Lichter: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 12. November 2010, 22:09 Uhr

Die "Lichter" im Laufe der Zeit

Ausarbeitung: Roland Müller

1696-1801

für die Quellen:

Freimaurerei: Gegnerische Schriften

Literatur: Symbole und Rituale in der Freimaurerei


siehe auch:

Viele Lichter in der Freimaurerei: Matrix

Symbole und Gegenstände in Dreiergruppen

Die freimaurerischen Symbole und Ritualgegenstände werden in verschiedenen Katechismen und Ritualen häufig in Dreiergruppen zusammengefasst. Diese Gruppen werden bezeichnet als:

  • Lichter (lights)
  • Säulen oder Pfeiler (pillars)
  • Kleinode (Kostbarkeiten) oder Kleinodien (Schmuckstücke)
  • „Meublen“, Geräte, Einrichtungen, Gegenstände, Zubehör
  • Zieraten
  • Werkzeuge.


Die letzteren drei Gruppen sind je nach deutscher Übersetzung eines englischen Textes unterschiedlich. So werden etwa aus Samuel Prichards „Masonry Dissected“ (1730) übersetzt:

Furniture mit
  • 1736: Zierrathen
  • 1788: Auszierungen
  • Krause 1820: Gerätschaft (Auszierung, Verzierung)
  • Marchev 2000: Einrichtungen, Gegenstände
  • Marchev 2010: Zubehör
Other Furniture mit:
  • 1736: andere Zierrath
  • 1788: übrige Meublen
  • Krause 1820: übrige Gerätschaften (Auszierungen, Schmuck)
  • Marchev 2000: andere Gegenstände
  • Marchev 2010: anderes Zubehör
Jewels mit:
  • 1736: Kleinodien
  • 1788: Werckzeuge
  • Krause 1820: Kleinode
  • Marchev 2000: Kleinode
  • Marchev 2010: Kleinode


Im Katechismus der Strikten Observanz (1764; Imhof 108) wird zwischen Geräten, Kleinodien und Zieraten unterschieden.

Alles Licht – Licht ist alles?

Die Idee der drei kleinen und drei grossen Lichter hat sich sehr langsam entwickelt.

Was heute als „Licht“ gilt, war einst je nach Manuskript Säule, Kleinod, Gegenstand, Zierat, Werkzeug.

Und umgekehrt:

Als Lichter wurden im Laufe der Zeit mindestens 33 Gestalten, und Personen, Gebilde und Gegenstände bezeichnet:

Die einzigen Objekte, die nie als Lichter bezeichnet wurden sind:

die Steine

das musivische Pflaster

der flammende Stern

die Knotenschnur oder Quastenkordel

das Reissbrett.

Frühe Lichter

Als Lichter (lights) wurden im ältesten Freimaurer-Katechismus von 1696

„the north east, s w, and eastern passage” bezeichnet,

d. h. der Meister (master mason), der Aufseher (warden) und der Vorarbeiter (setter croft) Gottlieb Imhof I 107, II 62; übersetzt: „im NO, SW und am östlichen Durchgang“. Wolfgang Scherpe 510, übersetzt: „eines im nordöstlichen, eines im südwestlichen und eines im östlichen Raum“, und hat statt Vorarbeiter „die Handwerker“; Knoop/ Jones, 221, übersetzen: „den nordöstlichen, südwestlichen und östlichen Durchgang“, und haben ebenfalls als Drittes die Handwerker).

In „A Mason’s Examination“ von 1723 sind die drei Lichter:

the Master, Warden and Fellows.

1724 sind in „The Grand Mystery of Free-Masons Discover’d“ als die drei Lichter angegeben:

Father, Son and Holy Ghost.


Ebenfalls 1724 sind in „The Whole Institution of Masonry“ sogar 12 Lichter angegeben:

  • Vater, Sohn und Heiliger Geist
  • Sonne, Mond und Meister
  • Winkelmass, Massstab und „Blei“
  • Linie, Hammer und Meissel.

Zwei Jahre später finden sich im „Graham Manuskript“ dieselben vier Gruppierungen (Scherpe 363, verkürzt auf 9 und bezeichnet sie fälschlicherweise als „Juwelen“).


In Samuel Prichards Schrift „Masonry Dissected“ von 1730 sind die drei Lichter die Sonne, der Mond und der Meister-Maurer (Meister vom Stuhl). Und zwar sind es drei grosse Kerzen auf hohen Kerzenständern.

Dazu gibt es drei fixe Lichter: „Diese festen Lichter sind drei Fenster, welche in jedem Raum, in dem Loge gehalten wird, (zwar vergeblich) vermutet werden sollten; aber eigentlich eher die vier Hauptpunkte [vermutlich Himmelsrichtungen] nach den alten Regeln der Maurerei.“ Diese drei Fenster befinden sich im Osten, Süden und Westen, „um den Männern zur, bei der und nach der Arbeit zu leuchten“. Im Norden gibt es keine Fenster, weil die Sonne von dorther keine Strahlen schickt.


In Batty Langleys „The Builder’s Jewels“ aus dem Jahre 1741 sind in einer Illustration drei grosse Kerzenständer abgebildet, auf denen eine Sonne, ein Mond und die Büste eines Meisters vom Stuhl thronen (Ursula Terner, 2001, 77).


In der Schrift „L’Ordre des Francs-Maçons trahi“ (1745) wird beschrieben, dass in der Mitte der Lehrlingsloge zwei Säulen (J und B) mit Kreide an den Boden gezeichnet sind. Dazwischen „gibt es drei angezündete Kerzen, die in Dreiecksform aufgestellt sind“ (58); sie werden später als „drei grosse Lichter“ bezeichnet (94), aber nicht weiter beschrieben. Sie kommen auch in drei äussersten Ecken des Tapis vor. (In der ersten deutschen Übersetzung von 1745 sind es an der ersten Stelle bereits „drey angezündete Liechter“.)

Im Meistergrad wird die neue Zeichnung (Tapis) mit 9 Kerzen (1745: „Wachslichtern“) beleuchtet, je drei im Osten, Süden und Westen (118).

Im Katechismus des „L’Ordre des Francs-Maçons trahi“ werden dann als die drei grossen Lichter genannt: Sonne, Mond und Grossmeister der Loge.

Bemerkenswert ist, dass auf dem Tapis des dem „L’Ordre des Francs-Maçons Trahi“ beigefügten „enthüllten Geheimnis der Mopsgesellschaft“ vier „Lumières“ („Wachslichter“ resp. „Kerzen“) aufgestellt sind, welche die vier Himmelsrichtungen markieren.


Auf dem Tapis von „Die zerschmetterten Freymäurer“ (1746) findet man unter anderem „ein Gebäude, auf welchem ein hellgläntzender Stern zwischen Sonne und Mond stehet. Dieses nenne sie [d. h. die Freimaurer] den Pallast der Ehre, der Freyheit und Gleichheit, welcher durch das schimmernde Licht der drey Gestirne, die Natur, die Religion und Stärcke [anderswo (180, 213): Force], deren Licht und Gewalt, den grossen Endzweck der Freymäurer unterhält, bedeuten“ (174; vgl. 137, 293, 306).

Im selben Buch heisst es unter dem Titel „Catechismus der Bruder Diener“, dass die Loge „das Haus der Sonne, des Mondes und der Sterne, wegen der daselbst befindlichen Weisheit und Erkenntniss genennt wird“ (209). Ferner wird das musivische Pflaster („ein Esterrich auf Egyptische Art“) von einem neuen Sonnen-Licht erleuchtet, das aber nicht hindert, auch das Licht von drei Sternen zu sehen. „Dieses Licht ist das Sinnbild der Lehre, welche die Gesellschaft vorträgt, und der Gedancken, so sie einflösst, ohne dass sie die andern Kräffte der Seelen, welche durch die übrigen Lichter vorgestellt werden, vertilgen oder schwächen sollte“ (227).

Imhof behauptet (III, 49), in alten Ritualen vor 1760 stehe zu lesen: „Die drei grossen Lichter der Freimaurerei sind Kelle, Winkelmass und Zirkel“.

Im Katechismus der Strikten Observanz von 1764 ist von den drei grossen Lichtern Sonne, Mond und Sterne die Rede.


In der englischen Grossloge der Antients (nach 1751) sind die drei grossen Lichter jedoch: Bibel, Winkelmass und Zirkel (vgl. Lennhoff/ Posner, 1932, Sp. 176; Dyer, 1991, 115). Sie finden sich beispielsweise in den Schriften „The Three distinct Knocks“ (1760) und „Jachin and Boaz“ (1762).

Desgleichen im Katechismus des Schottisch Rektifizierten Systems von 1782 (Imhof 111, 113); die drei kleinen Lichter sind nun: die Sonne, der Mond und der Meister vom Stuhl. Das Winkelmass gehört überdies auch zu den Werkzeugen des Maurerlehrlings.

Noch im „Master-Key“ von John Browne (1798) sind die drei grossen Lichter: Sonne Mond und der Meister der Loge.

Schliesslich sind in der Originalfassung des Schröderschen Rituals von 1801 bei der „Öffnung der Loge“ und am „Schluss der Loge“ die drei grossen Lichter: Weisheit, Stärke und Schönheit (3, 12, 70), bei der „Aufnahme“ (Seite 46; auch 60f, 75; auch 96) jedoch: Bibel, Winkelmass und Zirkel.

Die drei kleinen Lichter, durch Kerzen versinnbildlicht, bedeuten „die Sonne, den Mond und den Meister der Loge“ (62, 76; auch 96).

Sterne/ Himmel

Interessant ist die Frage nach den Sternen und dem Himmel.

Zum ersten Mal kommt das sternenbesäte Firmament im Dumfries Manuskript No. 4 (1710) vor:

Q. how high is your lodge

A. inches & spans Inumberable

Q. how Inumberable

A. the material heavens & stary firmament


Im „Trinity College, Dublin, Ms“ von 1711 heisst es ähnlich:

Q. How high is your lodge?

A. As high as the stars inches, & feet innumerable.


Im Sloane Ms. 3329 (1700) heisst es dagegen nur:

Q. how high is your lodge

A. without foots, yards or Inches it reaches to heaven.


Im Wilkinson Ms (1727) steht nur „Feet & Inches Innumerable“, in Samuel Prichards „Masonry Dissected“ (1730): „Inches, Feet and Yards innumerable, as high as the Heavens“.


In „Masonry Dissected“ (1730) heisst es andernorts:

Q. What Covering have you to the Lodge?

A. A clouded Canopy of divers Colours (or the Clouds).

Dt. nach Robin Marchev:

F. Wie ist die Loge überdeckt?

A. Durch ein bewölktes Dach von verschiedenen Farben (oder die Wolken).


In der Schrift „Jachin and Boaz“ (1762) heisst es immer noch gleich:

Had you any Covering to your Lodge?

Yes, a Cloudy Canopy, of divers Colors, or the Clouds.

Dt.: M. hatte Eure Loge irgend eine Bedekkung (Dekke)?

A. Ja, einen wolkigen Thronhimmel von verschiedenen Farben.


In den französischen Schriften seit 1744 ist nicht von Wolken oder Farben die Rede, sondern wieder vom Sternenhimmel (“a celestial canopy, adorned with stars/ studded with golden Stars”):


Abbé Pérau (1744) übersetzte Prichards „Blazing Star“ (flammender Stern) mit „Dais parsemé d’étoiles“. Die gekürzte englische Übersetzung von 1760 („A Master-Key to Freemasonry“) übersetzt falsch zurück: „Canopy strewn with stars“.

Pérau schreibt aber auch:

D. De quoi la Loge est-elle couverte?

R. D’un Dais céleste, parsemé d’étoiles.


Auch in Abbé Larudans „Les Francs-Maçons écrasés“ (1746; dt. „Geheime Unternehmungen der Freymaurer“, 1788) heisst es:

F. Wie hoch ist sie [die Loge]?

A. Unzählige Ellen hoch.

F. Womit ist sie bedeckt?

A. Mit einem Himmel mit Sternen besäet.


Im „Master-Key“ von John Browne (1798) schliesslich heisst es von der „allgemeinen Liebe“:

„Allgemeine Liebe (Urliebe, Milde, Mildherzigkeit) ist der Grund unsers Maurerordens; sie ist die holdseligste, beseligendste und erspriesslichste aller menschlichen Tugenden; sie kommt vom Himmel, und nimmt vollen Besitz von unseren Herzen.“

„Und sie wird ferner in unserer Loge lehrbildlich durch sieben Sterne vorgestellt, welche die sieben regelmässig aufgenommenen Maurer andeuten, ohne weichet keine Loge vollkommen sein, noch irgend Jemand bei unsern maurerischen Mysterien zugelassen werden kann.“

Die Bedeckung der Loge ist sich gleich geblieben:

Ein Thronhimmel (himmlisches Gezelt) von verschiedenen Farben


Ebenfalls im „Master-Key“ heisst es, dass die Jakobsleiter bis zu den Wasserwolken reicht („This Ladder id said to reach to the watery clouds of heaven“).


Auf maurerischen Tapis des Lehrlingsgrades, die seit 1742 erhalten sind, ist die Anzahl Sterne verschieden. Wenn es sieben Sterne sind, symbolisieren sie die (damals bekannten) sieben Planeten:


1742 (Gründungsdatum der Loge, nicht des Tapis) Loge „Zur Einigkeit“, no. 388: 8 Sterne als Kreis um den Vollmond gruppiert

1764 Lurgan Lodge, No. 394 (Ireland): 7 oder 9 Sterne um den Mond in der linken oberen Ecke

1776 im Buch „Jachin and Boaz“: 7 unter dem Auge der Vorsehung (Gottes).

1801 F. Curtis, printed by John Cole: 7 um den Vollmond

1819 1st Degree: 7 um den Mond über der rechten Säule (B) gruppiert

Canadian Work in British Columbia: 7 um den Vollmond, angeordnet wie die Pleyaden

Auf einem vermutlich österreichischen Tapis sind 10 Sterne in Form eines Andreaskreuzes zwischen Sonne und Mond angeordnet


Auf einem Tapis aus dem 19. Jahrhundert („Freemason for Dummies“, 135) sind 7 Sterne unregelmässig um den Halbmond angeordnet.


Auf dem Lehrlingsteppich der Loge „Modestia cum Libertate“ in Zürich (ca. 1780) befinden sich 9 Sterne zwischen Sonne und Mond über einem nach unten geöffneten Zirkel angeordnet.


Auf französischen Tapis finden sich keine Sterne. Erst auf einem „Tableau extrait du Tuileur de Vuillaume (Paris – 1830)“ findet sich auf der linken Seite ein ganzer Sternenregen von etwa 30 Sternen – die meisten scheinen aus einer Wolke um den Mond herauszufallen -, und zwar auf einem Lehrlings- wie auf einem Gesellenteppich.


Auf dem Schurz Voltaires von 1778 sind über dem Tempel 8 Sterne unter dem Flammenden Stern angeordnet (Günter Düriegel, 1992, 264).


Auf einer Abbildung im der Handschrift „Grundlinien Eines Eifrig arbeitenden Freimaurers, in Dreimal Drei“ (Wien 1792) sind 10 oder 11 Sterne unregelmässig um einen Halbmond gruppiert (Günter Düriegel, 1992, 337).




Säulen

Erstmals von drei Säulen (pillars) ist im Dumfries-Manuskript von 1710 die Rede. Und zwar handelt sich um:

Bibel, Winkelmass und Zirkel.


In „The Grand Mystery of Free-Masons Discover’d“ (1724) tauchen die beiden Säulen Jachin und Boaz mit einem Zusatz auf: „They represent a Strength and Stabilty of the Church in all Ages“. Krause (1810, 41) übersetzt: Die zwei Pfeiler stellen vor: „eine Stärke (Macht) und Bestandheit (das feste Bestehen) der Kirche zu allen Zeiten“.


In Samuel Prichards Schrift „Masonry Dissected“ von 1730 wird die Loge gestützt von drei grossen Pfeilern: Weisheit, Stärke und Schönheit. (Das kommt schon im Wilkinson-Manuskript von 1727 vor.)


Im Katechismus der Strikten Observanz von 1764 wie in demjenigen des Schottisch Rektifizierten Systems von 1782 gründet die Loge ebenfalls auf den drei Pfeilern Weisheit, Stärke und Schönheit.


In der Originalfassung des Schröderschen Rituals von 1801 wird die Loge „durch 3 unsichtbare grosse Säulen getragen, welche, Weisheit, Stärke und Schönheit genannt werden“ (64; ähnl. 77).


Kleinode

Im Sloane MS. 3329 (1700; dessen Urform möglicherweise um 1650 geschrieben wurde) taucht in einer Dreiergruppe von Kleinoden auf:

  • Square Pavement.

In „A Mason’s Examination“ von 1723 werden unter vier Kleinoden – neben zwei Steinen - genannt:

  • „Square“ (Reissbrett?),
  • „Common Square“ (Winkelmass).

(The Master, Warden and Fellows gehören hier zu den „precious jewels“.)


In „The Grand Mystery of Free-Masons Discover’d“ von 1724 und in der „Institution of Free Masons“ von 1725 wird unter drei Kleinoden – neben zwei Steinen - genannt:

  • Square (Winkelmass).

In „A Mason’s Confession“ von 1727 wird unter drei Kleinoden – neben zwei Steinen – genannt:

  • „a square pavement“ (das Reissbrett).

Als Funktion wird angegeben: „For the master to draw his ground draughts on.“

(In manchen Übersetzungen von Manuskripten seit 1696 wird das „Square pavement“ auch als „quadratisches Pflaster“ – bei Prichard beispielsweise als „musaische Arbeit“ und „viereckte Diehle“ (1736), „viereckigte Estrich“ (1788) resp. „musivisches Pflaster“ – übersetzt.)


Im Meistergrad von „Masonry Dissected“ (1730) kommt „Square“ in einer Dreiergruppe ohne Benennung vor. Es liegt nahe, das wie an zwei Stellen unmittelbar vorher sowie im Lehrlingsgrad mit „Winkelmass“ zu übersetzen. Sinngemässer ist jedoch „Quadrat“ (1736 und 1788), was hier Reissbrett bedeutet.

Im Lehrlingsgrad heisst das Reissbrett allerdings „Trasel Board“ und gehört zu den unbeweglichen Kleinoden (1736: „nicht berührende Kleinodien“; 1788: „unbewegliche Werckzeuge“).

Im Katechismus der Strikten Observanz (1764; Imhof 108) gehört das Winkelmass zu den Kleinodien und das musivische Pflaster zu den Zieraten.


Gegenstände u. ä.

Die Dreiheit Bibel, Winkelmass und Zirkel (Bible, Compass and Square) kommt zuerst im Wilkinson MS als „furniture“, hernach in „Masonry Dissected“ bloss als „other Furniture“ (in der deutschen Übersetzung von 1736: „andere Zierrath“, in derjenigen von 1788: „übrige Meublen“, bei Marchev: „andere“ Gegenstände, Zubehör) vor.

Das Winkelmass (Square) gehört – wie bereits beim Wilkinsons MS - aber auch noch zu den „three movable jewels“; also zu den beweglichen Kleinoden (1736: „berührende Kleinodien“; 1788: „bewegliche Werckzeuge“).

Im Katechismus der Strikten Observanz (1764; Imhof I, 108) gehören zu den „Geräten“:

  • die Bibel, der Hammer und der Zirkel.
  • Das Winkelmass gehört zu den Kleinoden.


Frühe Erwähnung von Bibel, Winkelmass und Zirkel

Bereits die englischen Werkmaurer mussten „auf das Buch“ (d. h. die Bibel) schwören, beispielsweise um 1370 am Yorker Münster.

In der Rochlitzer Steinmetzordnung von 1462/86 sind besondere Strafen für den Steinmetzen festgelegt, wenn er seine Werkzeuge nachlässig benutzt, insbesondere Richtscheit, Schablone und Winkelmass.

Bemerkenswert ist Artikel 18 dieser Ordnung, wonach der Parlier bei Massstab und Winkelmass zu den Heiligen schwören muss, den Meister vor Schaden zu bewahren.

In den Londoner Freemasons Ordinances von 1510 (Scherpe 363f, 369) wird beschrieben, dass die Vorsteher der operativen Hütten die Steine auf Länge, Breite, Festigkeit und Art des Materials zu prüfen hatten. „Die Prüfung geschah mit der Bleiwaage, mit Zirkel und Winkel.“ Knoop/ Jones (250) haben zusätzlich das Bleilot.

Klaus C. F. Feddersen (471) erwähnt, dass in der Sloane-Handschrift von 1664 (bereits 1646 oder erst 1700?), Frage 5, der Maurer vereidigt wird „bei Gott und dem Winkelmass“.

Im ersten Freimaurer-Katechismus von 1696 schwört der Lehrling „bei Gott dem Allmächtigen und dem Hl. Johannes auf Winkelmass, Zirkel und Zollstab“ (Imhof, II, 61; Scherpe 510). Knoop/ Jones (1986, 217, 234) geben an, der Zollstab oder „gemeine Massstab“ („common judge“) könnte auch die Bibel gewesen sein.

Die Formel wird unverändert im Chetwode Crawley MS von 1700 wiedergegeben: „I am sworn by God and st John, by the Square & Compass, and Common Judge.“ Wörtlich auch im Kevan Ms von 1720.


Am Ende des Dumfries MS. (1710) finden sich das Winkelmass und der Zirkel in einem Merkgedicht gezeichnet, und es heisst:

„Let all your actions [hier: Zeichnung des Winkelmasses] be just and trwe

which after death gives life to you

Keep round within [hier: Zeichnung des Zirkels] of your appointed sphere

be ready for your latter end daws near.”

Siehe auch

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