Kanonen und Gläser

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George Kenning Edition

Details und Liefer-Informationen: George Kenning Edition

"Kanonen" im Freimaurermuseum Schloss Rosenau

Quelle: Prof. Schinner

Im Schloss Rosenau besteht seit 1975 das Österreichische Freimaurer-Museum, das in der Welt einzigartig ist. Nirgendwo sonst gibt es im Original erhaltene Logenräume aus der Zeit der Aufklärung, die nicht nur als Museum dienen, sondern auch von Freimaurern aus Europa und Übersee laufend für rituelle Zusammenkünfte genutzt werden.

Von der hochinteressanten Sonderausstellung „Zum Wohle Ihr Brüder“, so der Titel, sind nicht weniger als 65 Gläser aus der Zeit von 1740 bis heute zu sehen. Die musealen Kostbarkeiten tragen reiche und symbolhafte Verzierungen, die sich mit der Mystik der Freimaurer beschäftigen und Zeugnis geben vom kulturellen Niveau der brüderlichen Tafelfreuden.




Geschichte der "Kanonen"

Quelle: Freimaurermuseum Rosenau

Image courtesy of Chris John Beckett

Das gemeinsame Mahl mit Familienmitgliedern, aber auch mit Freunden gehört wohl zu den ältesten menschlichen Bräuchen. Diese Verbundenheit, wie sie im antiken Liebesmahl, dem Agape, dem Minnetrinken oder dem Bescheidtrinken der mittelalterlichen Zünfte zum Ausdruck kommt, war natürlich vom Anbeginn im Jahr 1717 in London auch der Freimaurerei eigen.

Wie schon bei den operativen Maurern, also den Handwerkern, gab es auch bei den spekulativen Freimaurern ab deren Gründung bestimmte Sittengesetze, um die Ziele der "Königlichen Kunst", Brüderlichkeit und mildtätige Nächstenliebe, anzustreben. Nie ist diese "Arbeit am rauhen Stein" schöner ausgedrückt worden, als in der Rede eines Freimaurers namens Michael de Ramsays im Jahr 1737: "Unsere Festmahle ähneln jenen tugendhaften Symposien des Horaz, bei denen man sich über all das unterhielt, was den Geist erleuchten, das Herz zügeln und den Sinn für das Wahre, das Gute und das Schöne einflößen konnte".

Flachfusskanone, Sachsen 1740 Zu diesen Festmahlen gehörten von Anbeginn auch Trinksprüche, die schon in der ersten veröffentlichten Konstitution aus dem Jahr 1723, in der das Leben der Freimaurer nach außen und nach innen geregelt wird, aufgezählt werden. Dieses "Gesundheitstrinken" ist erstmals im 17. Jahrhundert in Deutschland aufgekommen und hat sich rasch in ganz Europa verbreitet.
Die Freimaurer, in deren Ritual die uralte heilige Zahl drei eine große Rolle spielt, trinken drei Mal zu und bewegen dabei das Glas ebenfalls in Dreiecksform (Kreuzschlagen über einen Pokal?). Die Freimaurer haben viele alte Tisch- und Trinksitten übernommen, aber sie verändert und beispielsweise die Bräuche der Studentenverbindungen stark beeinflußt.
Eine Besonderheit haben die Freimaurer mit den sogenannten "Kanonen" entwickelt: Es sind dies Gläser mit einem außerordentlich starken Fuß, um einem speziellen Ritual zu entsprechen. Nach dem Trinkspruch muß das Glas nämlich fest aufgesetzt werden. Dieser Brauch lehnt sich offensichtlich an die Gewohnheit in Fürstenhöfen an, einen Glückwunsch durch Böllerschüsse zu bekräftigen.Die Studenten machten daraus später das Salamanderreiben.

Logenglas, Dänemark 1960 Die Kanonen hießen ursprünglich in England "Feuergläser", weil die Toasts abgefeuert wurden. Nach einem absolut militärisch klingenden Befehl des Meisters vom Stuhl. Dabei weist das Wort Feuer nicht zwingend auf militärischen Ursprung hin. Man denke nur an "anfeuern" oder das sprichwörtliche "Feuer und Flamme".


Kanonen-Sammlung der Loge "Im Quadrat"

Mit freundlicher Genehmigung der Loge Im Quadrat


Freimaurerische Trinksitten und Trinkgläser

Rolf Appel und Gisela Jaacks

Quelle: Auszug aus: Trinkgläser für Freimaurer figürliche Porzellane und andere Gebrauchsgegenstände (siehe unten)

Museum für Hamburgische Geschichte

Der freimaurerische Brauch, bei der Tafel Toaste auszubringen, ist uralter Herkunft. Schon aus dem 4. Jahrhundert stammt der von Ausonius überlieferte Spruch: „Trinke dreimal, so verlangt es das mystische Gesetz.“
Die Handwerksgilden und Bauhütten pflegten ebenfalls auf besondere und symbolische Weise Trinksprüche auszubringen. Die bis heute noch in England gepflegten Trinksitten wurden in Frankreich verfremdet. So berichtete die Vossische Zeitung im Jahre 1738, Nr. 10 -15, wie folgt:

„Ein jeder hat die Bouteille vor sich, und wenn es an ein Trincken gehen soll, wird gerutten:
‘Ladet!’, worauf sie alle aufstehen und das gläserne Gewehr (Trinkglas) ergreiffen. Ferner commandiret der Großmeister: ,Pulver auf die Pfanne’, welches soviel heisset als Wein in das Glas schenken. Weiter rufft er: ,Legt an! Gebt Feuer!’
Unter welchen Worten man das Glas auf drey Tempo zum Munde bringet und gedachte Gesundheit trincket. Wenn das Glas ausgeleeret ist, hält man es erst an die lincke, hernach an die rechte Brust und drittens mitten vor die Herzgrube alles auf dreymal Absetzen, so wird es auch mit drey Tempo in gerader Linie wider auf den Tisch gesetzet.
Endlich klatschet man dreymal in die Hände und schreyet dreymal: ,Vivat!’“

Diese wesensfremde Vermengung der alten Handwerksbräuche mit soldatischen Elementen stammt von den Fürsten, die zu den Hochs Kanonen abfeuern ließen. Daher werden die zum Teil besonders schön gestalteten Trinkgläser der Freimaurer auch Kanonen genannt.
Die noch heute besonders bei den Johannisfesten der Logen geübten Toaste gelten zunächst dem Vaterland und der Vaterstadt, dann der Großloge, den zum Fest gekommenen Gästen, den abwesenden Damen, ‘Schwesterntoast’ genannt, und zum Schluß wird ein Toast ausgebracht auf die abwesenden Brüder und die, die sich im Übergang ins jenseitige Leben befinden.
Danach wird in Hamburg das Kettenlied gesungen.
Eine Reihe derartiger Trinkgläser, alle mit verstärktem Boden, damit die Gläser gleichzeitig - auf einen Schlag - auf den Tisch aufgesetzt werden können, werden hier gezeigt.
Entsprechend dieser Sitte haben die Freimaurergläser ihre besonderen, schweren Formen entwickelt, die sich über viele Jahrzehnte fast unverändert erhalten haben, so daß die Datierung nicht einfach ist.

Andererseits haben sie sich jedoch auch vielfach dem Formenwandel in der Geschichte der allgemeinen Trinkgläser und ihres Dekors angeglichen. Die Gläser sind häufig Erinnerungsgeschenke zu besonderen Anlässen. Widmungen finden sich auf der Kuppa ebenso wie auf dem Fuß.
Speziell für derartige Inschriften waren oft die eingeschliffenen Medaillons in der Wandung vorgesehen, in die später die Widmung eingraviert werden konnte. Solche Stücke belegen, daß auch manche Freimaurergläser, vor allem im beliebten Typus des ‘Römers’, serienmäßig auf Vorrat hergestellt wurden. Damit wird die Datierung der Gläser noch zusätzlich erschwert, denn Herstellungszeit und Inschriftbestellung können oft erheblich differieren.

Buch: "Trinkgläser für Freimaurer"

Dieses Buch kann über die Buchhandlung SCHOPF bezogen werden.

Appel, Rolf / Bracker, Jörgen / Jaacks, Gisela / Jahn, Werner

TRINKGLÄSER FÜR FREIMAURER figürliche Porzellane und Gebrauchsgegenstände

Darstellung der Sammlung Jahn im Museum für Hamburgische Geschichte 112 Seiten, gebunden

"Kanonen" im Phoenixmasonry-Museum

Quelle: Phoenixmasonry

Dies ist eine der schönsten Freimaurer-Kanonen die Sie je gesehen haben. Es handelt sich um eine frühe schweren Kristall-Kanone. Sie wiegt fast ein Pfund und ist aus Bleikristall. Die Kanone ist mit einer Vielzahl von kunstvoll gravierten Bildern verziert: Die gekreuzten Schwerter, gekreuzte Schlüssel, Senkblei, Musivischer Fußboden, rauher und perfekter Stein, Meister-Hammer, die Kelle, die Sonne, Mond und Sterne, die sieben Schritte, die die sieben freien Künste und Wissenschaften, die acht Sterne, das Allsehende Auge, der flammende Stern, die Bundeslade, die drei großen Lichter, die Säulen des MiniMini3zw.jpg und MiniMini3zw.jpg sowohl mit dem terrestrischen wie den himmlischen Sphären, das Tetragrammaton, der Altar, das Grab und memento mori. Dies ist eine frühe Kanone wie man an ihrem Gewicht, und dem Auftreten von kleinen Bläschen und Einschlüsse erkennen kann, wie auch an der Art des Polierens und Schneidens.

Kanonen

Die Trinkgefäße werden in der Freimaurerei auch Kanonen genannt, weil mit ihnen symbolisch ein Salutschuss abgefeuert wird. Kanonen sind in der Regel mit Symbolen aus der Freimaurerei verziert und durch Widmungen oder Namenszeichen personifiziert. Der Glasboden ist verstärkt, um Glasbruch zu vermeiden.

Diese Kanonen kann man über den → Bauhüttenverlag beziehen:


Diese Kanonen (Design: Prof. Michael Boehm) kann man über → Pythagoras beziehen:

"Kanonen", entworfen von Alphonse Mucha

MuchaGlas1.jpg


Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von → Josef Novak Untertitel: Designed by Alphonse Mucha and made from Bohemian Glass.


Die Entwicklung freimaurerischer Trink- und Tafelsitten nach 1717

Quelle: Auszug aus dem Buch "Logengläser", S. 17, Jens Oberheide (siehe unten)

Abgedruckt in: Alpina, Schweizer Freimaurer-Rundschau, November 2006, Alfred Messerli, Chefredaktor

Als sich 1717 in London vier Logen zur ersten Großloge der Geschichte zusammenschlossen, taten sie das in einem Gasthof. Was lag näher, als dort neben der Berufung auf alte maurerische Überlieferungen auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen zu lassen. Anzunehmen ist, dass schon damals der Wirt ein gewichtiges Wort mitzureden hatte. Man durfte nicht nur die Logenarbeiten besorgen, sondern musste auch konsumieren.

Damit wurden wahrscheinlich der Wirt und der Gasthof unbewusst zum Geburtshelfer des freimaurerischen Banketts oder der Tafelloge. Die erste Großloge nannte sich auch nach dem Namen des Gasthauses "Loge zum Bierhaus zur Gans und zum Bratrost".
Auch die übrigen drei Gründungs-Logen hatten Namen nach Wirtshäusern, wie "Loge in der Schenke zum Apfelbaum". Die erste deutsche Loge nannte sich Loge "Zur Weintraube", was dem Namen der Schenke in der Beckerstraße in Hamburg entsprach.

Alle historischen Quellen aus der Gründerzeit der Freimaurerei stimmen in der Feststellung überein, dass die freimaurerische Tafel - vor allem auch wegen der Üblichkeit, in Gasthöfen zu tagen, mehr oder weniger selbstverständlich dazu gehörte. Mehr noch: Sie bildete eine Einheit mit der "eigentlichen" Arbeit, die jene britischen Väter der "Königlichen Kunst" mitunter außerordentlich in die Länge zu ziehen pflegten, so dass es sich als zweckmäßig erwies, während solchen Mammutsitzungen zu rufen: "Von der Arbeit zur Erfrischung". Zu diesem Zweck wurde die Loge nicht etwa rituell geschlossen, nein, man bezog diese "Erfrischung" einfach in das Ritual ein und entwickelte allmählich auch dafür feste - wie es sich zeigen wird - allerdings nicht unverrückbare freimaurerische Formen.

Gesundheiten

So genannte "Gesundheiten" hatten darin einen besonderen Stellenwert. Man trank auf das Wohl bestimmter Persönlichkeiten und Institutionen und brachte Trinksprüche aus. Der englische Referend James Anderson (1680- 1739) hielt in der ersten Auflage des "Konstitutionenbuches" von 1723 die Reihenfolge und den jeweiligen Wortlaut der "Gesundheiten" an der freimaurerischen Tafel fest:

1. Halt hier an, um auf die Gesundheit des jetzigen Großmeisters zu trinken.
2. Halt hier an, um auf die Gesundheit des Stuhlmeisters dieser Loge und ihrer Vorsteher zu trinken.
3. Halt hier an, um zum glorreichen Andenken an die Kaiser, Könige, Fürsten, Edelleute, Priester und Gelehrten zu trinken, welche die Königliche Kunst verbreitet haben.
4. Halt hier an, um auf ein glückliches Gedenken derer zu trinken, die den altenaugusteischen Baustil pflegen.

Diese "Gesundheiten" wurden zunächst nach beendeter Mahlzeit ausgebracht. Damit hatte das "Bankett" oder die "Tafelloge" ihren ersten rituellen Halt. An dieser gemeinsamen Tafel geschah es nun, dass je nach Mentalität und Stimmung und Bedarf, nach einem Unterbruch der Arbeit und nach einer Erfrischung gerufen wurde. Der Logendiener, oft auch der Wirt, den man zweckmäßigerweise häufig zum Freimaurer aufgenommen hatte, schenkte ein, und die Brüder brachten ihre "Gesundheiten" aus. Die britischen Freimaurer entwickelten dabei eine besondere Vorliebe für prägnante, vor allem kurz gefasste, und bald darauf auch gereimte Trinksprüche. Wie stolz sie darauf waren, mag ein Auszug aus dem Lehrlingsgesang von Birkhead 1723 zeigen:

"No Mortal can boast So Noble a Toast As a Free an'accepted Mason." Frei übersetzt: Kein Sterblicher kann so schön eine "Gesundheit" ausbringen wie ein Freier und Angenommener Maurer.

"Frère et Compagnons de la Maçonnerie": Frankreich exerziert. Die britische Freimaurerei war innert kürzester Zeit etabliert. Ihr Ansehen war so groß, dass sie es sich erlauben konnte, schon ab 1721 ausnahmslos Mitglieder des Hochadels oder des Königlichen Hauses an die Spitze ihrer Großloge zu wählen. In Frankreich war die Situation anders. Mit unverhohlener Bewunderung blickte man auf diese englischen "Freiheiten", die so ganz im Gegensatz zu den französischen standen. Das Frankreich des frühen 18. Jahrhunderts stand noch im Zeichen einer übermächtigen Kirche und sah sich konfrontiert mit Absolutismus und fortschreitendem Sittenzerfall. Deshalb fanden die Ideen der Freimaurer in Frankreich einen fruchtbaren Nährboden.

Während die Freimaurerei im "freien" England immer noch einer spannenden gesellschaftlichen Spielart ähnelte, griff man in Frankreich die Ideale des Bundes begierig auf und adoptierte vor allem das Stichwort "frei" als Kampfansage gegen alles Unfreie.
Das war der Grund, warum man schon früh begann, die feuchtfröhlichen Tafelsitten vom eigentlichen freimaurerischen Kern kurzerhand abzutrennen. Die Franzosen schufen die separate Tafelloge. Und diese entwickelte sich völlig unterschiedlich zu der des Mutterlandes, wobei sie sowohl von den alten Handwerkerbräuchen, als auch von der in England praktizierten lockeren Fröhlichkeit abwich. Im Gegensatz dazu brachten die Franzosen ein kämpferisches, soldatisches Element ins Spiel und schufen eine Art "Exerzierreglement". Man sieht, vor rund 250 Jahren war es nicht viel anders, als heute.

Die Tafelloge haben wir aus Frankreich übernommen. Der durch die französischen Freimaurer formulierte neue liberale Geist fand in dem durch den Absolutismus aufgestauten Missmut breiter Volks- und Adelsschichten offene Ohren. Freimaurerei wurde rasch zum stellvertretenden Ausdruck für ein mutiges Aufbegehren.

Die ersten Ansätze der später so revolutionären Thesen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit waren schon im Frankreich des frühen 18. Jahrhunderts äußerst attraktiv. Der französische Adel sah in den Logen eine alternative Geisteshaltung. Ein Pariser Polizeibericht von 1737 meldet: "Groß und Klein will ihm (dem Bund) beitreten. Es ist wie eine Seuche".
Da die Gastronomen an der eigentlichen freimaurerischen "Arbeit" verständlicherweise nicht so viel Interesse hatten wie an üppigen Tafeln und reichem Weinkonsum, haben sie das Schwergewicht ihrer "freimaurerischen " Inszenierung vor allem auf die umsatzträchtige Tafelloge gelegt. Mit der ursprünglichen Freimaurerei hatte das allerdings nicht mehr viel zu tun. Es gab auch Scharlatane, die versuchten aus Freimaurerei Kapital zu schlagen. So gab es auch Wirtshausschilder mit dem Zusatz: "Dans cette Taverne on fait de franc-maçons".
Am 14. September 1737 erließ Ludwig XV. ein "Verbot an alle", hinter dem sich in erster Linie ein Versammlungsverbot für die Freimaurer verbarg. Es war an die Besitzer von Gasthöfen, Weinschenken und Herbergen gerichtet. Unter Androhung von Lokalsperre und Geldbusse untersagte der König, Freimaurerlogen zu bewirten oder zu beherbergen. Überliefert ist die Geschichte eines Prozesses gegen einen Schankwirt namens Chapelot, den die Polizei auf frischer Tat ertappt hatte. Den Freimaurern, die in seinem Lokal Loge hielten und tafelten, geschah nichts, denn es handelte sich samt und sonders um freie Edelleute.

Das Lokal des Monsieur Chapelot wurde jedoch amtlicherseits für sechs Monate geschlossen. Um seine verbotene Verbindung zu den Freimaurern für jedermann sichtbar zu machen, ließ das Gericht die Wirtshaustüre zumauern.

Buch: Jens Oberheide - Logengläser

Quelle: Jens Oberheide - Logengläser - Dieses Buch kann über ADEVA bezogen werden.

Bereits seit 1983 existiert eine kulturhistorische Betrachtung der Entstehung und Entwicklung von Trink- und Tafelsitten von Jens Oberheide. 2010 erschien dies als vollständiger Reprint in der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt Graz, ISBN: 978-3-201-01222-5, ISBN: 3-201-01222-X. (Bestellung über ADEVA Graz)

Hier liegt ein Buch vor, bei dessen Betrachtung jeder Fachmann verwundert fragen wird, wieso ein Werk dieser Art nicht schon längst erschienen ist. Freimaurerische Trink- und Tafelsitten haben vor allem im 19. Jahrhundert einen großen Einfluss auf das Brauchtum vieler akademischer Verbindungen ausgeübt und sind daher kulturhistorisch überaus interessant, wurden aber bisher meist nur in Fachpublikationen beschrieben. Das Brauchtum der Tafellogen erforderte spezielle Trinkgläser, die fast immer mit symbolkundlich sehr aufschlussreichem Dekor geschmückt waren. Die „Logengläser“ finden daher seit vielen Jahrzehnten das Interesse kultur- und kunstgeschichtlich orientierter Sammler. Bisher lag jedoch kein Basiswerk vor, das diese Gläser exakt beschrieben und klassifiziert hätte.

Durch das Verdienst des Sammlers Bodo Nährer kam im Verlauf vieler Jahre eine wertvolle Kollektion von Logengläsern zusammen, die in vorliegendem Band mit Hilfe hochklassiger Fotos dokumentiert wird. Diese systematisch erstellten Kurzbeschreibungen der Objekte enthalten auch die freimaurerischen Klassifizierungsmerkmale und Hinweise auf den speziellen Verwendungszweck der Gläser.
Die als Dekor dienenden Symbole wurden in einem eigenen Abschnitt umgezeichnet und erklärt, wodurch der Leser Aufschluss über ein sonst nur selten klar behandeltes Teilgebiet der Symbolforschung erhält. Der Begleittext von Jens Oberheide berichtet über den geselligen Aspekt des freimaurerischen Lebens und bringt dabei interessante kulturgeschichtliche Details zur Sprache, wie die Titel der einzelnen Abschnitte zeigen:

Gans und Bratrost – „So Noble a Toast“ – „Frères et Campagnons de la Maçonnerie“ – Hierauf trincket man die Gesundheit – „Freimaurerischer Tumult“, Anlass für „typische“ Kanonen – Friedrich der Große hält Tafelloge – Goethe tafelt in Weimar – „Gute Tischreden, frohes Brudermahl“ – Reichsfreiherr vom Stein über die „herrliche Mischung von Freude und Ernst“ – Das höfische Zeremoniell der Epoche des Galant-Homme – Das Rundschreiben von 1868, das „Poltern mit Gläsern“ zu unterlassen – Friedrich Schiller schrieb für die Loge einen „feurigen Sang“: „Freude, schöner Götterfunke“ … u. a. m.

Erfreulich ist, dass die Gläserkollektion Bodo Nährer nach dem Tod des Sammlers nicht zerstreut wurde, sondern nach dem Buchhändler Friedrich Gottschalk nun in der Sammlung Prof. Schinner in Wien geschlossen einen neue Heimatstätte gefunden hat. Der vorliegende Band wird für jede künftige Untersuchung der Trink- und Tafelsitten freimaurerischen Ursprungs als Basis dienen müssen und hält erstmalig einen interessanten Teilaspekt des gesellschaftlichen Lebens fest, der von der kulturgeschichtlichen Forschung bisher noch nicht genügend gewürdigt wurde.

Hersteller und Editionen

Siehe auch