Prometheus (Gedicht)
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Inhaltsverzeichnis
Prometheus (Gedicht)
Von Johann Wolfgang von Goethe
Prometheus (Gedicht, frühe Fassung)
Quelle: Wikisource https://de.wikisource.org/wiki/Prometheus_(Gedicht,_fr%C3%BChe_Fassung)
- Bedecke deinen Himmel, Zeus,
- Mit Wolkendunst,
- Und übe, dem Knaben gleich,
- Der Disteln köpft,
- An Eichen dich und Bergeshöhn;
- Müßt mir meine Erde
- Doch lassen stehn,
- Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
- Und meinen Herd
- Um dessen Gluth
- Du mich beneidest.
- Ich kenne nichts ärmers
- Unter der Sonn’ als euch, Götter!
- Ihr nähret kümmerlich
- Von Opfersteuern
- Und Gebetshauch
- Eure Majestät,
- Und darbtet, wären
- Nicht Kinder und Bettler
- Hoffnungsvolle Thoren.
- Da ich ein Kind war,
- Nicht wußte wo aus noch ein,
- Kehrt’ ich mein verirrtes Auge
- Zur Sonne, als wenn drüber wär’
- Ein Ohr zu hören meine Klage,
- Ein Herz wie mein’s,
- Sich des Bedrängten zu erbarmen.
- Wer half mir
- Wider der Titanen Übermuth?
- Wer rettete vom Tode mich
- Von Sklaverey?
- Hast du nicht alles selbst vollendet,
- Heilig glühend Herz?
- Und glühtest jung und gut,
- Betrogen, Rettungsdank
- Dem Schlafenden da droben?
- Ich dich ehren? Wofür?
- Hast du die Schmerzen gelindert
- Je des Beladenen?
- Hast du die Thränen gestillet
- Je des Geängsteten?
- Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
- Die allmächtige Zeit
- Und das ewige Schicksal,
- Meine Herrn und deine?
- Wähntest du etwa,
- Ich sollte das Leben hassen,
- In Wüsten fliehen,
- Weil nicht alle
- Blüthenträume reiften?
- Hier sitz’ ich, forme Menschen
- Nach meinem Bilde,
- Ein Geschlecht, das mir gleich sey,
- Zu leiden, zu weinen,
- Zu genießen und zu freuen sich,
- Und dein nicht zu achten,
- Wie ich!
Prometheus (Gedicht, späte Fassung)
Quelle: Wikisource https://de.wikisource.org/wiki/Prometheus_(Gedicht,_sp%C3%A4te_Fassung)
- Bedecke deinen Himmel, Zeus,
- Mit Wolkendunst,
- Und übe, dem Knaben gleich,
- Der Disteln köpft,
- An Eichen dich und Bergeshöhn;
- Müßt mir meine Erde
- Doch lassen stehn,
- Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
- Und meinen Herd,
- Um dessen Gluth
- Du mich beneidest.
- Ich kenne nichts Aermeres
- Unter der Sonn’, als euch, Götter!
- Ihr nähret kümmerlich
- Von Opfersteuern
- Und Gebetshauch
- Eure Majestät,
- Und darbtet, wären
- Nicht Kinder und Bettler
- Hoffnungsvolle Thoren.
- Da ich ein Kind war,
- Nicht wußte wo aus noch ein,
- Kehrt’ ich mein verirrtes Auge
- Zur Sonne, als wenn drüber wär’
- Ein Ohr, zu hören meine Klage,
- Ein Herz, wie mein’s,
- Sich des Bedrängten zu erbarmen.
- Wer half mir
- Wider der Titanen Uebermuth?
- Wer rettete vom Tode mich,
- Von Sklaverey?
- Hast du nicht alles selbst vollendet,
- Heilig glühend Herz?
- Und glühtest jung und gut,
- Betrogen, Rettungsdank
- Dem Schlafenden da droben?
- Ich dich ehren? Wofür?
- Hast du die Schmerzen gelindert
- Je des Beladenen?
- Hast du die Thränen gestillet
- Je des Geängsteten?
- Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
- Die allmächtige Zeit
- Und das ewige Schicksal,
- Meine Herrn und deine?
- Wähntest du etwa,
- Ich sollte das Leben hassen,
- In Wüsten fliehen,
- Weil nicht alle
- Blüthenträume reiften?
- Hier sitz’ ich, forme Menschen
- Nach meinem Bilde,
- Ein Geschlecht, das mir gleich sey,
- Zu leiden, zu weinen,
- Zu genießen und zu freuen sich,
- Und dein nicht zu achten,
- Wie ich!
Siehe auch
- Johann Wolfgang von Goethe - Das Göttliche
- Goethe – Logengedichte
- Friedrich der Große / Prometheus
- Prometheus (Solothurn)