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Version vom 6. Juli 2014, 20:25 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Zweimal masonische Dunkelheit
Die Geschichte der Freimaurerei in Kroatien ist so wechselvoll wie das Schicksal des Landes: ein ständiges Auf und Ab mit zwei langen Phasen der Dunkelheit. Die erste wurde 1795 von den Habsburgern verordnet; sie dauerte sieben Jahrzehnte. Das zweite Verbot erließen 1940 das faschistischen Ustascha-Regime und danach die Tito-Kommunisten. Dauer: fünf Jahrzehnte. Seit Anfang der 1990iger geht es langsam aufwärts. Von Rudi Rabe.
Stand 2013: Zur (regulären) ‚Großloge von Kroatien’ gehören 12 Logen mit 300 Mitgliedern. Die am 8.11.1997 unter dem Schutz der ‚Großloge von Österreich’ gegründete Großloge wird von der Großloge von England (UGLE) anerkannt.
18. Jahrhundert
Erste Logengründung 1759 im kroatischen Glina (eine Kleinstadt südlich von Zagreb) durch Offiziere, die vom Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) zurück kamen. In preußischer Gefangenschaft hatten sie die Freimaurerei kennengelernt. Name der Loge: ‚L’Amitié de Guerre’ (etwa: Soldatenfreundschaft). Dies soll die erste Loge auf dem Boden des späteren Jugoslawien gewesen sein.
Maßgeblicher Bruder und Stuhlmeister: Graf Ivan Draskovic, ein humanitär gesinnter Kroate, der schon damals gegen die Leibeigenschaft kämpfte. Draskovic kann als Gründer der Freimaurerei im slawischen Südosteuropa bezeichnet werden. Er initiiert weitere Logengründungen, vor allem die ‚Prudentia’ in Zagreb, zu der hohe Würdenträger des Landes stoßen; zum Beispiel der aufgeklärte Priester Maximilian Vrhovac, der spätere katholische Bischof von Zagreb. Nach den beiden Männern werden in der Folge auch Logen benannt.
19. Jahrhundert
Kurzes und schnelles Aufblühen der Freimaurerei in den von Napoleon für Frankreich annektierten 'Illyrischen Provinzen' (= u.a. die dalmatinische Küste; heute bei Kroatien und Slowenien); und ebenso schnelles Verblühen nach dem Ende Napoleons: Die Habsburger kommen wieder. Sie sind seit Kaiser Franz II./I. Gegner der Freimaurerei (Verbot ab Mitte der 1790iger Jahre).
Das bleibt so bis 1867. Jetzt wird die Donaumonarchie in eine österreichische und eine ungarische Reichshälfte mit jeweils eigenständigem Vereinsrecht geteilt. Das Binnenland des heutigen Kroatiens gehört zu Ungarn, dort werden Logen jetzt wieder zugelassen. In Budapest entsteht die ‚Symbolische Großloge von Ungarn’; zu ihr zählen jetzt auch die neu entstehenden kroatischen Logen. Anders im kroatischen Küstenland (= Istrien und Dalmatien): Dieses ist ein Teil der österreichischen Reichshälfte. Hier ist die Freimaurerei weiterhin nicht möglich.
Frühes 20. Jahrhundert
Nach dem Zerfall der Donaumonarchie 1918 beteiligen sich führende kroatische Freimaurer an der Gründung des neuen Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen. Sie installieren auch eine eigene Großloge in Zagreb. Doch 1919 entsteht in der neuen jugoslawischen Hauptstadt, im serbischen Belgrad, die Großloge ‚Jugoslavija’. Diese ist für den ganzen Staat zuständig, also auch für Kroatien. Doch manche kroatische Brüder sind damit nicht einverstanden. Sie verlassen ihre Logen und gründen eine eigene Obödienz, erreichen jedoch keine nennenswerte internationale Anerkennung.
Die gesamtjugoslawische Freimaurerei entwickelt sich nun schnell. 1931 hält sie bei 24 Logen. Sie ist sehr sozial orientiert: Heime für Waisen, für gehörlose Kinder und Blinde; Unterstützungsfonds für Kriegsinvalide; Brotverteilung an Arbeitslose. Der Aufschwung wird allerdings von weiteren Abspaltungen begleitet.
1930 werden in Zagreb zwei gemischte Logen gegründet.
1940 bis 1990
1940 gibt es in ganz Jugoslawien 24 Logen der ‚Großloge von Jugoslawien’ mit 2.500 Mitgliedern; davon sind in Kroatien zehn Logen mit 500 Brüdern. Doch das Land wird jetzt vom Zweiten Weltkrieg erfasst und wieder geteilt. Die Freimaurerei wird überall verboten, auch in Kroatien: Das Ustascha-Regime lässt sogar 40 Freimaurer internieren; nach einem Jahr kommen sie wieder frei.
Ab 1945 setzt das kommunistische Jugoslawien das faschistische Freimaurerverbot nahtlos fort. Die Folge: zum zweiten Mal masonische Dunkelheit; jetzt ein halbes Jahrhundert.
Seit 1990
Der Kommunismus bricht zusammen. Österreichische und deutsche Freimaurer kümmern sich noch vor dem Zerfall Jugoslawiens um den masonischen Wiederaufbau. Mit einem Patent der ‚Vereinigten Großlogen von Deutschland’ wird 1990 eine neue jugoslawische Großloge gegründet, am Beginn noch mit den Kroaten und Slowenen. Durch die Auflösung Jugoslawiens ab 1991 wird das obsolet: Die Kroaten und Slowenen scheiden aus. Die Großloge in Belgrad wird außerdem bald in die politischen Wirren des Milosevic-Regimes hineingezogen. Sie verliert ihre internationale Anerkennung, und es entsteht eine neue ‘Reguläre Großloge von Jugoslawien’, die sich später in ‚Reguläre Großloge von Serbien’ umbenennen wird und nur noch für Serbien und Montenegro zuständig ist.
Für die Kroaten und die Slowenen gründet die ‚Großloge von Österreich’ 1992 vorerst noch in Wien die Deputationsloge ‚Illyria’. Diese arbeitet meistens in Klagenfurt und Graz, gelegentlich auch in Wien. 1993/94: Die Entwicklung ist so weit gediehen, dass sich die Slowenen und Kroaten in zwei separate Deputationslogen trennen können.
8. November 1997: Die drei kroatischen Logen ‚Graf Ivan Draskovic’, Hrvastka vila’ und ‚Tri svyetla’ gründen unter dem Schutz der ‚Großloge von Österreich’ die ‚Großloge von Kroatien’. Ein völliger Neuanfang: Es gibt keine Kontinuität mit der alten Freimaurerei vor 1940.
Siehe auch
Links
- Großloge von Kroatien: inklusive Hochgrade und Shriners (englisch)