sich allenfalls nach Beschaffenheit der Umstände, auch ein Constitutions Patent gratis zu ertheilen. Alle in den verbundenen Logen aufgenommene und dazu sich bekennende Brüder werden
  • 9.) in allen verbundenen Logen auf Vorzeigung eines durchgehends gleichförmigen Certifikats und Angebung des Losungsworts zugelassen und ihnen mit brüderlicher Zärtlichkeit und Hülfleistung bey allen vorfallenden Gelegenheiten begegnet, auch ist
  • 10.) jedem einzelnen Bruder, der die Drey Maurergrade in unserer eclectischen Verbindung erhalten hat, sich in andere Systeme aufnehmen zu lassen, erlaubt, und darf derselbe nach wie zuvor unsere Logen besuchen, wenn er nur keine Logensache daraus macht, Brüder dazu anwirbt, und die Ordnung der zum Grund unserer Verbindung gelegten Drey Grade nicht störet. Auch lassen wir
  • 11.) alle Brüder Systeme zu den Versammlungen in den Graden unserer Verbindung, die ein gleiches mit unseren Brüdern thun. Sollte es aber künftig ein oder dem andern System einfallen, aus Intoleranz oder Verfolgungssucht, uns die Thüren ihrer Logen zu verschliessen, so bleibt es jeder Loge eigener Willkühr überlassen, ob sie gegen die Brüder eines solchen intoleranten Systems das Wiedervergeltungsrecht ausüben, oder solchen nach dem von uns geäusserten toleranten Grundsatz demohngeachtet den Zutritt zu ihren Arbeiten gestatten will. Ob nun gleich aber die hier verbundenen Logen von keinem auswärtigen Obern abhangen sollen, so stehet es jedoch
  • 12.) einer oder mehreren der verbundenen Logen frey, sich einen grossen Herrn dergestalt, dass er keine Befehle an sie erlassen könne, in Logensachen sich einer Direction anmasse, zum Protector zu erwehlen, wenn sie nur denjenigen, welchen sich die meisten Stimmen der verbundenen Logen etwa künftighin zum General-Protector der ganzen Verbindung erwehlen sollten, in gleicher Qualität und ohne Einräumung einiger Gewalt anerkennen wollen. Doch bleibt es auch hier jeder Loge überlassen, nach Beschaffenheit ihrer Localumstände, einen solchen Protector anerkennen zu dürfen oder nicht. Es führet
  • 13.) die Verbindung der eclectischen Maurerey den Namen: Die zur Wiederherstellung der königlichen Kunst der alten Freymaurerey verbundene Logen. Und endlich ist
  • 14.) jede Loge jeglichen Systems, ingleichen jede Loge, die sich etwa neu errichten will, unter diesen Bedingungen in unsere Verbindung aufzunehmen. Wollten sich jedoch die associirten Logen zu seiner Zeit enger und genauer freywillig verbinden und zum Besten ihrer Association eine nähere und zweckmässigere Einrichtung treffen, so stehet
  • 15.) ihnen dieses allerdings frey, und es hanget alsdenn von denen mitverbundenen Logen ab, welcher Loge sie die dazu nöthige Direction anvertrauen wollen. Dieses ist es, Theureste Brüder, womit wir durch Entfernung des Partheygeistes, Zwang, Eigennutzes und Abhänglichkeit, einer Gesellschaft, die dazu berufen ist, und in allen Zeiten dazu berufen war, der unterdrückten Menschheit und verfolgten Tugend zum Zufluchtsort zu dienen, und die Rechte der befleckten Weisheit in die Herzen der Menschen zurück zu rufen, wieder aufzuhelfen gedenken; Wir versprechen Ihnen eine ansehnliche Zahl mit uns verbundener Logen und ein edles Häufgen würdiger, fester und für Tugend, und Wahrheit glühender Männer. Diejenigen Logen, welche nun an diesem, zur Wiederherstellung der alten ächten Freymaurerey errichteten Freundschaftsband Antheil nehmen wollen, werden uns willkommen seyn, und wir sind bereit Hand in Hand ferner mit Ihnen gemeinschaftlich an dem erhabenen Bau unsers S. E. w. Ordens fortzuarbeiten.


Wir bitten uns in diesem Fall Ihre Erklärung bis Ende Augusts aus, damit wir sodann im Stande sind, das Verzeichniss der verbundenen Logen drucken zu lassen, und an alle Mitverbundene einsenden zu können. Der höchste Baumeister der Welten wolle die Redlichkeit unserer Absichten seegnen, und solche mit einem glücklichen Fortgang begünstigen. - Frankfurt den 18. Merz 1783. Im Namen der Hochw. Prov.-Loge zu Frankfurt am Mayn Simon Friedrich Küstner jun. Prov. Secretair. Wezlar den 21. Merz 1783. Im Namen der Hochw. Prov.-Loge "Joseph zum Reichs Adler" Christian Wilhelm Rotberg, Prov. Secretair."

Siehe auch