Aufklärung
Aufklärung, Aufklärungszeitalter
Quelle: Internationales Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff und Oskar Posner (1932)
Epoche der Befreiung der Geister vom Druck überkommener Vorurteile und Verbreitung richtiger sach- und vernunftgemäßer Einsichten (Heinr. Schmidt). Die Aufklärung strebte danach, dem Verstand gegenüber der gefühlsmäßigen Gebundenheit zu seinem Recht zu verhelfen, die Vernunft zu emanzipieren, den blinden Autoritätsglauben zu beseitigen und alle Gebiete des Lebens auf Grund der rationalen Einsicht zu bewerten und zu gestalten.
Ausgehend von John Locke und den englischen Deisten stand insbesondere die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts im Zeichen der Aufklärung, die auch in der Freimaurerei starke Wurzeln schlug. Hervorragendste Vertreter der Aufklärung waren Freimaurer in Frankreich von den Enzyklopädisten u. a. Helvetius, d'Alembert, Holbach, Voltaire, im Deutschland Friedrichs des Großen, in dem der Rationalismus des Freimaurers Christian Wolff vorbereitend wirkte, der König selbst, Lessing, Herder, Nicolai. Die Freimaurer schlossen sich namentlich in Österreich begeistert den auf Aufklärung gerichteten Bestrebungen an (Ignaz von Born, Sonnenfels u. a.). Es ist kein Zufall, daß die "Zauberflöte" (s. d.), die Freimaureroper, den Kampf der Aufklärung gegen die finsteren Mächte des überkommenen Dogmentums darstellt.
Den Schlußstein der Aufklärung legte Kant. "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst-verschuldeten Unmündigkeit, die das Unvermögen ist, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen." "Sapere Aude! Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!" ist seiner Meinung nach der Wahlspruch der Aufklärung. Kant begann aber zugleich mit dem Abbau des einseitigen Rationalismus, verhalf dem Gefühlsleben aus Gründen der "praktischen Vernunft" wieder zur Geltung.
Der Freimaurerkreis um den Weisen von Königsberg trug stark dazu bei, daß diese Auffassung, die sich anfangs auf einen engen Kreis von Pionieren beschränkte, weitere Verbreitung fand.