Voltaire: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Historiker Abbé Cordierde St. Firmin war sein Pate, Graf Stroganoff, Kammerherr der Kaiserin Katharina von Rußland, bereitete ihn vor, [[Benjamin Franklin]] führte ihn in den Tempel, der vorher dem Jesuiten-Noviziat als Sitz gedient hatte. Der Akademiker Lalande, der Große Erforscher der Gestirne und Stuhlmeister der Loge, nahm ihn nach der Beantwortung einer Reihe philosophisch-moralischer Fragen auf. Voltaire wurde mit dem Schurz des [[Helvetius]] bekleidet, er führte ihn, bevor er ihn umband, an die Lippen. In seiner Aussprache verherrlichte Lalande den Bund, der "keine Religion und keine Nation ausschließt", und pries die Wohltätigkeit und Menschenliebe des Neuaufgenommenen, der bei Hofe als "Geißel des Jahrhunderts" verschrien war. Bei der Aufnahme war auch der Freund und Helfer Voltaires, der Advokat [[Elie de Beaumaont]] zugegen, der zweimal unerschrocken vor die Richter getreten war, als Voltaire den Ruf nach Gerechtigkeit hatte erschallen lassen: für die Witwe des unter falscher Beschuldigung in Toulouse unschuldig hingerichteten Protestanten Jean Calas und die Familie Sirvain. | Der Historiker Abbé Cordierde St. Firmin war sein Pate, Graf Stroganoff, Kammerherr der Kaiserin Katharina von Rußland, bereitete ihn vor, [[Benjamin Franklin]] führte ihn in den Tempel, der vorher dem Jesuiten-Noviziat als Sitz gedient hatte. Der Akademiker Lalande, der Große Erforscher der Gestirne und Stuhlmeister der Loge, nahm ihn nach der Beantwortung einer Reihe philosophisch-moralischer Fragen auf. Voltaire wurde mit dem Schurz des [[Helvetius]] bekleidet, er führte ihn, bevor er ihn umband, an die Lippen. In seiner Aussprache verherrlichte Lalande den Bund, der "keine Religion und keine Nation ausschließt", und pries die Wohltätigkeit und Menschenliebe des Neuaufgenommenen, der bei Hofe als "Geißel des Jahrhunderts" verschrien war. Bei der Aufnahme war auch der Freund und Helfer Voltaires, der Advokat [[Elie de Beaumaont]] zugegen, der zweimal unerschrocken vor die Richter getreten war, als Voltaire den Ruf nach Gerechtigkeit hatte erschallen lassen: für die Witwe des unter falscher Beschuldigung in Toulouse unschuldig hingerichteten Protestanten Jean Calas und die Familie Sirvain. | ||
− | In Voltaires Werken finden sich bloß zwei kurze Beziehungen zur Freimaurerei, die freilich lange vor seinem Eintritt in die Loge geschrieben wurden. Im "Dictionnaire Philosophique" unter Initiation: "N'est-ce pas es besoin d'associations qui formatant d'assemblées secretes d'artisans dont il ne reste presque que celle des françs-maçons?" Und weiter unter dem gleichen Stichwort: "On faisait serment de se taire et tout serment fut toujours un lien sacré. Aujourd'hui meme encore, nos pauvres francsmaçons jurent de ne point parler de leurs mystéres. Ces mysteres sont bien plat, mais on ne se parjure presque jamais." Bei der Aufnahme in die Loge wurde eine oft zitierte Fabel, "Der Feigenbaum und der Weißdorn", verlesen, die [[Blumauer]] (s d.) ins Deutsche übertragen hat. Die Fabel, die den oft behandelten Wettstreit zwischen Schönheit und Nützlichkeit zum Gegenstande hat, schließt in der Fassung Blumauers: | + | In Voltaires Werken finden sich bloß zwei kurze Beziehungen zur Freimaurerei, die freilich lange vor seinem Eintritt in die Loge geschrieben wurden. Im "Dictionnaire Philosophique" unter Initiation: "N'est-ce pas es besoin d'associations qui formatant d'assemblées secretes d'artisans dont il ne reste presque que celle des françs-maçons?" |
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Version vom 20. November 2011, 09:27 Uhr
Inhaltsverzeichnis
VOLTAIRE, François Arouet
Quelle: Lennhoff, Posner, Binder
d. i. François Marie Arouet, *1694, †1778, Schriftsteller, Dichter und Denker der französischen Aufklärung von nachhaltigstem Einfluß, Kämpfer für religiöse und politische Toleranz, für Gewissensfreiheit und gegen Schandjustiz, einflußreichster Geist der vorrevolutionären Epoche, nach Goethe der "höchste unter den Franzosen denkbare, der Nation gemäßeste Schriftsteller", wurde nach seiner Rückkehr von Fernay in seinem letzten Lebensjahr am 7. April 1778 in Gegenwart von 250 Freimaurern in die Pariser Loge "Les Neuf Soeurs" aufgenommen.
Der Historiker Abbé Cordierde St. Firmin war sein Pate, Graf Stroganoff, Kammerherr der Kaiserin Katharina von Rußland, bereitete ihn vor, Benjamin Franklin führte ihn in den Tempel, der vorher dem Jesuiten-Noviziat als Sitz gedient hatte. Der Akademiker Lalande, der Große Erforscher der Gestirne und Stuhlmeister der Loge, nahm ihn nach der Beantwortung einer Reihe philosophisch-moralischer Fragen auf. Voltaire wurde mit dem Schurz des Helvetius bekleidet, er führte ihn, bevor er ihn umband, an die Lippen. In seiner Aussprache verherrlichte Lalande den Bund, der "keine Religion und keine Nation ausschließt", und pries die Wohltätigkeit und Menschenliebe des Neuaufgenommenen, der bei Hofe als "Geißel des Jahrhunderts" verschrien war. Bei der Aufnahme war auch der Freund und Helfer Voltaires, der Advokat Elie de Beaumaont zugegen, der zweimal unerschrocken vor die Richter getreten war, als Voltaire den Ruf nach Gerechtigkeit hatte erschallen lassen: für die Witwe des unter falscher Beschuldigung in Toulouse unschuldig hingerichteten Protestanten Jean Calas und die Familie Sirvain.
In Voltaires Werken finden sich bloß zwei kurze Beziehungen zur Freimaurerei, die freilich lange vor seinem Eintritt in die Loge geschrieben wurden. Im "Dictionnaire Philosophique" unter Initiation: "N'est-ce pas es besoin d'associations qui formatant d'assemblées secretes d'artisans dont il ne reste presque que celle des françs-maçons?"
Und weiter unter dem gleichen Stichwort: "On faisait serment de se taire et tout serment fut toujours un lien sacré. Aujourd'hui meme encore, nos pauvres francsmaçons jurent de ne point parler de leurs mystéres. Ces mysteres sont bien plat, mais on ne se parjure presque jamais."
Bei der Aufnahme in die Loge wurde eine oft zitierte Fabel, "Der Feigenbaum und der Weißdorn", verlesen, die Blumauer (s d.) ins Deutsche übertragen hat. Die Fabel, die den oft behandelten Wettstreit zwischen Schönheit und Nützlichkeit zum Gegenstande hat, schließt in der Fassung Blumauers:
- Die gütige Natur in ihren Gaben allen
- Gleich mütterlich, gibt dem die Gabe zugefallen,
- Und jenem die des Unterrichts, daß nie
- Ein Kind von ihr daß ändere beneide:
- Nur ihrem liebsten Sohn Voltairen - gab sie beide.
Siehe auch
Weitere inhaltliche Bezüge
- Gotthold Ephraim Lessing…einen freimaurerischen Weggefährten wie Ewald Christian von Kleist, Voltaire, Friedrich Nicolai, Konrad Ekhof, Matthias Claudius, [[Johan…
- Toleranz… die drei großen monotheistischen Religionen. In Frankreich machte sich Voltaire bereits 1763 in seiner Schrift Traité sur la tolérance („Abhandl…
- Friedrich der GroßeDer Dialog mit Voltaire
- Monisten…anis (1757-1808), Jean le Rond d’Alembert (1717-1783), François Marie Voltaire (1694-1778), Claude Andrien Helvétius (1715-1771), Julien Offray de Lam…
- Traktate 10: Lichtsuche… seiner Höhe Stresemann. Über dem Vanitas-Stilleben mit dem Zirkel Voltaire und rechts neben diesem Franz Liszt.
- Traktate 13: Markgraf Alexander…t Voltaire, der Franke leistete sich eine französische Mätresse, die mit Voltaire auf der Bühne gestanden hatte.
- Rezension: Hermann und Georg Schreiber: Mysten, Maurer und Mormonen…i wäre. Es folgen Lessing und Goethe. Dann kommen einige Franzosen, z. B. Voltaire und der Sprachforscher Emil Littré; hernach die Frage: Neger in der Freim…