Niederösterreich: Unterschied zwischen den Versionen
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Aus der ‚Jakob Prandtauer’ heraus entstand 1998 als zweite Loge in St. Pölten die ‚Rudolf II.’, benannt nach einem Habsburgerkaiser, der zwar politisch nicht hoch geschätzt wird aber ein bedeutender Förderer von Kunst und Wissenschaft war. | Aus der ‚Jakob Prandtauer’ heraus entstand 1998 als zweite Loge in St. Pölten die ‚Rudolf II.’, benannt nach einem Habsburgerkaiser, der zwar politisch nicht hoch geschätzt wird aber ein bedeutender Förderer von Kunst und Wissenschaft war. | ||
− | Ebenfalls von Brüdern | + | Ebenfalls von Wiener Brüdern mit Niederösterreichbezug wurden im Jahr 2000 im Bezirk Mödling die ‚Ex Oriente Lux’ und 2009 im Bezirk Krems die ‚Unitas Solidaris Danubiae’ gegründet. |
'''Spuren im 18. Jahrhundert''' | '''Spuren im 18. Jahrhundert''' |
Version vom 5. Januar 2015, 06:38 Uhr
Eher katholisch-konservativ, jedenfalls kleinstädtisch und ländlich: eigentlich kein ideales Biotop für die Freimaurerei. Und dennoch gibt es seit den 1990igern einige Logen. Von Rudi Rabe.
Die Donau: der breite Strom markiert das Land von West nach Ost.
Das flächenmäßig größte und nach der Einwohnerzahl mit mehr als 1,6 Millionen zweitgrößte Bundesland war historisch gemeinsam mit Wien das ‚Erzherzogtum Österreich unter der Enns’: das österreichische Kernland der Habsburger. In der neuen Republik wurden daraus ab 1920 zwei Bundesländer: das schwarze Niederösterreich und das rote Wien (heute 1,8 Millionen), das wie eine Enklave mitten in Niederösterreich liegt und noch jahrzehntelang Sitz der niederösterreichischen Landesbehörden blieb. Erst 1986 bekam Niederösterreich seine eigene Landeshauptstadt: St. Pölten, die mit gut 60.000 Einwohnern größte Stadt des Bundeslandes. - Niederösterreich litt sehr an den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts: 1918 der Zusammenbruch der Monarchie; ab 1945 zehn Jahre sowjetische Besatzung und im Norden und Osten fast ein halbes Jahrhundert lang der hermetische Eiserne Vorhang, der das Bundesland in eine europäische Randlage drängte. Doch ab den 1980iger Jahren ging es aufwärts.
Stand 2015: Vier Logen der ‚Großloge von Österreich’, davon zwei in der Landeshauptstadt St. Pölten; keine anderen Obödienzen.
Vier Logen: Das klingt wenig für ein Bundesland mit 1,6 Millionen Einwohnern. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die im dicht besiedelten Wiener Umland ("Speckgürtel") ansässigen Freimaurer zwar in Niederösterreich wohnen, aber die meisten davon Mitglieder von Wiener Logen sind. Das macht statistisch wohl drei oder vier Logen aus. So gesehen ist die 'Freimaurerdichte' in Niederösterreich nicht niedriger als in den anderen Bundesländern: ausgenommen das nicht vergleichbare Wien, wo die österreichische Freimaurerei schon immer ihren Schwerpunkt hatte.
Von diesen rund um Wien wohnenden Freimaurern gingen dann auch mehrere Initiativen zum Aufbau von Logen in Niederösterreich aus.
Erste Logengründung 1989
Den Anfang machten Brüder der Wiener Loge ‚Gleichheit’: Sie gründeten 1989 eine Loge in St. Pölten. Als Name schwebte ihnen zuerst ‚Sokrates’ vor, doch dann entschieden sie sich für ‚Jakob Prandtauer’: einer der berühmtesten österreichischen Barockbaumeister vor und nach 1700. Sein bekanntestes Werk ist das riesige Benediktinerstift Melk ganz in der Nähe von St. Pölten.
Der Aufbau der Loge war in mehrfacher Hinsicht eine Pionierleistung: Vor allem die Schaffung eines Domizils beschäftigte die Brüder über das erste Jahrzehnt hinaus. Nach mehreren Umzügen kam es dann in den Nullerjahren zu einer dauerhaften Lösung.
Aus der ‚Jakob Prandtauer’ heraus entstand 1998 als zweite Loge in St. Pölten die ‚Rudolf II.’, benannt nach einem Habsburgerkaiser, der zwar politisch nicht hoch geschätzt wird aber ein bedeutender Förderer von Kunst und Wissenschaft war.
Ebenfalls von Wiener Brüdern mit Niederösterreichbezug wurden im Jahr 2000 im Bezirk Mödling die ‚Ex Oriente Lux’ und 2009 im Bezirk Krems die ‚Unitas Solidaris Danubiae’ gegründet.
Spuren im 18. Jahrhundert
Damals war das heutige Niederösterreich so etwas wie die Versorgungskammer der Hauptstadt: mit leibeigenen Bauern und herrschaftlichen Schlössern. Auf einigen dieser adeligen Anwesen mag es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kurzlebige Schlosslogen gegeben zu haben (wie in jener Zeit ja überhaupt der Adel ein wesentlicher Träger des Logenwesens war). Darüber ist aber wenig bekannt - mit einer Ausnahme: der Freimaurertempel im Barockschloss Rosenau bei Zwettl (150 Kilometer nordwestlich von Wien). Eingerichtet hat ihn Leopold Christoph Graf von Schallenberg in den späten 1730iger Jahren. Später wurde der Tempel vergessen aber in den 1970igern wiederentdeckt und revitalisiert. Heute ist er Teil eines Freimaurer-Museums und eines Schlosshotels.
Ein Kuriosum aus dem späten 18. Jahrhundert: Die Strikte Observanz, eine der freimaurerischen Seltsamkeiten jener Zeit, nannte ihre Wiener Provinz nicht mit dem Klarnamen Wien sondern St. Pölten.
Siehe auch
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