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− | Sir [[Isaak Newton]] konzentrierte sich | + | Sir [[Isaak Newton]] konzentrierte sich zunächst darauf, für einzelne Bereiche der Physik Gesetzmäßigkeiten zu erforschen, die in sich schlüssig waren und mathematisch bewiesen werden konnten. Sein wichtigstes Werk waren die Mathematischen Prinzipien der Naturlehre von 1687. In diesem Werk formulierte Newton nicht nur das Massenanziehungsgesetz und die Gesetzmäßigkeiten des Farbenspektrums des weißen Lichts – was Goethe vehement ablehnte ; vielmehr erbrachte er darin den grundlegenden Nachweis, daß Gesetzmäßigkeiten, die wir auf der Erde durch Experimente auffinden, sich auf das Ganze aller Erscheinungen übertragen lassen. Das bedeutete aber, daß das gesamte Universum den exakten Begriffen der mathematischen Erkenntnis zugänglich war<sup>3</sup>, eine der größten gedanklichen Leistungen, die Menschen vollbracht haben. <br /> |
Newton ließ aber nicht nur das Universum in einem neuen Licht erscheinen, sondern lieferte den Menschen auch noch die Hilfsmittel zu seiner exakten Erfassung. | Newton ließ aber nicht nur das Universum in einem neuen Licht erscheinen, sondern lieferte den Menschen auch noch die Hilfsmittel zu seiner exakten Erfassung. | ||
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#gibt es einen Kupferstich von ihm, der wenige Monate vor seinem Tod 1727 angefertigt wurde und dessen Bildgestaltung er sicher beeinflußt hat. Newtons linke Hand liegt dort auf der Seite 204 seiner Prinzipien der Naturlehre. Auf dieser Seite steht aber das dreifache Integral, mit dessen Hilfe er beweisen konnte, daß beispielsweise die Erdanziehungskraft an der Erdoberfläche so groß ist, als wäre die gesamte Masse der Erde in ihrem Mittelpunkt konzentriert. | #gibt es einen Kupferstich von ihm, der wenige Monate vor seinem Tod 1727 angefertigt wurde und dessen Bildgestaltung er sicher beeinflußt hat. Newtons linke Hand liegt dort auf der Seite 204 seiner Prinzipien der Naturlehre. Auf dieser Seite steht aber das dreifache Integral, mit dessen Hilfe er beweisen konnte, daß beispielsweise die Erdanziehungskraft an der Erdoberfläche so groß ist, als wäre die gesamte Masse der Erde in ihrem Mittelpunkt konzentriert. | ||
− | D.h. aber, daß aus diesem dreifachen Integral der Zusammenhalt des gesamten Universums abgeleitet werden konnte - m.E. eine der größten gedanklichen Leistungen, die Menschen vollbracht haben. | + | D.h. aber, daß aus diesem dreifachen Integral der Zusammenhalt des gesamten Universums abgeleitet werden konnte - m. E. eine der größten gedanklichen Leistungen, die Menschen vollbracht haben. |
Den schönsten Beweis für die Richtigkeit seines Massenanziehungsgesetzes lieferte die exakte Vorhersage der Wiederkehr des Halleyischen Kometen, der dann Jahrzehnte nach Newtons Tod pünktlich am Himmel erschien. | Den schönsten Beweis für die Richtigkeit seines Massenanziehungsgesetzes lieferte die exakte Vorhersage der Wiederkehr des Halleyischen Kometen, der dann Jahrzehnte nach Newtons Tod pünktlich am Himmel erschien. | ||
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==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
+ | *[[Unwahrscheinliche und wahrscheinliche Wurzeln der Freimaurerei]] | ||
+ | *[[Traktat: Die verwirrenden Wurzeln der Freimaurerei]] | ||
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Aktuelle Version vom 13. Juli 2016, 15:24 Uhr
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Traktat: Wurzeln
Von Br. Irvin Krumnacker
JL Reinoldus zur Pflichttreue
Dortmund
Das geistige Umfeld der ersten Freimaurer und ihre Symbole - eine Indizienkette
Wenn in unseren Logen von den Ursprüngen und der Frühzeit der Freimaurerei gesprochen wird, hören wir im Regelfall neben der Tradition der Dombauhütten von den Konstitutionen des Referenden Anderson in England von 1723 und 1738 mit den darin enthaltenen Charges, allgemein als "Alte Pflichten" bezeichnet. Außerdem werden die thematischen Felder der Aufklärung, des Deismus und der Esoterik beleuchtet.
Bei näherer Betrachtung der verschiedenen Großlogen und ihrer Lehrarten erkennen wir jedoch, daß der heute weitverzweigte Baum der Freimaurerei aus einer größeren Anzahl geistiger Wurzeln gespeist wird.
Dieses geistige Umfeld vor Beginn der eigentlichen Freimaurerei im Jahre 1717 kann man in drei Felder unterteilen:
- Das politische Umfeld des 17. Jhds.
- Die beginnende Epoche der Aufklärung mit ihren 2 Säulen Deismus und Naturwissenschaft
- Die Tradition und Entwicklung der Werkmaurerei zur spekulativen Freimaurerei.
Das 17.Jhd. kann als ein ein Jahrhundert der Bewegung auf vielen Gebieten des politischen, religiösen und wissenschaftlichen Lebens bezeichnet werden. Alte Strukturen wurden als überholt erkannt, aufgebrochen und urch neue Ideen und Erkenntnisse ersetzt. Während in England unter Elisabeth I. das Vereinigte Königreich von Großbritannien entsteht, stößt das mächtige Osmanische Reich vor Wien an die Grenzen seiner Macht. Der Dreißigjährige Krieg schafft in Mitteleuropa eine neue Staaten- und Religionsordnung und die Naturwissenschaften lösen sich aus der Umklammerung der Kirchen und schaffen die Grundlagen einer neuen Weltsicht.
Vor diesem Hintergrund entwickeln sich in England über Jahrzehnte hinweg und auf verschiedensten Ebenen neue Denkstrukturen und Überzeugungen, die dann im 18.Jhd. in die Epoche der Aufklärung und der modernen Freimaurerei einmünden. Diese spezielle und grundlegende Entwicklung im England des 17.Jahrhunderts möchte ich in diesem Vortrag ein wenig beleuchten und aus verschiedener Sicht interpretieren.
Während in Mitteleuropa der 30-jährige Krieg wütete, wurde auch Großbritannien unter Karl I. von inneren Unruhen und geistigen Kämpfen heimgesucht. Nachdem der Lordprotektor Oliver Cromwell König Karl I. besiegt und davongejagt hatte, schuf er die Grundlagen für den Aufstieg Englands zur Seeherrschaft. Mit der Navigationsakte von 1651, die das Anlaufen englischer Häfen nur englischen Schiffen gestattete, versetzte er der führenden Handelsmacht Holland einen schweren Schlag und schaffte so die Grundlage für die weltweiten Beziehungen der ostindischen Company. Das gelang ihm jedoch nur durch die Unterstützung der jüdischen Kaufleute aus Portugal und Holland, die bereits in aller Welt ihre Beziehungen aufgebaut und so die Übermacht der holländischen Ostindiengesellschaft begründet hatten. Cromwell hatte darüberhinaus aus der Geschichte gelernt, daß Spanien seinen Niedergang nicht zuletzt durch den Hinauswurf der Juden verursacht hatte.
Er hatte daher die Absicht, die Juden , die 1290 aus England vertrieben worden waren, nun wieder zuzulassen und in das Wirtschaftsleben zu integrieren. Man hielt die Juden für sich selbst zwar für "ziemlich wertlos", sah aber ihre willkommene Funktion "als Schloß und Riegel" im Gebäude der Weltwirtschaft. Die nach heftigen Diskussionen von Cromwell 1655 einberufene Whitehall-Konferenz, auf der die Zulassungsbedingungen ausgehandelt werden sollten, führte jedoch wegen des im Volk seit 300 Jahren verwurzelten "Antisemitismus ohne Juden" zu keinem Entschluß. Der Druck der englischen Kaufleute, die im Konkurrenzkampf mit den Holländern lagen, gaben schließlich den Ausschlag, die Juden doch wieder zuzulassen, wenn auch ohne verbriefte juristische Rechte.1
Nach Cromwells Tod wurde England wieder von inneren Auseinandersetzungen zwischen der Partei der am Katholizismus festhaltenden Tories und der Partei der protestantischen Whigs gebeutelt. Schließlich bestieg Wilhelm III. von Oranien, 1689 den Thron und verkündete den Kampf gegen Ludwig XIV.als oberste politische Aufgabe. Nach seinem Tode 1702 kamen dann unter der Regierung der Königin Anna, einer Tochter des katholischen Königs Jacob, die konservativen Tories für kurze Zeit wieder an die Macht. Nach Annas Tod 1714 wurde schließlich der Kurfürst von Hannover, Georg I., zum König von England ausgerufen und damit hatten alle Freidenker, Dissenters und Wissenschaftler, die unter den Tories großen Anfeindungen ausgesetzt waren, wieder Hoffnung auf ein freieres Leben.
Außerdem war diese Zeit gekennzeichnet durch eine reihe von öffentlichen Skandalen, die den Ruf nach Vereinigungen anständiger Männer“ laut werden ließ. Auch damals gab es schon große Skandale um Spekulationsgewinne, die mit Insiderwissen beiseite geschafft wurden. Und so traten auch die Freimaurer mit der Gründung der ersten Großloge an die Öffentlichkeit.
Neben diese politische Unruhe trat seit Anfang des 17.Jhds. eine Zersplitterung der protestantischen Gemeinden Englands in Kirchen, Parteien und Sekten, die u.a. auch den Deismus als eine der bedeutendsten neuen geistigen Strömungen hervorbrachte. Grundlage der neuen religiösen Diskussion waren die Fragen nach dem Offenbarungsgehalt der Bibel und die philosophischen Spekulationen, welche unter dem Oberbegriff des "lumen naturale", des natürlichen Lichtes, die neue Meßlatte sahen, an der die Begriffe Religion, Tugend, Toleranz und Humanität gemessen werden konnten.
Der Deismus kannte daher nur einenher nur einen Gott, einen Weltenbaumeister, der durch Tugend verehrt werden mußte. Außerdem war der teuerste Begriff der Menschen die Sehnsucht nach dem ewigen Leben, eines seligen Zustandes,der in der Anerkennung der guten Taten durch eine göttliche Gerechtigkeit nach einem Leben mit Moral und Humanität erreicht werden konnte. Diese Grundsätze des rein philosophisch-humanitären Deismus treffen wir in den Charges, den Alten Pflichten der Freemasons von 1723 wieder. Auch hier wird den Freimaurern geboten, als religiöse Bindung allein den Gottesglauben zu üben und das Sittengesetz zu befolgen. Deshalb sollte es auch nur jene „universal catholick religion“ geben, von der seit Melanchton schon so viel die Rede war. Es sei hier angemerkt, dass diese Verpflichtung der Freimaurer auf eine allgemein anerkannte Religion mit einem Großen Baumeister an der Spitze die Übereinstimmung der Herrschaftsträger, die verschiedenen Religionen angehörten, in den neuen Kolonien des englischen Imperiums sicher gefördert hat.
Auf der Suche nach den Wurzeln der Religion entstand damals auch eine Welle des sog. "Philosemitismus ohne Juden", die alles Alttestamentarische in den Vordergrund schob und der Kenntnis der hebräischen Sprache einen hohen Stellenwert einräumte. Francis Bacon, der Begründer der naturwissenschaftlich geprägten Aufklärung, kennzeichnete in sarkastischer Weise die Mode dieser Zeit mit der Bemerkung: "Es ist soweit gekommen, daß nun auch Lehrlinge hebräisch lernen".
Man sprach davon, daß das Christentum eigentlich ein Judentum ohne Religionsgesetze sei und das Christentum durch die nichtjüdischen Kirchenväter negativ beeinflußt worden sei. Außerdem war die Mitte des 17.Jhds. geprägt durch eschatologische Hoffnungen auf ein baldiges Weltende, das für das Jahr 1656 n.Chr. vorrausgesagt wurde, weil angeblich 1656 v.Chr. die Sintflut stattgefunden hatte. Die Kreise dieser Apokalyptiker wollten auch deshalb die Juden zurück nach England holen um diese prophezeite Entwicklung zu beschleunigen. Die Diskussionen gingen sogar soweit, England mit dem neuen Israel gleichzusetzen und das Parlament nach dem Vorbild des Sanhedrin aus dem Alten Testament zu organisieren.
Vorbereitet wurde diese hitzige Auseinandersetzung mit den Wurzeln der christlichen Religion durch das Buch Neu-Atlantis von Francis Bacon im Jahre 1624. Lord Bacon, der unter König Jacob I. oberster Kronanwalt und Lordsiegelbewahrer war, wurde 1621 gestürzt und zog sich zurück, um über Gott und die Welt nachzudenken. Im Umfeld Shakespeares und des damals aufblühenden geistigen Lebens war er der Ansicht, daß die Erfindung des Kompasses, der Buchdruckerkunst und des Schießpulvers die Gestalt der Dinge und die menschlichen Zustände auf Erden unwiderruflich verändern würden. Er entwarf deshalb in seinem utopischen Roman Neu-Atlantis einen Zukunftsstaat, in dem der wissenschaftlich-technische Fortschritt die materiellen Grundlagen für die soziale Entwicklung schaffte. Der König Salomona regierte darin den Orden "Haus Salomon", der den erreichten glücklichen Lebensverhältnissen Dauer verleihen sollte. Dafür fuhren alle 12 Jahre Mitglieder der Brüderschaft hinaus in die Welt, um technisch-wissenschaftliche - wir würden heute sagen - Feldversuche durchzuführen. Damit sollten die Kenntnisse erweitert und zu allgemein gültigen Regeln und Gesetzen zusammengefaßt werden. Dabei wurde genau geprüft, welche der Erkenntnisse bekanntgemacht werden sollten! Bacon spricht also bereits von der Verantwortung der Wissenschaftler, die so mancher Atomphysiker und Gentechniker unserer Zeit vermissen läßt.2
Damit wies Bacon neben der Verehrung des Salomonischen Tempels als Haus der Weisheit auch den Weg zur beginnenden technisch-wissenschaftlichen Revolution der Neuzeit.
Alle Welt unterhielt sich damals über chemische Elemente und Magnetismus, über Luftpumpen und Teleskope, und man traf sich in wissenschaftlichen Vereinen, von deren Mitgliedern der Chronist Spratt 1667 berichtet: „Es ist zu bemerken, daß sie - diese Vereine - freimütig Männer verschiedener Religionen, Länder und Lebensberufe zugelassen haben..., denn sie erklären offen, daß sie ... den Grund einer Philosophie der Menschheit legen wollen“.
Das 17.Jhd. ist gekennzeichnet durch eine Reihe bahnbrechender Erfindungen, ohne die es den Durchbruch zu einem neuen naturwissenschaftlich geprägten Weltbild nicht gegeben hätte. Da erfindet Kepler 1611 das erste taugliche Fernrohr zur Himmelsbeobachtung, dem dann später Newton ein Spiegelteleskop hinzufügt. 1617 wird bereits die erste mechanische Rechenmaschine erfunden und 1643 entdeckt der Italienische Physiker Viviani das Wesen des atmosphärischen Luftdrucks. Darauf baute die Erforschung des dubiosen Vakuums auf, dessen Existenz Otto von Guericke 1654 vor dem Regensburger Reichstag medienwirksam mit 12 Pferden demonstrierte, die nicht in der Lage waren zwei leergepumpte Halbkugeln auseinader zu ziehen. Ein Jahr zuvor war in Schweinfurt die erste deutsche Gesellschaft der Naturforscher gegründet worden. Und 1675 teilte die neue Sternwarte von Greenwich die Erde nach ihren eigenen Maßstäben von Längen- und Breitengraden ein.
Neben diesen Einzelgroßtaten geschah jedoch die Ablösung des bisherigen starren scholastischen Systems des Mittelalters und der Renaissance durch die Geistesarbeit von zwei der größten Denker der Menschheitsgeschichte. Es waren dies Descartes und Newton.
Der französische Philosoph Rene Descartes führte u.a. die streng kausale mathematisch gestützte Analyse von physikalischen Ursachen und Wirkungen ein und wurde damit zum Begründer der neuen Naturwissenschaften. Er verwendete dabei jedoch die Methode der Deduktion, d.h. er erklärte ein Naturphänomen – wie umständlich auch immer - aus einer bekannten Grundgesetzmäßigkeit heraus. „Cogito ergo sum“ – das ist sein berühmter Leitsatz, der ihn an allem zunächst zweifeln ließ – außer an seiner eigenen Existenz.
Ganz anders dachte da Isaak Newton. Er benutzte die wissenschaftliche Methode der Induktion, um so aus einer Fülle von Einzelbeobachtungen eine dafür gültige gemeinsame Gesetzmäßigkeit abzuleiten. Und er schleuderte Descartes auf der wissenschaftlichen Bühne Europas den Satz entgegen: "Hypotheses non fingo! - Hypothesen erfinde ich nicht!“
Auf einer Hitliste derjenigen Wissenschaftler, die durch ihre Werke das physikalische Weltbild unserer Zeit geschaffen haben, steht Newton ganz oben an erster Stelle. An zweiter Stelle folgt Albert Einstein mit seiner Speziellen Relativitätstheorie, an dritter Stelle Max Planck mit der Quantentheorie und auf Platz 4 Galilei mit seinem astronomischen Hauptwerk.
Sir Isaak Newton konzentrierte sich zunächst darauf, für einzelne Bereiche der Physik Gesetzmäßigkeiten zu erforschen, die in sich schlüssig waren und mathematisch bewiesen werden konnten. Sein wichtigstes Werk waren die Mathematischen Prinzipien der Naturlehre von 1687. In diesem Werk formulierte Newton nicht nur das Massenanziehungsgesetz und die Gesetzmäßigkeiten des Farbenspektrums des weißen Lichts – was Goethe vehement ablehnte ; vielmehr erbrachte er darin den grundlegenden Nachweis, daß Gesetzmäßigkeiten, die wir auf der Erde durch Experimente auffinden, sich auf das Ganze aller Erscheinungen übertragen lassen. Das bedeutete aber, daß das gesamte Universum den exakten Begriffen der mathematischen Erkenntnis zugänglich war3, eine der größten gedanklichen Leistungen, die Menschen vollbracht haben.
Newton ließ aber nicht nur das Universum in einem neuen Licht erscheinen, sondern lieferte den Menschen auch noch die Hilfsmittel zu seiner exakten Erfassung.
Newton verknüpfte zum ersten Mal die gleichmäßige horizontale Bewegung eines Körpers im Raum, die bisher durch das Trägheitsgesetz von Galilei beschrieben worden war, mit der beschleunigten vertikalen Bewegung eines Körpers im Raum, der von einem anderen Körper angezogen wird, und welche durch das neue Massenanziehungsgesetz definiert wurde. Der Mond, der um die Erde kreist, führt zum einen eine gleichförmige horizontale, man kann auch sagen tangentiale Bewegung aus und gleichzeitig eine beschleunigte, vertikale, d.h. radiale Bewegung auf den Erdmittelpunkt zu. Beide zusammen ergeben die fast kreisförmige Umlaufbahn des Mondes um die Erde. Newton hatte also erkannt, daß es dieselben Kräfte sind, die den Apfel zu Boden fallen und den Mond um die Erde kreisen lassen.. Das war damals durchaus nicht selbstverständlich, denn in der Antike hatte man streng zwischen der Bewegung der irdischen und der himmlischen Körper unterschieden.
Grundlage dieser fundamentalen Erkenntnis war das Massenanziehungsgesetz, daß er nicht nur durch die Ergebnisse seiner Fallversuche untermauerte, sondern dieses auch durch die Lösung des dreifachen Integrals, die ihm fast zeitgleich mit Leibniz gelang, zweifelsfrei beweisen konnte.
Welche Bedeutung Newton diesem mathematischen Beweis der allgemeinen Massenanziehungs-kraft beigemessen hat, kann man aus 2 Indizien ableiten:
- hat er seit 1666 15 Jahre lang gezögert, die experimentellen Ergebnisse seiner Fallversuche zu veröffentlichen, weil er den mathematischen Beweis dafür noch nicht in den Händen hatte.
- gibt es einen Kupferstich von ihm, der wenige Monate vor seinem Tod 1727 angefertigt wurde und dessen Bildgestaltung er sicher beeinflußt hat. Newtons linke Hand liegt dort auf der Seite 204 seiner Prinzipien der Naturlehre. Auf dieser Seite steht aber das dreifache Integral, mit dessen Hilfe er beweisen konnte, daß beispielsweise die Erdanziehungskraft an der Erdoberfläche so groß ist, als wäre die gesamte Masse der Erde in ihrem Mittelpunkt konzentriert.
D.h. aber, daß aus diesem dreifachen Integral der Zusammenhalt des gesamten Universums abgeleitet werden konnte - m. E. eine der größten gedanklichen Leistungen, die Menschen vollbracht haben.
Den schönsten Beweis für die Richtigkeit seines Massenanziehungsgesetzes lieferte die exakte Vorhersage der Wiederkehr des Halleyischen Kometen, der dann Jahrzehnte nach Newtons Tod pünktlich am Himmel erschien.
Ein weiteres Indiz dafür, daß auch die frühen Freimaurer damals unter dem Einfluß der allgemeinen Newton-Euphorie standen, mag folgender Zeitbericht sein: Die Geliebte von Voltaire, die Marquise de Chatelet, hatte Newtons Elemente der Naturlehre volkstümlich und verständlich ins Französische übersetzt und löste damit in Paris eine vorher nicht gekannte Begeisterungswelle aus. Ein Zeitgenosse berichtete: "Kaum waren die Elemente der Philosophie Newtons erschienen, und schon sah man sie in den Händen von ganz Paris, und in jeder Art von Händen. Der Preis schreckt niemanden ab, man reißt sie sich aus den Händen".Und Voltaire selbst schrieb im Vorwort zu diesem Buch: "Wir haben zwei Wunder erlebt: das eine, daß Newton dieses Werk schuf, und das andere, daß eine Frau es übersetzte und erläuterte".
Auch in Deutschland war diese Begeisterung für alles Mathematisch-Physikalische und der geistige Aufbruch zu den neuen Ufern der Erkenntnis und Aufklärung zu spüren. Denn beim Umbau des Zwingers in Dresden unter August dem Starken, der 1710 begann, erhielt der Mathematisch-Physikalische Salon einen exponierten Platz in der zentralen Achse der Anlage, die als Gipfel des Barock in Europa bezeichnet wurde.4
Was lag also näher für die ersten spekulativen Freimaurer, gebildete Männer, die natürlich auch ihren Newton wie eine Offenbarung verschlungen hatten, als neben den ehrwürdigen Traditionen der Maurerzünfte und der bildhaften Darstellung des Salomonischen Tempels als Heimstatt der Weisheit auch die Grundelemente der Newtonschen Lehren in ihre Symbolwelt einzubauen, zumal der erste Stellvertretende Großmeister Dr. Desaguliers ein Freund von Newton war. Zur symbolträchtigen Darstellung der von Newton in die neuen Gesetze eingebundenen Naturkräfte eigneten sich daher besonders gut die Werkzeuge der Steinmetzen Senkblei und Wasserwaage. Sie zeugten als Symbole von der beschleunigten vertikalen und der gleichförmigen horizontalen Bewegung der Materie, die zusammengesetzt die Kreisbahnen bzw. die Ellipsenbahnen des Mondes um die Erde und der Planeten um die Sonne, d.h. die Bewegungen des gesamten Universums bestimmten. Dieses Universum wurde nicht nur durch Sonne und Mond sondern zusätzlich durch 9 Sterne dargestellt.
Ein weiteres wichtiges Symbol der ältesten Arbeitstafeln war der 24-zöllige Maßstab. Er trennte nicht nur wie eine Ikonostase in den orthodoxen Kirchen den irdischen Raum vom göttlichen Universum. Vielmehr war er auch das sprechende Bild für die Meßbasis aller astronomischen Berechnungen. Hinter diesem 24-teiligen Maßstab für Raum und Zeit stand das gesammelte uralte Wissen des Orients: zum einen über die Einteilung des Jahres in 12 Monate aufgrund des Mondkalenders, zum anderen über die symbolträchtige Teilung des Kreises in 12 Segmente, in denen sich die Einheit der Vier alles Irdischen mit der Drei alles Göttlichen vereinigte. Nicht zuletzt bestimmten die 360 regulären Tage des altägyptischen Sonnenjahres - am Jahresende wurde dann 5 Tage gefeiert - die Einteilung des Kreises in 360 Grad. Es sei hier eingeschoben, daß erst in der 2. Hälfte unseres Jhdts. sowohl der Längenmaßstab auf eine bestimmte Wellenlänge des Lichtes und die Gradeinteilung des Kreises auf die mit dem Computer besser handhabbare 400-Neugradteilung umgestellt wurde.
In diesem Kontext konnten Winkel und Zirkel auch als Werkzeuge der rationalen Welterklärung im Sinne von Francis Bacons Utopia aufgefaßt werden. Dabei symbolisierte der Winkel - neben seiner Funktion als Anleitung zu rechtwinkligem Handeln - auch die bisherige Quantifizierung der Welt mit ihren vielen kleinen und leicht berechenbaren Quadraten. Der Zirkel konnte dagegen die mit dem Kreisintegral beschriebene Lösung des alten Problems der Quadratur des Kreises symbolisieren. Mit beiden zusammen hatte man die irdische Welt mathematisch fest im Griff, und zusammen mit dem Zeit- und Längenmesser des 24-zölligen Maßstabes auch das Universum.
Logischerweise demonstrierten Sonne und Mond sowie die 9 Sterne für die ersten Freimaurer in sprechendster Weise das Universum, das der Mensch seit Abrahams Zeiten jede Nacht sehen konnte und zu verstehen bemüht war.
So kann die Entwicklung der Steinmetzbruderschaften zur Vereinigung fortschrittlich gesinnter ehrenwerter freier Männer in der spekulativen Freimaurerei und ihre Neuorganisation in der ersten Großloge von London 1717 im Licht dieses politischen, religiösen und philosophisch-naturwissenschaftlichen Umfeldes gesehen werden.
Nach dem Verbot der Steinmetzbruderschaften 1547 durch Eduard VI suchte ein Teil der Brüder in den Zünften Unterschlupf, andere Mitglieder der alten Masonenbrüderschaft organisierten sich in der sog. Society of freemasons als Gäste der zunftgebundenen Company of freemasons. Diese Society war ein loser Verbund von kleinen Logen, die sich sporadisch in Gasthäusern und Privatwohnungen trafen und deshalb auch Privatlogen genannt wurden. Nur in London hatte die Society noch eine feste Bindung an die Company, welche die Masons Hall besaß und der Society ein Zimmer abtrat. Doch insgesamt löste sich im Laufe der Jahre die Society immer mehr von der Company und damit von der eigentlichen Werkmaurerei.
Zusammenfassend kann man daher aus diesen Indizien ableiten, daß folgende Faktoren das geistige Umfeld bestimmten, das zur Gründung der ersten Großloge geführt hat:
- Mit dem Regierungsantritt des Kurfürsten von Hannover als Georg I. wurden nach der langen Zeit der geistigen Unterdrückung und Flügelkämpfe alle freiheitlichen Bestrebungen wieder unterstützt.
- die in den gebildeten Kreisen fortschreitende Bewegung der Aufklärung auf der Grundlage des Deismus und der naturwissenschaftlichen Weltsicht hatte als zeitgemäße geistige Strömung eine etablierte Position in der Geisteswelt dieser Zeit bezogen.
- die aus der alten Werkmaurerei hervorgegangenen kleinen Logen der Society of freemasons waren sowohl organisatorisch als auch nach der Zahl ihrer Mitglieder auf einem Tiefstand angelangt und kaum mehr lebensfähig.
So kam es schließlich 1717 in London zum Zusammenschluß von vier noch bestehenden festen Logen der Society, also zur ersten Großloge der Freimaurer.
Die hier in sehr gedrängter Form versuchte Auseinandersetzung mit den Wurzeln unserer Königlichen Kunst findet heute von mehreren Positionen aus statt, die alle das Ziel haben, dem Bild der freimaurerischen Frühgeschichte weitere Bausteine hinzuzufügen. So schrieb Br.Prof.Dr.Alfred Schmidt anläßlich des 40-jährigen Jubiläums der QC in Hamburg 1996 zum Thema: "Humanitäre und christliche Freimaurerei, philosophische und historische Hintergründe ihrer Einheit und Differenz" u.a.:
"...Der Schrift Andersons können wir umrißhaft eine Idee Gottes entnehmen, die den moralischen Gesetzgeber mit dem Verursacher, Lenker und Erhalter aller Dinge verbindet, d.h. die moralische Weltordnung mit der physischen. Hinter dieser Idee steht unausgesprochen die moderne, auf mathematischer Erkenntnis und methodischen Experimenten beruhende Wissenschaft. Das uhrwerkhaft ablaufende, von Isaak Newton (1643 bis 1727) entworfene Universum vereinigt Planmäßigkeit im ganzen mit strenger Gesetzlichkeit im einzelnen, den Zweckgedanken mit durchgängiger Kausalität.....Diese physiko-theologische Betrachtungsweise erscheint (unserem) Zeitalter sachgerechter als die positiv-religiöse Auffassung, welche die zweckmäßigen Wirkungen des Naturgeschehens ...unmittelbar auf göttlichen Eingriff zurückführt. Ihr weiß auch die Freimaurerei von 1717 sich verpflichtet“7.
Und die Historikerin Margarete C.Jacob fügte in ihrer wissenschaftlichen Untersuchung über "Pantheisten, Freimaurer und Republikaner" noch deutlicher hinzu, daß die Freimaurerei "unmittelbar verknüpft ist mit dem Triumph einer neuen wissenschaftlichen Kultur, mit der Newtonschen Version der Aufklärung"8.
Br.Krumnacker
Quellen
- 1: Leon Poliakov, Geschichte des Antisemitismus, Bd.1ff,Worms 1977 ff.
- 2: Heinisch,K.J., Der utopische Staat (...Bacon-Neu Atlantis), Reinbeck bei Hamburg 1991
- 3: Armin Hermann, Weltreich der Physik- von Galilei bis Heisenberg , Bechtle Esslingen 1980
- 4: Fritz Löffler, Das Alte Dresden, Sachsenverlag Dresden 1962
- 5: Br.Prof.A.Wolfstieg, Ursprung und Entwicklung der Freimaurerei (3Bde.),Unger Berlin 1920
- 6: Peter Aldag, Der Jahwismus erobert England, Archiv-Edition 1989
- 7: Br.Prof.A.Schmidt,Humanitäre und christliche Freimaurerei, philosophische und historische Hintergründe ihrer Einheit und Differenz, QC 1996.
- 8: Margaret C.Jacob, The Radical Enlightenment: Pantheists, Freemasons and Republicans, London 1981, S.106