Theodor Gottlieb von Hippel: 23 neue Lieder, 1772

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Theodor Gottlieb von Hippel: 19 neue Lieder, 1772 und 1775

Ausarbeitung von Roland Müller


1. Auflage, 1772: 27 Lieder

Theodor Gottlieb von Hippel, Hrsg.
Lieder für Frey-Mäurer. Philadelphia im Jahr, 3881. Königsberg, bey Johann Jakob Kanter, 1772
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN782523196&LOGID=LOG_0005
http://vd18.de/de-sbbpk-vd18/content/titleinfo/53153164

Der Band enthält auf 104 Seiten 27 Lieder.


Das Vorwort ist gewidmet:
Dem Hochw. Bruder
A * * R. -- V. * * M.
und unterschrieben mit:
A.* -- A -- *A -- *.

Die Jahresangaben sind verwirrend. In seiner „Bibliographie der Freimaurerei“ (1844) verzeichnet Georg Kloss:
Nr. 1518: 3881 = 1772
Nr. 1530: 3880 = 1775
Nr. 1605: 3881 = gemäss Position 1792; Wolfstieg hat das Buch bei 1772
Wolfstieg hat noch separat für dasselbe Buch: 3886 = 1780

zum Vergleich
Nr. 371 („Apologie des Ordens“): 5651 = 3882 = 1770 (bei Wolfstieg; Nr. 23760)
Nr. 373 („Apologie des Ordens“): 3882 = 1778 (bei Wolfstieg ohne die Zahl 3882)
daselbst: 5882? = 1783 (Auf dem Schutzumschlag dieser Ausgabe steht:
3887, d. i. 1783)
Auf dem Schutzumschlag einer späteren Ausgabe soll stehen: 5817, i. e. 1817

Im „Almanach oder Taschen-Buch für die Brüder Freymäurer“, 1777, steht am Anfang zu lesen:
Einige Maurerische Zeitrechnungen.
Von Anbeginn der Welt, nach Usserii Rechnung 5781
Vom Ursprung unsers Ordens 4463

2. Auflage, 1775: 8 Lieder weggelassen

1775 erschien eine stark veränderte Ausgabe in Marienwerder bei Kanter,
ebenfalls mit der Angabe: Philadelphia im Jahr 3881.

Dabei wurden aus der 1. Aufl. fünf Lieder weggelassen, die schon anderswo erschienen waren:
11. Wo seyd ihr hin beglückte Zeiten
siehe: Ludwig Friedrich Lenz: 13 freimaurerische Gesänge
14. Freunde schmecket mit Entzücken
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770
15. Hier in der Freiheit sichrem Schooße
siehe: Ludwig Friedrich Lenz: 13 freimaurerische Gesänge
16. Kommt der Tugend wahre Freunde
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770
21. Auf, auf genießt der Tage
siehe: Johann Adolf Scheibe: Freimaurerlob, 1749
Der Genuß des Lebens,
mit der Eingangszeile: Ja, Brüder! ja, genießt der Tage

Ferner wurden drei Lieder weggelassen, die 1772 zum ersten Mal erschienen waren:

23. Nur im Herzen wo der Wahrheit
siehe: „Nur im Herzen …“

25. An einen jungen Bruder.
siehe unten

27. Ihr, die wir Schwestern nennen
siehe: 11 frühe Schwesternlieder


2. Auflage, 1775: 10 neue Lieder angehängt


Dafür wurden 1775 gegen Ende 10 neue Lieder angehängt,
und zwar alle ohne Titel:
O heiligs Band der Freundschaft treuer Brüder (1746)
Heil dir, du Tag, voll Glück und Ruhm
Welche Zeiten, edle Brüder!
Wir bauen mit am großen Weltgebäude
Tag, den wir dem Orden weihen,
Die Sonne steigt im Ost aus Purpurwellen
Der Tag, der unsre Lust vermehret (1749)
Laßt, Brüder, wie's die Pflicht vergönnt
Auf, Brüder, stimmt zum Lobgesang
Er kommt, umtanzt von Freuden kommt er wieder


Von den insgesamt 37 Liedern erschienen auch:
10 in:
Freimaeurer Lieder mit neuen Melodien. Regensburg 1772
14 in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, 1776
14 in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784
18 in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801.


Eine „Zwote Sammlung“ erschien zu Philadelphia im Jahr 3886 - d. h. laut Wolfstiegs Bibliographie, II, 1912, Nr. 3972, im Jahre 1780 - im selben Verlag. Sie enthielt die Lieder No. 29-63.


Die neuen Lieder von 1772


Auf das Fest des Heiligen Johannes
Heil uns, die wir dich, schönster Tag, erblicken!
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770



Die Erinnerung des Alterthums
Laßt unsrer Väter Ruhm
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770


Ohne Titel
Hinweg! wer von Gewalt und Raube …
siehe:
Ludwig Friedrich Lenz: 13 freimaurerische Gesänge 1746,
mit dem Titel: II. Zur Eröffnung der Loge.


Auf das Fest des Heil. Johannes.

[1775: Ohne Titel]


Auch in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen. 1776, No. VII;
mit dem Titel: Auf das Johannisfest (Pr.)
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 6-7;
mit dem Titel: Auf das Johannisfest
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 21-22
mit dem Titel. Zum Johannisfeste
System der Freymaurer-Loge Wahrheit und Einigkeit zu drey gekrönten Säulen in Prag, 1794, 155-157,
mit dem Titel. Am Johannestage

Brüder, weihet diesem Fest,
Da die Gottheit wieder
Sich zu uns hernieder läßt,
Freudenvolle Lieder!

Antistrophe.
Unser Lied im Siegeston
Werde hoch getragen!
Müsse Frevler, die voll Hohn
Uns verspotten, schlagen!

Friede legt sich um uns her;
Auf verborgnen Wegen
Kann uns kein Verfolger [1776 und 1777: Verführer] mehr
Bange Furcht erregen.

Antistrophe.
Und wer wider uns herrauscht,
Jedes kühne Wagen,
Jedes Ohr. das boshaft lauscht,
Sey zurück geschlagen!

Nehmt die Maurerschürze um,
Tempel zu erbauen,
Und in Unserm Heiligthum
[1775: Und dann geht ins Heiligthum,]
Volles Licht zu schauen.

Antistrophe.
Hier muß Fremden zum Verdruß
Dunkel um uns ziehen;
Auf verheertem Boden muß
Schönre Blüthe blühen.

Unbemerkt erhebet schon
Aus der Zeit Ruinen
Sich ein neues Pantheon,
Weise, die ihm dienen.

Antistrophe.
Unschuld, unser Eigenthum,
Tugend, unsre Ehre,
Hebe unsers Ordens Ruhm
Hoch von Sphär zu Sphäre!

Rosen, die an Schönheit reich
In Cytherens Haaren,
Sey der Maurer Orden gleich
In entfernten |1775: den fernsten] Jahren!

Antistrophe.
Und wie junge Blumen [1776 und 1777: Bäume] blühn
Unter Zephyrs Füßen,
Muß der Maurery Bemühn
Lauter Glück genießen!

Windet Epheu um das Haupt,
Weihet euch der Freude!
Freude, die die Zeit nicht raubt,
Die der Thor beneide!

Antistrophe.
Heut soll, um uns zu erfreun,
Diesen Tag zu grüßen,
Aus umkränzten Bechern Wein
Für den Orden fließen!

Brüder, saget, ohne ihn,
Was kann unserm Leben,
Tagen, die so schnell entfliehn [1776 und 1777: verfliehn],
Größre Freude geben?

Antistrophe.
Uns allein bekannte Lust
Giebt er zur Genüge.
Wo ist eines Bruders Brust,
Die für ihn nicht schlüge?

Dreyfach töne unser Lied
Zu des Ordens Ehren!
Seinen Ruhm, der nie verblüht,
Muß die Nachwelt hören!

Antistrophe.
Dreyfach Licht vom Heiligthum
Komm auf uns hernieder!
Aechter Maurer steter Ruhm
Töne dreyfach wieder!
D*** L*.


Eine stark veränderte Version in:
Gesangbuch für Freymäurer. Königsberg 1787, 38-40,
unter dem Titel: Festlied
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 28-29,
u. d. T.: „Mel. S. Sammlung von Melodien, No. 8.“


Brüder, feyrt des Ordens Fest
Dessen Geist von Brüdern,
Treu und gut sich finden läßt
Feyrt's mit frohen Liedern!

Antistrophe [1801: Chor.]
Unser Lied im Siegeston,
Laßt es [1801: soll jetzt] hoch erschallen,
Ohne Gegenspott dem Hohn,
Dem wir misgefallen.

Friede legt sich um uns her;
Auf verborgnen Wegen
Kann uns kein Verfolger mehr
Bange Furcht erregen.

Antistrophe [1801: Chor.]
Was rund um uns furchtbar rauscht,
Jedes kühne Wagen,
Jedes Ohr, das boshaft lauscht
Mach' uns nicht verzagen.

Nehmt die Maurerschürze um,
Stöhrt euch nicht im Bauen,
Bis ihr geht ins Heiligthum
Volles Licht zu schauen.

Antistrophe [1801: Chor.]
Hier, wo sich der Fremde irrt,
Könnt ihr sicher gehen,
[1801: wissen wir zu gehen;]
Auf verheertem Boden wird
Schönre Frucht einst stehen.

Unbemerkt erscheinen schon
Aus den Zeitruinen
Für der Weisheit Pantheon
Männer ihr zu dienen.

Antistrophe [1801: Chor.]
Unschuld unser Eigenthum,
Tugend unsre Ehre,
Hebe unsers Ordens Ruhm
Hoch von Sphär' zu Sphäre.

Windet Epheu um das Haupt,
Weihet euch der Freude!
Freude, die die Zeit nicht raubt,
Die der Thor beneide.

Antistrophe [1801: Chor.]
Fröhlich laßt uns heute seyn,
Und, dies Fest zu grüßen,
Aus umkränzten Bechern Wein
Fein vertraulich fließen.

Unsrer Freude sichrer Grund
Ist ein gutes [1801: weises] Leben;
Macht dies allen Brüdern kund
Um ihm nachzustreben.

Antistrophe [1801: Chor.]
Preist des Ordens hohe Lust
Seine Füll und Gnüge.
Wenn für sie doch aller Brust
Gleich der unsern schlüge.

Hoch tön unser Lobgesang
Zu des Ordens Ehren!
Seinen Ruhm und unsern Dank
Muß die Nachwelt hören.

Antistrophe [1801: Chor.]
Unschuld unser Eigenthum,
Tugend, unsre Ehre
Hebe unsers Ordens Ruhm
Hoch von Sphär' zu Sphäre!



Ohne Titel
Ihr, die ihr die Menschheit zieret
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770



Ohne Titel
Die ihr der Tugend Tempel baut
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770

Auf das Fest des heiligen Johannes.


Auch in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen. 1776, No. VIII;
mit dem Titel: Auf das Johannisfest (Pr.)
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 60-61,
mit dem Titel: Auf das Fest des heil. Johannis

Auch – leicht verändert - in:
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 78-79,
unter dem Titel: „Auf das Fest des heil. Johannis“
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 152-143


Ihr, die ihr in Einsamkeit
Euch der wahren Freundschaft weiht,
Wie die Alten, wie die guten Alten.
Wo uns Gram und Leid verläßt,
Wollen wir dies frohe Fest
Wie die Väter, wie die weisen Väter halten.

Kind des Himmels, holde Lust,
Komm, beseele unsre Brust!
Laß dich heute, laß dich auf uns nieder!
Fliehet, dunkle Sorgen! flieht,
Mischt euch nicht in unser Lied,
Denn der Freude tönen nur der Maurer Lieder.

Diesen vollen Becher Wein
Wollen wir dem Tage weyhn,
Da zerstreute Brüder sich vereinen.
Bey dem göttlichen Geschenk
Sind wir derer [1776, 1777, 1784 und 1801: deren] eingedenk,
Deren Asche brüderlich auch wir beweinen.

Nehmt die Maurerschürze um,
Baut ein neues Heiligthum,
Das der Väter wieder würdig werde.
Und wenn es vom Staub erhöht,
Im erhabnen Glanze steht,
Dann erstaune, dann bewundre es die Erde.

Tugend! dir nur soll allein
Unser Tempel heilig seyn;
Auf Verräther müsse Rache blitzen!
Unser innres Heiligthum
Müsse so, wie ihren Ruhm,
Unsrer Brüder heldenmüthge [1777: edelmüth’ge] Rechte schützen!

Holde Göttin, Liebe! dich
Zählen heilig-wunderlich [1776: doch wie wunderlich!]
Andre Orden zu verbothnen Trieben:
Aber wir nur, weihen dir
Einen Altar; doch daß wir
Nur verschwiegen, und als wahre Maurer lieben.

Brüder! faßt euch Hand in Hand.
Dankt der Vorsicht für das Band,
Das uns heute wiederum [1776: heut mit neuer Kraft] verbunden.
Schönre Stunden zählen wir
Nimmermehr, als die uns hier
In den Armen unsrer Brüder froh verschwunden.
M*** F*

Ohne Titel


Auch in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen. 1776, No. XXXI;
ohne Titel (Pr.)
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 36-37
Christian Heinrich Wolke: Zweihundert und zehn Lider frölicher Geselschaft und einsamer Frölichkeit. 1782, 157-158 (ohne die 3. und 6. Strophe)
unter dem Titel: Das Glük brüderlicher Freundschaft
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 57-58.
mit dem Titel: Der Genuß des Lebens.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 113-114; auch 1810, 113-114


Genießt der Freuden dieses Lebens!
Die Vorsicht hat uns nicht vergebens
Den frohen [1810: regen] Trieb zur Lust geschenkt.
Will uns der Kummer niederdrücken;
Komm, Freude! komm uns zu entzücken,
Und sey in unsre Brust gesenkt.

Die Sorge wandelt durch Paläste [1801 und 1810: in Pallästen],
Stört Könige beym frohsten [1784: frohen] Feste [1801 und 1810: bei frohen Festen],
Verfolgt den Krieger, eilt aufs Meer.
Hier aber, wo der Friede thronet,
Wo Tugend, Recht, und Unschuld wohnet,
Hier kommt die Sorge nimmermehr [1784, 1801 und 1810: nimmer her].

[Die folgende Strophe fehlt 1801, 1810:]
Kann uns, was andre von uns denken,
Kann uns der Thoren Argwohn kränken?
Wir, Brüder! kennen unsern Wehrt.
Bemüht euch nicht, sie zu bekehren,
In äusseren entlehnten [1784: in äussern und entlehnten] Ehren
Setzt nie ein Maurer seinen Wehrt [1776: Werth].


Rang [1784: Pracht], Ehre, Reichthum, Glanz und Güter
[1801, 1810: Rang, Sinnlichkeit und Glanz und Güter]
Verblenden schwächere Gemüther:
Was als ein Nichts, was sind sie mehr?
Wir legen alles willig nieder,
Umarmen zärtlich uns als Brüder,
Und Freude flieget [1784: schwebet; 1801 und 1810: schwebt dann] um uns her.

Wenn wir in freudenvollen Tönen
Der unerkannten Tugend fröhnen,
[1801 und 1810: Wenn wir auf freudenvollen Saiten
der hohen Tugend Lob verbreiten],
Stöhrt unsre Freude keine Quaal.
Ein Lied wird bey der Freundschaft Winken
Zur Hymne: Wein, den Brüder trinken,
Wird Opferwein beym Göttermahl.

Wird ja mein Glück durch was [1801 und 1810: hier noch] gestöret,
So ists, daß die mein Herz verehret,
Mein Mädchen nicht dies [1784: das] Glück genießt.
[1801 und 1810: mit mir nicht auch dies Glück genießt;]
Doch leg ich Kell und Schürze [1776 und 1777: Schurzfell; 1784, Schurz und Kelle; 1801 und 1810: Schürz’ und Kelle] nieder,
Flieh [1801 und 1810: flieg’] ich in ihre Arme wieder,
Und zeig [1776 und 1777: Zeig ihr], wie treu ein Maurer ist.

Kommt einst des Todes dunkle Stunde,
So ruf ich ihm mit frohem Munde,
Dem Herold steter Freuden, zu.
Wir gehn ins Heiligthum — uns [1777: und] segnen
Die Väter, die uns dort begegnen,
Und Brüder segnen [1784, 1801 und 1810: feyern] unsre Ruh.
E***. A*.

Stark abgewandelte Version in:
Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 152-153,

Genießt die Freude dieses Lebens!
Die Vorsicht hat uns nicht vergebens
Den Trieb zur Fröhlichkeit verliehn.
Will uns der Kummer niederdrücken;
Komm, Freude! komm, uns zu entzücken,
Und laß den Sturm vorüber ziehn.

Die Sorge wandelt durch Palläste,
Stört Könige beym frohsten Feste,
Verfolgt den Krieger, eilt auf‘s Meer.
Hier aber, wo der Friede thronet,
Wo Tugend, Recht, und Unschuld wohnet,
Hier kömmt der Sorgenschwarm nicht her.

Rang, Sinnlichkeit, und Glanz, und Güter]
Verblenden schwächere Gemüther;
Ihr innerer Gehalt ist leicht.
Wir legen alles willig nieder,
Beglückt am Busen treuer Brüder,
Zum Ruhepolster dargereicht.

Wenn wir in Freudenvollen Chören
Die oft verkannte Tugend ehren,
Hebt unser Geist sich himmelan.
Zur Hymne wird das Lied der Liebe,
In der Begeistrung hohem Triebe,
Erklimmen wir die Sternenbahn.

Kommt einst des Todes dunkle Stunde,
So rufen wir mit frohem Munde
Dem Herold steter Freuden zu:
„Führ‘ uns zum Heiligthum! --“ uns segnen
Die Brüder, die uns dort begegnen,
Im Wohnplatz ungestörter Ruh.



Ohne Titel
1772: Hier, wo uns kein Neider höret,
1775: Hier, wo uns kein Spötter höret
siehe: Die erste grossse Verräterschrift: Der_verrathene_Orden_der_Freymäurer_1745
mit dem Titel: Ein Lied für die Freymäurer

Der Hierophant.


Auch in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen. 1776, No. LVII;
mit dem Titel: Der Hierophant (Pr.)
Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 84-86,
mit dem Titel: Der Hierophant
Gesänge für Maurer mit neuen Melodieen. 1782; 94-97;
mit dem Titel: Der Hierophant
Christian Heinrich Wolke: Zweihundert und zehn Lider frölicher Geselschaft und einsamer Frölichkeit. 1782, 214-215 (ohne die 4., 6. und 7. Strophe)
unter dem Titel: Einladung zum Tempel der Fridens und der Tugend
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 147-148,
Gesangbuch für Freymäurer. Königsberg 1787, 319-321,
unter dem Titel: Der Hierophant
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 295-296; auch 1810, 295-296


Zum Tempel, wo der Friede thront,
Wo ächte Tugend sitzt:
Die Gottheit edle Thaten lohnt,
Und auf Verräther [1777: Verbrecher; 1782: Verächter] blitzt,
Kommt alle, die ihr edel denkt!
Unheilge, fern von hier! --
Und welche Wahn und Vorwitz lenkt,
Entfernt euch weit von hier!
[1782: Unheilge, fern von hier!]

Nur wenige sind groß genung [!],
Den Weg hinauf zu gehen.
Und wenn sie gleich [1776, 1777 und 1784: auch; 1782: Wenn sie auch schon] in Dämmerung
Des Lichtes Herold sehn,
Winkt allen nicht vom Morgenthor
Die Gottheit Frieden zu.
Sie zieht die würdigsten [1775: Würdigsten] hervor,
Und führet sie zur Ruh.

[1782: Zum Ziele winkt vom Morgenthor
Die Gottheit Allen nicht:
Die Würdigsten nur dringen vor,
Zum vollen Mittagslicht.]

Fand je [1782: Und wenn] auch ein Unwürdiger
Den Weg ins Heiligthum?
[1782: Die kühne Bahn betrat]
Goß nicht [1782: dann] ein starker Donnerer
Die Nacht um uns herum?
[1782: Nicht Nacht um unsern Pfad?]
Es wälz ein zweiter schrecklicher [1775: Schrecklicher]
Gewitter kühn herauf!
Er deckt, wär er weit mächtiger,
Doch nicht die Hüllen auf.

Geht in die Bilderhölen ein,
Und baut dort den Altar!
Bis hieher drang kein Feind herein;
So mächtig er auch war.
Nur hier sollt ihr in Dunkelheit
Des Lichtes Pfade gehen:
Hier einst in einer bessern Zeit
Verschönert auferstehn.

Folgt einsam hier, unaufgespürt [1782: und und [!] ungerührt]
Von einer schlechten [1782: eitlern] Welt,
Den Weg, den euch die Wahrheit führt,
Vom Morgenstern erhellt.
Folgt ihrem Wink! seyd tugendhaft,
Seyd eurer Väter wehrt [später: werth]!
Noch nie hat, was die Gottheit schafft,
Ein Sterblicher zerstört [1782: entehrt].

So sprach vom innrem [ab 1775: innren] Heiligthum
Des Tempels Hierophant:
Und legte uns die Schürze [1776, 1777 und 1784: das Schurzfell] um,
[1782: Legt unsern heilgen Schurz uns um,]
Die Kelle in der Hand;
 [1775: Gab Kellen in die Hand:]
Goß aus den Schalen Opferwein,
Und segnete die Nacht. —
Und alle trunken [1777 und später: tranken] Opferwein,
Und segneten die Nacht.

Folgt, Brüder! diesem Pfade nach,
Hand brüderlich in Hand:
Und segnet jenen großen Tag,
Der uns so schön verband.
Betretet froh die edle Bahn,
Da man zum Tempel geht:
Seht Mitleidsvoll auf den Profan [1782: den Spötter an],
Der edle Werke schmäht.
D*** L*



Ohne Titel.
Wo seyd ihr hin, beglückte Zeiten!
ohne Angabe
in der 2. Auflage 1775, weggelassen
siehe: Ludwig Friedrich Lenz: 13 freimaurerische Gesänge
unter dem Titel: Der Adel der Freymäurer
Eine stark veränderte Version

Ohne Titel


Auch in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen. 1776, No. XLVI;
ohne Titel (Pr.)
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 128,
mit dem Titel: Weisheit
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 262; auch 1810, 262


Weisheit hat ein altes Recht,
Thoren zu verlachen:
Denn zu groß ist ihr Geschlecht,
Um es klug zu machen.
Brüder! Sie sind elend gnug,
[1810: zum Verständigmachen.
Ach, ihr Loos ist schlimm genug!]
Ihr Verdienst ist Selbstbetrug,
Und ihr Wehrt [später: Werth] ein [1810: ist] Titel.

Ihre Freude [1810: Thorenfreude] gleicht dem Traum,
Den der Tag verscheuchte:
Unsre jenem Meeresschaum,
Der Cytheren zeugte.
Wir sehn in zufriedner Ruh
Einem Schwarm von Wünschen zu,
Der kein Glück noch baute.

Lasset Schönen und Profan
Unser Werk verschmähen.
Die, die unsern Altar sahn,
Müssen weiter sehen.
Wer nach Rednerweihrauch geizt,
Wen nicht nackte Tugend reizt,
bleibt Profan im Orden!

Unsrer Jahre Morgenroth
Glüh von jenen Freuden,
Denen spät nicht [später: nie] Reue droht,
Die der [später: die] Weisheit kleiden!
Dann umglänzt des Lebens Rest
Hoffnung auf ein ewig Fest
Mit den besten Brüdern.


stark abgewandelt in:
Johann Georg Scheffner: Spaetlinge. Königsberg 1803, 358-360,
unter „Freymäurerlieder“

Weisheit hat ein altes Recht
Thoren zu belachen;
Denn zu groß ist ihr Geschlecht
Zum Verständigmachen:
Ihrer Leidenschaften Trug
Macht nicht Rath nicht Schaden klug,
Weisheit muß sie dulden.

Thorenfreude gleicht dem Traum,
Den der Tag verscheuchte,
Gleicht dem Lufthauch, der aus Schaum
Bunte Bläschen zeugte,
Weise sehn bey Fleiß und Ruh
Leerem Freudgeschwärme zu,
Froh der Daseynswohlthat.

Mag der spöttelnde Profan
Maurerlust yerschmähen,
Freude suchen in dem Wahn
Stolz sich aufzublähen.
Glaubt, nur der, den Wahrheit reizt,
Wenn er nach der Freude geizt,
Erntet ihren Segen.

Nur durch Wohlthun sorgt der Tag
Für die Abendfreuden,
Und der Vorzeit Nachgeschmack
Mehrt der Zukunft Leiden,
Ruh im Herzen schärft den Blick
Für das ächte Freudenglück,
Einst im Arm der Weisheit.

Unsre kurze Lebenszeit
Nutz' drum alle Freuden,
Die das Alter nicht bereut,
Die der Jugend kleiden,
Und des Lebens lezten Hauch
Heil’ge noch ein Zeitgebrauch
Für die ewge Freude.


Das Glück der Frey-Mäurer.
Preist, Freunde, Brüder, Mäurer!
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770


Ohne Titel
Freunde! schmecket mit Entzücken
mit der Kennzeichnung: J *** J*
in der 2. Auflage 1775 weggelassen
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770



Ohne Titel
Hier, in der Freiheit sichrem Schooße
in der 2. Auflage 1775 weggelassen
siehe: Ludwig Friedrich Lenz: 13 freimaurerische Gesänge
IIII. Gesellen-Lied, 1746
Eine abgewandelte Version


Ueber den Ursprung des Ordens
Kommt der Tugend wahre Freunde!
mit der Kennzeichnung: H*** U*
in der 2. Auflage 1775 weggelassen
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770


Ohne Titel
Purpur reizt erhabne Seelen …
siehe: Ludwig Friedrich Lenz: 13 freimaurerische Gesänge, 1746
unter dem Titel: III. Meisterlied


Ohne Titel
Entfernt vom rauschenden Getümmel
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770


Ueber die Größe des Ordens
Der Tugend Kenner, ächte Mäurer
siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770

Ohne Titel


Auch in:
Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen. 1776, No. LXXIII;
ohne Titel (Pr.)
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 24,
mit dem Titel: Ueber die Bestimmung der Freymaurer
Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder, 1790, 76-77 (mit einer zusätzlichen Strophe)
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 43 (mit der zusätzlichen Strophe).

Das Glück, das Ungeweihte kaufen,
Ist nicht das Ziel, nach dem wir laufen:
Wir handeln nicht um [1801: nach] Glück und Wehrt [später: Werth].
Talente, die wir selbst besitzen,
Zu bessern, und der Welt zu nützen,
Ist unsre Kunst und [1775: ist] unser Wehrt [später: Werth].

[1790:
Das Glück, das Tausende erkaufen,
Ist nicht das Ziel, nach dem wir laufen;
Wir handeln nicht um Rang und Werth;
Die Gaben, die wir selbst besitzen,
Verbessernd für die Welt zu nützen,
Das ists was unsre Kunst uns lehrt.]


Wenn unsre Werke nicht mit Kränzen
Wie Weltbezwinger Thaten glänzen:
So schätzt sie doch der Himmel mehr.
Die Rose, die in Schattenhecken
Der Sonne Strahlen nicht entdecken,
Blüht röther, riecht balsamischer.

Zu eines Tempels Dienst berufen;
Wo man auch auf den höchsten Stufen
Den Thoren doch Profan nur nennt,
[1790: Wo keiner sich auf höhern Stufen
Vom Kleinsten seiner Brüder trennt,]
Sey uns [1790: Ist, sich] an Tugenden zu gleichen,
Das ächte, das ehrwürdge Zeichen,
Woran ein Bruder Brüder kennt.


Zusätzliche Strophe 1790 und 1801:

Und wenn auch erst am Tag der Erndte
Man unsre Saaten kennen lernte,
So ist doch nichts umsonst gethan;
Der Himmel sieht das muthge Streben
Mit Beifall, und fürs andre Leben
Schreibt's uns ein guter Engel an.


Johann Georg Scheffner: Spaetlinge. Königsberg 1803, 353-354,
hat unter „Freymäurerliedern“ die 1. und 3. Strophe umgedichtet, die 2. weggelassen und dafür die 4. angefügt.

1.
Das Glück, das tausend theur erkaufen,
Ist nicht das Ziel, nach dem wir laufen,
Im Glanz liegt nicht des Goldes Werth:
Nur Gaben, die wir selbst besitzen,
Zu bessern, um der Welt zu nützen,
Ist das, was unsre Kunst begehrt.

3.
Zu eines Tempels Dienst berufen,
Der selbst nicht auf den höchsten Stufen
Den Lehrling stolz vom Meister trennt,
Ist uns an Tugenden zu gleichen
Das ächte ehrenvolle Zeichen,
Woran ein Bruder Brüder kennt.


Ohne Titel
Auf, auf genießt der Tage
in der 2. Aufl. 1775 weggelassen
siehe: Johann Adolf Scheibe: Freimaurerlob, 1749
Eine völlig veränderte Version, 1772


Bey einer Grundlegung.

Auf, Brüder! auf zum Lobgesang
mit der Kennzeichnung: A *** A B *
siehe: Bei der Grundlegung einer neuen Loge
Version I (1772)

Ohne Titel

Nur im Herzen, wo der Wahrheit
in der 2. Aufl. 1775 weggelassen
siehe: „Nur im Herzen …“

Ohne Titel

Richter frey geschafner Geister siehe: 50 frühe freimaurerische Gebete beim Jahr 1772

</poem>

An einen jungen Bruder

Unsrer Baukunst erste Lehren
in der 2. Aufl. 1775 weggelassen
siehe: Aufnahmelied, 1772


Schlußlied

Zunftgenossen, edle Brüder …
in der 2. Aufl. 1775 an letzter Stelle, 100-102
siehe: Lied der Lehrlinge, 1722
9. deutsche Übersetzung

An das schöne Geschlecht

Ihr, die wir Schwestern nennen
in der 2. Aufl. 1775 weggelassen
siehe: 11 frühe Schwesternlieder
An das schöne Geschlecht

Die 10 angehängten Lieder der 2. Auflage, 1775

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66-71
Ueber den Wehrt der Maurerey.
O heiligs Band der Freundschaft treuer Brüder
siehe: Ludwig Friedrich Lenz: 13 freimaurerische Lieder, 1746
unter dem Titel: I. Lob-Gesang auf die feyerliche Johannis-Loge
am Schluss des Liedes


72-74

Ohne Titel


Heil dir, du Tag, voll Glück und Ruhm,
Die Vorsicht schenkt dich wieder!
Heut bauten unser Heiligthum
Durch Sie vereinte Brüder.
Wie heiter lächelst du uns an,
wir suchen, dich zu ehren!
So mächtig war noch kein Profan,
Um unser Glück zu stöhren.

Komm, sanfter Friede, senke dich
Auf unsre Arbeit nieder!
Nur du verbindest brüderlich
Und baust das Glück der Brüder.
Wo war wol je ein Band so schön,
Als dies, was du gebunden?
Was nur die Welt sich wünscht zu sehn,
Wird hier durch dich empfunden.

Hier steht dein festes Heiligthum,
Der Welt verborgne Tugend!
Hier findt der Große seinen Ruhm,
Der Greis die Lust der Jugend.
Das Heer der Sorgen flieht zurück,
Und kehrt zu uns nicht wieder.
Wir alle finden unser Glück
Im Arm der besten Brèder.

Wie Rosen die im Frühling blühn
Den Opferkelch umwunden,
Gießt heilgen Wein, zum Danke hin
Dem Glück, das uns verbunden.
Und eine unschuldsvolle Lust
Belebe diese Feier:
Und eines jeden Bruders Brust
Erfüll ein heiligs Feuer.

Kehrt nach Jahrhunderten einmahl
Dies Fest der Freuden wieder;
So seyd bey diesem Opfermahl
Noch glücklicher, ihr Brüder!
Dann geht mit Dank ins Heiligthim
Um diesen Tag zu segnen!
Und, Nachwelt, sieh auf uns mit Ruhm
Wie wir die Vorwelt segnen!
R. A.


75-76

Ohne Titel


Welche Zeiten, edle Brüder!
Welche Feste kehren wieder!
Seht zurück, seht vor euch hin!
Frölichkeit im Angesichte
Strahlt mit immer sanftem Lichte
Uns der Einigkeit Gewinn.
Winkt uns nicht des Glückes Waage?
Lächeln uns nicht heitre Tage?
Hofnung macht die Scenen neu.
Stimmt der Zukunft Listgesänge
Singt in langer Reihen Menge
Dieses ist die Maurerey!

Wie, wo erst die Nacht geschwebet
Sich der Morgenstern erhebet,
Und die Sonne prophezeit:
So mag unser Orden glänzen,
So erstrecke ohne Gränzen
Sich sein Schimmer weit und breit.
Eile dann, o volle Sonne,
Zu dem Wachsthum unsrer Wonne,
Bringe uns den Tag herauf!
Tempel steigen aus Ruinen,
Aus den Trümmern heile Bühnen,
Aus der Asche Häuser auf.

Laßt den Grund von unsern Freuden,
Die der Weisheit sich vereiden,
Tugend, Recht und Freundschaft seyn.
Lebt in süssen Harmonien,
Daß die Palmen wieder blühen
Und Gerüche um sich streun.
Daß der Glieder Band und Kette
Mit dem Golde um die Wette
Stark und unzerstöhrlich sey.
Dann erschallen in den Chören
Lieder zu des Ordens Ehren
Und der edlen Maurery.


77-79

Ohne Titel


Auch in:
Sammlung auserlesener Freimaurer-Lieder. 1790, 62-64,
unter dem Titel: Die Stuffen zur Unsterblichkeit
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 284-285

Wir bauen mit am großen Weltgebäude
Den Aedeln [1790, 1801: der Tugend] einen Weg zum Ruhm,
Den Armen [1790, 1801: dem Kummer] einen Sitz der Freude,
Und uns ein stilles Heiligthum.
[1790, 1801: der Redlichkeit ein Heiligthum.]
Treu, Wahrheit und Verschwiegenheit
Sind Stuffen zur Unsterblichkeit.

Erhaben war der alte [1790, 1801:ist der ächte] Maurerorden
Und stets nur Wenigen bekannt.
[1790, 1801: und wen‘ gen (1801: wenig) Edlen nur bekannt;]
Doch! wär er je so groß geworden
[1790, 1801: doch wär' er, was er ist, geworden,]
Ohn ein geheimes Freundschaftsband?
Treu, Wahrheit etc.

Die Zeit zerstört die alten Mausoleen [1790, 1801: Prachtgebäude],
Allein die Maurersäulen [1810: des Maurers Säulen] nicht.
Der Fleiß wird unser Werk erhöhen,
Das Erndte von der Saat verspricht.
[1790, 1801: wir erndten [1801: ärnten) in der Zukunft Freude,
auch wenn die Saat sie nicht verspricht.]
Treu, Wahrheit etc.

Ist nicht die Welt ein Labyrinth zu nennen,
Wo auch die größte Tugend irrt?
Lernt den geheimen Faden kennen,
Der Brüdern nun entdecket wird.

[1790, 1801: wo auch der Weise strauchelnd irrt?
Wohl allen, die den Faden kennen,
der unvermerkt zum Kleinod führt!]
Treu, Wahrheit etc,

Der fromme Wahn macht unsre Kunst zur Sünde,
Wars jemals anders in der Welt?
Laßt blöden Augen ihre Binde --
Und jedem, dem es so gefällt.
[1790, 1801: wenn ihnen nicht das Licht gefällt.]
Treu, Wahrheit etc.

Verschließet nicht den Weg zu euren Herzen,
Verschließet eure Logen nur.
Bei eurer Nebenmenschen Schmerzen
Merkt auf die Stimme der Natur.
Treu, Wahrheit etc

Laßt Brüder! uns nie unsern Werth verfehlen,
Wenn sich der Neid zum Vorwurf regt.
[1790, 1801: Auch dann laßt uns des Zieles nicht verfehlen,
wenn wider uns der Neid sich regt.]
Was kümmert sich um kleine Seelen
ein Herz, das für die Zukunft schlägt.
Treu, Wahrheit etc.

Dort warten noch auf uns die schönsten Scenen
Wo nur die strenge Tugend prangt!
Laßt Brüder uns nach jener Stuffe sehnen,
Wo man das volle Licht erlangt.
Da lohnt das Glück der Ewigkeit
Für Wahrheit, Treu Verschwiegenheit.

[1790, 1801: Es wartet noch auf uns ein schön'res Leben,
wo Tugend nicht mehr irrt und wankt:
die Stufe laßt uns zu ersteigen streben,
wo man das volle Licht erlangt.
Denn da lohnt Glück der Ewigkeit
für Wahrheit, Treu, Verschwiegenheit.]


80-83

Ohne Titel


Auch in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 238-239

Tag, den wir dem Orden weihen,
Sey uns tausendmal gegrüßt!
lHeule müsse sich erfreuen,
Wer des Ordens würdig ist.

Chor.
Spannt sie hoch die frohe Saiten!
Prächtig strahlt das heilge Licht.
Und das, was es mehr verspricht,
Sieht ein kühner Blick von weiten.

Ohne rauhe Hindernisse
Bleibt die gröste That nur klein,
Fasset muthige Entschlüsse
Brüder! um einst groß zu seyn.

Chor.
Weisheit sey auf unsern Wegen,
Tugend sey der Maurer Ruhm.
Kommt, empfangt im Heiligthum
Zu der großen That den Segen.

Heilge Eintracht! seine Plane
Weiht der Maurerorden dir,
Haßt nicht, Brüder! die Profane,
Lehrt sie denken so wie wir.

Chor.
Seyd zuvor erst große Seelen,
Eh ihr wahre Maurer seyd,
Wer sein Herz der Tugend weiht,
Wird des Zweckes nie verfehlen.

Wenn sich feige Herzen kränken,
Stimmt in diesen Ton nicht ein:
An die beßre Zukunft denken,
Heißt der Zukunft würdig seyn.

Chor.
Bauet nicht des Tempels Mauren
Stolz hinauf wie Babylon.
Lernt des Neiders seichten Hohn
Und den Neider selbst bedangen.

Sey beglückt erhabner Orden!
Der nur, welcher dir sich weiht,
Ist ein wahrer Mensch geworden,
Würdig der Unsterblichkeit.

Chor.
Herrlich war der erste Tempel,
Doch des zweyten Herrlichkeit
Uebertraf den ersten weit,
Welch ein göttliches Exempel!

Ja! die Vorsicht wird uns decken
Brüder! geht wie die Natur.
Seht sie kommt zu ihren Zwecken,
Glücklich; doch allmählig nur.

Chor.
Nur durch Weisheit, Schönheit, Stärke
Wird sich unser Bau erhöhn.
Wo wir nichts als Trümmer sehn,
Sieht die Nachwelt Wunderwerke.
E. A. F.


84-85

Ohne Titel


Die Sonne steigt im Ost aus Purpurwellen
Und eilet sanft dem Westen zu.
Das Morgenlicht wird manches Werk erhellen,
Im Abend findt es Glanz und Ruh,

Gegrüsset seyst du Tag der Mäurerfreude,
An den die Vorwelt kaum gedacht!
So grüssen wir im frohen Ordenskleide
Dich als ein Licht nach langer Nacht,

Wo erst die Fluth mir stolzen Wellen brauste,
Küßt jetzt ein nährend Korn das Land;
Wo einst ein Sturm die Wälder niedersauste,
Blüht jetzt der Fluren Lustgewand.

Baut Mäurer! dann den Tempel aus Ruinen,
Und zeigt durch Eintracht euren Muth.
Der Hofnung Stern ist euch schon groß erschienen,
Auf welcher eur Gebäude ruht.

Von Tugenden, von reiner Lust begleitet,
Erhebet sich ein heilig Chor.
Ihr Brüder! wißt, was unser Werk bedeutet,
Es steigt durch eure Kunst, empor.

Kommt Zeten! kommt, laßt unsre Wunsche siegen,
Und segnet unser Heiligthum.
Wenn Steine sich zu Steinen tüchtig fügen
So wird es einst ein Pantheum.

Bekränzet nun die Scheiteln frisch mit Rosen,
Und preiset festlich unsern Tag;
Und jeder Sitz sey heiter wie ein Gosen,
Das noch die Nachwelt schmecken mag!



86-87
Auf das Fest des Heiligen Johannis.
Der Tag, der unsre Lust vermehret
siehe: Johann Adolf Scheibe: Freimaurerlob, 1749
mit dem Titel: Auf die feyerliche Johannisloge


88-92

Ohne Titel


Stark verändert und ohne die 2., 5., 7. und 8. Strophe in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 164-165 (ohne Titel); auch 1810, 164-165.

1.
Laßt, Brüder, wie's die Pflicht vergönnt,
Uns von verborgnen Dingen,
Die nur allein der Maurer kennt,
Vom hoh’n Geheimnis singen.
Doch, es entfernt sich zuvor
Ein jeder kühler Blick,
Ein jedes fremdes lauschend Ohr
Und weiche weit zurück.

[1801: Laßt, Brüder, wie's die Pflicht vergönnt,
uns von verborgnen Dingen,
die nur allein der Maurer kennt,
zu Thaten weckend, singen.
Doch was ein heilges Dunkel deckt,
was Weise nur verstehn,
bleib' fremden Augen tief versteckt,
die bloß aus Neugier sehn.]

2.
Der Eingang in das Heiligthum
Ist nur für uns, Ihr Brüder;
Auf uns läßt sich mit Glanz und Ruhm
Allein das Licht hernieder:
Und was ein heilig Dunkel deckt,
Ganz deutlich zu verstehn,
Bleibt allen Fremden tief versteckt,
Von uns allein gesehn.

3.
Als aus den Finsternissen wir
Dem Licht entgegen rückten,
O! welch ein Anblick, den wir hier
Zum ersten mal erblickten!
Da sehan wir den Tempel stehn,
Das Heiligthum erhöht.
Ein Werk, das nur durch Tugend schön,
Durch Pflicht befestigt steht.

[1801: Als aus dem Reich der Finsterniß
ins Licht wir übergingen,
wie sanft uns alles zu sich riß,
was wir im Licht empfingen.
Da sahen wir den Altar stehn
auf Stufen hoch erhöht,
auf deren jeder glänzend schön
ein Tugendbildniß steht.]

4.
Schön ist die Pflicht: -- wir folgen ihr
Auf so gebahnten Wegen.
Von Stuf, zu Stufe rücken wir
Dem näh’ren Licht entgegen.
Da ist der Leitstern, der und führt
Den rechten, sichren Pfad.
Und wer hat sich wohl je verirrt,
Den er geleitet hat?

[1801: Der Pflichtenlehre folgt man hier
auf festgebahnten Wegen,
von Stuf zu Stufe rücken wir
dem hellern Licht entgegen.
Beim sichern Leitstern, der uns führt,
hat sich vom rechten Pfad
noch nie ein Sterblicher verirrt,
folgt er ihm in der That.]

[1810: Beim sichern Leitstern, den wir sehn,
und auf dem ebnen Pfad,
wird nie der Maurer irre gehen,
folgt er ihm in der That.]

5.
Je tiefer wir ins Innre gehen,
Um desto schönre Pflichten.
Und o! wie selig ists, wie schön,
Sie freudig auszurichten!
Auch mitten in der Dunkelheit
Strahlt noch ihr Glanz hervor,
Und hebt, wo Tod und Grab gebeut
Verschönert sich empor.

6.
Wenn alles sinkt, wenn alles fällt
In Staub und Trümmer nieder,
Hebt sich wie eine neue Welt
Vom Staub der Orden wieder.
Nichts ist so fest, es muß vergehn.
So hoch, es fällt dahin.
Hier sehn wir neu die Palmen stehn
Und schöner wieder blühn.

[1801: Wenn alles sinkt, wenn alles fällt,
der Orden selbst mit fiele:
hebt er sich mit der neuen Welt
treu seinem Stiftungsziele,
wird schön, wie er von Anfang war,
im erstgebornen Licht,
führt ein zur Ruh die heilge Schaar,
und endet nimmer nicht.]
[1810: steht fest und wanket nicht]

7.
So schön, wie er von Anfang war,
So bleibt er bis ans Ende.
Und unsre ihm geweihte Schaar
Beut willig ihm die Hände.
Und eines jeden edlen Brust,
Empfindt sein ganzen Glück:
Der Welt verborgen, uns bewust,
Und segnet sein Geschick.

8.
Die Morgenröthe bricht hervor
Schön im Gefolg der Sterne.
Es öfnet sich das innre Thor
Und zeigt den Glanz von Ferne.
Allein vom erstgebohrnen Licht
Und von der Helden Ruh
Singt auch die kühnste Muse nicht,
Da fällt der Vorhang zu.
A. AB.


93-96

Ohne Titel


Auch in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 10-11.


Auf, Brüder, stimmt zum Lobgesang
Die frohen Sayten wieder!
So als [1801: So wie] noch nie ein Lied erklang,
Ertönen unsre Lieder.
[1801: tön' heut das Lied der Brüder.]
Ihr kühner hoher Siegeston
[1801: Ihr hoher lauter Freudeton]
Heb' sich von Sphär' zu Sphäre!
Er steige zu der Gottheit Thron,
Und thöne Dank und Ehre.

Heut rief sie was zertrümmert war,
Aus Staub und Moder wieder,
Und samlete die edle Schaar
Zerstreuter würd'ger Brüder.
„Werd’, sprach sie, werde Heiligthum
Die Vorsicht ruft dich wieder,
Steh ewig fest, mit Glanz und Ruhm,
Und stürze niemals nieder.

[1810: Sey, sprach sie, neues Heiligthum,
geweiht dem Bruderbunde,
geschmückt mit Ehre, Kraft und Ruhm,
und geh nie mehr zu Grunde.]

Des ersten Tempels Herrlichkeit
War reich an Glanz und Wonne:
Doch dieser übertref ihn weit,
Sey glänzend wie die Sonne,
[1801: so wie den Mond die Sonne,]
Daß nichts an Schönheit, Ruhm und Glück
Ihm je verglichen werde:
Er sey der Schöpfung Meisterstück,
Bewunderung der Erde.
[1801: ein Wunder dieser Erde.]

Ein täuschend Dunkel rings herum,
Von innen Recht und Wahrheit.
[1801: von innen Licht und Klarheit,]
Ein ewig sichres Heiligthum
Und ewig Licht und Klarheit.
[1801: voll Treue, Recht und Wahrheit.]
Und was sich für ein mächtig Heer
Auch möcht' dawider wagen,
Und wenn es noch so furchtbar wär,
Es sey [1801: werd' es] zurückgeschlagen.“

Er ist erfüllt der Gottheit Spruch:
Ihr Werk muß ewig stehen.
[1801: ihr Werk, es ist bestanden;]
Wer [1810: wo] ist, der es zu Boden schlug?
Wie kann es untergehen?
[1801: so viel sich Feinde fanden?]
Wie göttlich glänzend! Wie so [1801: o wie] schön,
Wie reich an Pracht und Ehren!
Die Völker, die’s von Ferne sehn
Bewundern und verehren.
[1801: o, hälfen alle, die es sehn,
der Tugend Reich vermehren!]

Geht, Brüder, ein ins Heiligthum,
Wo edle Thaten glänzen.
Und laßt uns zu der Gottheit Ruhm
Den Tempel schon bekränzen.
Und unter Jubel und Gesang,
Dampf Weihrauch von Altären,
Und jede Hymne thöne Dank,
und muß ihr Lob vermehren.

[1801: Eilt, eilt den Tempelberg hinan,
mehrt seines Umfangs Gränzen;
es laß, so viel ein jeder kann,
sein Licht dem Nächsten glänzen.
Bringt unter Jubel und Gesang
Dampfweihrauch den Altären,
und jedes Lied tön' Gottes Dank,
und helf' sein Lob vermehren.]


Und sieht die Nachwelt diesen Tag
Zu sich zurücke kehren,
So sing‘ sie froh die Hymne nach
In gleich vereinten Chören.
[1801: so stimme jeder Herzensschlag
Ihm Hymnen an zu Ehren.]
Und wie wir ihn bewunderten,
Und froh sein Fest [1801: und festlich ihn] begingen,
So froh muß [1801: so muß ihn] nach Jahrhunderten
Die Nachwelt ihn [1801: auch] besingen.
A.


97-99

Ohne Titel


Von Friedrich Voigts (Leipziger Freimaurer-Zeitung, No. 24, Juni 1851, 190) Hieronymus Johann Bernhard Suse zugeschrieben


Er kommt, umtanzt von Freuden kommt er wieder
Der Tag und sein Gewand ist Licht.
Er war's, sein Glanz beschien die ersten Brüder.
Ihn feiren ist der Maurer Pflicht.
Eilt Brüder in das Heiligthum
Den Vorhof zu Elysium.

Rauh ist die Bahn, die andre wandeln müssen;
Für uns sind Rosen hingestreut.
Wir fliehen Gram und Kummer, weil wir wissen
Daß Tugend froh zu seyn gebeut.
Es ist der Maurer Heiligthum
Der Vorhof zu Elysium.

Laßt Würd' und Rang, die nur so lang verweilen
Als es dem Eigensinn gefällt
Und treulos einst im Tode von uns eilen,
Laßt sie Profanen in der Welt.
Es ist der Maurer Heiligthum
Der Vorhof zu Elysium.

Denn Brüder hier, an dieser heil gen Städte
Hier athmen aller Herzen frey.
Nur Tugend schließt um uns die ew'ge Kette
Gehemnißvoller Maurerei.
Es ist der Maurer Heiligthum
Der Vorhof zu Elysium.

Hüll uns, wenn wir der Tugend Tempel bauen
In Dunkel das dir selber gleicht,
O Nacht! Verbreit um unsre Loge Grauen,
Daß uns der Fürwitz nie erreicht,
Es ist der Maurer Heiligthum
Der Vorhof zu Elysium.



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