Hammelschurz: Unterschied zwischen den Versionen
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Während in der überwiegenden Mehrheit der deutschen [[Großloge]]n wie in der übrigen freimaurerischen Welt der [[Schurz]] (des Werkmaurers) aus weißem Lammfell den [[Freimaurer]] daran erinnern soll, "daß er ein Arbeiter ist und in der Arbeit seine höchste Ehre zu finden hat", findet man allein in der [[GLL|Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland]], Deutsch-Christlicher Orden, abweichende Auffassungen. Nur dort wird der Schurz in Anlehnung an alt- und neutestamentlichen Sprachgebrauch gelegentlich als "der vergängliche Schurz des Fleisches" bezeichnet und dem [[Geselle]]n beim Eintritt in den [[Meister]]tempel zur Beförderung an der Pforte mit einer gewissen Hast abgerissen. Ludendorff folgert daraus, daß der Schurz des Freimaurers das aronitische Priesterkleid sei, und daß das Abreißen eine symbolische Beschneidung bedeute. | Während in der überwiegenden Mehrheit der deutschen [[Großloge]]n wie in der übrigen freimaurerischen Welt der [[Schurz]] (des Werkmaurers) aus weißem Lammfell den [[Freimaurer]] daran erinnern soll, "daß er ein Arbeiter ist und in der Arbeit seine höchste Ehre zu finden hat", findet man allein in der [[GLL|Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland]], Deutsch-Christlicher Orden, abweichende Auffassungen. Nur dort wird der Schurz in Anlehnung an alt- und neutestamentlichen Sprachgebrauch gelegentlich als "der vergängliche Schurz des Fleisches" bezeichnet und dem [[Geselle]]n beim Eintritt in den [[Meister]]tempel zur Beförderung an der Pforte mit einer gewissen Hast abgerissen. Ludendorff folgert daraus, daß der Schurz des Freimaurers das aronitische Priesterkleid sei, und daß das Abreißen eine symbolische Beschneidung bedeute. | ||
− | Nun beruft sich Ludendorff allerdings auf einen Ausdeuter der Rituale der Großen Landesloge, den Theologen Gloede, der auf die Stelle 2, Mos. 28; 42, 43 hinweist, in der den jüdischen Priestern das Tragen eines weißen linnenen Gewandes anbefohlen wird. Aber Gloede sagt: "Bedeutet (aber) die Schürze den materiellen Bestandteil des Menschen, das Sterbliche und Vergängliche, sein Sein in der Zeit und im Raume und alle Mängel, welche dieser Pilgrimsschaft eigen sind, so stellt die weiße Farbe desselben dar, was wir schon hienieden wieder werden sollen, um es dereinst in vollendeter Harmonie im besseren Jenseits zu sein, nämlich wahre Priester des Höchsten und Genossen einer heiligen Gottesgemeinde." | + | Nun beruft sich [[Ludendorff]] allerdings auf einen Ausdeuter der Rituale der Großen Landesloge, den Theologen Gloede, der auf die Stelle 2, Mos. 28; 42, 43 hinweist, in der den jüdischen Priestern das Tragen eines weißen linnenen Gewandes anbefohlen wird. Aber [[Gloede]] sagt: "Bedeutet (aber) die Schürze den materiellen Bestandteil des Menschen, das Sterbliche und Vergängliche, sein Sein in der Zeit und im Raume und alle Mängel, welche dieser Pilgrimsschaft eigen sind, so stellt die weiße Farbe desselben dar, was wir schon hienieden wieder werden sollen, um es dereinst in vollendeter Harmonie im besseren Jenseits zu sein, nämlich wahre Priester des Höchsten und Genossen einer heiligen Gottesgemeinde." |
"So" schreibt der alttestamentliche Exeget Gloede weiter "ward dem Mose befohlen usw." Das "so" kann doch wohl nur heißen (und ist in dieser Weise von der Großen Landesloge auch wohl immer verstanden worden) "so z. B.", "so ähnlich" "so entsprechend'* ward dem Mose befohlen. Und ähnliche Bewandtnis hat es mit dem Abreißen des Schurzes. Hier, meint Gloede, sei durch das Abreißen das "Ausziehen des Fleischesleibes", also schmerzhafter Tod und Verwandlung dargestellt. Man muß das Ganze der Gloedeschen Ausführungen gelesen und alle Bibelstellen des alten und neuen Testaments nachgeprüft haben, auf die sich Gloede beruft, um zu wissen, wie abwegig Ludendorffs Deutung des Freimaurerschurzes ist. | "So" schreibt der alttestamentliche Exeget Gloede weiter "ward dem Mose befohlen usw." Das "so" kann doch wohl nur heißen (und ist in dieser Weise von der Großen Landesloge auch wohl immer verstanden worden) "so z. B.", "so ähnlich" "so entsprechend'* ward dem Mose befohlen. Und ähnliche Bewandtnis hat es mit dem Abreißen des Schurzes. Hier, meint Gloede, sei durch das Abreißen das "Ausziehen des Fleischesleibes", also schmerzhafter Tod und Verwandlung dargestellt. Man muß das Ganze der Gloedeschen Ausführungen gelesen und alle Bibelstellen des alten und neuen Testaments nachgeprüft haben, auf die sich Gloede beruft, um zu wissen, wie abwegig Ludendorffs Deutung des Freimaurerschurzes ist. | ||
− | Der Freimaurerei gilt der Schurz weder als jüdische Priesterkleidung, noch kennt sie mit der genannten Ausnahme das Abreißen des Schurzes bei der Erhebung in den Meistergrad. (Vergl. "Die Vernichtung der Unwahrheiten über die Freimaurerei", zweites Heft, Leipzig 1931.) | + | Der Freimaurerei gilt der Schurz weder als jüdische Priesterkleidung, noch kennt sie mit der genannten Ausnahme das Abreißen des Schurzes bei der Erhebung in den Meistergrad. (Vergl. "Die Vernichtung der Unwahrheiten über die Freimaurerei", zweites Heft, Leipzig 1931.) |
==Siehe auch== | ==Siehe auch== |
Version vom 20. Januar 2013, 22:14 Uhr
Hammelschurz
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
ebenso wie Aaronsschurz (s. d.) Wortprägung Ludendorffs.
Während in der überwiegenden Mehrheit der deutschen Großlogen wie in der übrigen freimaurerischen Welt der Schurz (des Werkmaurers) aus weißem Lammfell den Freimaurer daran erinnern soll, "daß er ein Arbeiter ist und in der Arbeit seine höchste Ehre zu finden hat", findet man allein in der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Deutsch-Christlicher Orden, abweichende Auffassungen. Nur dort wird der Schurz in Anlehnung an alt- und neutestamentlichen Sprachgebrauch gelegentlich als "der vergängliche Schurz des Fleisches" bezeichnet und dem Gesellen beim Eintritt in den Meistertempel zur Beförderung an der Pforte mit einer gewissen Hast abgerissen. Ludendorff folgert daraus, daß der Schurz des Freimaurers das aronitische Priesterkleid sei, und daß das Abreißen eine symbolische Beschneidung bedeute.
Nun beruft sich Ludendorff allerdings auf einen Ausdeuter der Rituale der Großen Landesloge, den Theologen Gloede, der auf die Stelle 2, Mos. 28; 42, 43 hinweist, in der den jüdischen Priestern das Tragen eines weißen linnenen Gewandes anbefohlen wird. Aber Gloede sagt: "Bedeutet (aber) die Schürze den materiellen Bestandteil des Menschen, das Sterbliche und Vergängliche, sein Sein in der Zeit und im Raume und alle Mängel, welche dieser Pilgrimsschaft eigen sind, so stellt die weiße Farbe desselben dar, was wir schon hienieden wieder werden sollen, um es dereinst in vollendeter Harmonie im besseren Jenseits zu sein, nämlich wahre Priester des Höchsten und Genossen einer heiligen Gottesgemeinde."
"So" schreibt der alttestamentliche Exeget Gloede weiter "ward dem Mose befohlen usw." Das "so" kann doch wohl nur heißen (und ist in dieser Weise von der Großen Landesloge auch wohl immer verstanden worden) "so z. B.", "so ähnlich" "so entsprechend'* ward dem Mose befohlen. Und ähnliche Bewandtnis hat es mit dem Abreißen des Schurzes. Hier, meint Gloede, sei durch das Abreißen das "Ausziehen des Fleischesleibes", also schmerzhafter Tod und Verwandlung dargestellt. Man muß das Ganze der Gloedeschen Ausführungen gelesen und alle Bibelstellen des alten und neuen Testaments nachgeprüft haben, auf die sich Gloede beruft, um zu wissen, wie abwegig Ludendorffs Deutung des Freimaurerschurzes ist.
Der Freimaurerei gilt der Schurz weder als jüdische Priesterkleidung, noch kennt sie mit der genannten Ausnahme das Abreißen des Schurzes bei der Erhebung in den Meistergrad. (Vergl. "Die Vernichtung der Unwahrheiten über die Freimaurerei", zweites Heft, Leipzig 1931.)