Joanna Rajkowska: Unterschied zwischen den Versionen

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== The Light of the Lodge ==
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== THE LIGHT OF THE LODGE ==
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'''Unter diesem Titel beschäftigte sich die polnische Künstlerin Joanna Rajkowska zweimal in einer durchaus ambivalenten Weise mit der Freimaurerei: 2012 hat sie dieses Thema zum ersten Mal spielerisch in das Kopenhagener ‚Art Festival’ eingebracht; 2014 folgte die Wiener Galerie ‚Charim’ mit denselben  Sujets. Ambivalent? Ja: Einerseits bewundert Joanna Rajkowska die Symbole und Ideale der Freimaurer, andererseits fragt sie sich, ob deren Rituale und die Ideale noch zeitgemäß sind. Von [[Jens Rusch]] und [[Rudi Rabe]].'''
  
Dauer / Duration: 16.05. - 07.06.2014
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==WIEN 2014: Im Haus der alten ‚Wahren Eintracht’==
  
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Die Ausstellung in Wien (nur noch bis 7. Juli 2014: Galerie Charim, Dorotheergasse 12/1. Stock) schmückte sich mit einer versteckten historischen Pointe: Das Haus, in dessen erstem Stock die Galerie Charim untergebracht ist, war ab 1781 der Sitz der berühmten Wiener Loge [[Zur wahren Eintracht]]. Deren renommiertester Stuhlmeister [[Ignaz von Born]] starb hier 1791. Dies wissen in Wien nur noch Spezialisten, und Joanna Rajkowska wird es wohl auch nicht erfahren haben. Ihre Kunstwerke auf eine geheimnisvolle Weise vielleicht doch?
  
[[Datei:The-general-view.jpg|thumb|800px|center|Exhibition View<br>
 
Joanna Rajkowska<br>
 
The Light of the Lodge, 2012
 
Copenhagen Edition<br>
 
Neons, Aluminium
 
Unique<br>
 
(c) Joanna Rajkowska<br>
 
courtesy Charim Galerie Wien]]
 
Source: Courtesy '''Charim Galerie Wien'''
 
  
Joanna Rajkowska May 15- June 7, 2014
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[[Datei:The-general-view.jpg|thumb|800px|center|Joanna Rajkowska: The Light of the Lodge, 2012; Copenhagen Edition; Neons, Aluminium Unique; (c) Joanna Rajkowska; courtesy Charim Galerie Wien]]
  
The Light of the Lodge asks questions about the place, role and heritage
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: '''Der Neon-Schurz von Joanna Rajkowska im Hauptraum der Charim-Galerie; daneben ein Neon-Altar.'''
of Freemasonry in European culture. Charim Gallery, once the location of
 
one of the most important lodges in the cultural life of Vienna in 18th
 
century, now serves as a laboratory, wherein the artist performs a
 
dissection of masonic rituals.
 
Reflection on the history of the gallery (where Mozart once played) in
 
conjunction with critical observations of the Freemasons' creed, produced
 
a number of artworks that refer to this most secret and still very influential
 
organization. The carpet with a characteristic pattern but without ritual
 
accessories and a holy book with erased text are amongst the deconstructed
 
situations and gestures that reflect on the political rationale of
 
the organization and on the artist's fascination with the refined culture it
 
produced.
 
  
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[[Datei:The-Lightof-the-Lodge-edition-Copenhagen 01.jpg|thumb|800px|center|Exhibition View © Joanna Rajkowska; courtesy Charim Galerie Wien]]
  
[[Datei:The-Lightof-the-Lodge-edition-Copenhagen 01.jpg|thumb|800px|center|Exhibition View<br>
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: '''Hier spielt sich Joanna Rajkowska mit dem Musivischen Pflaster, das auf jedem Logen-Tapis zitiert wird.
Joanna Rajkowska<br>
 
The Light of the Lodge, 2012
 
Copenhagen Edition<br>
 
Neons, Aluminium
 
Unique<br>
 
(c) Joanna Rajkowska<br>
 
courtesy Charim Galerie Wien]]
 
  
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[[Datei:The-Blueprint 01.jpg|center|thumb|800px|Joanna Rajkowska (c): Carpet 600 x 300 cm, 100 % wool; courtesy Charim Galerie Wien. <br/> Die Galerie hielt Plastikschuhe bereit, mit denen man den Teppich begehen kann]]
  
[[Datei:The-Blueprint 01.jpg|thumb|800px|center|Exhibition View
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: '''Mündet Joannas Pflaster in ein Schwarzes Loch? Jedenfalls steht man, wenn man sich umdreht, sofort vor dem Schriftzug ‚error’. Alles ein Irrtum? Aber was ist der Irrtum?'''
Joanna Rajkowska<br>
 
The Blueprint, 2014<br>
 
Carpet<br>
 
600 x 300 cm
 
100 % wool<br>
 
Unique<br>
 
(c) Joanna Rajkowska<br>
 
courtesy Charim Galerie Wien]]
 
  
[[Datei:God-Is-Right 01.jpg|thumb|800px|center|Exhibition View<br>GOD IS RIGHT, 2014<br>
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[[Datei:Rajkowska-error.jpg|800px|thumb|center]]
Object 5 curcuits of LED Christmas lights mdf, steelframed Unique, 55 x 100 x 8 cm <br>
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(c) Joanna Rajkowska<br>
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: '''Was ist überhaupt ein Irrtum?? Gott weiß es. Er hat recht. Hat er recht?'''
courtesy Charim Galerie Wien]]
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[[Datei:God-Is-Right 01.jpg|thumb|800px|center|(c) Joanna Rajkowska: GOD IS RIGHT, 2014; Object 5 curcuits of LED Christmas lights, steelframed Unique, 55 x 100 x 8 cm; courtesy Charim Galerie Wien]]
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: '''Die Künstlerin lässt diese These rhythmisch im aufglühenden Sternenmeer versinken.'''
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: '''Auch eine ‚masonische Bibel’ aus dem Besitz der Künstlerin hilft wohl nicht weiter: [[Masonic Bible]]'''
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== Links ==
 
*[http://www.charimgalerie.at/index.htm Charim Galerie] Wien
 
  
== Siehe auch: / see also: ==
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==KOPENHAGEN 2012: Ein lebendes Kunstwerk==
*[[Masonic Bible]]
 
  
== Pressespiegel ==
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'''Was in der Wiener Galerie nur als Video gezeigt werden konnte, gab es in Kopenhagen live. Joanna Rajkowska ließ eine Frauengruppe in schwarzen Umhängen durch die Stadt ziehen: mit Feuer auf den Hüten.'''
*[...]Sie interessiere sich für die Mehrdeutigkeit der Freimaurerei, "das europäischste Kulturprodukt, das man sich vorstellen kann", so Rajkowska in einem Interview: Auf der einen Seite verfolgen die Freimaurer Ideen der Aufklärung wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, auf der anderen gibt es jedoch diese mittelalterlich anmutenden Rituale.  [...]  Weiterlesen: [http://derstandard.at/2000001431739/Zukunftweisend-mittelalterlich Der Standard]
 
  
'''Zukunftweisend mittelalterlich''' Artikel von
 
ANNE KATRIN FESSLER
 
  
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<gallery widths="380" heights="260" perrow="2">
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Datei: Rajkowska-Rasselrassel3.JPG|'''Flammen auf den Köpfen und Rasseln in den Händen.'''
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Datei: Rajkowska-Rasselrassel4.jpg|'''Am Ziel: Vor dem Neon-Schurz, weit oben im Freien.'''
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</gallery>
  
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==Video mit der ‚Prozession’ der brennenden Hüte==
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== Videos ==
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==Video mit Joanna Rajkowska über 'ihre' Freimaurerei==
 
<videoflash>igzh6YMP1t8</videoflash>
 
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===Übertragung dieses Videos vom Englischen ins Deutsche:===
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''Ich bin eine Polin und halte mich gegenwärtig in London auf. Aber mein künstlerisches Fühlen und Arbeiten kommt aus Osteuropa.''
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''Als zum Beispiel im 19. Jahrhundert Polen keine eigene Staatlichkeit hatte, unterstützten die Freimaurer die nationalen polnischen Unabhängigkeitsbewegungen; ebenso die Sprache, die Bildung und Erziehung, die als nationale Institutionen nicht existierten. Außerdem waren sie karitativ tätig.''
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''Ich interessiere mich schon seit längerem für die Freimaurerei. Sie ist das am meisten europäische Kulturprodukt, das man sich vorstellen kann. Andererseits scheint sie heute ein wenig anachronistisch zu sein: mit all ihren Idealen wie Erziehung und Wohltätigkeit, mit ihren politische Ansichten. Das alles ist in einer gewissen Weise ein Produkt der französischen Revolution, und die Freimaurer folgen immer noch diesen Ideen. Gleichzeitig ändert sich aber Europa schnell. Auch unsere Kultur hat sich verändert.''
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''Ich empfinde große Anerkennung, ja sogar Bewunderung für sie, auf der anderen Seite frage ich mich, ob diese Ideale noch zeitgemäß sind. Und das verbinde ich mit meiner Kunst. Ich will diese Ambivalenzen zeigen. Auf der einen Seite die wunderschönen Bilder und Symbole der Freimaurer, wie der Altar, der Schurz; auf der anderen Seite sind die Rituale doch ziemlich mittelalterlich. Sie wirken anachronistisch, das ist evident. Es ist ein irgendwie spaßiger Widerspruch, und mein künstlerisches Projekt basiert auf dieser Ambiguität.''
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''Zu den Flammen auf den Hüten: Das sind einfach visuelle Zeichen. Entweder für brennende Gehirne oder das erleuchtet Sein oder einfach die Verschwendung von Energie. Man kann das in vielfach deuten.''
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''Ich erkläre nicht, was das alles bedeutet, ich stelle Fragen, die uns alle betreffen: Wer sind wir heute in Europa mit dieser Ansammlung von Idealen, die den Kontinent über Jahrhunderte begleitet haben. Gelten Sie noch? Was geschieht mit Ihnen? Wie werden sie in die Idee von der Europäische Union übertragen? Das ist alles.''
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''Die Anregung dazu hatte ich im vergangenen Sommer, in dieser Atmosphäre der langen Augustnächte, wenn man ausgeht, sich amüsiert, trinkt, und wenn man dann miteinander über etwas wirklich Wichtiges diskutiert. Aber nicht in einer Art, die uns zwingt, logisch zu argumentieren. Es ist einfach Spaß. Etwas, das die Leute genießen, wenn sie es tun und wenn sie so denken können.“
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== Links ==
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*[http://www.charimgalerie.at/index.htm Charim Galerie Wien]
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*[http://www.rajkowska.com/en Joanna Rajkowska]
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== Pressespiegel ==
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*'''Zukunftweisend mittelalterlich''' von ANNE KATRIN FESSLER... in der österreichischen Online-Tageszeitung derStandard.at: Sie interessiere sich für die Mehrdeutigkeit der Freimaurerei, ''"das europäischste Kulturprodukt, das man sich vorstellen kann"'', so Rajkowska in einem Interview: Auf der einen Seite verfolgen die Freimaurer Ideen der Aufklärung wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, auf der anderen gibt es jedoch diese mittelalterlich anmutenden Rituale.  [...]  Weiterlesen: [http://derstandard.at/2000001431739/Zukunftweisend-mittelalterlich derStandard.at]
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[[Kategorie: Kunst|Rajkowska]]
 
[[Kategorie: Kunst|Rajkowska]]
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[[Kategorie:Ausstellungen]]
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[[Kategorie:Rudi Rabe|Rajkowski]]

Version vom 26. Mai 2014, 22:14 Uhr

Rajkowska-Portrait.JPG

THE LIGHT OF THE LODGE

Unter diesem Titel beschäftigte sich die polnische Künstlerin Joanna Rajkowska zweimal in einer durchaus ambivalenten Weise mit der Freimaurerei: 2012 hat sie dieses Thema zum ersten Mal spielerisch in das Kopenhagener ‚Art Festival’ eingebracht; 2014 folgte die Wiener Galerie ‚Charim’ mit denselben Sujets. Ambivalent? Ja: Einerseits bewundert Joanna Rajkowska die Symbole und Ideale der Freimaurer, andererseits fragt sie sich, ob deren Rituale und die Ideale noch zeitgemäß sind. Von Jens Rusch und Rudi Rabe.

WIEN 2014: Im Haus der alten ‚Wahren Eintracht’

Die Ausstellung in Wien (nur noch bis 7. Juli 2014: Galerie Charim, Dorotheergasse 12/1. Stock) schmückte sich mit einer versteckten historischen Pointe: Das Haus, in dessen erstem Stock die Galerie Charim untergebracht ist, war ab 1781 der Sitz der berühmten Wiener Loge Zur wahren Eintracht. Deren renommiertester Stuhlmeister Ignaz von Born starb hier 1791. Dies wissen in Wien nur noch Spezialisten, und Joanna Rajkowska wird es wohl auch nicht erfahren haben. Ihre Kunstwerke auf eine geheimnisvolle Weise vielleicht doch?


Joanna Rajkowska: The Light of the Lodge, 2012; Copenhagen Edition; Neons, Aluminium Unique; (c) Joanna Rajkowska; courtesy Charim Galerie Wien
Der Neon-Schurz von Joanna Rajkowska im Hauptraum der Charim-Galerie; daneben ein Neon-Altar.
Exhibition View © Joanna Rajkowska; courtesy Charim Galerie Wien
Hier spielt sich Joanna Rajkowska mit dem Musivischen Pflaster, das auf jedem Logen-Tapis zitiert wird.
Joanna Rajkowska (c): Carpet 600 x 300 cm, 100 % wool; courtesy Charim Galerie Wien.
Die Galerie hielt Plastikschuhe bereit, mit denen man den Teppich begehen kann
Mündet Joannas Pflaster in ein Schwarzes Loch? Jedenfalls steht man, wenn man sich umdreht, sofort vor dem Schriftzug ‚error’. Alles ein Irrtum? Aber was ist der Irrtum?
Rajkowska-error.jpg
Was ist überhaupt ein Irrtum?? Gott weiß es. Er hat recht. Hat er recht?
(c) Joanna Rajkowska: GOD IS RIGHT, 2014; Object 5 curcuits of LED Christmas lights, steelframed Unique, 55 x 100 x 8 cm; courtesy Charim Galerie Wien
Die Künstlerin lässt diese These rhythmisch im aufglühenden Sternenmeer versinken.
Rajkowska-stars.jpg
Auch eine ‚masonische Bibel’ aus dem Besitz der Künstlerin hilft wohl nicht weiter: Masonic Bible
JR Bible 2.jpg


KOPENHAGEN 2012: Ein lebendes Kunstwerk

Was in der Wiener Galerie nur als Video gezeigt werden konnte, gab es in Kopenhagen live. Joanna Rajkowska ließ eine Frauengruppe in schwarzen Umhängen durch die Stadt ziehen: mit Feuer auf den Hüten.


Video mit der ‚Prozession’ der brennenden Hüte

<videoflash>JjCgbg6FfLo</videoflash>

Video mit Joanna Rajkowska über 'ihre' Freimaurerei

<videoflash>igzh6YMP1t8</videoflash>

Übertragung dieses Videos vom Englischen ins Deutsche:

Ich bin eine Polin und halte mich gegenwärtig in London auf. Aber mein künstlerisches Fühlen und Arbeiten kommt aus Osteuropa.

Als zum Beispiel im 19. Jahrhundert Polen keine eigene Staatlichkeit hatte, unterstützten die Freimaurer die nationalen polnischen Unabhängigkeitsbewegungen; ebenso die Sprache, die Bildung und Erziehung, die als nationale Institutionen nicht existierten. Außerdem waren sie karitativ tätig.

Ich interessiere mich schon seit längerem für die Freimaurerei. Sie ist das am meisten europäische Kulturprodukt, das man sich vorstellen kann. Andererseits scheint sie heute ein wenig anachronistisch zu sein: mit all ihren Idealen wie Erziehung und Wohltätigkeit, mit ihren politische Ansichten. Das alles ist in einer gewissen Weise ein Produkt der französischen Revolution, und die Freimaurer folgen immer noch diesen Ideen. Gleichzeitig ändert sich aber Europa schnell. Auch unsere Kultur hat sich verändert.

Ich empfinde große Anerkennung, ja sogar Bewunderung für sie, auf der anderen Seite frage ich mich, ob diese Ideale noch zeitgemäß sind. Und das verbinde ich mit meiner Kunst. Ich will diese Ambivalenzen zeigen. Auf der einen Seite die wunderschönen Bilder und Symbole der Freimaurer, wie der Altar, der Schurz; auf der anderen Seite sind die Rituale doch ziemlich mittelalterlich. Sie wirken anachronistisch, das ist evident. Es ist ein irgendwie spaßiger Widerspruch, und mein künstlerisches Projekt basiert auf dieser Ambiguität.

Zu den Flammen auf den Hüten: Das sind einfach visuelle Zeichen. Entweder für brennende Gehirne oder das erleuchtet Sein oder einfach die Verschwendung von Energie. Man kann das in vielfach deuten.

Ich erkläre nicht, was das alles bedeutet, ich stelle Fragen, die uns alle betreffen: Wer sind wir heute in Europa mit dieser Ansammlung von Idealen, die den Kontinent über Jahrhunderte begleitet haben. Gelten Sie noch? Was geschieht mit Ihnen? Wie werden sie in die Idee von der Europäische Union übertragen? Das ist alles.

Die Anregung dazu hatte ich im vergangenen Sommer, in dieser Atmosphäre der langen Augustnächte, wenn man ausgeht, sich amüsiert, trinkt, und wenn man dann miteinander über etwas wirklich Wichtiges diskutiert. Aber nicht in einer Art, die uns zwingt, logisch zu argumentieren. Es ist einfach Spaß. Etwas, das die Leute genießen, wenn sie es tun und wenn sie so denken können.“

Links

Pressespiegel

  • Zukunftweisend mittelalterlich von ANNE KATRIN FESSLER... in der österreichischen Online-Tageszeitung derStandard.at: Sie interessiere sich für die Mehrdeutigkeit der Freimaurerei, "das europäischste Kulturprodukt, das man sich vorstellen kann", so Rajkowska in einem Interview: Auf der einen Seite verfolgen die Freimaurer Ideen der Aufklärung wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, auf der anderen gibt es jedoch diese mittelalterlich anmutenden Rituale. [...] Weiterlesen: derStandard.at