Hjalmar Schacht
Hjalmar Schacht
Quelle: Wikipedia, Artikel dort: „Hjalmar Schacht“
Ab 1900 war er als Assistent an der „Zentralstelle zur Vorbereitung von Handelsverträgen“ und 1901 bis 1903 Geschäftsführer des Handelsvertrags-Vereins. Ab 1903 nahm er Aufgaben als Leiter des Archivs bzw. des volkswirtschaftlichen Büros der Dresdner Bank wahr, bei der er von 1908 bis 1915 als stellvertretender Direktor angestellt war. 1906 wurde er Mitglied der Freimaurerloge Urania zur Unsterblichkeit. 1914 veröffentlichte er in der Zeitschrift der Loge Zur Freundschaft der Großen Loge von Preußen in der ersten Kriegswoche einen Aufsatz, in dem er betonte, dass die deutsche Freimaurerei niemals überspannten nationalistischen Empfindungen Raum gegeben habe. 1949 wurde er Mitglied der Loge Zur Brudertreue an der Elbe. In den ersten Jahren des Ersten Weltkrieges leitete er als Dezernent der Bankabteilung des Generalgouvernements Belgien im besetzten Brüssel die Errichtung der Notenbank und die Finanzierung der belgischen (Zwangs-) Kontributionen ein.
Von 1915 bis 1922 war Schacht Vorstandsmitglied der Nationalbank für Deutschland und nach deren Fusion mit der Darmstädter Bank bis 1923 Vorstandsmitglied der Darmstädter und Nationalbank KG. Vom 12. November 1923 bis zu seiner am 22. Dezember 1923 erfolgten Ernennung zum Reichsbankpräsidenten war er Reichswährungskommissar und wirkte maßgeblich an der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 mit, mit der es gelang, die Inflation zu beenden.
Daneben wurde er am 7. April 1924 Aufsichtsratsvorsitzender der auf seinen Vorschlag zur Unterstützung der Konvertibilität der Reichsmark gegründeten Deutschen Golddiskontbank. Im gleichen Jahre nahm er an den Beratungen der Sachverständigen für Reparationsfragen sowie an der Londoner Konferenz teil und wirkte mit an der Dawes-Anleihe. 1929 war Schacht Leiter der Delegation zur Reparations-Sachverständigenkonferenz in Paris.
Im November 1918 gehörte Schacht zu den Mitbegründern der (links-)liberalen Deutschen Demokratischen Partei, aus der er im Mai 1926 austrat. Danach wandte er sich vor allem wegen der seiner Meinung nach zu großzügigen Ausgabenpolitik der Weimarer Koalitionsparteien SPD, DDP und Zentrum immer mehr rechtskonservativen Kräften zu. Seine Kritik an der von SPD, DDP und KPD unterstützten entschädigungslosen Enteignung der deutschen Fürstenhäuser (die 1926 in einer Volksabstimmung knapp scheiterte) war der unmittelbare Anlass seines Parteiaustritts. 1930 trat er vom Amt des Reichsbankpräsidenten zurück, nachdem der Reichstag den von den rechten Organisationen DNVP, NSDAP und Stahlhelm sowie der KPD bekämpften Young-Plan zur Neuregelung der vom Deutschen Reich zu leistenden Reparationen angenommen hatte. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Gesellschaft der Freunde.
Durch Emil Georg von Stauß lernte er im Dezember 1930 Hermann Göring kennen. Am 5. Januar 1931 lernte er bei einem gemeinsamen Essen Hermann Görings Joseph Goebbels und Adolf Hitler kennen, von dem er tief beeindruckt war. Im Oktober 1931 hielt Schacht eine aufsehenerregende Rede auf dem Treffen der NSDAP, der DNVP und des Stahlhelms in Bad Harzburg Harzburger Front, in der er die Geldpolitik der Reichsbank polemisch angriff. 1932 begann Schacht die NSDAP zu unterstützen, ohne jedoch bis zu diesem Zeitpunkt in die Partei einzutreten. Er wurde Mitglied des Keppler-Kreises, der 1933 in den Freundeskreis Reichsführer SS umgewandelt wurde. Schacht war einer der Unterzeichner der Eingabe von zwanzig Landwirten, Bankiers und Industriellen an Paul von Hindenburg mit der Aufforderung, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Diese Eingabe hatte keinen Erfolg. Statt Hitler ernannte der Reichspräsident Kurt von Schleicher zum Reichskanzler. Erst nach dessen Scheitern kam Hitler zur Macht und machte Schacht am 17. März 1933 erneut zum Präsidenten der Reichsbank, und dieser half mit den Mefo-Wechseln, die deutsche Aufrüstung zu finanzieren. Schacht besuchte mehrfach auf Einladung der NSDAP den Reichsparteitag in Nürnberg und spendete nennenswerte Geldbeträge an die SA. Am 30. Januar 1937 wurde ihm und den übrigen Reichsministern während einer Gedenksitzung des Kabinetts von Hitler das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP verliehen. Damit war Schacht Mitglied der NSDAP. Seine Mitglieds-Nr. lautete 3805230.
Schacht hat nach dem Krieg die Mitgliedschaft in der NSDAP bestritten; er selbst sei nie Mitglied der NSDAP gewesen, da Hitler dies auch nicht zur Bedingung für die Übertragung eines Ministeramts machte („… ich wollte meine Unabhängigkeit nicht verlieren. Mitglied der Partei bin ich nie gewesen.“)
Schacht war auch Mitglied in anderen NS-Organisationen, wie der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht.[2] Er gehörte dem Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft an und war Senator der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Schacht war Vertreter der Reichsbank im Gremium der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die 1930 auch auf seine Initiative gegründet wurde. Dort beschwor er seine Kollegen ständig, „Hitler freie Hand im Osten zu geben“. Ebenfalls im Gremium saß sein persönlicher Freund, Sir Montagu Norman, der Gouverneur der Bank von England (Mitglied der Anglo-German-Fellowship) und damit der einflußreichste Bankier in dieser Zeit.
Am 30. Juli 1934 wurde Schacht Nachfolger von Kurt Schmitt als Reichswirtschaftsminister bis November 1937, von Mai 1935 bis November 1937 zugleich Generalbevollmächtigter für die Kriegswirtschaft. Er führte im Dezember 1938 in London Verhandlungen über die Aussiedlung von Juden, die als Schacht-Rublee-Plan bekannt wurden. Von 1937 bis 1943 war er Reichsminister ohne Geschäftsbereich. Am 19. Januar 1939 wurde er von Hitler wegen seiner Kritik an der Rüstungs- und Finanzpolitik aus dem Amt des Reichsbankpräsidenten entlassen. Auf Hitlers Wunsch und auch aus eigenem Interesse blieb er Reichsminister ohne Geschäftsbereich, bis Hitler ihn 1943 auch aus diesem Amt entließ.
1944 wurde er als Mitverschwörer des Attentats vom 20. Juli 1944 von der Gestapo verhaftet und bis zum Kriegsende in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Flossenbürg interniert.
Als Angeklagter im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess vor dem Internationalen Militärgerichtshof wurde er 1946 von den Alliierten freigesprochen. Der US-Psychologe Gustave M. Gilbert, der alle Angeklagten der Reichsregierung und des Militärs auf ihre Intelligenz hin untersuchte, attestierte Schacht mit einem IQ von 143 den höchsten Intelligenzquotienten unter den Angeklagten. Weil Schacht als ehemaliger Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister zu den Führungspersönlichkeiten des „Dritten Reiches“ gehörte, wurde er wenige Tage nach seinem Freispruch auf Weisung der Landesregierung von Württemberg-Baden verhaftet.
1947 verurteilte ihn nach Protesten aus der Bevölkerung die Entnazifizierungs-Spruchkammer in Stuttgart als „Hauptschuldigen“ zu acht Jahren Arbeitslager nahe Ludwigsburg. 1948 legte er Berufung ein und wurde im September 1948 als „Entlasteter“ freigesprochen und freigelassen.
Schacht befürwortete ähnlich wie John Maynard Keynes eine kontrollierte Geldschöpfung durch die Notenbank, um deflationäre Tendenzen zu bekämpfen und Arbeitsprogramme zu finanzieren.
1953 veröffentlichte er seine Autobiographie „76 Jahre meines Lebens“, in der er unter anderem auf sein Verhältnis zu Hitler eingeht. Hitler gegenüber soll Schacht immer sehr höflich und zugänglich gewesen sein, während sich sein Verhältnis zu Göring stetig verschlechterte, je offener er Görings zügelloser Wirtschaftspolitik widersprach, was letztlich auch zu seiner Entlassung als Reichswirtschaftsminister führte.
1953 gründete er in Düsseldorf die Deutsche Außenhandelsbank Schacht und Co., die er bis 1963 vertrat. In den 1960er Jahren wurde er Mitglied der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik.
1967 hielt Schacht ein wirtschaftspolitisches Referat auf dem Parteitag der nationalistischen Sammlungsbewegung Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD).
Hjalmar Schacht wurde auf dem Ostfriedhof in München bestattet (Gräberfeld #55).
Siehe auch
Weitere inhaltliche Bezüge
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