Christoph Friedrich Nicolai
Nicolai, Christoph Friedrich
Quelle: Lennhoff, Posner, Binder
Schriftsteller und Buchhändler in Berlin, *1733, †1811, Freund Lessings, schrieb "Briefe über den jetzigen Zustand der schönen Wissenschaften in Deutschland", in denen er u. a. die Nachahmer Klopstocks angriff, gründete 1757 mit Mendelssohn die "Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freien Künste", 1759 mit Lessing und Mendelssohn die glänzende kritische Wochenschrift. Briefe, die neueste Literatur betreffend", schuf dann die "Allgemeine Deutsche Bibliothek", war erfolgreich mit dem Roman "Leben und Meinungen des Magisters Sebaldus Nothanker".
Er war ein Kämpfer für Aufklärung und gegen Vorurteile und Schwärmerei (u. a. beeinflußte er Mirabeau), er schuf sich aber durch unerbittliche Kritik auch am Neuen viele Feinde. Herder trat ihm entgegen; Goethe forderte er durch eine "Werther"-Parodie heraus. Seine 1783 erschienene "Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz" mit scharfen Angriffen auf den Idealismus usw. und ätzender Kritik an vielem Geschehenen, rief Schiller, Fichte, Blumauer in Wien u. a. auf den Plan, die Nicolai rettungslos dem Ruf der Philistrosität preisgaben. Seine großen Verdienste um Aufklärung und Humanität, die ihm die Feindschaft des Zeloten Wöllner (s. d.) und bösartige Denunziationen am Wiener Hof und anderwärts eintrugen, gerieten darob ganz in den Hintergründ .
Nicolai als Freimaurer
Einen Teil seines Aufklärungskampfes führte Nicolai auf freimaurerischem Gebiet. Er war Mitglied der "Drei Weltkugeln" und verfaßte eine Reihe wichtiger Schriften, so: "Versuche über die Beschuldigungen, welche dem Tempelherrenorden gemacht werden, und über dessen Geheimnis. Nebst einem Anhang über die Entstehung der Freymaurergesellschaft", "Einige Bemerkungen über den Ursprung und die Geschichte der Rosenkreuzer und Freimaurer...". Nicolai verwarf die templerisch-maurerische Geschichtsauffassung Lessings und wollte den Ausgangspunkt der Freimaurerei in den auf der "Nova Atlantis" von Bacon (s. d.) fußenden englischen Rosenkreuzern des 17. Jahrhunderts erblicken.
Er griff leidenschaftlich in den Streit um das Klerikat des "Kryptokatholiken" Starck ein und verfocht als einer der hitzigsten die These, daß der Jesuitenorden danach strebe, die Freimaurerei im Interesse der katholischen Kirche zu lenken. Mystik, Rosenkreuzerei, die "Inneren Orden", alles "papistisch Angehauchte" im Freimaurerbund waren ihm in tiefster Seele verhaßt. Seine Anschauungen über die Entstehung der Freimaurerei wurden von Herder im "Teutschen Merkur" bekämpft ("Historische Zweifel..."). Eine Zeitlang war Nicolai auch Illuminat. Er wandte sich aber bald von den Auffassungen dieses Ordens ab. (Vergl. auch "Öffentliche Erklärung über seine geheime Verbindung mit dem Illuminatenorden...".)