Engbünde
Engbünde
Quelle: Lennhoff, Posner, Binder
Bestrebungen, besonders interessierte Freimaurer des Meistergrades zu eigenen wissenschaftlichen Vereinigungen zusammenzuführen, gehen zuerst auf Feßler (s. d.) und Schröder (s. d.) zurück, die in der Großloge Royal York und der von Niedersachsen Engbünde ins Leben riefen, um deren Mitgliedern Kenntnisse von der Geschichte der Freimaurerei und den freimaurerischen (Hochgrad-) Systemen zu vermitteln. Bei Feßler ging das teilweise Hand in Hand mit der Reform der Hochgrade, die er zu bloßen "Initiationen" herabdrückte, Erkenntnisstufen (s. d.), geschichtlichen, abschnittsweise gegebenen Aufklärungen über die verschiedenen, teils erloschenen, teils noch tätigen Logensysteme mit höheren Graden, wobei diese "widerlegt, beurteilt, enthüllt, berichtigt und mit den vorgeblichen letzten Aufschlüssen... verglichen wurden" (Fischer, Katechismen, IV.). Eine Art Vorläufer der Engbünde war auch der kurzlebige Feßlersche Scientifische Bund (s.d.), der l802 gebildet wurde, um durch gemeinschaftliche Forschung die Geschichte der Freimaurerbruderschaft von ihrem Ursprung an bis auf die gegenwärtigen Zeiten im ganzen und in allen ihren Teilen, sowie in allen ihren Systemen und Ausartungen in höchstmöglicher Vollkommenheit und Evidenz zu bearbeiten und solches würdig befundenen, vertrauten Brüdern mitzuteilen".
Schröderscher Engbund
Auch bei Schröder sollte der Engbund an die Stelle der Hochgrade treten und den Übergang zur reinen Freimaurerei erleichtern. Schröder ging aber weiter als Feßler. Seiner Engbundorganisation (erst "Vertraute Brüder", dann "Historische Kenntnisstufe", schließlich "Engerer geschichtlicher Bund") fehlte jeder Einfluß auf die Johannisgrade; er war lediglich ein kritisches Institut, obwohl bis 1851, gleich den Initiationen Feßlers, ein besonderes Ritual gebräuchlich war. Die Engbünde, die sich bei Logen einer ganzen Reihe von Städten bildeten, unterstanden dem Mutterbund in Hamburg. Sie haben in den Jahren ihres Bestehens sehr viel wertvolle Arbeit geleistet, darunter das erste deutsche Freimaurerhandbuch C. J. R. Ridels (Weimar), "Versuch eines alphabetischen Verzeichnisses der wichtigeren Nachrichten zur Kenntnis und zur Geschichte der Freimaurerei", erschienen 1817 (auch bei der Anlage dieses Wörterbuches noch viel benützt). Eifersüchteleien der Großlogen und die Angst, es könnte sich aus dem Engbund ein Hochgrad entwickeln, veranlaßten die deutschen Großlogenmeister 1868, den Engbund zu verbieten. Sein Archiv blieb in Hamburg.
Der Name Engbund taucht seither als Bezeichnung für wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaften wiederholt auf. Derzeit bestehen z. B. ein geschichtlicher Engbund des Bayreuther Freimaurermuseums, ein wissenschaftlicher Engbund der Loge "Balduin zur Linde" in Leipzig, ein geschichtlicher Engbund der Berliner Logen der Großen Loge von Hamburg. Ein Engbund ist auch die "Academia Masonica", die von Dr. Haensel in Prag (1930) begründet würde. Die sehr begrußenswerte Einrichtung der Engbünde ist ein Schutz der wissenschaftlich interessierten, zum Forschen bereiten Brüder einer Loge gegen die "Viel zu Vielen" und eine Zuflucht aus dem mitunter dem rein Gesellschaftlichen allzusehr zuneigenden Logenleben besonders größerer Logen.