Gold- und Rosenkreuzer: Unterschied zwischen den Versionen

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== Der Orden der Gold- und Rosenkreuzer ==
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Quelle: Wikipedia
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Erst über 140 Jahre nach Erscheinen der Rosenkreuzer-Manifeste wurde im 18. Jahrhundert (wahrscheinlich 1757) in Frankfurt die erste Rosenkreuzer-Organisation gegründet, der antiaufklärerische Orden der Gold- und Rosenkreuzer, der seine Wurzeln in der deutschen Hochgradfreimaurerei hat. Gemäß dem Selbstverständnis des Ordens reichen seine Anfänge bis Moses und sogar bis zu Adam zurück.
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Die eigentlichen Initiatoren der Gold- und Rosenkreuzer waren Johann Christoph von Wöllner und Johann Rudolf von Bischoffwerder. Bischoffwerder gelang es die Gunst des leichtgläubigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm II. von Preußen zu erlangen, woraufhin Wöllner und er beschlossen, ihn zu täuschen: Theodor Fontane beschreibt 1873 in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg, wie Friedrich Wilhelm im Belvedere des Schlosses Charlottenburg die Geister Marc Aurels, des Großen Kurfürsten und des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz vorgeführt wurden, was ihn so beeindruckt haben soll, dass er außerstande gewesen sei, auch nur eine einzige Frage an die von einem Illusionisten und einem Bauchredner zum Leben erweckten großen Verstorbenen zu richten. Begeistert ließ sich der Kronprinz von Herzog Friedrich August am 8. August 1781 als Ormesus Magnus aufnehmen. Der Geisterzauber wurde daraufhin zur ständigen Ordenspraxis erhoben und mithilfe von Geisterapparaten (Laterna magica) des Hochstaplers Johann Georg Schrepfer durchgeführt, die nach dessen Tod in den Besitz Bischoffwerders gelangt waren.
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Mit der Ernennung Bischoffwerders zum Kriegsminister und Wöllners zum Kultusminister nach der Thronbesteigung Friedrich-Wilhelms II. erlangte der Orden politische Bedeutung in Preußen. Wöllner erliess am 9. Juli 1788 ein Religionsedikt, das die protestantische Orthodoxie wieder einzurichten suchte; das Bündnis zwischen der preußischen Staatskirche und dem Aufklärungsprotestantismus war damit aufgekündigt. Diese Macht der Rosenkreuzer blieb aber Episode, da der König ab 1792 auf Abstand zu ihnen ging; dass der Orden materielle Vorteile aus seiner vorübergehenden Nähe zum Thron gezogen hätte, lässt sich nicht nachweisen.
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Der vor allem im Deutschen Reich aktive Orden wirkte als geheime christliche Sekte mit alchimistischen Tendenzen. Die Ordensführer behaupteten untrügliche Weisheit zu besitzen, Armut und Krankheit bannen zu können und über die geheime Rezeptur zur Zubereitung des Stein der Weisen aus der „prima materia“ zu verfügen. Geprägt durch die Theosophen und Pansophen des 16. und 17. Jahrhunderts versuchte man gegen den Rationalismus der Aufklärung anzukämpfen. Die Basis der esoterischen Beschäftigungsfelder bildeten drei Geheimlehren: die praktische und spekulative Alchemie gnostisch-christlicher Prägung, die kabbalistischen Gedankengänge Knorr von Rosenroths und die Mystik Jakob Böhmes. Darauf baute das rosenkreuzerische Ritual auf, das als Ordensziel angab, den gefallenen Menschen läutern zu wollen, um „das verunstaltete Ebenbild Gottes wiederherzustellen“ und Gold durch die Konzentration auf unedle Metalle zu produzieren. Die bekannt gewordenen Ritualsammlungen des Ordens zeigten, dass die alchimistischen Ordensanschauungen aus paracelistischen und iatrochemischen Lehren und der Phlogiston-Theorie abgeleitet wurden. Die Gold- und Rosenkreuzer identifizierten sich als Traditionalisten völlig mit dem Aristotelischen Weltbild, hangen der Vier-Elemente-Lehre an und ignorierten das zeitgenössische chemische Lehrgebäude, was mit Hohn und Spott seitens ihrer zeitgenössischen aufklärerischen Kritiker und der Chemiehistoriker des 19. Jahrhunderts quittiert wurde. Es wurden zwei umfassende Ordensreformen durchgeführt: 1767 erklärte man u. a. die Bibel zur einzigen Richtschnur. 1777 verkündete man, die Ordensoberen hätten die Freimaurerei erfunden und besäßen das exklusive Wissen um den geheimen Sinn der freimaurerischen Symbolik. Zu den neun Ordensstufen wurden nur Inhaber des Meistergrades der symbolischen Maurerei zugelassen. Die Mutterloge [[Zu den drei Weltkugeln]] wurde der deutsche Hauptsitz des Ordens. Die Gold- und Rosenkreuzer infiltrierten die Freimaurerei und es kam zu Doppelmitgliedschaften, was vornehmlich durch das Hochgradsystem begünstigt wurde, das gegen die aufgeklärten Ziele der Freimaurerei gerichtet war.
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Die Mitglieder waren einem rigiden Herrschaftssystem unterworfen, an dessen Spitze die Oberen standen, die unbekannt waren und als unfehlbar galten. Ihnen musste unbedingter Gehorsam geleistet werden. Gearbeitet wurde in Zirkeln mit maximal neun Personen, denen ein Zirkeldirektor vorstand, der wiederum einem Hauptdirektor unterstand, der seinerseits dem Oberdirektor Rechenschaft abzulegen hatte. Die Mitgliedsbeiträge waren hoch, sodass eine Mitgliedschaft für Angehörige mittlerer oder unterer Schichten ausgeschlossen war. Die Zirkel in Berlin und Kassel hatten die meisten Mitglieder. Letzterer wurde um 1779 u. a. von Samuel Thomas von Soemmerring gegründet, der seinen Freund, den Reiseschriftsteller Georg Forster anwarb.
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Auf Geheiß Wöllners setzte der Orden mit Unterstützung der Jesuiten alles daran den Illuminatenorden auszurotten. Der nachmalige Illuminat [[Adolph Freiherr Knigge]] polemisierte in seiner Schrift "Ueber Jesuiten, Freymaurer und deutsche Rosencreutzer" heftig gegen die Gold- und Rosenkreuzer, die er des Betrugs bezichtigte, verwahrte sich gegen deren Goldmacherei und setzte sie kenntnisreich vom „wahren Geist“ der „älteren Rosenkreutzer“ des 17. Jahrhunderts ab. Auch der Illuminat [[Johann Joachim Christoph Bode]] debütierte mit seinem Pamphlet "Starke Erweise aus den eigenen Schriften Des Hochheiligen Ordens Gold- und Rosenkreutzer" (1788) zu einem Gegner des Ordens.
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Im überlegenen Sendungsbewusstsein des Ordens galten die Träger des neunten Grades als gottähnlich. Ihr Anspruch, ihnen sei durch magische Prozeduren Gewalt über die ganze Menschheit gegeben, beschleunigte den Untergang des Ordens. Als der mystische Ordenszweck in den Hintergrund geriet und sich eine immer stärkere politische Ausrichtung bemerkbar machte breitete sich Enttäuschung aus, nachdem die den Mitgliedern der oberen Grade propagandawirksam verheißenen Wunderkräfte ausblieben. Ein Übriges tat die Überbewertung der Alchimie, deren Aspekte zunehmend als veraltet erkannt wurden. Als letztlich 1782 Wöllners Versuch auf dem Freimaurerkongress scheiterte, die noch der Strikten Observanz huldigenden Freimaurer dem Orden zu unterwerfen, nahm der Niedergang seinen Verlauf. Schließlich wurde 1787 der einstweilige Stillstand der Zirkelarbeit in einer „Silanum“ genannten Verordnung verfügt. Weitere sichtbare Ordenstätigkeiten sind nicht bekannt. Als Geheimbund konzipiert wird der Orden in der Forschung auch als geheime Kirche des 18. Jahrhunderts begriffen, die als soziales und spirituelles System esoterische und kirchlich-christliche Elemente und Funktionen für seine Mitglieder verband.
  
 
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==

Version vom 18. Februar 2016, 14:48 Uhr

Gold- und Rosenkreuzer

auch Orden der Gold- und Rosenkeuzer, Orden des Gold- und Rosenkreuzes, oder Concordantia Fratrum Roseae at aureae Crucis.

Eine christlich-schwärmerische Gruppe, welche das Gebot religiöser Toleranz auf den Kopf stellte, womit sich diese in einem entscheidenden Punkt von einem der entscheidenden Grundsätzen der Maurerei weit entfernte. Diese Verbindung ist heute nur noch von historischem Interesse.

Grade

  • 1. Grad: Junior
  • 2. Grad: Theoreticus
  • 3. Grad: Practicus
  • 4. Grad: Philosophus
  • 5. Grad: Minor
  • 6. Grad: Major
  • 7. Grad: Adeptus Exemptus
  • 8. Grad: Magister
  • 9. Grad: Majus

Der Orden der Gold- und Rosenkreuzer

Quelle: Wikipedia

Erst über 140 Jahre nach Erscheinen der Rosenkreuzer-Manifeste wurde im 18. Jahrhundert (wahrscheinlich 1757) in Frankfurt die erste Rosenkreuzer-Organisation gegründet, der antiaufklärerische Orden der Gold- und Rosenkreuzer, der seine Wurzeln in der deutschen Hochgradfreimaurerei hat. Gemäß dem Selbstverständnis des Ordens reichen seine Anfänge bis Moses und sogar bis zu Adam zurück.

Die eigentlichen Initiatoren der Gold- und Rosenkreuzer waren Johann Christoph von Wöllner und Johann Rudolf von Bischoffwerder. Bischoffwerder gelang es die Gunst des leichtgläubigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm II. von Preußen zu erlangen, woraufhin Wöllner und er beschlossen, ihn zu täuschen: Theodor Fontane beschreibt 1873 in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg, wie Friedrich Wilhelm im Belvedere des Schlosses Charlottenburg die Geister Marc Aurels, des Großen Kurfürsten und des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz vorgeführt wurden, was ihn so beeindruckt haben soll, dass er außerstande gewesen sei, auch nur eine einzige Frage an die von einem Illusionisten und einem Bauchredner zum Leben erweckten großen Verstorbenen zu richten. Begeistert ließ sich der Kronprinz von Herzog Friedrich August am 8. August 1781 als Ormesus Magnus aufnehmen. Der Geisterzauber wurde daraufhin zur ständigen Ordenspraxis erhoben und mithilfe von Geisterapparaten (Laterna magica) des Hochstaplers Johann Georg Schrepfer durchgeführt, die nach dessen Tod in den Besitz Bischoffwerders gelangt waren.

Mit der Ernennung Bischoffwerders zum Kriegsminister und Wöllners zum Kultusminister nach der Thronbesteigung Friedrich-Wilhelms II. erlangte der Orden politische Bedeutung in Preußen. Wöllner erliess am 9. Juli 1788 ein Religionsedikt, das die protestantische Orthodoxie wieder einzurichten suchte; das Bündnis zwischen der preußischen Staatskirche und dem Aufklärungsprotestantismus war damit aufgekündigt. Diese Macht der Rosenkreuzer blieb aber Episode, da der König ab 1792 auf Abstand zu ihnen ging; dass der Orden materielle Vorteile aus seiner vorübergehenden Nähe zum Thron gezogen hätte, lässt sich nicht nachweisen.

Der vor allem im Deutschen Reich aktive Orden wirkte als geheime christliche Sekte mit alchimistischen Tendenzen. Die Ordensführer behaupteten untrügliche Weisheit zu besitzen, Armut und Krankheit bannen zu können und über die geheime Rezeptur zur Zubereitung des Stein der Weisen aus der „prima materia“ zu verfügen. Geprägt durch die Theosophen und Pansophen des 16. und 17. Jahrhunderts versuchte man gegen den Rationalismus der Aufklärung anzukämpfen. Die Basis der esoterischen Beschäftigungsfelder bildeten drei Geheimlehren: die praktische und spekulative Alchemie gnostisch-christlicher Prägung, die kabbalistischen Gedankengänge Knorr von Rosenroths und die Mystik Jakob Böhmes. Darauf baute das rosenkreuzerische Ritual auf, das als Ordensziel angab, den gefallenen Menschen läutern zu wollen, um „das verunstaltete Ebenbild Gottes wiederherzustellen“ und Gold durch die Konzentration auf unedle Metalle zu produzieren. Die bekannt gewordenen Ritualsammlungen des Ordens zeigten, dass die alchimistischen Ordensanschauungen aus paracelistischen und iatrochemischen Lehren und der Phlogiston-Theorie abgeleitet wurden. Die Gold- und Rosenkreuzer identifizierten sich als Traditionalisten völlig mit dem Aristotelischen Weltbild, hangen der Vier-Elemente-Lehre an und ignorierten das zeitgenössische chemische Lehrgebäude, was mit Hohn und Spott seitens ihrer zeitgenössischen aufklärerischen Kritiker und der Chemiehistoriker des 19. Jahrhunderts quittiert wurde. Es wurden zwei umfassende Ordensreformen durchgeführt: 1767 erklärte man u. a. die Bibel zur einzigen Richtschnur. 1777 verkündete man, die Ordensoberen hätten die Freimaurerei erfunden und besäßen das exklusive Wissen um den geheimen Sinn der freimaurerischen Symbolik. Zu den neun Ordensstufen wurden nur Inhaber des Meistergrades der symbolischen Maurerei zugelassen. Die Mutterloge Zu den drei Weltkugeln wurde der deutsche Hauptsitz des Ordens. Die Gold- und Rosenkreuzer infiltrierten die Freimaurerei und es kam zu Doppelmitgliedschaften, was vornehmlich durch das Hochgradsystem begünstigt wurde, das gegen die aufgeklärten Ziele der Freimaurerei gerichtet war.

Die Mitglieder waren einem rigiden Herrschaftssystem unterworfen, an dessen Spitze die Oberen standen, die unbekannt waren und als unfehlbar galten. Ihnen musste unbedingter Gehorsam geleistet werden. Gearbeitet wurde in Zirkeln mit maximal neun Personen, denen ein Zirkeldirektor vorstand, der wiederum einem Hauptdirektor unterstand, der seinerseits dem Oberdirektor Rechenschaft abzulegen hatte. Die Mitgliedsbeiträge waren hoch, sodass eine Mitgliedschaft für Angehörige mittlerer oder unterer Schichten ausgeschlossen war. Die Zirkel in Berlin und Kassel hatten die meisten Mitglieder. Letzterer wurde um 1779 u. a. von Samuel Thomas von Soemmerring gegründet, der seinen Freund, den Reiseschriftsteller Georg Forster anwarb.

Auf Geheiß Wöllners setzte der Orden mit Unterstützung der Jesuiten alles daran den Illuminatenorden auszurotten. Der nachmalige Illuminat Adolph Freiherr Knigge polemisierte in seiner Schrift "Ueber Jesuiten, Freymaurer und deutsche Rosencreutzer" heftig gegen die Gold- und Rosenkreuzer, die er des Betrugs bezichtigte, verwahrte sich gegen deren Goldmacherei und setzte sie kenntnisreich vom „wahren Geist“ der „älteren Rosenkreutzer“ des 17. Jahrhunderts ab. Auch der Illuminat Johann Joachim Christoph Bode debütierte mit seinem Pamphlet "Starke Erweise aus den eigenen Schriften Des Hochheiligen Ordens Gold- und Rosenkreutzer" (1788) zu einem Gegner des Ordens. Im überlegenen Sendungsbewusstsein des Ordens galten die Träger des neunten Grades als gottähnlich. Ihr Anspruch, ihnen sei durch magische Prozeduren Gewalt über die ganze Menschheit gegeben, beschleunigte den Untergang des Ordens. Als der mystische Ordenszweck in den Hintergrund geriet und sich eine immer stärkere politische Ausrichtung bemerkbar machte breitete sich Enttäuschung aus, nachdem die den Mitgliedern der oberen Grade propagandawirksam verheißenen Wunderkräfte ausblieben. Ein Übriges tat die Überbewertung der Alchimie, deren Aspekte zunehmend als veraltet erkannt wurden. Als letztlich 1782 Wöllners Versuch auf dem Freimaurerkongress scheiterte, die noch der Strikten Observanz huldigenden Freimaurer dem Orden zu unterwerfen, nahm der Niedergang seinen Verlauf. Schließlich wurde 1787 der einstweilige Stillstand der Zirkelarbeit in einer „Silanum“ genannten Verordnung verfügt. Weitere sichtbare Ordenstätigkeiten sind nicht bekannt. Als Geheimbund konzipiert wird der Orden in der Forschung auch als geheime Kirche des 18. Jahrhunderts begriffen, die als soziales und spirituelles System esoterische und kirchlich-christliche Elemente und Funktionen für seine Mitglieder verband.

Siehe auch