Großloge von Wien: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. August 2013, 11:52 Uhr

Die Großloge von Wien

Quelle: Lennhoff, Posner, Binder

Bijou der Prager Loge "Hiram zu den drei Sternen", womit die Zweifel Lennhoff und Posners an der Existenz dieser Loge, die sie im Artikel "Franz Anton Sporck" äußerten, wohl widerlegt wären.

Schon 1721 bestand der Tradition zufolge — die Londoner Großloge führte damals noch keine Matrikel — in Mons in den belgischen Niederlanden die Loge "La parfaite union". Ihre Einsetzung soll am 24. September d. J. mit Ermächtigung des Großmeisters Herzog von Montagu angeblich durch den Herzog von Wharton erfolgt sein. 1726 entstand angeblich unter Führung des Grafen Sporck (s. d.) die Loge "Zu den drei Sternen" in Prag. Diese Gründung wird neuerdings in Abrede gestellt (s. d. und Tschechoslowakei). 1731 wurde der Gemahl Maria Theresias, Herzog Franz Stefan von Lothringen, der spätere Kaiser Franz I. (s. d.), im Haag durch eine englische Deputation in den Bund aufgenommen. Vielleicht wurde infolgedessen in den österreichischen Niederlanden und Ungarn die antifreimaurerische päpstliche Bulle von 1738 nicht kundgemacht. In der Folge fand eine Reihe bedeutender Manner in ausländischen Logen Aufnahme, so der berühmteste Wiener Arzt jener Zeit Boerhave (s. d.).

Großlogengründung

Quelle: Auszug aus dem Abschnitt Österreich von Lennhoff, Posner, Binder von 1932

Am 5. November 1918 wurde in einer Sitzung des Zentralausschusses auf Antrag von Dr. Karl Ornstein einstimmig der Beschluß gefaßt, eine Großloge von Deutsch-Österreich mit dem Sitz in Wien zu gründen. Am gleichen Tage ging ein Gesuch um einen Stiftungsbrief nach Budapest. Am 14. November ging die zustimmende Antwort ein, der das Patent folgte. Am 20. November wurde in einer gemeinsamen Arbeit aller Logen der Antrag auf Großlogengründung mit allen gegen eine Stimme gutgeheißen. Am 8. Dezember fand unter Vorsitz des letzten Obmannes des Zentralausschusses Dr. Adolf Kapralik die Konstituierung der Großloge von Wien statt, nachdem nochmals einstimmig der Gründungsbeschluß gefaßt worden war. Ein l5gliedriger Großbeamtenrat unter Führung von drei Deputierten Großmeistern (Dr. Adolf Kapralik, Dr. Hans Neeser und Dr. Heinrich Ornstein) leitete zunächst die Geschäfte. Die Großmeisterwahl wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Sie erfolgte am 31. Mai 1919 erster Großmeister wurde Dr. Richard Schlesinger.

Die Großloge zählte 1931 24 Logen und ein Kränzchen mit rund 1800 Mitgliedern. Zu den bereits angeführten kamen unter der eigenen Obedienz die folgenden hinzu: In Wien: "Mozart" (1924), "Prometheus" (1925) "Heimat" (1925), "Labor" (1926) "Freiheit" (1926), "Plato" (1927) und "Helios" (1930). Ferner "Pythagoras" in Wiener-Neustadt (1923), "Wolfgang Amadeus Mozart" in Graz (1927), "Paracelsus" in Klagenfurt (1931) und das Kränzchen "Zu den sieben Weisen" in Linz. Die Großloge — deren Verhältnis zu den staatlichen Behörden seit der amtlichen Genehmigung sich vollkommen reibungslos abwickelte hat, von den "Alten Pflichten" ausgehend, die Forderung des inneren und außeren Friedens auf ihr Programm gesetzt. Diesem pazifistischen Grundgedanken folgend, war sie bei Friedenskongressen vertreten, unterstützte sie die Propagierung der paneuropaischen Idee und richtete sie 1923, als die Ruhrbesetzung ihren Anfang nahm, in einem Aufruf eine Mahnung an die befreundeten Großlogen, alles aufzubieten, damit daß am deutschen Brüdervolk begangene Unrecht so bald als möglich aus der Welt geschafft werde; ein Appell, der bei den französischen Freimaurern nicht ungehört verhallte.

Auch der Beitritt zur A. M. I. und die Unterstützung der Allgemeinen Freimaurerliga entsprechen dieser Einstellung. Die Großloge teilt die Auffassung ihres verstorbenen Mitgliedes, des Nobelfriedenspreistragers Alfred Hermann Fried, daß Krieg Widerspruch zur göttlichen Weltordnung heißt. Friede aber Weltorganisation, Verständigung zwischen Nationalität und Übernationalität, Vorbedingung des sozialen Wohlergehens darstellt. Daß alljährlich den Logen gestellte Arbeitsprogramm sah jeweils Teile des Großen pazifistischen Problems, insbesondere auch die für Österreich so wichtige Frage der inneren Abrüstung, vor. Daneben unterstützt sie zahlreiche (zu einem Großen Teil von Freimaurern oder vorwiegend mit deren Hilfe geschaffene) ethisch, sozial, fortschrittlich wirkende Kultur- und Wohltätigkeitsvereine in Österreich. 1930 wurde die Verpflichtung zum Kamp für die Menschenrechte" in die Verfassung aufgenommen, nachdem schon vorher unter aktiver Mitwirkung der Großloge die "Österreichische Liga für Menschenrechte" ins Leben getreten war. Adresse: Wien, I., Dorotheergasse 12.

Neben der Großloge sind in Wien zwei Logen der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland ("Zum eisernen Anker" und "Zum eisernen Pflug") und eine aus deren Mitgliedern sich rekrutierende Andreas-Loge "Corona ferrea" tätig.

Links

Siehe auch