Die deutschsprachige Loge La Sincérité in Prag

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Schloß Zbiroh, fünfzig Kilometer südwestlich von Prag Richtung Pilsen: Hier wurde die ‘La Sincérité’ 2006 gegründet. Die Wahl dieses Ortes hat einen besonderen Grund: Die Patenloge war die Loge ‘Alphonse Mucha No 7’ in Prag, benannt nach dem berühmten tschechischen Künstler Alphonse Mucha (1860 bis 1939). Dieses Schloss gehörte ihm.
Foto: flickr.com/creative commons - giborn_134
Das Bijou der Loge ‘La Sincérité. Es ist aus zartem Glas, eine Würdigung der alten böhmischen Glasbläsertradition.
Erster Stuhlmeister der 2006 zum dritten Mal gegründeten ‘La Sincérité’ war der Österreicher Heinz Herlinger. Für seine Leistungen im Dienste die tschechische Freimaurerei hat ihm die ‘Großloge der Tschechischen Republik’ 2017 ihre Verdienstmedaille verliehen, die sie nach Jiří Sedmik benannt hat.
Titelbild eines Rituals der Sincérité aus dem 18. Jh.; damals noch Strikte Observanz.

Seit 2006: Eine deutschsprachige Loge in Prag

In den frühen Nullerjahren hat eine Gruppe ausländischer Freimaurer in Prag verstärkt durch einige Tschechen der ’Großloge der Tschechischen Republik’ vorgeschlagen, unter ihrem Schutz in Prag eine deutschsprachige Loge einzurichten. Die Großloge stimmte zu. Und so konnte am 7. Oktober 2006 das Licht in die neue Loge La Sincérité Nr. 13 eingebracht werden. Von Rudi Rabe.

Am Anfang standen 17 Freimaurer, die mehrheitlich Mitglieder der „Expat Community“ in Tschechien waren: Ausländer, die im Land arbeiteten und lebten. Vorwiegend waren es Österreicher, Engländer und Luxemburger; einige in der Gruppe waren aber auch tschechische Staatsbürger. Und da der tschechische Großmeister und seine Großbeamten einverstanden waren, konnten sie die neue Loge gründen; ein Einverständnis übrigens, dem doch auch einiges Zögern voranging, was angesichts der immer noch nachwirkenden historischen Traumata in Tschechien nachvollziehbar ist.

Aus der Einladung zur Lichteinbringung (= feierlicher Gründungsakt): La Sincérité ist die erste tschechische Loge, welche in deutscher Sprache arbeiten und ein Ritual verwenden wird, das auf dem Ritual der AFuAM aufbaut. Sie wird im neuen Masonischen Zentrum in Prag angesiedelt sein. Die Loge betrachtet es als Ihren Auftrag, die Verbindungen zu Brüdern aus dem Ausland auszubauen und zu pflegen.

Die neue Loge war die 13. der noch jungen ‘Großloge der Tschechischen Republik’.

Die Entwicklung der ‘La Sincérité’

Stand 2018: Mehr als zehn Jahre nach der Gründung hält die Loge weiter bei etwa zwanzig Mitgliedern. Allerdings hat sich die Zusammensetzung sehr verändert: Die Mehrheit bilden nicht mehr die Expats, sondern tschechische Staatsbürger. Das hängt einerseits damit zusammen, dass Expats oft nach einigen Jahren ihr Gastland wieder verlassen, und andererseits damit, dass der übernationale Ansatz der Loge inzwischen auch manchen tschechischen Brüdern attraktiv erscheint. Diese Verschiebung lag durchaus in der Absicht der Gründer, die ihre Aufgabe vor allem als Initialzündung verstanden.

Das bei der Gründung proklamierte programmatisches Vorhaben, die Verbindung zu Brüdern aus dem Ausland besonders zu pflegen, manifestiert sich vor allem in einer sehr entwickelten Willkommenskultur gegenüber ausländischen Besuchern.

Der Logenname folgt einem historischen Vorbild

Der Name ‘La Sincérité’ (Aufrichtigkeit) wurde nicht zufällig gewählt. Er knüpft an eine historische Loge an, die unter dieser Bezeichnung ab 1745 an wechselnden Orten Südwestböhmens arbeitete. Der Gründungsimpuls war aus Sachsen gekommen, das im damaligen österreichischen Erbfolgekrieg ein Verbündeter Habsburgs gegen Preussen war. Die Mitglieder der jungen Loge waren mehrheitlich Offiziere, es war also eine Militärloge. Daher hatte sie auch keinen festen Sitz; sie folgte einfach den Standorten der Garnison oder den Wohnorten der jeweiligen Stuhlmeister. Eine Minderheit der Mitglieder waren auch Beamte und Geistliche. In den ersten Jahren arbeite die Loge auf Französisch und später, nachdem sie sich der Strikten Observanz angeschlossen hatte, auf Deutsch.

Als Joseph II. die Freimaurerei 1785 in seinen Erblanden reglementierte und auf die Hauptstädte konzentrierte, musste La Sincérité ihre Arbeit beenden. Und ab 1795 wurden dann die Logen durch Franz II. im Habsburgerimperium gänzlich verboten.

Masonische Freiheit gab es in Böhmen erst wieder, nachdem das Habsburgerreich 1918 zerfallen war. In der neugegründeten Tschechoslowakei konnten nun nach mehr als einem Jahrhundert wieder Logen gegründet werde, so auch 1922 in Pilsen ‘La Sincérité zur Aufrichtigkeit und Treue’ als Loge der deutschsprachigen Großloge ‘Lessing zu den drei Ringen’; in der damals zweisprachigen Tschechoslowakei gab es zwei (reguläre) Großlogen: eine deutschsprachige und eine tschechischsprachige.

Mit dem Einmarsch Nazideutschlands 1938 und 1939 in die Tschechoslowakei war es mit der Freimaurerei nach zwei Jahrzehnten schon wieder zu Ende. Und nach dem Zweiten Weltkrieg folgte bald die kommunistische Diktatur; sie setzte das Verbot der Nazis fort.

Erst nach der "Samtenen Revolution" und der Beseitigung des Kommunismus Ende 1989 war es wieder möglich, Logen ins Leben zu rufen. Und so dauerte es sieben Jahrzehnte bis ‘La Sincérité’ zum dritten Mal wiedererstehen konnte: jetzt als deutschsprachige Loge der tschechischen Großloge.



Zum besseren Finden dieser Seite mit Hilfe der Wiki-Suchfunktion wird hier der Name der Loge auch noch ohne die französischen Accents geschrieben:
La Sincerite

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